darauf, dass auch die Bestrahlung der Lymphabflusswege einen Beitrag zur Eradikation mikroskopischer Tumor- reste und damit zur endgültigen Hei- lung leistet. Die zuständigen Fachdis- ziplinen der Gynäkologie, der interni- stischen Onkologie und der Radioon- kologie sollten die Ergebnisse dieser Studien unter den Bedingungen einer optimierten chirurgischen und medi- kamentösen Primärtherapie und einer in den letzten Jahren deutlich verbes-
serten strahlentherapeutischen Tech- nik in prospektiven Untersuchungen überprüfen.
Herrn Prof. Dr. med. Hermann Frommhold, Direktor der Abteilung Strahlentherapie der Radiologischen Universitätsklinik Freiburg, zum 60. Geburtstag gewidmet.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-38–44 [Heft 1–2]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Sonder- druck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser Priv.-Doz. Dr. med.
Marie-Luise Sautter-Bihl Städtisches Klinikum Karlsruhe Klinik für Strahlentherapie Moltkestraße 90
76133 Karlsruhe
A-44
M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT/DISKUSSION
Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 1–2, 10. Januar 2000 Der Autor erwähnt, dass bei eini-
gen Patienten eine ungenügende Anti- körperantwort beobachtet wurde, wel- che für Rezidive verantwortlich ge- macht wird. Nach meinen Erfahrungen mit der Haptentherapie glaube ich, dass diese mangelhafte Antikörperbil- dung unter anderem auch auf dem Feh- len von spezifischen Haptenen beruhen kann. Nach Klein (2) verfügen Hapte- ne, die isoliert keine antigenen Eigen- schaften besitzen, über zwei Bindungs- valenzen, von denen im konjugierten Antigen die eine mit dem Carrier (dem Träger der antigenen Eigenschaften) verbunden ist. Im Körper kann die an- dere Valenz ausschließlich an die Re- zeptoren der B-Zellen (= BCR) angela- gert werden, während der Carrieranteil von den Rezeptoren der T-Zellen (=
TCR) gebunden wird. Nur wenn ein konjugiertes Antigen gleichzeitig mit seinem Carrieranteil an einen TCR und seinem Haptenanteil an einen BCR an- gebunden ist, kann die B-Zelle die spe- zifischen Antikörper bilden und abge- ben. Daraus folgt, dass, wenn die Hap- tene fehlen, zwar auch die freien Carri- er von den TCR gebunden werden, was in der Regel Entzündungsreaktionen induziert, die Bindung an BCR aber so nicht möglich ist, weshalb die Bildung und Ausschüttung von Antikörpern nicht stattfinden kann. In diesem Fall bleibt die zweite Hälfte der Immunant- wort aus. Wenn dann die Carrier-TCR-
Komplexe nicht von Enzymen aufge- löst werden können, bleibt die Entzün- dung in dieser ersten Phase stehen und wird primär chronisch. Als Haptene können zum Beispiel Lipide, Lipopro- teide, Nukleinsäuren oder Polysaccha- ride fungieren. Bei den Haptenen der pathogenen Keime handelt es sich um Polysaccharide, die für die jeweiligen Erreger oder Erregergruppen weitge- hend spezifisch sind. Nachdem ich min- destens 3 000 Ampullen von Hapten- präparaten eingesetzt und hundertfach prompte Wirkungen einer solchen Be- handlung beobachtet habe, dürfte ein Haptenmangel keine Seltenheit sein.
Die Vermutung liegt nahe, dass die po- lysaccharidartigen Haptene im Körper, ähnlich wie Stärke im Verdauungstrakt, zerstört werden können. Eine eventu- elle Substitution von IgG-Antikörpern gegen persistierende Antigene ohne die Zugabe der entsprechenden Hapte- ne hätte dann auch keine Wirkungs- möglichkeit. Aufgrund dieser Gege- benheiten scheint die zunächst rein em- pirische Haptentherapie auf einer evi- denten Basis zu stehen. Ich glaube, dass die Haptentherapie eine Lücke der the- rapeutischen Möglichkeiten zu schlie- ßen vermag. Durch meine Veröffentli- chung (1) konnte ich erreichen, dass jetzt Haptene aus 13 verschiedenen Er-
regern in Europa verfügbar sind. Tropf- lösungen sind in Deutschland im Han- del, Ampullenpräparate müssen aus der Schweiz oder aus den Niederlanden bezogen werden.
Literatur
1. Cornelius P: Nosoden und Begleittherapie.
München, Bad Kissingen, Berlin, Düsseldorf, Heidelberg: Pflaum Verlag 1999; 3. Auflage:
23–31.
2. Klein J: Immunologie. Weinheim, New York, Basel, Cambridge: VCH 1991; 182 ff und 371.
3. Kunze Dr. R, Hartmann J: Das immunmo- dulatorische Profil von Sanukehl Pseu (= Hapten aus Pseudomonas aeruginosa).
Hoya: Semmelweis-Verlag 1996; Sanum Post Nr. 37: 11 f.
Peter Cornelius
Arzt für Allgemeinmedizin Wiesenstraße 4 · 82269 Geltendorf
Die von Herrn Kollegen Cornelius berichteten Erfolge der Haptenthera- pie und die dazugehörigen theoreti- schen Überlegungen sind interessant, und ich nehme die Anregung gerne zur Kenntnis. Speziell bei Antibiotika-as- soziierter Kolitis gibt es dazu meines Wissens aber keine Daten, sodass ich sie in meinem Kurzbericht nicht er- wähnt habe und auch jetzt nicht dazu Stellung nehmen kann.
Prof. Dr. med. Klaus Loeschke Medizinische Klinik
Klinikum Innenstadt der
Ludwigs-Maximilians-Universität Ziemssenstraße 1 · 80336 München
Antibiotika-assoziierte Kolitis
Entwicklung in den 90er Jahren
Zu dem Beitrag von
Prof. Dr. med. Klaus Loeschke in Heft 39/1999