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Archiv "Internatsberatung: „Ich rate auch schon mal ab“" (24.06.2005)

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A1836 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005 DÄ: Sie treffen sich mit den

Eltern und dem Kind zusam- men. Nach welchen Kriterien gehen Sie vor, um das Kind und das passende Internat zu- sammenzubringen?

Giersiepen:Es wäre einfach, wenn es nur darum ginge, für das Kind das passende Inter- nat zu suchen. Häufig stellen die Eltern immer auch latent die Frage: Passt mein Kind

überhaupt ins Internat? Oft wird diese Frage vorher nicht gründlich geklärt.

DÄ:Können Sie ein Beispiel nennen?

Giersiepen:Nehmen wir das Beispiel Scheidung. Manche Eltern sehen es als Akt der Fürsorge an, das Kind in einer solchen schwierigen Situation in ein Internat zu schicken. Im besten Fall ist das Kind froh, aus dem ganzen Zirkus her- auszukönnen. Es gibt aber V A R I A

Internatsberatung

„Ich rate auch schon mal ab“

Der evangelische Pfarrer und Familientherapeut Peter Giersiepen will vornehmlich nicht das passende Internat suchen, sondern versteht sich als Coach für diese wichtige Entscheidung.

I N T E R V I E W

Grundlage der über das ganze Jahr erbrachten Lei- stungen. Noch ein weiterer Punkt macht das Studien- pädagogische Konzept ihrer Ansicht nach wettbewerbs- fähig: die regelmäßigen mündlichen Prüfungen.

1999 entschied sich das Ehepaar für den Aufbau der Privatschule Zeuthen-Eich- walde/Internationale Studi- enschule (ISS). Hier können Schüler in zwei bis vier Seme- stern ihr Abitur oder bereits ein „Studienabitur“ , einen Nachweis über die Befähi- gung zum Studium, erlangen.

Wie am Gymnasium soll der Lernprozess durch das Studi- enpädagogische Prinzip ge- strafft werden. Zugleich wird Schülern, die die „Befähigung zur gymnasialen Oberstufe“

an einer anderen Schule nicht erlangt haben, ermöglicht, dennoch ihr Abitur zu ma- chen. „Es hat sich gezeigt, dass man auch aus ,Problem- kindern‘ noch eine Menge rauskitzeln kann“, berichtet Kristof von Platen. Heute

werden rund 370 Schüler an den Privatschulen unterrich- tet, davon etwa 300 am Gym- nasium Villa Elisabeth. Im Oktober letzten Jahres erwei- terten von Platens ihr Ange- bot um eine Internationale Fachhochschule, die IFH Villa Elisabeth. Hier können Stu- dierende nach sechs Seme- stern einen Bachelor-Ab- schluss mit Schwerpunkt Poli- tikwissenschaften oder Wirt- schaftswissenschaften erlan- gen; unterrichtet wird nach dem Studienpädagogischen Prinzip. Die Nähe zu Berlin soll durch regelmäßige Besu- che und durch Gastlektoren genutzt werden. Hierüber sol- len die Studierenden erste Kontakte knüpfen und sich um Praktikumsstellen bemü- hen – alles zugunsten ihres

„Marktwerts“. Martina Merten Kontakt:

Privatschule Zeuthen-Eichwalde, Höhe- re Studienschule, Uhlandallee 28–30, 15732 Eichwalde bei Berlin,Telefon: 0 30/

6 75 52 62, E-Mail: mail@privatschule- eichwalde.de, Internet: www.privatschule- eichwalde.de

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005 AA1837

auch Kinder, die erleben das als ein Abschieben. Das kann sehr grausam sein. Dann gibt es die noch häufigere Situati- on, dass Eltern ihr Kind in ein Internat schicken wollen, weil es zum Renommee der Familie gehört, beispielsweise auf ein teures Schloss-Internat zu ge- hen. Für die Eltern ist das ei- ne Projektion. Das Kind wird in etwas reingeschoben, was

„nur zu seinem Besten“ ist – in ein goldenes Schloss. Wenn das Kind nicht in ein Internat will, wird ihm damit Gewalt angetan. Solche Kinder wer- den dann disziplinarisch auf-

fällig und machen so lange Rabatz, bis sie rausfliegen.

DÄ: Woher erhalten Sie die Informationen über die Inter- nate? Reisen Sie die Schulen der Reihe nach ab?

Giersiepen:Ich habe ein an- deres Verfahren, denn ich will bei Besuchen nicht irgendwas vorgespielt bekommen. Ich sammle die Rückmeldungen der Eltern, das ist viel interes- santer. Das ist zwar ein sehr subjektives Verfahren, aber der Umgang mit Internaten ist eine höchst subjektive, in- dividuelle Angelegenheit. Ich

sammle die Rückmeldungen der Eltern, zu denen ich auch Kontakt halte.

DÄ:Welche Kriterien spielen bei der Auswahl eine Rolle?

