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Was Bäumchen nicht ist, wird Baum nimmer mehr

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Academic year: 2022

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304 SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 12/98

Die folgenden Überlegungen und Berechnungen beziehen sich auf eine Mo- dellanlage, deren Vorgaben im Kasten zu- sammengestellt sind.

Baumpreis

und Erstellungskosten Abbildung 1 zeigt die Erstellungsko- sten unserer Modellanlage. Je höher der Baumpreis, desto höher wird der Anteil der Baumkosten an den gesamten Erstel- lungskosten. Bei Fr. 5.– pro Baum ist der Anteil der Baumkosten an den gesam- ten Erstellungskosten 20%, bei Fr. 8.50 sind es bereits 41% und bei Fr. 18.– sogar 61%.

Da bei der Erstellung einer Obstanlage die Kosten von gekauften Bäumen und Materialien direkt den Geldbeutel bela- sten, wird diesen Kosten in der Praxis sehr viel Beachtung geschenkt. Die Frage ist nun, ob Jungbäume mit tieferen Kosten auch qualitativ etwas schlechter sein dürfen? Lohnt es sich, in billigeres Pflanzmaterial zu investieren, wenn die Qualität halt nicht ganz 100% ist? Sind die Einsparungen bei den Erstellungs-

kosten so gross, dass dieses «Weniger an Qualität» in Kauf genommen werden kann?

Qualitätsmerkmale des Jungbaumes Um die obigen Fragen einschätzen zu können, müssen wir zuerst definieren, was Pflanzmaterialqualität heisst.

Wir wollen zwei Ebenen unterschei- den:

1. Äussere Merkmale wie Garnierung und Wüchsigkeit (z. B. Stammum- fang).

2. Innere Merkmale wie Virusfreiheit und Sortenechtheit.

Die äusseren Qualitätsmerkmale eines Jungbaumes beeinflussen vorwiegend die ersten Standjahre, indem sie die Anfangs- erträge und den Aufwand für die Baumer- ziehung beeinflussen. Die inneren Merk-

male kommen vor allem nach den Auf- baujahren zum Tragen. Bäume mit Virus haben tiefere Erträge und die Sortenecht- heit spielt besonders bei Mutanten eine wichtige Rolle. Rückmutationen führen zum Beispiel zu weniger gefärbten Früch- ten. Solche Mängel machen oft eine vor- zeitige Rodung notwendig, um die finan- ziellen Schäden zu begrenzen.

SOLL-Erträge während dem 1. bis 3. Standjahr Hier geht es um die Frage, wieviel kg Äpfel ein Bäumchen in den ersten 3 Standjahren bringen muss, damit die Dif- ferenz des Baumpreises ausgeglichen wird. Als Vergleichsbasis für diese Rech- nung wurde unsere Modellanlage genom- men und zwar bei einem Baumpreis von Fr. 8.50 pro Baum und einem Gesamter- trag von 8 kg pro Baum während den er- sten 3 Jahren. Mit diesen Vorgaben wurde der Saldo nach 3 Jahren berechnet, das heisst vom Gesamtertrag (= Preis3 Ernte- menge + Bundesbeiträge für IP) wurden die Gesamtkosten inklusive Erstellungs- kosten abgezogen. Dieser Saldo beträgt – 47’012 Franken pro Hektare. Der SOLL- Ertrag ist nun derjenige Ertrag, welcher bei einem anderen Baumpreis notwendig ist, um ebenfalls nach 3 Jahren zum glei- chen Saldo wie der Modellanlage zu ge- langen, bei gleichem Arbeitsaufwand, Ernteleistung und Zinssatz. Die Resultate in Tabelle 1 zeigen, dass erst bei sehr tie- fen Baumpreisen die SOLL-Erträge sehr

Was Bäumchen nicht ist, wird Baum nimmer mehr

Patrik Mouron, Eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil

Je billiger ein Jungbaum ist, desto tiefer sind die Erstellungskosten.

Ist deswegen die Obstanlage auch wirtschaftlicher? Nicht unbedingt, denn ideale Garnierung und ideale Wüchsigkeit sowie Virusfreiheit und Sortenechtheit sind die entscheidenden Qualitätsmerkmale eines Jung- baumes. Fehlt eine dieser Eigenschaften, kann dies enorme wirtschaftli- che Nachteile verursachen. Anhand einer Modellrechnung wird deutlich, dass ein tieferer Baumpreis nur dann Vorteile bringt, wenn dieses Pflanz- material in allen Qualitätsmerkmalen einer teureren Variante ebenbürtig ist. Abstriche auf der Seite der Pflanzmaterialqualität können mit tiefe- ren Baumpreisen kaum kompensiert werden. Deshalb ist gutes Pflanz- material der Grundstein für eine erfolgreiche Obstanlage.

