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Archiv "Sparpaket: Kreative Denkansätze sind gefragt" (07.04.2006)

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Sparpaket

Zu der Meldung „Arzneimittel-Spar- paket: Widerstand im Bundesrat“ in Heft 11/2006:

Worum geht es?

. . . Es geht um die ärztliche Unabhängigkeit, die Erhal- tung der Freiberuflichkeit für Ärzte, Therapiefreiheit, Pati- entenrechte, die Möglichkeit, unseren Patienten auch wei- terhin hoch qualifizierte Lei- stungen anbieten zu können, sogar inzwischen auch darum, dies künftig überhaupt zu dür- fen. Ein Vergleich verdeutlicht meines Erachtens nach die im- mense Tragweite: Das neue Bonus-Malus-System, das die Ärzteschaft in ihrer Entschei- dungsfähigkeit abhängig macht von wirtschaftlichen In- teressen, ist genauso verwerf- lich und moralisch unzumut- bar wie die Vorstellung, dass die Höhe der Bezüge von Richtern direkt proportional zum von ihnen verhängten Strafmaß wäre . . . Dr. med. Frank Mosler, Henricistraße 40, 45136 Essen

Kreative Denkansätze sind gefragt

Ist es wirklich unethisch und zynisch, wenn der Gesetzgeber auf das Verordnungsverhalten der deutschen Ärzteschaft ein- wirkt? Eine sachliche Diskus- sion auf der Grundlage von Tatsachen hilft vielleicht wei- ter, auch unter durchaus selbstkritischen Gesichtspunk- ten. Ständig fordern wir eine effektivere Selbstbeteiligung der Patienten als Steuerungs- element gegen eine unverhält- nismäßige Mengenausweitung

nach ärztlichen und medizini- schen Leistungen, für uns sel- ber lehnen wir diese als

„schweren Eingriff in das Arzt-Patienten-Verhältnis“

ab. Im letzten Jahr sind die Arzneimittelkosten um ca. 3,5 Milliarden Euro angestiegen.

Eine unglaubliche Summe.

Welcher Arzt/welche Ärztin hat aber sein/ihr Verordnungs- verhalten bewusst verändert, wahrscheinlich niemand, schon gar nicht dahingehend, bewusst teurere Medikamente zu verordnen. Diesen Anstieg mit Ethik und ärztlicher Handlungsfreiheit zu begrün- den, ist absurd und wirklich- keitsfremd. Wir Ärztinnen und Ärzte müssen uns doch end- lich selber fragen, wem diese Ausgaben nützen und wessen Autonomie der freien Ent- scheidung sie tatsächlich be- deuten. Ich habe da seit Jahren meine Zweifel. Immer neue Leitlinien werden erfunden, integraler Bestandteil dersel- ben sind stets noch teurere Medikamente und damit höhere Therapiekosten. Nut- zen? Wer definiert eigentlich Innovation und Fortschritt wirklich? Nicht überall, wo Fortschritt, Innovation oder Qualität auf der Verpackung stehen, sind diese auch wirklich drin. Viele Innovationen sind extrem teuer und von medizi- nisch äußerst fragwürdigem Nutzen. Sehr oft erleben wir in der Praxis, dass wir mehr Ne- benwirkungen von Medika- menten als die eigentliche Er- krankung behandeln. Ist die Bevölkerung gesünder gewor- den, und stimmt es tatsächlich, dass schätzungsweise 75 Pro- zent aller verordneten Medi- kamente gar nicht eingenom- men werden, sondern im Müll landen? Für mich stellt sich Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006 AA919

B R I E F E

Leserzuschriften werden von der Redaktion sehr beachtet. Sie geben in erster Linie die Meinung des Briefschreibers wieder und nicht die der Redaktion. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muss sich zudem eine – selbst- verständlich sinnwahrende – Kürzung vorbehalten.

LESERZUSCHRIFTEN

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daher immer dringender die Frage, wie wir selber wieder das Zepter der Entscheidungs-/

Verordnungshoheit in die Hand bekommen. Blinde emotionale Kritik hilft nie- mandem, kreative neue Denk- ansätze aus den Reihen der Ärzteschaft sind gefragt. Ich habe diese in den Diskussio- nen der letzten Wochen und Monate auch von den Stan- desorganisationen und Berufs- verbänden vollständig ver- misst . . .

Dr. med. Enno Warncke,Zur Höhe 10, 24955 Harrislee

Versuchte Manipulation

Die Tageszeitung berichtet auf der ersten Seite über den „Fuß- ball-Wettskandal“ – und zwei Seiten weiter, dass die „Bonus- Malus-Regelung“ zunächst ge- stoppt ist. Im ersten Fall wird heimlich mit Geld versucht, Spiele zu manipulieren, und im zweiten Fall versucht die Ge- sundheitsministerin ganz öf- fentlich, mit einer Bonus-Ma- lus-Regelung, also auch Geld, Ärzte zu manipulieren, das heißt mehr oder weniger sie zu nötigen, wider besseres Wissen und Gewissen zu handeln, um eine bessere Bezahlung zu er- halten, die seit Jahrzehnten so- wieso um 30 Prozent unter der vom Staat erlassenen Ge- bührenordnung liegt. Der Arzt soll also wider besseres Wissen – die Gesundheit des Mitmen-

schen ist uns noch immer ober- stes Gebot! – billigere, schlech- tere(?) und/oder weniger Me- dikamente verordnen und kommt dann bei Unterschrei- tung des Verschreibungsmittel- wertes in den Genuss einer besseren Vergütung! Hier Staatsanwalt – dort legal? . . . Dr. med. Walther-Friedrich Leuchs, Rampenstraße 38, 91564 Neuendettelsau

