Hypertonie - Diuretikum oder Betablocker?
Über Jahre wurden die Diuretika we- gen ihrer Effektivität und therapeuti- schen Sicherheit als erstes Mittel bei der Hypertoniebehandlung einge- setzt.
ln letzter Zeit werden sie in zuneh- mendem Maße durch ß-Biocker er- setzt. Dies vor allem deshalb, weil die Diuretika nach längerer Anwen- dung metabolische Nebenwirkun- gen, speziell Hypokaliämie, Hyper- urikämie und Hyperglykämie verur- sachen sollen.
Zum anderen wurde darauf hinge- wiesen, daß die ß-Biocker mög- licherweise über einen noch unbe- kannten kardioprotektiven Mecha- nismus Herzinfarkte, vor allem den plötzlichen Herztod, verhindern.
Besonderes Interesse verdient in diesem Zusammenhang eine schwe- dische Studie an 106 Hypertonikern, die zur Hälfte mit einem Diuretikum (2,5 mg Bendroflumethiazid
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0,57 g Kaliumchlorid, 1 mal täglich; in der Bundesrepublik Deutschland als Si- nesalin® im Handel, allerdings mit doppelter Wirkstoffmenge [5 mg]und ohne Kaliumzusatz) und zur an- deren Hälfte mit einem ß-Biocker (Propranolol, 2mal 80 mg täglich; in der Bundesrepublik Deutschland als Dociton®) über 6 Jahre behandelt wurden.
ln beiden Gruppen fand eine ver- gleichbare Drucksenkung statt; in der ß-Biocker-Gruppe fand sich er- wartungsgemäß ein signifikanter PulsabfalL
Die Ergebnisse überraschten, die er- warteten Nebenwirkungen blieben aus.
Je ein Patient in beiden Gruppen entwickelte einen Diabetes. Bei den restlichen Patienten blieb der Nüch- ternblutzucker konstant.
Der Einstundanwert des oralen Glu- kosetoleranztestes nahm in beiden Gruppen gleichmäßig signifikant ab.
Die Harnsäure stieg in beiden Grup- pen einheitlich signifikant an; eine Gicht manifestierte sich jedoch in keinem Fall.
Das Serumcholesterin fiel in beiden Gruppen signifikant ab (wahrschein- lich aufgrund diätetischer Empfeh- lungen), und die Triglyzeridwerte blieben gleich.
Der Serumkaliumwert blieb in der Diuretika-Gruppe zunächst bis zum ersten Jahr konstant, fiel dann im sechsten Jahr im Mittel signifikant ab, dies weil 5 Patienten Werte unter 3,6 mmol/1 entwickelten.
ln der ß-Biocker-Gruppe blieb der Serumkaliumwert konstant.
Der totale Körperkaliumgehalt blieb jedoch in beiden Gruppen über die 6 Jahre konstant.
Die Autoren schlußfolgern aus der Studie, daß die Nebenwirkungen der Diuretika- auch in der Langzeitan- wendung - weit überschätzt werden und empfehlen deshalb, sie als er- stes Mittel bei der Hypertoniebe- handlung einzusetzen, zumal sie weitaus preisgünstiger als ß-Biocker sind. Auf der anderen Seite existie- ren bisher noch keine Ergebnisse (eine entsprechende Studie läuft zur Zeit), die eine primäre Herzinfarkt- prävention durch ß-Biocker belegen. Dies ist bisher nur für Reinfarkte (siehe Timoloi-Studie) belegt; hier sollte die Therapie mit ß-Biockern beginnen.
Bei Übertragung der Ergebnisse auf die Bundesrepublik Deutschland muß allerdings beachtet werden, daß Bendroflumethiazid mit Kalium- zusatz hier nicht erhältlich ist, so daß Kalium separat verordnet wer- den müßte.
Die Pharmaindustrie sollte prüfen, ob es nicht sinnvoll wäre, auch in der Bundesrepublik Kombinations- präparate mit Kalium auf den Markt
zu bringen. Cme
Berglund, G.; Andersson, 0.: Beta-blockers or diuretics in hypertension? A six year follow-up of blood pressure and metabolic side effects, Lancet 1(1981)744-747
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Sonographie vergrößerter Nebenschilddrüsen
Die präoperative Lokalisationsdia- gnostik vergrößerter Nebenschild- drüsen beim Hyperparathyreoidis- mus gilt als problematisch.
~ Die Szintigraphie mit Selen-75- Methionin,
~ die Thermographie,
~ aber auch die Computertomo- graphie
haben die Erwartungen bisher nicht erfüllt.
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Die echographischen Charakteristi- ka bestehen in einer Armut an Bin- nenechos, glatten Randkonturen und typischer Lage an den media- nen Rückflächen der Schilddrüsen- pole.
Erschwert wird die Diagnostik be- sonders bei Struma nodosa und bei Zustand nach Strumektomie.
Die Treffsicherheit der Methode be- trägt etwa 90 Prozent; sie ist damit nur mit den Ergebnissen invasiver Verfahren wie Arteriographie in Kombination mit selektiver Venen- blutentnahme zu vergleichen. Unbedingte apparative Vorausset- zung für eine erfolgreiche Diagno- stik ist der Einsatz moderner Garn- poundgeräte mit Digitalkonverter und fokussiertem hochauflösendem
Schallkopf. Pin
Weiter, G.; Schmidt, K. R.; Weiter, H. F.; Pfei- fer, K. J.; Spelsberg, F.: Sonographische Dia- gnostik vergrößerter Nebenschilddrüsen beim Hyperparathyreoidismus, Fortschr. Rönt- genstr. 134 (1981) 254-259