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Archiv "Medizinische Versorgung in Afghanistan: Das Prinzip Hoffnung" (08.02.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 68. Februar 2008 A267

T H E M E N D E R Z E I T

D

r. med. Ataullah Zulfacar hat eine Mission. Der Internist und Notfallmediziner spricht mit Engagement und Leidenschaft über das Projekt seiner Organisation:

Hilfe für Afghanistan. Der „Dach- verband des Afghanischen Medizi- nischen Fachpersonals und deren Kollegen im deutschsprachigen Raum“ (DAMF), dem acht Mit- gliedsvereine angehören, hat es sich zum Ziel gesetzt, in erster Linie die Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen an den afghanischen Krankenhäusern zu fördern und die Kliniken mit medizinischen Gerä- ten auszustatten. „Wir müssen uns für unsere Landsleute einsetzen“, begründet Zulfacar das Engagement der Exilafghanen. Er selbst lebt bereits seit mehr als 40 Jahren in Deutschland.

Teurer Transport

Erst im November letzten Jahres war er in seiner ehemaligen Heimat, um sicherzustellen, dass ein Contai- ner mit Hilfsgütern für die Univer- sitätsklinik in Kabul an seinem Be- stimmungsort ankommt. „Es ist die erste Uniklinik im Land, die wieder renoviert ist“, betont Zulfacar. „Das ist wichtig für die Ausbildung der Ärzte.“ Neben allgemeinem Stati- onsbedarf befanden sich Betten, Nachttische, Visitenwagen, Roll- stühle und elf Beatmungsgeräte im Gepäck des Arztes. „Es ist wahnsin- nig teuer, die Geräte nach Afghanis- tan zu transportieren“, klagt Zulfa- car. Diesmal hatte die Organisation Glück. Ein Antrag bei der Deut- schen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) wurde po- sitiv beschieden. Die GTZ übernahm 75 Prozent der Transportkosten.

Die medizinische Versorgung im Land hat sich Zulfacar zufolge im Lauf der letzten fünf Jahre deutlich verbessert. Das gelte für Hygiene-

standards ebenso wie für die Aus- stattung. Neu entstanden seien ins- besondere private medizinische Einrichtungen, die im Allgemeinen deutlich besser ausgestattet seien als die staatlichen Krankenhäuser. Das Problem: Nur die wenigsten Afgha- nen können sich dort eine Behand- lung leisten.

Patienten müssen zahlen

An den staatlichen Krankenhäusern ist die medizinische Versorgung für die Bevölkerung kostenfrei. Das sieht die afghanische Verfassung vor. „Mit der Realität hat das aber

nichts zu tun“, sagt Zulfacar. „Die Patienten müssen für alles bezah- len.“ Sie müssten ihre Medikamente selber besorgen, die Angehörigen seien für Pflege und Verpflegung zuständig. Häufig müssten die Pati- enten bereits tief in die Tasche grei- fen, um überhaupt stationär aufge- nommen zu werden. Der pensio- nierte Krankenhausarzt hat Ver- ständnis für seine afghanischen Kollegen: „Bestechungsgelder wer- den als Teil des Einkommens be- trachtet, weil man sonst nicht über- leben kann.“ Mit einem monatli- chen Gehalt von rund 60 US-Dollar

sei der Dienst in den staatlichen Kli- niken für die Ärzte denkbar unat- traktiv. Die meisten betreiben des- halb nebenbei private Praxen. Dort zahlen die Patienten bar, denn eine Krankenversicherung gibt es nicht.

„Die Krankenhäuser leiden unter diesem System“, sagt Zulfacar. „Die meisten Ärzte haben kein Interesse daran, sich dort übermäßig einzuset- zen.“ Vor diesem Hintergrund nützt es wenig, dass die Kliniken mit ärzt- lichem Personal gut ausgestattet sind. Es fehlt jedoch an Kranken- schwestern, -pflegern und Medizin- technikern. Und diejenigen, die in den Kliniken arbeiten, sind sehr un- terschiedlich qualifiziert.

Der Know-how-Transfer, wie Zulfacar es formuliert, ist deshalb der zweite Schwerpunkt der Arbeit von DAMF. Unterstützt unter ande- rem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst hat der Detmolder Verein in Afghanistan bereits Fort- bildungskurse in Kardiologie, So- nografie, in der Wundversorgung und der Arzneimittelüberwachung veranstaltet. Auch Hospitationen in Deutschland hat man zwölf afghani- schen Ärzten ermöglicht. „Es ist allerdings mühsam, Visa für die Einreise zu bekommen“, kritisiert Zulfacar. Enorm schwierig sei es außerdem, in dem islamisch gepräg- ten Land Fortbildungen für Frauen zu organisieren.

Prekäre Sicherheitslage

Doch die Hilfe wird auch erschwert durch die prekäre Sicherheitslage in Afghanistan. „Wegen drohender Entführungen ist es für Ausländer besonders risikoreich, sich dort auf- zuhalten“, so der Exilafghane. Das hat dazu geführt, dass sich einige Hilfsorganisationen aus dem Land zurückgezogen haben. Zulfacar selbst hat aus Sicherheitsgründen auf eine Reise nach Kandahar ver- zichtet. „Im Land herrscht allgemei- ne Unsicherheit und Unruhe“, sagt der ehemalige DAMF-Vorsitzende.

„Die Bevölkerung ist von der Re- gierung enttäuscht. Der Missmut war allgegenwärtig und bedeutend größer als in den Jahren zuvor.“

Kontakt: E-Mail: zulfacar@web.de;

Internet: www.afghanmed.de. I Heike Korzilius

MEDIZINISCHE VERSORGUNG IN AFGHANISTAN

Das Prinzip Hoffnung

Mit Fortbildungskursen und der Lieferung von medizinischen Geräten versuchen in Deutschland lebende afghanische Ärzte, beim Wiederaufbau des Landes zu helfen.

Foto:Ataullah Zulfacar

Ausstattung für die Krankenhäu- ser:DAMF ver- schiffte im vergan- genen November einen Container mit Betten, Nacht- tischen, Rollstühlen und elf Beatmungs- geräten nach Kabul.

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