Zu der Meldung „Arznei-Sparpaket:

Änderungen in Sicht“ in Heft 5/2006:

Humanmediziner gesucht

Bei der Nachfrage nach ei- nem Folgerezept in der ver- gangenen Woche (Verord- nung einmal im Quartal) ha- be ich einen Riesenaufstand in der Arztpraxis erlebt. Die Arzthelferin riet von einem Rezept ab, da meine 130 Euro (für Chroniker, ansonsten die Hälfte) verbraucht seien. Sie forderte mich auf, 200 Euro für meine Medikamente zu zahlen. Letztendlich wurde ich nach langem Gezeter – um die Überscheitung in Grenzen zu halten – für die Tage bis zum nächsten Quar- tal aus dem hauseigenen

„Giftschrank“ versorgt. Mas- siv wurde ich in die Rolle des Schuldigen hineinmanövriert.

Ich bin schwer lungen- und herzkrank und werde zu Hau- se mit Sauerstoff versorgt.

Von meiner Erwerbs- unfähigkeitsrente kann ich diese hohen Zuzahlungen

nicht leisten. Mir wurde der- maßen zugesetzt mit dem Be- merken, dass der Arzt nun für

„mich“ Zahlungen zu leisten anstatt Einnahmen zu ver- zeichnen habe. Ich habe jahr- zehntelang hohe Beiträge in die GKV eingezahlt. Gilt das Solidaritätsprinzip gänzlich nicht mehr? Die Engel-Teu- fel-Karikatur und dem Arzt mit Rezeptblock ja/nein im DÄ spricht mir aus der Seele.

Gibt es noch einen überzeug- ten Humanmediziner mit genügend Privatpatienten, der sich „mich“ leisten kann und will?

Anna Gewert,Birresborner Straße 31, 50935 Köln

Ärzteproteste

Zu dem Beitrag „Mit langem Atem“

von Heike Korzilius in Heft 8/2006:

Mehr Selbstkritik

Seit Jahren vermisse ich im Rahmen des berechtigten Un- mutes über unsere Behandlung und Honorierung durch die Po- litik ein Mehr an Selbstkritik.

Es ist meine Überzeugung, dass wir mehr Gewicht behal- ten hätten, wenn wir die Haus- aufgaben besser gemacht hät- ten. So haben wir die ökonomi- sche Kompetenz weitgehend verloren, weil zu lange abgeho- ben vom Ethos geredet wurde, ohne das Ethos der Wirtschaft- lichkeit gegenüber den Bei- tragszahlern zu sehen. Wir bräuchten keine endlosen De- batten über Integrierte Versor- gung und deren Vertragsun- getüme etc., wenn die Kommu- nikation zwischen den Behand- lern fließen würde und Arzt- briefe aus Krankenhäusern nicht nach Monaten kämen und Überweisungen von Haus- ärzten ohne Angaben oder Vorbefunde. Wir haben es doch in der Hand, ob unnötige teure Untersuchungen veranlasst werden, ob PEG gelegt werden bei völlig moribunden Men- schen, ob Klinikeinweisungen stattfinden, um Verantwortung abzuschieben auch bei sinnlo- sen Indikationen . . .

Dr. med. Eberhard Ruh,Talstraße 12, 78727 Oberndorf

Exzellenzinitiative

Zu der Meldung „Erstauswahl be- endet“ in Heft 6/2006:

Vom Tal zum Berg

Immer wieder liest man – auch im DÄ – von dem Nord-Süd- oder Ost-West-Gefälle, z. B.

im Zusammenhang mit der PISA-Studie, der Arbeitslosig- keit oder dem Durchschnitts- einkommen der Einwohner, zuletzt im DÄ, Heft 6/2006, zum Thema „Exzellenzinitiati- ve“. Da habe die „Deutsche Forschungsgemeinschaft ein erhebliches Nord-Süd- und ein Ost-West-Gefälle bei der Vor- auswahl der Antragsskizzen für die Exzellenzinitiative fest- gestellt“. Zu den sieben „Spit- zenuniversitäten“ in Bayern und Baden-Württemberg kä- men nur je eine in Nordrhein- Westfalen, Bremen, Berlin so- wie zwei in den neuen Bun- desländern. Gemeint ist je- doch kein Nord-Süd- oder Ost-West-Gefälle, sondern ge- nau das Gegenteil, nämlich ein Süd-Nord- oder West-Ost-Ge- fälle. Oder gibt es ein Gefälle vom Tal zum Berg?

Dr. Gerhard Bankamp, Greitelerweg 21 B, 33102 Paderborn

Dienstleister

Zu dem Kommentar „Wider den lächelnden Dienstleister“ von Dr.

med. Burkhard Gmelin in Heft 6/2006:

Meine Idealvorstellung

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele. Ich halte es für einen sehr großen Fehler, dass die Ärzteschaft nicht protestiert hat, als Wirtschaftsberater über den Begriff „Kundenorientie- rung“ uns Ärzten das Arzt-Pa- tienten-Verhältnis genommen haben und durch das Kunden- Dienstleister-Verhältnis ersetz- ten.Wir haben nicht gemerkt, dass dies in Wahrheit kein Fort- schritt, sondern ein Rückschritt war.Wir hatten bereits vor die- ser Aktion ein klar definiertes Verhältnis zu unseren Vertrau- enspartnern, den Patienten, for- muliert in dem uralten Grund- satz: „Salus aegrotii suprema A

A920 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006

B R I E F E

Referenzen

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