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Archiv "Ausstellung: Später Ausdruck von Pietät" (03.09.2012)

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dung. Das Ausrollen des roten Tep- pichs sowie die ständige Sorge um die Schaffung einer Wohlfühlatmo- sphäre im Studium wie in der klini- schen Ausbildung ist jedenfalls ein erstaunliches deutsches Phänomen.

Während ich mir Sorgen mache, ob durch Anwendung des Arbeitszeit- gesetzes eine kontinuierliche Aus- bildung möglich ist, werden wir durch die Autoren zum zeitnahen Loben aufgefordert. Merkwürdiger- weise findet in den USA, England

oder Spanien eine solche Diskussi- on überhaupt nicht statt, hier wird darüber diskutiert, ob die „Resi - dency“ heute noch den Ansprüchen der Ausbildung überhaupt genügt oder nicht. Wie schon gesagt, man kann nur hoffen, dass die Piloten- ausbildung sich nicht an den glei- chen Zielen orientiert . . . Es könnte dann sehr gefährlich werden.

Prof. Dr. med. Thomas-Alexander Vögeli, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, Medizinisches Zentrum StädteRegion Aachen GmbH, 52146 Würselen

A U SSTELLUNG

Eine Ausstellung er- innert in Nürnberg an das Schicksal jü- discher Ärztinnen und Ärzte in Bayern nach 1933 (DÄ 22–

23/2012: „Bitte um Verzeihung an NS-Opfer“ von Thomas Gerst).

Später Ausdruck von Pietät

Das Zitat aus Schillers Wallenstein- Trilogie am Anfang der „Piccolomi- ni“: „Spät kommt Ihr – doch Ihr kommt. Der weite Weg entschuldigt Euer Säumen“ ruft gerade im Zu- sammenhang mit der kürzlichen Nachricht vom Tod der hochbetag- ten Kollegin Margarete Mitscher- lich eine mögliche Deutungsvarian- te des weiten Weges wach: Was man von den Tätern der meist töd- lich verlaufenden Menschenversu- che, der sogenannten Euthanasie- maßnahmen, der Zwangssterilisa- tionen hätte erwarten können, diese Hypothek kann offenbar nur die übernächste Generation mit der Fä- higkeit zur Trauer abtragen und dies gegenüber der Gesellschaft zum Ausdruck bringen.

Zur Ergänzung des langen Weges:

Bereits im September 1935 wurden wie üblich in Nürnberg anlässlich des NSDAP-Parteitages die soge- nannten Nürnberger Gesetze verab- schiedet, die die verkommene, pseu- dowissenschaftliche NS-Anthropolo- gie mit ihrem „Nachweis“ von der wertvollen Rasse („Arierblut – höchstes Gut“) und den minderwerti-

gen Rassen in Gesetzesform gossen und damit den Weg für Schwerstkri- minalität von Mitgliedern des Be- rufsstandes der Heilkundigen frei- machten, was 1946/47 in Nürnberg in einem Gerichtsverfahren der Alli- ierten geahndet wurde und jetzt aus Anlass des 115. Deutschen Ärzteta- ges den Anlass für eine „ohne Dis- kussion“ verabschiedete „Bitte um Verzeihung an die NS-Opfer“ gab.

Schon als unsere Deutsche Gesell- schaft für Psychosomatische Gynä- kologie und Geburtshilfe in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts bei einer ihrer Jahrestagungen eine vergleichbare Bitte um Verzeihung an die zwangssterilisierten Opfer der zwölf dunkelsten Jahre deut- scher Geschichte richtete, war die Besorgnis berechtigt, ob diese Ges- te den meisten Opfern noch eine ge- wisse seelische Erleichterung und sogar Entlastung bringen könnte.

Die Zeitspanne von Nürnberg 1935–1946/47 bis 2012 verstärkt diese Besorgnis umso mehr, als es für die Opfer der sogenannten Eu- thanasie (fast ausschließlich Kinder und Jugendliche) weder Überleben- de noch Nachkommen gibt und es für die zwangssterilisierten Opfer

„naturgemäß“ keine Nachkommen geben kann. Verbleiben somit als Adressaten nur vereinzelte Überle- bende der Menschenversuche bezie- hungsweise deren Nachkommen.

Ansonsten ist diese 2012 geäußerte Bitte weitestgehend als ein später Ausdruck von Pietät zu verstehen . . . Fazit: Pietät ist gut, zeitnahe Trauer (= Pietät + Empathie) wäre besser gewesen.

Dr. med. Hans-Joachim Ecker, 79183 Waldkirch

U SS U

E i a d u n 2 Verzeihungan NS-O

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 35–36

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3. September 2012 A 1767

B R I E F E

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