DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Medulloblastom AUSSPRACHE
Nieren- und Leberparameter und Elektrolyte in kürzeren Abständen überwachungsbedürftig. Da die Strahlentherapie Hypophyse und Schilddrüse mitbetrifft, ist eine re- gelmäßige endokrinologische Kontrolle erforderlich, bei der Schilddrüse auch die Überwa- chung bezüglich Zweitmaligno- men.
6.3. Liquorkontrollen: Bei Rezi- divverdacht kann die Liquorzyto- logie sowie die Liquoruntersu- chung auf Polyamine (Putrescin, Spermidin) hilfreich sein.
6.4. Neuroradiologische Untersu- chungen: CT-Kontrollen mit Kon- trastmittelapplikation in den er- sten beiden Jahren mindestens halbjährlich, bis zum Ablauf des 5.
postoperativen Jahres minde- stens einmal jährlich, bis zum Ab- lauf des 12. Jahres alle zwei Jahre.
6.5 Sonstige Untersuchungen (EEG, Röntgen Skelett, NMR, falls verfügbar): bei Rezidiv- bzw. Me- tastasenverdacht. Röntgen Wir- belsäule alle 3 bis 5 Jahre (Wachs- tumsrückstand besonders bei jün- geren Kindern im Gefolge der Strahlentherapie möglich).
Mitglieder des Studienausschus- ses: M. K. Neidhardt, Augsburg; C.
C. Bailey, Leeds; M. Bamberg, Es- sen; G. Gonzales, Amsterdam; P.
Kleihues, Zürich; J. Michaelis, Mainz; E. M. Röttinger, Ulm; E.
Entzian, Bonn.
Literatur
Choux, M.; Lena, G.: Le medulloblastome. Me- dulloblastoma. Neurochirurgie 28 (1982) Suppl. 1 — Neidhardt, M.: Kooperative, multi- zentrische Therapiestudie beim Medullobla- stom im Kindes- und Jugendalter (MED 84).
Studienprotokoll (1984) (erhältlich beim Ver- fasser)
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Malte Karl Neidhardt 1. Kinderklinik des
Krankenhauszweckverbands Postfach 10 19 20, 8900 Augsburg
Stellungnahme
Die von Teschke in seiner Arbeit
„Vergiftungen durch organische Lösungsmittel" unter dem Ab- schnitt „Schwefelkohlenstoff" be- schriebenen Schädigungen der Gefäße einschließlich der Koro- nargefäße sind nicht Zeichen der akuten Intoxikation mit Schwefel- kohlenstoff. Vielmehr können sie als Folgen der langjährigen Bela- stung am Arbeitsplatz mit hohen
Schwefelkohlenstoff-(CS 2-)Kon- zentrationen auftreten.
So beschreiben zum Beispiel Hernberg und Mitarbeiter ein er- höhtes Erkrankungsrisiko an ko- ronarer Herzkrankheit bei höher mit Schwefelkohlenstoff-Konzen- trationen belasteten Beschäftig- ten in Viskose-Fabriken.
Vertin und Becker dagegen haben diese Veränderungen bei Mitar- beitern, die langfristig Schwefel- kohlenstoff-Konzentrationen aus- gesetzt waren, nicht finden kön- nen. Eigene langjährige Erfahrun- gen mit CS 2-exponierten Mitarbei- tern einer Viskose-Fabrik lassen ebenfalls keine erhöhte Erkran- kungsrate dieser Mitarbeiter an koronarer Herzkrankheit finden.
Unter heutigen Fertigungsmetho- den in Viskose-Fabriken mit Ein- haltung des MAK-Wertes (Maxi- male Arbeitsplatz-Konzentration) sind auch die übrigen organi- schen Schädigungen durch Schwefelkohlenstoff nicht mehr zu beobachten, die als Folge chronischer Vergiftung beschrie- ben worden sind.
Die akute Schwefelkohlenstoff- Vergiftung äußert sich in den an-
sonsten von Teschke in Punkt 6.3 zutreffend beschriebenen Krank- heitserscheinungen.
Dr. med. W.-P.-Madaus Arzt für Arbeitsmedizin Boos-Fremery-Straße 142 5138 Heinsberg 2
Schlußwort
Die von Herrn Kollegen Madaus vertretene Auffassung, daß Gefäß- schäden nach einer akuten
Schwefelkohlenstoff-Vergiftung nicht auftreten, kann nicht unwi- dersprochen bleiben. Wie in mei- ner Arbeit beschrieben und durch entsprechende Literatur belegt, kommen Gefäßschäden mit Blu- tungen nach einer akuten Schwe- felkohlenstoff-Vergiftung durch- aus vor und sind in verschiedenen Publikationen dokumentiert.
Es ist wichtig, diese akuten Gefäß- schäden von arteriosklerotischen Gefäßveränderungen zu unter- scheiden, die als Folge einer chronischen Schwefelkohlen- stoff-Vergiftung von einigen be- schrieben und von anderen be- stritten werden. Auf diese arbeits- medizinisch relevante Proble- matik konnte in meiner Arbeit nicht eingegangen werden, da sie sich nur mit den akuten, nicht aber mit den chronischen Lö- sungsmittel-Vergiftungen befaßt.
Weiterführende Literatur beim Verfasser.
Professor Dr. med. Rolf Teschke Medizinische Klinik D
der Universität Düsseldorf Moorenstraße 5
4000 Düsseldorf 1
Vergiftungen
durch organische Lösungsmittel
Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Rolf Teschke in Heft 30/1985, Seiten 2191 bis 2196
3274 (68) Heft 44 vom 30. Oktober 1985 82. Jahrgang Ausgabe A