A924 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 182. Mai 2008
A K T U E L L
Nach der kürzlich erfolgten Konsti- tuierung des Deutschen Ethikrates ist nun auch der „Parlamentarische Beirat zu Fragen der Ethik insbeson- dere in den Lebenswissenschaften“
zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Vorsitzender des aus neun Abgeordneten beste- henden Beirats ist der Bioethikex- perte der SPD, René Röspel. Aufga- be des Gremiums ist es, die Debatten des Ethikrates zu unterstützen. Fer- ner soll er Gesetzgebungsverfahren zu medizin- und bioethischen The- men in Kooperation mit den Fach- ausschüssen des Bundestages auf nationaler und europäischer Ebene begleiten. Mit dem parlamentari- schen Ethikbeirat gebe es jetzt eine Beratungsstruktur, mit der es gelin- gen könne, die außerparlamentari- sche Debatte über ethische Fragen
mit der im Parlament zu verzahnen, erklärte Röspel.
Beschlossen wurde die Einrich- tung des neuen Gremiums vor ei- nem Jahr im Zuge der Beratung des Ethikratgesetzes. Es tritt an die Stel- le der Enquete-Kommissionen, die sich in den beiden vorangegangenen Legislaturperioden im Bundestag mit bioethischen Themen befasst haben. Zur stellvertretenden Vorsit- zenden des Ethikbeirates des Deut- schen Bundestages wurde Ilse Aig- ner (CDU/CSU) gewählt. Weitere Mitglieder sind die Abgeordneten Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU), An- nette Widmann-Mauz (CDU/ CSU), Marianne Schieder (SPD), Dr. Ca- rola Reimann (SPD), Ulrike Flach (FDP), Dr. Petra Sitte (Die Linke) und Priska Hinz (Bündnis 90/Die
Grünen). ER
ENDOPROTHESENREGISTER
Auf den Weg gebracht
Gemeinsam mit Experten aus Or- thopädie und Unfallchirurgie er- stellt die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) derzeit ein Konzept für ein Nationales En- doprothesenregister. Mitte des Jah- res sollten die medizinisch-inhaltli- chen Eckpunkte dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vorgelegt werden, sagte Priv.-Doz. Dr. med.
Peter Schräder von der BQS.
Mit der Entwicklung des Kon- zepts kommt die BQS den Forde- rungen zahlreicher Fachverbände im Bereich Orthopädie/Unfallchir-
urgie nach, die sich für eine lücken- lose Erfassung aller implantierten und gewechselten Endoprothesen einsetzen (DÄ, Heft 1–2/2008). Sie erhoffen sich von dem Register un- ter anderem mehr Transparenz über Behandlungsstandards und die Langzeitqualität der Endoprothesen sowie Informationen über die Leis- tungsfähigkeit neuer Techniken und Implantate.
Auf Interesse stößt das Endopro- thesenregister auch bei den Kran- kenkassen. Sie möchten es als Steue- rungsinstrument verwenden und plädieren deshalb für eine obligato- rische Datenerfassung. „Die Regi- sterdaten erlauben Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit der ver- wendeten Produkte“, erklärte Mar- tin Stockheim, Fachgebietsleiter Medizinprodukte beim Medizini- schen Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e.V., Essen, ge- genüber dem Deutschen Ärzteblatt.
„Aber auch für die Patienten hätte ein Endoprothesenregister große Vorteile. Durch die Verlaufsbeob- achtung der Produkte unter Alltags- bedingungen könnten Probleme früh erkannt und Patienten besser vor Schäden bewahrt werden.“ ER SPENDEN
Hilfsorganisationen für Verhaltenskodex
Mehrere deutsche Hilfsorganisatio- nen haben Anfang April in Berlin einen Neunpunkteplan für mehr Transparenz, Qualität und Kontrolle bei Spendenorganisationen vorge- legt. Der Verband Entwicklungspo- litik deutscher Nichtregierungsor- ganisationen (VENRO) prüft zudem die Möglichkeit eines Verhaltens- kodexes, der mit Unterstützung des Deutschen Zentralinstituts für so- ziale Fragen (DZI) erarbeitet wer- den soll.
Wie VENRO mitteilte, sind ein- heitliche Standards, stärkere Kon- trolle und nachweisbare Professio- nalität die wichtigsten Ziele der Transparenzinitiative. „Wer spen- det, schenkt Vertrauen. Vertrauen ist das Kapital einer Spendenorganisa- tion. Um es zu erhalten, bedarf es ehrlicher und transparenter Kom- munikation. Deswegen müssen Spen- denorganisationen ‚gläserne‘ Orga- nisationen sein“, sagte Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Vorstandsvorsit- zender der Kindernothilfe. Konkret sollen externe Initiativen unterstützt werden, wie etwa die vom DZI ge- plante Internetdatenbank „Guide- Star Deutschland“. Außerdem will VENRO das DZI darin unterstützen, die Kriterien des Spendensiegels weiterzuentwickeln.
Das DZI erarbeitet derzeit neue, verschärfte Leitlinien für die unab- hängige Prüfung und Vergabe seines Spendensiegels. 230 Hilfswerke tra- gen mittlerweile diese Auszeich-
nung. HK
ETHIKBEIRAT
Nachfolger der Enquete-Kommissionen
Kommt die Hilfe wirklich an? – Künftig soll es mehr Transparenz bei Spenden geben.
Alle implantierten Endoprothesen sollen in dem ge- planten nationalen Register erfasst werden.
Foto:dpa Foto:VISUM