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Archiv "Lehrsammlung am Institut für Anatomie: „Denken ist interessanter als Wissen, aber nicht als Hinschauen“" (21.09.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 38⏐⏐21. September 2007 A2601

K U LT U R

S

ammlungen sind ein fester Bestandteil an Instituten für Anatomie. Leider sind sie häufig not- dürftig betreut und der Öffentlich- keit nicht zugänglich, weil geschul- tes Personal, ein geeigneter Ausstel- lungsraum und Geld für eine di- daktisch ansprechende Präsentation fehlen. In diese Lücke stößt Gunther von Hagens mit seinen weltweit äußerst erfolgreich laufenden Aus- stellungen „Körperwelten“.

Seit 2006 sind eigenwillig prä- parierte menschliche Körper in der Plastinationsfabrik in Guben an der Neiße als Dauerausstellung zu be- sichtigen. Die enthäuteten Körper mit Gesichtern, in denen Glasau- gen Leben vortäuschen, lösen Fas- zination oder Abscheu beim Be- trachter aus. Die Lehrsammlung am Institut für Anatomie der Univer- sität Leipzig wurde im April 2000 mit Exponaten wiedereröffnet, die nach Bombardierung des Instituts am 4. Dezember 1943 aus den Trümmern gerettet und proviso- risch in Kellerräumen zwischenge- lagert waren.

Verzicht auf spektakuläre Präsentationen

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gibt ein Namensschild den Urheber eines Exponats an, danach fehlt es ebenso wie Hinweise über die Her- kunft der Objekte. Die Sammlung bringt die Schönheit der menschli- chen Anatomie dem Betrachter neu- tral und sachorientiert nahe. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, verzichtet die Lehrsammlung auf eine spektakuläre Präsentation und konzentriert sich auf präparatorische Techniken und die dadurch erweiter- ten Einsichten, wie die in den eröff- neten Uterus mit einem Fetus der 16.

Schwangerschaftswoche. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im Pa- riser Atelier Tramond kunstvoll ge- staltete Fragmente des Gesichts- schädels, auf die mit hoher Könner- schaft Äste des Nervus trigeminus und des Nervus facialis modelliert wurden. In den 50er-Jahren ent- wickelte man Kunststoffe, die auch in der Präparationstechnik zum Aus- gießen von Hohlräumen, wie Blut- gefäßen, benutzt wurden. Nach Po- lymerisation des Kunststoffs und Mazeration des Weichgewebes durch Laugen entstehen Korrosionspräpa- rate, die die Form des Organs voll- kommen wiedergeben. Als Gastge- schenk kam 1957 das von der Uni- versität Peking gefertigte, 60 Zenti- meter hohe Modell des beim Men- schen circa vier Zentimeter langen

LEHRSAMMLUNG AM INSTITUT FÜR ANATOMIE

„Denken ist interessanter als Wissen, aber nicht als Hinschauen“

Die Sammlung an der Universität Leipzig möchte dem Betrachter die Schönheit der menschlichen Anatomie neutral und sachorientiert nahe bringen.

Hirnstamm- Modell,Geschenk der Universität Peking 1957, rechts oben das Original

Hirnstamms nach Leipzig. Es ver- anschaulicht in handwerklicher Fer- tigkeit das auch heute noch aktuelle Wissen über die Ursprungs- und Endkerne der Hirnnerven und deren Austritte aus dem Hirnstamm. Die mit chinesischer Schrift gekenn- zeichneten Strukturen, nicht entzif- ferbar für den europäischen Be- trachter, runden das Werk zu einem Kunstobjekt ab.

Die Leipziger Lehrsammlung ist für Studierende während des Se- mesters geöffnet. Dies geschieht in Erinnerung an Wilhelm His, Direk- tor an der Leipziger Anatomie von 1872 bis 1904, der parallel zu sei- ner Vorlesung die topografische Anatomie demonstrierte. Dafür ge- staltete His zusammen mit dem Leip- ziger Gipsmodelleur Franz Steger Gipsabgüsse von mit Chromsäure fixierten Körpern in unterschiedli- chen Stadien der Präparation. Füh- rungen durch die Lehrsammlung werden von Schülern medizinischer Berufsfachschulen, die keinen Zu- gang zu Originalpräparaten haben, nach Absprache gern genutzt. Nicht zuletzt versteht sich die Lehrsamm- lung als Ort künstlerischer Ausein- andersetzung mit dem menschli- chen Körper für Professoren und Schüler der Hochschule für Gra- fik und Buchkunst Leipzig. Sie haben mit der Installation aus Büt- tenpapier den Leitspruch der Leip- ziger Lehrsammlung „Denken ist interessanter als Wissen, aber nicht als Hinschauen“ (Johann Wolfgang von Goethe) ansprechend umge-

setzt. I

Christine Feja, Dr. med. Sabine Löffler Prof. Dr. med. Katharina Spanel-Borowski Universität Leipzig, Institut für Anatomie Liebigstraße 13, 04103 Leipzig E-Mail: Spanelb@medizin.uni-leipzig.de

Foto:Lehrsammlung für Anatomie Leipzig

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