Vorgaben für die Berechnungen der

Modellanlage:

1 ha Golden Delicious, 2000 Bäume pro ha, Spindel, Hagelversicherung für Kl. I, ohne Bewässerungsanlage, bei einer Ern- teleistung von 120 kg/h, 120 h für Baum- pflege und 70 h Handausdünnung ab 3. Standjahr, Sortierergebnis von 70/20/10 bei einem Mischpreis von Fr. –.83/kg (1.–/–.50/–.25), Lieferung an Genossen- schaft. Zinssatz für Investition 6%, Löhne pro Akh: Fr. 20.70, für Ernte Fr. 15.–.

Ertrag pro Baum: 1. Standjahr = 0 kg, 2. Standjahr = 3 kg, 3. Standjahr = 5 kg, 4. bis 15. Standjahr = je 15 kg

Aufbauphase: 1. bis 3. Standjahr, Voller- tragsphase: 4. bis 15. Standjahr.

3 5 7 8.4 8.5 10 13 18

0 10’000 20’000 30’000 40’000 50’000 60’000 70’000

Erstellungskosten (Fr.)

...– 5.– 7.– 8.40 8.50 10.– 13.– 18.–

Preis pro Jungbaum (Fr.) Baumkosten

Übrige Kosten

Abb. 1: Erstellungskosten pro Hektare bei verschiedenen Baumpreisen, 2000 Bäu- me pro Hektare. Die «Erstellungskosten ohne Baumkosten» enthalten alle Arbeits-, Material- und Maschinenkosten. Kein Hagelnetz.

Beispiele: 3.– bis 5.– = schlafende Augen, 8.40/8.50 = 1-jährige Veredlung mit Vertrag, 10.– = 1-jährige Veredlung ohne Vertrag, 13.– = Knipp-Baum, 18.– = 2-jährige Veredlung.

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tief sind, das heisst viel Spielraum besteht für Mehraufwand in der Baumerziehung und tiefere Anfangserträge. Andererseits kann auch gefolgert werden, dass falls trotz tiefen Baumpreisen die Erträge gleich hoch sind wie bei teurerem Pflanz- material, beträchtliche finanzielle Vortei- le realisiert werden können. Da diese An- fangserträge vorwiegend von äusseren Qualitätsmerkmalen des Jungbaumes ab- hängen, könnten also billigere Bäume mit guter Qualität mehrere tausend Franken Vorteil bringen in den ersten 3 Jahren (Beispiel: Baumpreis 5.– statt 8.50: Soll- ertragsdifferenz = 4,8 kg/Baum = 9600 kg/ha = Fr. 7968.–/ha).

Die relativ hohen SOLL-Erträge, wel- che bei 13.– und 18.– Franken errechnet wurden, scheinen unter normalen Witte- rungsbedingungen ohne weiteres reali- sierbar, denn es handelt sich hier um Knippbäume, respektive um 2-jährige Veredlungen, die gegenüber den 1-jähri- gen Veredlungen bei der Pflanzung prak- tisch ein Jahr Vorsprung haben. Doch scheinen hier lukrative Vorteile, selbst bei guter Qualität, gegenüber der Modellanla- ge eher weniger wahrscheinlich.

Sollerträge während der Vollertragsphase

Hier geht es um die Frage, wieviele kg ein Baum während der Vollertragsphase

(4. bis 15. Standjahr) durchschnittlich pro Jahr bringen muss, damit die Differenz des Baumpreises ausgeglichen ist. Als Vergleichsbasis wird ein Saldo von Null Franken nach dem 15. Standjahr genom- men. Ein Saldo von Null Franken bedeu- tet, dass die Obstanlage die gesamten In- vestitionen zurückgezahlt hat, bei einem durchschnittlichen Arbeitsverdienst pro Akh von Fr. 20.70 (für Erntearbeiten Fr. 15.–) und einer Verzinsung des inve- stierten Kapitals zu 6%. Für die 1. bis 3. Standjahre wurden für alle Baumpreise die gleichen Erträge angenommen (total 8 kg/Baum).

Wie die Tabelle 2 (Kilopreis Fr. –.83) zeigt, sind die Unterschiede der SOLL- Erträge bei verschiedenen Baumpreisen relativ klein, verglichen mit den Unter- schieden während der Aufbauphase (Tab.

1). Eine Baumpreisdifferenz von 10 Rap- pen hat lediglich einen Unterschied beim SOLL-Ertrag von 40 bis 50 kg pro Hekta- re und Jahr zur Folge.

Eine Preisdifferenz von beispielsweise Fr. 2.50 (z.B. 5.– statt 8.50) verursacht eine SOLL-Ertragsdifferenz von 1452 kg pro ha und Jahr. Hingegen erhöht jedes Standjahr, um das eine Anlage weniger als 15 Jahre steht, den SOLL-Ertrag pro Jahr um ungefähr 2000 kg pro ha. Der Spiel- raum ist also sehr eng während der Voller- tragsphase. Wenn beim Pflanzmaterial

punkto innerer Qualität Zweifel bestehen, birgt dies ein sehr grosses finanzielles Ri- siko, das auch nicht durch tiefere Baum- preise wettgemacht werden kann.

