• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "STERBEN: Abwehrmechanismus der Angst" (13.03.1980)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "STERBEN: Abwehrmechanismus der Angst" (13.03.1980)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

BRIEFE AN DIE REDAKTION

briefte Recht des Behinderten und Patienten, daß seine Intimdaten nicht staatlichen Stellen gemeldet werden dürfen.

Das Beispiel „Contergan" hat zu- dem gelehrt: Auch eine noch so lük- kenlose Registrierung der Behinder- ten stellt keineswegs sicher, daß ent- sprechende Institutionen den Behin- derten auch unbürokratisch und wirksam (auch finanziell) helfen.

Wenn es dazu an notwendigem poli- tischem Willen mangelt, nützt auch eine jedwede Behindertenregistrie- rung meist wenig.

Dr. rer. pol. Harald Clade Redaktion

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41 (Lindenthal)

FRAUENSACHE

Der Verfasser des folgenden Briefes wendet sich an Frau Christine Langner, die sich (mittels eines Leserbriefes im Heft 44/1979) an dem „Leserbrief-Seuf- zer" von Frau Edde Hellmann (Heft 29/

1979: „Der Ofen und die Frau gehören ins Haus") gestört hatte. (Frau Hellmann wiederum fühlt sich durch Frau Langner gestört und hat das der Redaktion ge- bührend kundgetan) :

Allgemeines Lebensproblem

. . . Warum sollte die Schriftleitung nicht einmal eine Betrachtung zu ei- nem allgemeinen Lebensproblem der Ehefrau bringen, für die es kei- nen „Ruhestand" und kein a. D.

gibt, wenn auch diese Betrachtung in netter Form die Auswirkung des allgemeinen Problems löst, wie es einen einzelnen, in diesem Fall Frau Edde Hellmann, trifft. Ich hoffe zu- versichtlich, daß die so unbegründe- te Schamröte inzwischen von Ihren Wangen verschwunden ist und viel- leicht doch noch einem Lächeln weicht, wenn Sie den so hart kriti- sierten Seufzer noch einmal über- fliegen ...

Professor Dr. med. G. Rose Vor den Büschen 46 3063 Obernkirchen

STERBEN

Zu dem Leserbrief von Dr. med. Karl Franz Veit in Heft 38/1979, Seite 2433 f.:

Abwehrmechanismus der Angst

... Was hier geschieht, ist ein Ab- wehrmechanismus der Angst, das Ungeschehenmachen, der Verleug- nung und der Verdrängung. Es sind die Mechanismen, mit denen schon in der Kindheit Entängstigung ge- schieht und die, wenn sie konse- quent durchgeführt werden, häufig eine Entwicklung zur Neurose und zum psychischen Leiden bewirken.

Aus der Psychotherapie wissen wir, daß die Erfahrung von Angst keines- wegs unvereinbar ist mit Lebens- freude. Angst läßt sich nicht aus dem Psychischen vertreiben, sie läßt sich nur aus dem Bewußten in die nicht mehr beeinflußbaren Bereiche unseres Unbewußten abschieben.

Den von dort neu auftauchenden, jetzt unverständlichen Ängsten sind wir wehrlos ausgeliefert. Angst und Lebensfreude sind keine konträren Pole unseres Daseins. Die psychi- sche Bewältigung der Angst macht fähig, das Leben trotz und mit der Angst freudig zu durchleben.

Die Todesangst ist sicher am schwersten und häufig auch gar nicht zu ertragen. Beinhaltet Ster- benmüssen doch mit der endgülti- gen und realen Vernichtung unseres Selbst die Vernichtung aller Wün- sche und Hoffnungen, die an das Leben gerichtet wurden.

