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Archiv "Ouvertüre oder Abgesang?" (07.02.2003)

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A302 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 67. Februar 2003 P O L I T I K

KOMMENTAR

eim Umgang mit Positivliste, Nega- tivliste, monistischer Kranken- hausfinanzierung, Aut-idem-Rege- lung und mit anderen Instrumenten hat sich die Gesundheitspolitik der letzten Jahre in vielen Bereichen so unstet und ungeschickt gezeigt, dass man sich fra- gen musste, ob diese wirklich ein Inter- esse an zukunftsweisenden Verände- rungen hatte oder ob es vielmehr nur darum ging, die Verantwortung für Ver- sorgungsprobleme und Finanzierungs- lücken abzuwälzen. Auffällig war je- denfalls, dass keiner der Bereiche mit den stärksten Kostensteigerungen (sta- tionärer Sektor, Medikamentenkosten, Verwaltungskosten der Krankenkas- sen) ernsthaft angegangen wurde, son- dern stets die Schuldzuweisungen an den einzigen Bereich adressiert wurden,

der seit Jahrzehnten effektiv und ko- stenstabil arbeitet: die niedergelassenen Ärzte und die Kassenärztlichen Vereini- gungen.

Dies war eigentlich auch nicht über- raschend, wenn man der federführen- den SPD unterstellte, dass sie sich vor der Wahl weder mit Gewerkschaften, Industrielobby noch mit den durch manche persönliche Bande verknüpf- ten Krankenkassen anlegen wollte.

Jetzt erklingen nach der Bundestags- wahl ganz neue Töne aus Berlin:

> Für patentfreie Arzneimittel for- dert das Bundesgesundheitsministeri- um die Schaffung von Festbeträgen, so- bald Generika auf den Markt kommen.

Diese Regelung ist eindeutig auf die derzeit noch arg überteuerten Statine bezogen. Im laufenden Jahr sollen nach Auslaufen des Patents Simvastatin-Ge- nerika auf den Markt kommen. Folgt man den Empfehlungen des von der Europäischen Kardiologengesellschaft beschlossenen Herzschutzprogramms, würden die benötigten Statine nach jet- zigem Marktpreis mit 19 Milliarden Eu- ro jährlich fast so viel kosten wie das ge- samte bisherige Medikamentenbudget.

(Mit der Behandlung aller Patienten mit Cholesterinwerten über 200 mg%

soll eine Verringerung der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 40 Prozent erreicht werden.)

> Professor Dr. med. Dr. sc. Karl W.

Lauterbach, Gesundheitsökonom und Epidemiologe der Universität zu Köln, fordert den bundesweiten Abbau von 41 Prozent der Krankenhausbetten. Im Hintergrund könnte die Sorge stehen, dass die derzeitige kostenintensive Um- stellung auf Diagnosis Related Groups doch nicht die erwünschten Einsparef- fekte bringen könnte. In Österreich zeigte sich jedenfalls nach DRG-Ein- führung vor fünf Jahren zwar eine Ver- kürzung der durchschnittlichen Liege- dauer um etwa 15 Prozent, doch wurde das durch Mehraktivität der Kranken- hausambulanzen und eine um den glei- chen Betrag gestiegene Fallzahl kom- pensiert. Jetzt muss eigentlich nur noch die dritte „heilige Kuh“ geschlachtet werden: das Dogma der Dominanz des

Kassenwettbewerbs. Gründe dafür gäbe es:> Die Öffnung der Krankenkassen

führte fast zum Ruin einiger Primärkas- sen.> Ein überwiegend krankheitsge-

wichteter Risikostrukturausgleich wird auch in den nächsten Jahren noch nicht umgesetzt werden können.

> Ein Festhalten an kassengesteuer- ten Disease-Management-Programmen (DMP) würde die Fehlkonstruktion dieses Systems offenbaren. Kein Nie- dergelassener wäre in der Lage, 40 ver- schiedene DMP-Schulungen, -Program- me und -Fragebögen zu handhaben – und nebenbei auch noch die bisherige Gesundheitsversorgung zu gewährlei- sten.

> Ein Kassen-Einkaufsmodell wäre nur eine weitere Steigerung dieser Fehlentwicklung. (Wer sich einmal bemüht hat, sich durch den Paragra- phendschungel einer Hausratversiche- rung zu kämpfen, kann sich von den dann drohenden Verhältnissen ein Bild machen. Allerdings wird eine Hausratversicherung in der Regel ein- mal in fünf Jahren beansprucht, eine Krankenversicherung dagegen oft wöchentlich.)

Warten wir es ab, ob aus den Tönen eine Melodie wird, ob Dirigent und Or- chester zusammenfinden. Uwe Popert

Ouvertüre oder Abgesang?

B

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