Jedes Jahr ein Baum
Oskar-Maria-Graf-Gymnasium Neufahrn
Bereits bei der Anmeldung werden die Eltern zu einem Informationsabend im Juli
eingeladen, also noch vor dem tatsächlichen Eintritt in die Schule. Bei dieser Gelegenheit informiert zunächst die Beratungslehrkraft über spezielle Anforderungen am Gymnasium, Hilfsangebote der Schule und mögliche Unterstützung durch die Eltern. Mögliche
Ansprechpartner wie Lotsin, Unterstufenbetreuer, Schulsozialpädagogin, usw. werden vorgestellt. Im Anschluss besuchen die Eltern 4 unterschiedliche „Workshops“ (Dauer je ca. 15 Minuten), in denen jeweils eine Lehrkraft aus den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und einem Nicht-Kernfach über mögliche fachbezogene Lernstrategien und denkbare häusliche Unterstützung – eventuell auch schon im Vorfeld – spricht. Die Eltern haben dabei in Kleingruppen auch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Ziel des
Informationsabends ist es einerseits, Eltern und Kindern die Angst vor dem Übertritt zu nehmen. Andererseits hat die Erfahrung gezeigt, dass gerade gute Schülerinnen und Schüler nach dem Übertrittszeugnis nur noch selten Leistung erbringen müssen und deshalb anderweitig Förderung erfahren sollten. Während dieser Elterninformation organisieren die Tutoren für die zukünftigen Schülerinnen und Schüler eine
„Schulhausrallye“.
Am ersten Schultag erhalten die neuen Schülerinnen und Schüler ein kleines Geheft, das
„ABC des OMG“, in dem sie alphabetisch geordnete Schlagworte finden, die sie über alle wichtigen Belange des Schullebens informieren. (siehe Material 1).
Jede 5. Klasse wird von einer 10. Klasse in einem Tutorensystem betreut. Dies beginnt mit einer Schulhausrallye zum Kennenlernen des neuen Gebäudes und umfasst Leseabende, gemeinsame Nachmittage, etc. Außerdem stehen die Tutoren in den Pausen bei Problemen als Ansprechpartner zur Verfügung.
In den Intensivierungsstunden der ersten Schulwochen werden die Schülerinnen und Schüler nach einem Konzept, das die Schulpsychologin, StRin Sabine Zimmermann, in Zusammenarbeit mit OStR Ulrich Reister vom Allgäu-Gymnasium Kempten erarbeitet hat, in das Lernen lernen eingeführt. (siehe Material 2)
Die Intensivierungsstunden, die grundsätzlich von zwei Lehrkräften in Kleingruppen gehalten werden, werden möglichst frühzeitig nach Leistungsstärke eingeteilt. Dadurch sollen schwächere Schülerinnen und Schüler so bald wie möglich individuell gefördert werden.
In regelmäßigen Abständen (ca. alle 2 Jahre) haben die Lehrkräfte der Jahrgangsstufe 5 die Gelegenheit, an einer Grundschule zu hospitieren. So findet ein von der Lotsin
organisierter Austausch über die am Gymnasium erwarteten Kompetenzen einerseits und den Unterrichtsstil an den Grundschulen andererseits statt. Die an unserer Schule tätige
Lotsin hängt dazu im Lehrerzimmer eine Liste aus, in die sich die Lehrkräfte eintragen können. Ausfallende Stunden werden vertreten. Diese Kommunikation zwischen den beiden Schularten ist bei den Lehrkräften der 5. Jahrgangsstufe auf reges Interesse gestoßen.
Das am OMG praktizierte Fachraum- und eingeschränktes Doppelstundenkonzept kommt dem Bedürfnis der jüngeren Schülerinnen und Schüler nach Bewegung entgegen.
Es bietet ihnen in den Doppelstunden mehr zusammenhängende Zeit mit einem Lehrer.