Die Angst vor dem Tod ist nicht nur die Angst vor dem Vorgang des Ster- bens, sondern auch das Entsetzen über die Wahrnehmung, daß das Le- ben zu Ende geht und damit alles Erhoffte und Erstrebte und Unerfüll- te unabänderlich und endgültig ver- loren ist. Am schwersten stirbt, wer lebenshungrig ist, wer das Gefühl hat, sein Leben nicht gelebt und ausgeschöpft zu haben. In der Bibel findet sich das Ideal: „Und sie star- ben des Lebens satt". Konfrontation mit dem Tode heißt Konfrontation mit dem gelebten und ungelebten Leben. Sie gibt aber auch die Chan-

ce von der unbewußten Illusion der zeitlich unbegrenzten Möglichkeiten abzurücken und in dem Bewußtsein der eigenen Endlichkeit aktiv und vital den Rest des Lebens zu gestal- ten. Dies gilt nicht nur für den ab- sehbaren Tod des krebskranken Pa- tienten.

Die amerikanische Internistin Dr. E.

Kübler-Ross hat sich engagiert und einfühlsam mit Sterbenden und ih- ren Ängsten beschäftigt. Sie hat nicht „mit ihnen die Gedanken und Gefühle analysiert", sondern hat mitgefühlt und mitgelitten und dem Patienten ermöglicht, das eigene Sterben, soweit überhaupt möglich, zu akzeptieren. Mit diesem langwie- rigen und schmerzhaffen Akzeptie- ren des eigenen Endes wird nicht nur das Sterben erträglicher, son- dern es entsteht eine Art der Lebens- freude und Vitalität, es entsteht die Fähigkeit, den Rest des Lebens be- wußt und intensiv zu erleben, ohne Angst und Leiden weiter verdrängen zu müssen. Um dieses Erlebnis kann die strikte Verleugnung der infau- sten Prognose den Kranken betrü- gen. Sicher jedoch ist dieser Weg nicht für jeden Patienten gangbar.

Die Entscheidung, ob der Patient die Wahrheit wird ertragen können, liegt bei uns Ärzten, und wir müssen die- se Verantwortung mit ihren Ängsten auf uns nehmen. „Heitere Anekdo- ten", die sich der Arzt ausdenken soll, zeigen sicher den guten Willen des Arztes, können ihn aber auch dem Patienten entfremden und die- sen weiter ängstigen, da er dann sei- nen zum Teil auch unbewußten Äng- sten einsam gegenübersteht. Angst vor dem Tod ist auch Angst vor der Einsamkeit. Das Gefühl, auch in sei- nen Ängsten akzeptiert und verstan- den zu werden, macht diese erträgli- cher. Die gemeinsam leugnende Front der Ärzte, Verwandten und Freunde läßt den Kranken alleine in seiner inneren Angst und läßt die zwischenmenschlichen Bande früh- zeitig brüchig werden, ehe sie durch den Tod endgültig zerrissen werden.

Dr. med. Jürgen Luber Sperberstraße 9 4300 Essen 1

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 13. März 1980 703

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

An- wendungsgebiete: Bakterielle Infektionen, verursacht durch Ofloxacin-empfindliche Erreger: Infektionen der Atem- wege, verursacht durch Haemophilus influenzae oder andere

Im Gespräch mit damals beteiligten Juristen, mit An- wälten und Angeklagten, Vertretern der Geschädigten, mit den Staatsanwälten, ei- nem Richter, dem Firmenan- walt und einem

Damit können Kinder im Einschulungs- alter zwar akute Gefahren erkennen, allerdings bedeutet dies nicht, dass sie sich auch davor schützen?. In den meisten Fällen erkennen sie

Gläubiger Schuldner Bürgen mit Angabe wessen Erklärung beurkundet

Eine der schönsten Aussichten bietet der Hohentwiel. Doch jetzt ist es fast spannender in der Stadt unten zu sein, wo gerade die Frühlingssaison eröffnet wird.. Am morgigen

Als die Streife ihn nach verbotenen Gegenständen durchsuchen wollte, kam der Mann den KVD-Aufforderung nicht nach, weshalb ihm aus Gründen der Eigensicherung Handschellen

Ein Bürger hatte den KVD darüber informiert, dass sich die Messer am Zaun der Goetheschule befanden und Teile einer illegalen Müllablagerung waren. Im Zuge der Gefahrenabwehr

Die KVD- Streife sprach vor dem Anwesen einen 13-Jährigen an, der zunächst angab, von dem Vorfall nichts zu wissen, ehe er nach mehrmaligem Fragen den Einsatzkräften eine