Giersiepen: Ich gebe den Eltern einen Überblick über die Internatstypen, die es in Deutschland gibt: katholische und evangelische Internate, es gibt die Landerziehungs- heime, die klassischen Sport- internate, Internate von Pri- vatfamilien mit Tradition, dann die Fürstenschulen und die waldorfpädagogischen Häuser. Dann stellt sich die

Frage, was es kosten darf, wie weit das Internat von zu Hau- se weg sein darf. So wählen wir zusammen aus und zum Schluss kommen fünf oder sechs Internate infrage.

DÄ: Diese sollte die Familie dann aufsuchen?

Giersiepen: Ja, zwei bis drei Internate sollte man sich an- schauen, früh genug, ohne Zeitdruck. Zusätzlich gebe ich ein paar Kriterien als Insi- der zu den Internatsbesuchen – ich habe selbst acht Jahre ein Internat geleitet –, worauf die Eltern achten sollten, un-

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A1838 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 25⏐⏐24. Juni 2005 abhängig von den Hochglanz-

broschüren.

DÄ: Inwieweit nützen Ihnen Ihre Erfahrungen als evange- lischer Pfarrer, Familienthera- peut und Lehrer?

Giersiepen: Die Mischung macht es für mich interessant, aus den drei Bereichen schöpfen zu können. Die fa- milientherapeutische Ausbil- dung ist ein wichtiges Instru- ment, ein Werkzeug zur Beur- teilung der Familiendynamik.

Ich berate auch gerne über den Internatsentscheid hin- aus, weil ich wissen will, was aus den Menschen wird, ob es ihnen gut geht – das ist die seelsorgerische Seite.

DÄ:Ein Beispiel dafür, wann die Familiendynamik eine Rolle spielt?

Giersiepen:Wenn ich merke, dass bei den Gesprächen nur die Eltern antworten, dann sage ich deutlich: „Moment, jetzt wollen wir einmal hören, was der Sohn oder die Toch- ter dazu meint.“ Man spürt dann den Druck, den manche Eltern haben, dass ich auch einen guten Eindruck bekom- me. Oder es kommt vor, dass das Kind mir oder der Familie signalisiert, gar nicht auf ein Internat zu wollen. Vielleicht ist das Treffen die einzige Si- tuation, in der das Kind auch mal „nein“ sagen kann. Ich rate dann auch schon einmal ab, ich bin nicht von einer Provision abhängig.

DÄ: Sind die Eltern dann nicht überrascht?

Giersiepen: Es gibt Eltern, die überrascht sind. Manch- mal kommen in solchen Si- tuationen auch die Konflikte richtig hoch. Aber ich kann es mir leisten, den Eltern auch zu widersprechen. Wenn das so ein bisschen hakelt zwi- schen Eltern und Kind, was auch sein darf, dann kann ich auch sagen: „Wollen wir ein- mal hören, was die Tante denkt, oder die Freundin

oder vielleicht der neue Part- ner?“ Die haben auch die Chance als Außenstehende etwas beizutragen, und doch nicht so ganz außenstehend wie ich. Das sind die Metho- den der Familientherapie.

DÄ-Fragen: Petra Bühring Kontakt:

Peter Giersiepen, Unabhängige Inter- natsberatung, Im Baumgarten 11, 78343 Hemmenhofen/Bodensee, Tele- fon: 0 77 35/93 81 20, Fax: 0 77 35/

44 02 50, E-Mail: kontakt@unabhaengi ge-internatsberatung.de, Internet: www.

unabhaengige-internatsberatung.de V A R I A

Peter Giersiepen: „Ich will wissen, was aus den Menschen wird.“

Euro-Internatsberatung,Grillpar- zerstraße 46, 81675 München,Telefon:

0 89/45 55 55-0, Fax: 0 89/45 55 55- 44, E-Mail: info@internatsberatung.com, Internet: www.gledon.de

Dr. Hartmut Ferenschild,LEH-In- ternatsberatung, Boskoop 8, 88699 Frickingen, Telefon: 0 75 53/9 19-3 33, Fax: 0 75 53/9 19-3 80, E-Mail: info@

internate.de, Internet: www.internate .de

SIB Schul- und Internats-Bera- tung,

Dachauer Straße 37, 80335 München,

Telefon: 0 89/54 55 81 14, Fax: 0 89/

55 74 43, E-Mail: info@schule-internate .de, Internet: www.schule-internate.de Töchter und Söhne,Dr. Detlef Ku- lessa GmbH, Abeggstraße 1, 65193 Wiesbaden, Telefon: 06 11/1 80 58 80, Fax: 06 11/1 80 58 88, E-Mail: info@

internate.org, Internet: www.internate .org, http://toechterundsoehne.de VDP-Service-GmbH,Heusteigstraße 21, 70182 Stuttgart, Telefon: 07 11/

2 48 47-0 08, Fax: 07 11/2 48 65 18, E- Mail: info@internate-vdp.de, Internet:

www.internate-vdp.de

Weitere Internatsberatungen (Auswahl):

Foto:Petra Bühring

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