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Archiv "Anatomie am Lebenden" (18.03.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Am 3. März wäre Prof. Dr. med. et phil. Anton Waldeyer 75 Jahre alt geworden. Dies sollte ein Grund sein, sich der Persönlichkeit des Anatomen und des akademischen

Lehrers zu erinnern.

1901 als Sohn eines westfälischen Landwirts geboren, beginnt er sein Medizinstudium 1921 in Münster.

1922 geht er nach Berlin, um hier Rudolf Fick zu hören, der in Wal- deyer „die Liebe zur angewandten Anatomie weckte". Seine klini- schen Studien beginnt er im Win- tersemester 1923/24 an der Univer- sität Würzburg. Hier gewinnt er Kontakt zu Wilhelm Lubosch. Für das Sommersemester 1925 geht Waldeyer nach München, wo Dö- derlein, Rudolf Martin, v. Romberg und Sauerbruch lehren. Bei Martin promoviert Waldeyer mit einer Ar- beit „Zur Individual- und Rassen- anatomie des menschlichen Kehl- kopfes" zum Dr. phil.

Nach dem Staatsexamen 1926, der Medizinalpraktikantenzeit in Würz- burg und Kiel folgen Approbation und dann Promotion zum Dr. med.

bei Lubosch mit der Arbeit „Bau der Aortenwand bei Amphibien und Reptilien". Waldeyer faßt die Aor- tenwand als elastisches formverän- derliches System mit zwei Frei- heitsgraden auf, eine Vorstellung, die der „Windkesselfunktion" der Physiologen entspricht. 1926 geht er zu v. Möllendorf nach Kiel, dann mit ihm nach Freiburg. Hier be- kommt er die Anregungen für seine Nierenarbeiten. Mit dem Thema

„Die Entwicklung der Vogelniere unter besonderer Berücksichtigung des Gefäßsystems" habilitiert er sich hier 1931.

Im selben Jahr erhält Waldeyer ei- nen Ruf auf den Lehrstuhl für Ana- tomie an der Staatlichen Tung Chi- Universität in Shanghai. Hier befaßt sich Waldeyer erstmals mit dem Problem einer praxisnahen Unter- richtsgestaltung. Das soll späterhin sein Hauptanliegen werden. 1935

GESCHICHTE DER MEDIZIN

kehrt Waldeyer nach Deutsch- land, nach Berlin zurück, wo er zu- nächst 2., später 1. Prosektor wird und 1936 zum a. o. Professor er- nannt wird. Auch hier ist sein Ziel,

„morphologisch und funktionell denkende Ärzte" zu erziehen. Aus- druck dieses seines Anliegens ist das Erscheinen seines Buches

„Anatomie des Menschen, ein Grundriß für Studierende und Ärz- te": 1942 erscheint der 1. Band.

Dieses Buch, eine Mischung aus systematischer und topographisch- praktischer Anatomie, stellt im deutschen Sprachraum etwas völ- lig Neues dar und ist meines Wis- sens auch heute noch einmalig.

Die Erstauflage ist rasch vergriffen.

Band 2 erscheint 1950.

Nach Kriegsende wird Waldeyer kommissarischer Leiter der Anato- mie in Münster; nach der Rückkehr Bechers bleibt er bis 1949 als a. o.

Professor hier. Da es Waldeyer nach Berlin zieht, geht er 1949 zu- nächst als Assistent in die Chirur- gische Universitätsklinik an der Cha- ritö, dann ist er in freier Praxis tä- tig. 1954 erhält er den Ruf auf den Lehrstuhl für Anatomie an der Humboldt-Universität in Berlin.

In den Jahren 1954 bis 1956 ist sei- ne Hauptaufgabe der Wiederaufbau des Anatomischen Institutes; ihn interessieren zweckmäßige Gestal- tung ebenso wie der künstlerische Gesamteindruck. Mit Walter Kir- sche teilt er sich die Vorlesungen, wobei ihn vorwiegend die topogra- phische Anatomie und die Anato- mie des Bewegungsapparates in- teressieren. Die Vorlesungen sind stets bis in alle Einzelheiten vorbe- reitet: der didaktisch hervorragen- de Vortrag, die (beidhändig ange- fertigten) Zeichnungen, die Projek- tion der Diapositive und die Demon- stration an der „Vorlesungseiche".

Da in der DDR schon in den 50er Jahren der anatomische Unterricht zunehmend zugunsten anderer Fä- cher gekürzt wurde, ist Waldeyer

Waldeyer bei der Vorlesung Anatomie I, Berlin 1955 Foto: Dr. G. Raguse

stets daran interessiert, den Unter- richt so effektiv wie möglich zu ge- stalten. Der Mitarbeiterstab wurde erweitert, um einen intensiven Kleingruppenunterricht in Semina- ren durchführen zu können. Be- sondere Praxisnähe des Unterrichts wird erreicht durch die 1960 von ihm eingeführten Seminare „Anato- mie am Lebenden".

Von seinen Studenten wurde Wal- deyer seiner Strenge und Gerech- tigkeit wegen verehrt; trotzdem war er dem geselligen Leben, auch mit Studenten, nicht abgeneigt und hatte neben seiner starken berufli- chen Inanspruchnahme private Liebhabereien: das Sammeln von Skulpturen und alten Gefäßen und das Durchstreifen der Natur. 1966 wurde Waldeyer emeritiert, und er starb — viel zu früh — am 10. Juni 1970 an einem Reinfarkt.

Lebendig geblieben ist er im Her- zen seiner ehemaligen Studenten, die sich seiner Vorlesungen noch gern erinnern, lebendig geblieben ist er in der Gestaltung des Medi- zinstudiums in der

DDR,

die er nachhaltig beeinflußte; er ist leben- dig geblieben in seinem Buch, das bereits in der 11. Auflage (1. bis 4.

Auflage von Anton Waldeyer, 5. bis 9. Auflage unter Mitarbeit von Ur- sula Waldeyer und 10. und 11. Auf- lage herausgegeben von Anton Mayet) erschienen ist und sich auf Grund seiner Praxisnähe wachsen- der Beliebtheit unter der Studen- tenschaft erfreut.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Walter Oberländer Dieselstraße 2

5000 Köln 40 (Lövenich)

Anatomie am Lebenden

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 12 vom 18. März 1976 839

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