Die Tabelle 2 zeigt auch den enormen Einfluss des Kilopreises. Sinkt der Kilo- preis um 10 Rappen, müssen die SOLL- Erträge bereits um über 4000 kg pro ha und Jahr steigen. Da die Kilopreise stark sortenspezifisch sind, kommt nebst dem Baumpreis vor allem der Sortenwahl enorme Bedeutung zu.

Fazit

Der Baumpreis darf nicht überbewertet werden. Ein tieferer Baumpreis ist nur dann mit Sicherheit interessant, wenn die- ses Pflanzmaterial in allen Qualitätsmerk- malen einer teureren Variante ebenbürtig ist. Höchstens dürfen bei den äusseren Qualitätsmerkmalen kleinere Mängel in Kauf genommen werden. Bei den inne- ren Qualitätsmerkmalen dürfen keinerlei Mängel nur wegen tieferen Baumpreisen in Kauf genommen werden.

Was Bäumchen nicht ist, wird Baum nimmer mehr

Petit arbre deviendra grand –

mais comment?

Rapport entre le prix d’un arbre, la qua- lité du matériel planté et la rentabilité Un jeune arbre de qualité doit présenter les caractéristiques suivantes: garniture et venue idéales, absence de virus et identité variétale. Si une de ces caractéristiques lui fait défaut, les conséquences économi- ques risquent d’être graves. Alors qu’une garniture et une venue idéales influen- ceront avant tout la rentabilité des années de mise en place, l’absence de virus et l’identité variétale sont des conditions dé- terminantes pour un rendement optimal de la plantation fruitière dans sa phase de productivité optimale.

Des calculs types montrent qu’il ne faudrait pas attacher une importance dé- mesurée au prix d’achat de l’arbre. Il res- sort en effet de ces calculs qu’un prix à l’unité inférieur de dix centimes fait dimi- nuer d’environ 50 francs par hectare et par an les coûts de production d’une pom- meraie avec une densité de plantation de 2000 arbres qui resteront sur pied 15 ans.

Inversement, chaque année dont la vie utile de la plantation sera écourtée se chiffrera par des coûts de production de l’ordre de 2000 francs par hectare et par an. La conclusion est évidente: un prix uni- taire moins élevé représentera seulement un gain réel si le matériel en question s’avère d’une qualité équivalente aux vari- antes plus chères.

Basis

Baumpreis Fr. 3.– 5.– 7.– 8.40 8.50 10.– 13.– 18.–

SOLL-Ertrag 1. bis

3. Standjahr kg pro Baum 0,5 3,2 6,0 7,9 8,0 10,0 14,1 21,0 Wieviele kg Äpfel muss ein Jungbaum respektive die Obstanlage in den ersten 3 Standjahren gesamthaft bringen, damit nach dem 3. Standjahr der gleiche Saldo erreicht wird, wie dies mit der Modellanlage (Fr. 8.50 / Baum) der Fall ist. Saldo = Total der Erträge minus Total der Ko- sten. Bei den Erträgen sind die Bundesbeiträge für IP (Fr. 1580.– pro ha und Jahr) und bei den Kosten die Erstellungskosten beinhaltet.

Tab. 1: SOLL-Erträge während der Aufbauphase bei verschiedenen Baumpreisen

Basis

Baumpreis Fr. 3.– 5.– 7.– 8.40 8.50 10.– 13.– 18.–

SOLL-Ertrag Vollertragsphase bei Kilopreis Fr. -.83

kg pro Baum und Jahr 15,3 15,7 16,1 16,4 16,5 16,8 17,4 18,5 kg pro ha und Jahr 30578 31431 32285 32883 32926 33566 34846 36981 bei Kilopreis Fr. -.73

kg pro Baum und Jahr 17,5 17,9 18,3 18,6 18,6 18,9 19,5 20,6 kg pro ha und Jahr 34907 35737 36567 37148 37190 37810 39055 41129 bei Kilopreis Fr. -.93

kg pro Baum und Jahr 13,7 14,0 14,3 14,6 14,6 14,8 15,3 16,1 kg pro ha und Jahr 27359 28010 28661 29116 29149 29636 30611 32236 Wieviele kg Äpfel muss ein Baum respektive die Obstanlage pro Jahr während dem 4.–15. Standjahr bringen, damit nach dem 15. Standjahr der Saldo gleich Null ist. Saldo = To- tal der Erträge minus Total der Kosten. Bei den Erträgen sind die Bundesbeiträge für IP (Fr.

1580.– pro ha und Jahr) und bei den Kosten die Erstellungskosten beinhaltet. Kilopreis = Mischpreis für Gesamtertrag, unsortiert.

Tab. 2: SOLL-Erträge während der Vollertragsphase.

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