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Archiv "Anatomie: Glückwunsch" (06.10.2000)

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A

A2612 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 40½½6. Oktober 2000

B R I E F E

Seh- oder Hörvermögen wird kontrolliert.

Prof. Dr. med. U. Töllner, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Fulda, Pacelliallee 4, 36043 Fulda

Kartoffelrepublik

Ich frage, was sollen wir uns noch in einer bis unter die Schuhsohlen korrupten Kar- toffelrepublik namens Deutschland verausgaben, wo wir bereits soweit gekom- men sind, in bester Stasima- nier Patientendaten an Behörden ohne Wissen der Betroffenen zu übermitteln?

Lässt das Dritte Reich schon wieder grüßen?

Aber keine Sorge, eines konnte man hier immer be- sonders gut, nämlich melden und denunzieren, dies hat in Deutschland eine ebenso lan- ge Tradition wie Kommissare und Kommissionen.

Dr. Gerhard Bast, Roderbruchmarkt 20, 30627 Hannover

Problem schlichtweg verschlafen

Seit etwa 1995 sind die Leiter der fliegerärztlichen Unter- suchungsstellen durch das Luftfahrtbundesamt in Braunschweig (LBA) ver- pflichtet gewesen, bei Erst- untersuchungen der Klasse I Piloten (hauptsächlich ge- werblich tätige Piloten) alle Untersuchungsdaten ohne Anonymisierung dem Luft- fahrtbundesamt zur Verfü- gung zu stellen – innerhalb von vier Wochen nach Unter- suchung.

Eine Weigerung führte 1996 zum Widerruf für die flie- gerärztliche Untersuchungs- stelle. Erst eine Beschwerde beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz hinsichtlich der vom LBA verordneten Vorgehensweise führte – nach Begehung des Amtes – zur Änderung der Praxis und zur Verfahrenseinstellung vor dem Verwaltungsgericht 1997. Nach Auskunft des Bundesbeauftragten für den Datenschutz gingen in all den Jahren keine weiteren Kla-

gen ein. Es ist somit davon auszugehen, dass über einen längeren Zeitraum Untersu- chungsbefunde ohne Anony- misierung von den diversen fliegerärztlichen Untersu- chungsstellen dem Luftfahrt- bundesamt zur Verfügung ge- stellt wurden.

Man kann in diesem Zusam- menhang im Jahre 2000 nur schmunzeln, wenn man die Katastrophenverlautbarung der Vorreiter der einzelnen Fliegerarztverbände goutiert.

Das Problem fiel nicht ur- plötzlich vom Himmel, es wurde schlichtweg verschla- fen, auch von Seiten der Ver- einigung Cockpit.

Problematischer für die Zu- kunft scheint jedoch die Fra- ge, inwieweit von der jetzt anvisierten Praxis ein schlei- chender Übergang zu geneti- schen Prädispositionstests gefunden wird, um somit schon zu Anfang einer ent- sprechenden Berufslaufbahn den Bewerber/die Bewerbe- rin auszuschließen, ohne dass zum Untersuchungszeit- punkt manifeste Krankhei- ten vorliegen. In diesem Rahmen sei der Artikel in

„Le Monde diplomatique“

vom Mai 2000 empfohlen unter dem Titel „Die Versu- chung der genetischen Apartheid“.

Dass unbedingt eine offenere Informationspolitik anzustre- ben ist, liegt auf der Hand.

Zu denken wäre eine „Task force“ aus Mitgliedern der Pilotenverbände, der Flie- gerärzte und Regierungsstel- len.

Dr. med. Hans M. Manz, Lietzensee- Ufer 3, 14057 Berlin

Anatomie

Zu dem Beitrag „Reform des Medizin- studiums: Anatomie in der Zange: Ge- fährdung von zwei Seiten“ von Prof.

Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Welsch in Heft 31–32/2000:

Kenntnisse unabdingbar

Für uns als klinisch tätige Chirurgen ist immer wieder erschreckend, wie dürftig die Anatomie-Kenntnisse der

Ärzte im Praktikum, aber auch der Jungassistenten sind. Schon in den Staats- examina glänzen die Kandi- daten sehr häufig durch nicht vorhandenes Anatomie-Wis- sen. Dies bedeutet aber, dass das Medizinstudium in seiner derzeitigen Form schon zu wenig anatomisches Wissen vermittelt, beziehungsweise nicht genug zur Beschäfti- gung mit der Anatomie moti- viert.

