Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 34–3525. August 2008 A1793
P E R S O N A L I E N
Sie hat ein Fach studiert, in dem Frauen eine Minderheit sind: Phy- sik. In ihrem 35-köpfigen Team ist es umgekehrt. So war es nicht ge- plant, es hat sich so ergeben. Wie die Position von Sonja Froschauer (31):
Sie leitet die Stabsstelle Strategie und Versorgung für Fachärzte und Psychotherapeuten bei der Kassen- ärztlichen Vereinigung (KV) Bay- erns. Von dort aus wird derzeit die Kampage „Gesundheitsfonds – So nicht!“ gesteuert.
Nicht, dass Froschauer nicht ziel- strebig wäre. Mit 25 Jahren beende- te sie ihr Studium mit dem Neben- fach Medizin und stieg bei der KV ein. Die Einführung des bayeri- schen Mammografie-Screenings war ihr erstes eigenständiges Projekt.
„Ich fand das Gesundheitswesen immer spannend“, erzählt Frosch- auer. Als sie bei der KV anfing, sagte sie sich: „Ich probier’ es mal.“
Das ist ihr Motto für neue Herausforderungen geblieben. Und die gibt es reichlich. Die Körper- schaft erschütterten hef- tige Auseinandersetzun- gen zwischen Haus- und Fachärzten. Neue Ange- bote, die die Stabsstelle Strategie mit dem Vor-
stand entwickelt hat, so das Call- center Gedikom oder die Dienstleis- tungsgesellschaft Gediselect, wer- den kritisch beäugt.
Froschauer kann damit offenbar gut umgehen. Fragen nach ihren Ar- gumenten beantwortet sie zügig und pointiert: „Wir brauchen interessan- te Versorgungsprojekte. Sie sichern das Honorar.“ Was ihr in der Ge- sundheitspolitik fehlt? Eine über- zeugende strategische Ausrichtung, sagt sie. „Ich vermisse eine deutli- che Vision.“ Sabine Rieser
„Meistens kann der Spitzensportler mehr wegstecken als der Durch- schnittsmensch“, sagt Dr. med. Mar- tin Engelhardt (48). Und er weiß, wovon er spricht: Der Chefarzt für Orthopädie, Unfall- und Handchir- urgie am Klinikum Os- nabrück ist schon zum dritten Mal bei Olympi- schen Spielen im Ein- satz. Nach seiner Teil- nahme als Präsident der Deutschen Triathlon-Uni- on in Sydney im Jahr 2000 und als ärztlicher Betreu- er 2004 in Athen kümmert er sich jetzt in Peking mit weiteren 27 Medizinern und 44 Phy- siotherapeuten um die Gesundheit der deutschen Olympiateilnehmer.
Wie er sind die meisten der dort ein- gesetzten Kollegen ehemalige Leis- tungssportler und ehrenamtlich dabei.
Im deutschen Haus des olympi- schen Dorfes betreut das Medi- Team über einen Zeitraum von fünf
Wochen 440 Athleten sowie 250 Trainer und Betreuer rund um die Uhr. Jeweils zwei Ärzte und zwei Physiotherapeuten arbeiten tagsüber von acht bis 23 Uhr in der medizi- nischen Zentrale durchgehend im Zweischichtbetrieb. Nachts gibt es Rufbereitschaft. Olympische Erfah- rung ist dabei ganz wichtig. In Athen seien in der medizinischen Zentrale 190 Konsultationen durch- geführt worden, berichtet Engel- hardt. „Das medizinische Personal muss die Sportler schnell und mit höchstem Einsatz behandeln, die Si- tuation schnell einschätzen und ge- naue Perspektiven geben.“
Mit größeren Gesundheitspro- blemen rechnen die medizinisch- therapeutischen Betreuer allerdings nicht, „da die Athleten meist in ge- sundem und gut trainiertem Zustand zu den Spielen fahren. Was für einen normal trainierten Menschen viel- leicht schon eine Überlastung dar- stellt, gefährdet den Hochleistungs- sportler meist nicht.“ Ulla Bettge
NAMEN UND NACHRICHTEN
Die Deutsche Gesellschaft für Visze- ralchirurgieist zum 1. Juli in Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeral- chirurgie (www.dgav.de) umbenannt worden.
Prof. Dr. med. Lutz Vollrath (72), früherer Leiter des Anatomischen Instituts der Uni- versität Mainz, ist mit der Ehrendoktorwür- de der Medizinischen Fakultät der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg aus-
gezeichnet worden. EB
AUFGABEN UND ÄMTER
Christine Clauß(58), CDU-Politikerin und Abgeordnete im sächsischen Land- tag, wird neue sächsische Sozialministe- rin. Sie tritt die Nachfolge ihrer Partei- freundin Helma Orosz(55) an, die als Oberbürgermeisterin ins Dresdener Rat- haus wechselt.
Prof. Dr. med. Jörg Barkhausen (41), zuvor Oberarzt am Institut für diagnosti- sche und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklini- kums Essen, ist neuer Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Universität zu Lübeck. Er tritt die Nachfol- ge von Prof. Dr. med. Thomas Helm- berger an.
Reinhold Schulte (60), Vorstandsvor- sitzender der Signal-Krankenversiche- rung a.G., Dortmund, ist in seinem Amt als Vorsitzender des Verbands der privaten Krankenversicherung e.V. be- stätigt worden.
Dr. med. Holger Baum (54), Neumüns- ter, ist neuer Vorsitzender des Berufs- verbands Deutscher Neurochirurgen e.V.
Er tritt die Nachfolge von Dr. med. Gerd Sandvoss (65), Meppen, an. Zum zwei- ten Vorsitzenden wurde Prof. Dr. med.
Hansdetlef Wassmann (63), Münster, gewählt.
Ludwig Siep(65), Philosoph, ist als Vorsitzender der Zentralen Ethikkom- mission für Stammzellforschung wieder- gewählt worden. Der Münsteraner Hochschullehrer steht dem Gremium mit Experten aus Ethik, Theologie, Biologie und Medizin bereits seit dessen Grün-
dung im Jahr 2002 vor. EB
SONJA FROSCHAUER
„Ich probier’ es mal“
MARTIN ENGELHARDT
Einsatz in Peking
Martin Engelhardt
Foto:WillemKonrad (spomedis)
Sonja Froschauer
Foto:privat