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Archiv "Börsebius: Schäbige Garantien" (15.12.2006)

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A3438 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 50⏐⏐15. Dezember 2006

G E L D A N L A G E

E

s geht mit Macht dem Jahres- ende entgegen, und bei vielen Anlegern steigt der Druck, manch- mal ist es sogar die pure Not, „noch was für die Steuer“ zu tun. Dieser Reflex ist zwar verständlich, gleich- wohl unter Umständen ziemlich schädlich.

Viele Adressen aus dem soge- nannten grauen Kapitalmarkt reiten nämlich nach dem Motto, jetzt noch Steuern sparen, den Sattel des Er- träglichen ordentlich durch. Nach meiner Überzeugung ist ein Großteil der offerierten Steuersparmodelle ziemlicher Schrott, egal ob im Janu- ar oder im Dezember angeboten.

Vor allem mit blitzblank aufge- motzten Prospekten wird den Anle- gern eine heile Beteiligungswelt vorgegaukelt, die der Realität oft genug nicht standhalten kann. Vor- sicht ist übrigens auch geboten, wenn Steuerberater ihre Mandanten auf die letzten Tage des Jahres noch in solche Modelle „bitten“, es gibt

durchaus Fälle, in denen Initiatoren den Herren ordentliche Vermitt- lungsprämien dafür zahlen.

Aber selbst im seriösen Umfeld liegen noch genügend Fallstricke verteilt. Es gibt etliche Anleger, die noch für diesen Monat den Ab- schluss einer Kapitallebensversi- cherung oder eines Rentenmodells erwägen, weil der Garantiezins ab dem 1. Januar 2007 nur noch 2,25 Prozent betragen wird, gegenüber 2,75 Prozent wie bislang. Aber ist das wirklich eine gute Idee?

Sagen wir mal so: Ob der Garantie- zins nur 2,25 Prozent beträgt oder ein paar Schnäpse drüber liegt, macht den Kohl nicht wirklich fett. Oder mit an- deren Worten, ein vergleichsweise unrentables Produkt wird nicht schon dadurch attraktiv, dass es im nächs- ten Jahr noch weniger rentabel ist; er- staunlich genug, dass in den Werbe- kampagnen der Assekuranzbranche diese Hürde elegant umschifft wird.

Gar keine Frage, das Wort „Garantie-

zins“ klingt schon mal verheißungs- voll, nach irgendwie viel und erst recht nach ganz sicher. Dabei unter- lassen es die Versicherer meines Er- achtens recht geschickt, zumindest verschleiern sie es prima, auf die wirkliche Bezugsgröße dieses garan- tierten Zinses hinzuweisen.

Tatsächlich aber wird der Garan- tiezins nur (!) auf das Guthaben ge- währt, welches nach Abzug eines Kostenblocks (Abschluss, Verwal- tung, Risiko) übrig bleibt. Bezogen auf die geleisteten Beiträge fällt die garantierte Verzinsung real deutlich niedriger aus. Wenn ein 30-Jähriger etwa monatlich 100 Euro selbst an- legt und bei der Bank 2,75 Prozent bekommt, hat er nach 35 Jahren 70 164 Euro auf dem Konto. Beim Abschluss einer Kapitallebensver- sicherung und einem Garantiezins von 2,75 Prozent garantiert selbst der günstigste Versicherer 11 000 Eu- ro weniger, die schlechten Adressen sind noch erbarmungloser. Unterm Strich werden lediglich Verzinsun- gen zwischen 1,87 und 0,72 Prozent zugesichert. Das ist echt karg, und über diese Enttäuschung helfen auch mögliche Gewinnbeteiligungen nicht

hinweg. I

BÖRSEBIUS

Schäbige Garantien

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