So müssen sie sich nicht mehr auf eine Vielzahl von Lehrkräften an einem Tag einstellen, müssen sich auf weniger Fächer an einem Schultag vorbereiten und weniger
Unterrichtsmaterial mitbringen. Zudem wird der Unterrichtstag entschleunigt, da mehr Zeit bleibt, konzentriert zu arbeiten und sich über längere Zeit einem Thema zu widmen.
Im Oktober fahren die Klassen für 3 Tage auf sogenannte „Kennenlerntage“ in eine Jugendherberge, wo spielerisch Sozialkompetenzen gefördert und die Gemeinschaft gestärkt wird.
In der Woche vor den Allerheiligenferien findet das Fünftklassfest als Willkommensfest und Aufnahme in die Schulfamilie statt. Jede Jahrgangsstufe 5 pflanzt einen Obstbaum auf einer Wiese, die zum Schulgelände gehört und sich im Laufe der Jahre zu einer Streuobstwiese entwickelt hat, und alle Schülerinnen und Schüler erhalten ein OMG- Lebkuchenherz. Außerdem überreichen die Klassensprecher den von allen Schülerinnen und Schülern unterschriebenen Wertekanon der Schule (siehe Material 3 und 4) und zeigen so, dass sie hinter den am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium vertretenen Werten stehen.
Ein Arbeitskreis „Gelenkklasse“ bestehend aus Lotsin, Beratungslehrer,
Schulpsychologin, Unterstufenbetreuer, weiteren interessierten Lehrkräften und einem Mitglied der Schulleitung sammelt regelmäßig Ideen und führt
Aktionen/Unterrichtsversuche durch. In diesem Rahmen wurde eine Checkliste für alle Lehrkräfte der Jahrgangsstufe 5 (siehe Material 5) erarbeitet, in der kurz wichtige Punkte zusammengefasst sind, die das Unterrichten in einer fünften Klasse betreffen. Sie enthält zum Beispiel Hinweise auf das geringere Arbeitstempo und die teilweise noch fehlende Selbstständigkeit beim eigenverantwortlichen Lernen sowie ein verbindliches Konzept für die ersten Leistungserhebungen, deren Form für Schülerinnen und Schüler sowie ihren Eltern oft neu und ungewohnt ist.
fachliche und pädagogische Auswirkungen:
Lehrkräfte, die noch nie oder seit langem nicht mehr in der Jahrgangsstufe 5 unterrichtet haben, fanden die Checkliste hilfreich.
Im ersten Versuchsjahr stellte sich heraus, dass ein zu sanfter Einstieg und eine zu lange Periode ohne Leistungserhebungen am Schuljahresanfang kontraproduktiv sind, weil viele Schülerinnen und Schüler leistungsbereit sind und ihr Können zeigen möchten.
Die Checkliste wurde daraufhin noch einmal überarbeitet.
Die Eltern fühlen sich ernst genommen und können ihre Kinder besser unterstützen.
Gerade die „Kennenlerntage“ und das Willkommensfest finden großen Anklang bei den Kindern und tragen dazu bei, dass sie sich in die Schulgemeinschaft aufgenommen fühlen.
Das Fehlen eines eigenen Klassenzimmers war kein Problem, da die Schülerinnen und Schüler den Fachraum ihres Klassenleiters als „Homeroom“ akzeptierten.
Insgesamt stellen wir fest, dass viele Eltern und Schülerinnen und Schüler sich am OMG aufgenommen fühlen, was zum Beispiel an der regen Beteiligung am Willkommensfest und den Wahlunterrichten an unserer Schule deutlich wird, und dass die Schülerinnen und Schüler schnell mit den neuen Gegebenheiten – räumlich wie im Unterricht – zurechtkommen. Unsicherheiten zum Beispiel bei Leistungserhebungen sind im Vergleich zu früheren Jahren durch die Phase des Kennenlernens der neuen Aufgabenformen weniger geworden.