Für das chirurgische Fachge- biet ist ein Mangel an Anato- miewissen fatal. Aber auch in anderen Fachgebieten sind Anatomiekenntnisse unab- dingbar. So werden heutzuta- ge immer mehr bildgebende Verfahren angewandt, wie die Sonographie, CT, MR.

Ohne Anatomie-Kenntnisse sind die Befunde aber nicht sinnvoll interpretierbar. Ein befundender Arzt ohne gute Anatomie-Kenntnisse wird immer ein Dilettant bleiben.

Insofern können wir Herrn Professor Walch nur zustim- men, dass es für die ärztliche Ausbildung eine Katastrophe wäre, wenn der Anatomie- Unterricht während des Me- dizinstudiums noch mehr zurückgedrängt würde.

Priv.-Doz. Dr. med. G. Rümenapf, Priv.-Doz. Dr. med. D. Jentschura, Diakoniezentrum Speyer, Hilgardstraße 26, 67346 Speyer

Um kein Haar kürzen

Selten habe ich mit einem Autor im DÄ so lückenlos übereingestimmt wie bei der Lektüre des Artikels. Und dass am Anatomieunterricht offenbar von „Reformern“

mit dem Ziel einer massiven Einschränkung von Qualität und Quantität herumgedok- tert werden soll – ich kann es nur als Treppenwitz oder als handfesten Skandal empfin- den. Als Frauenarzt und Me- dizinpublizist begründe ich auch warum:

Kaum ein Unterrichtsfach war für mich als Medizinstu- dent so wichtig wie gerade der Anatomieunterricht/- Präparierkurs. Prof. Welsch ist voll beizupflichten: Wenn

es ein vorklinisches Fach gibt, das dem angehenden Arzt gleichsam als herme- neutische Klammer der diffu- sen Einzelbeobachtungen zu einer wirklichen Humanwis- senschaft dienen kann, dann ist es gerade die Anatomie.

Noch lebhaft im Ohr ist mir die Mahnung meines Anato- mieprofessors, der gern und oft den berühmten Anato- men Friedrich Tiedemann zi- tierte: „Ärzte ohne anatomi- sche Kenntnisse sind wie Maulwürfe: Sie arbeiten im Dunkeln und ihrer Hände Tagewerk sind Erdhügel!“

Als Assistent der Frauenheil- kunde habe ich mich an diese Mahnung oft erinnert und meine gute anatomische Ausbildung als äußerst hilf- reich erlebt.

Ja, selbst als verantwortli- chem Medizinredakteur ei- ner großen Publikumszeitung kommen mir meine anatomi- schen Kenntnisse zugute:

Denn die exakte Beschrei- bung von Stefan Effenbergs Achillessehne, Steffi Grafs Wirbelsäulenbeschwerden oder gar Goethes Schädel sind ohne exakte anatomi- sche Kenntnisse gar nicht machbar. Im Lichte meiner ganz persönlichen Erfahrun- gen kann ich nur raten, den Anatomieunterricht eher zu intensivieren, keinesfalls aber auch nur um ein Haar zu kürzen!

A propos Goethe: der hat den Begriff „Morphologie“

erfunden (1796), eifrigst Anatomie studiert und zeitle- bens eine ausführliche wis- senschaftliche Korrespon- denz zu den großen Anato- men seiner Zeit unterhalten.

Ein Vorbild, auf das wir Ärz- te stolz sein können.

Dr. med. Christoph Fischer, Redaktion Medizin, BILD-Zeitung, Axel- Springer-Platz 1, 20350 Hamburg

Glückwunsch

Herzlichen Glückwunsch zum Artikel von Prof. Welsch – sehr geeignet als Einleitung zum Medizinstudium!

Paul Peter Baum, Clemensstraße 13, 56068 Koblenz

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Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 40½½6. Oktober 2000 AA2613

B R I E F E

Besser: intensivieren

Die Warnung von Ulrich Welsch vor einer Einschrän- kung des Studiums der Anato- mie kann von Klinikern aller Fächer nur unterstützt wer- den. Die enorme Weiterent- wicklung bildgebender Ver- fahren kann sich beispielswei- se nur dann sinnvoll auswir- ken, wenn den Darstellungen in unterschiedlichen Schnitt- ebenen die Vertrautheit mit der makroskopischen Anato- mie und anatomisches Vor- stellungsvermögen zur Seite stehen. Nicht nur Radiologen müssen in der Lage sein, die bildliche Darstellung in Mor- phologie und pathologische Morphologie umzusetzen, sondern auch der in verschie- densten Bereichen tätige Kli- niker. Ein Weiteres ist zu be- denken: Bereits jetzt sehen wir schwere Defizite bei der Bewertung klinischer Befun- de auf der Basis physikali- scher Untersuchungen, sei es am Bewegungsapparat, sei es

am Stamm, sei es mit dem Tastsinn, optisch oder mit Ste- thoskop und Ultraschall. Oh- ne Kenntnisse der Anatomie bleiben klinische Untersu- chungskurse fruchtlos. Die Verkümmerung des Verständ- nisses klinischer Befunde ist eine der Ursachen für die Ver- teuerung der Diagnostik in heutiger Zeit. Will man dieser Entwicklung entgegensteuern, so muss das Studium der Ana- tomie nicht nur erhalten, son- dern vielmehr intensiviert werden. Es dürfte nicht schwer fallen, den Studieren- den diese unerlässliche Ver- knüpfung der ältesten exakten Primärwissenschaft der Medi- zin mit den heutigen Bedürf- nissen einleuchtend sichtbar zu machen. Hier wäre auch modellhaft und motivierend eine frühzeitige Verflechtung mit klinischer Diagnostik zu vermitteln . . .

Prof. Dr. Joachim Hasse,

Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Lungenchirurgie, Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg

Sterbehilfe

Zu den Meldungen „Umfrage: Sterbe- hilfe erlauben“ in Heft 24/2000 und

„Keine aktive Euthanasie“ in Heft 34–35/2000:

Herbeigeredet

Im Juni lasen wir, bei einer Forsa-Umfrage hätten sich 81 Prozent für die Freigabe der aktiven Euthanasie bei un- heilbarer Krankheit ausge- sprochen und die Hälfte habe geäußert, sie werde bei un- heilbarer qualvoller Krank- heit den Freitod wählen. Die Studie war von der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben in Auftrag gegeben.

Nun lesen wir, das Gesund- heitsministerium habe sich gegen jegliche Freigabe akti- ver Euthanasie ausgespro- chen, woraufhin die Deut- sche Gesellschaft für huma- nes Sterben forderte, in Ex- tremfällen die Tötung auf Verlangen des Patienten doch zu erlauben.

Ich verwundere und frage mich, warum mir das Thema

aktiver Sterbehilfe nur durch die Gesellschaft für humanes Sterben begegnet? Die Hälfte der Menschen sollte bei un- heilbarer Krankheit den Frei- tod wählen wollen? Wer von uns könnte berichten, dass auch nur jeder zehnte, jeder zwanzigste Krebskranke den Freitod wählt? Ist es nicht viel mehr so, dass die Menschen so am Leben hängen, dass sie auch dann noch operiert oder chemotherapiert werden wol- len, wenn längst nichts Sinn- volles mehr zu tun bleibt? Die Deutung des Umfrageergeb- nisses kann nur die sein, dass hier Gesunde befragt wurden, die im Krankheitsfalle dann erkennen, dass die Sache ganz anders aussieht. Der Bedarf nach aktiver Euthanasie wird von der Gesellschaft für hu- manes Sterben herbeigeredet.

Mir begegnete der Wunsch nach aktiver Euthanasie nur zwei- oder dreimal – von An- gehörigen, die den natürli- chen Erbgang nicht abwarten wollten.

Dr. Gottlob Flier, Schulkoppel 18, 24941 Jarplund-Weding

Referenzen

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