• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Öffentlich diskutieren" (06.03.1980)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Öffentlich diskutieren" (06.03.1980)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kassenärzte reklamieren Computertomographie

Die Installierung und medizinische Nutzung von Computertomogra- phen sei ausschließlich Aufgabe der niedergelassenen Ärzte und nicht der Krankenhäuser. Diese Auffassung vertrat die "Deutsche Kassenarztgesellschaft'' (DKAG) am Rosenmontag in Mannheim anläßlich einer Pressekonferenz.

Nach Ansicht der "DKAG" hat sich diese nichtinvasive und sehr gut ambulant durchführbare Methode seit 1977, als mehr als 70 Prozent dieser teueren Einrichtungen in Praxen niedergelassener Ärzte standen, inzwischen auch in eini- gen Krankenhäusern ausgebreitet (in NRW sogar schon zu 55 'Pro- zent). Nach Meinung der "DKAG"

bieten lediglich niedergelassene Ärzte Möglichkeiten überbetrieb- lich zu kooperieren und die Geräte

wirtschaftlich auszulasten. ln die- ser Auffassung weiß sich die

"DKAG" weitgehend einig mit der

"Deutschen Patienten-Gesell-

schaft'' (DPG).

~ Im Ernst: Die Krankenhäuser sind primär für die stationären Pa- tienten da, die Kassenärzte hinge- wiesen für die ambulanten. War- um soll dieses Prinzip bei der Computertomographie verändert werden, nachdem niedergelasse- ne Ärzte vor den meisten Kranken- häusern mit eigenem wirtschaftli- chem Risiko und großem Engage- ment diese neue Methode in Deutschland mit inauguriert ha- ben? Monopole sind in unserer Gesellschaft mit freier Arztwahl schädlich für die gemeinsam zu versorgenden Patienten! KK

Öffentlich diskutieren

Unter der Überschrift "Don't legalize it!"("Nicht legalisieren!") hat der Drogenbeauftragte des Landes Berlin, Diplompsychologe Wolfgang Heckmann, in erfri- schender Weise die Argumente derjenigen widerlegt, die sich da- für einsetzen, Cannabis oder Ha- schisch aus dem Verbot der Be- täubungsmittel-Gesetze herauszu- nehmen. Der unkonventionell, aber überzeugt und überzeugend geschriebene Beitrag verbirgt sich in einer Beilage zu dem vom Pres- se- und Informationsamt des Lan- des Berlin herausgegebenen Lan- despressedienst Man möchte ihm weitere Verbreitung wünschen.

Aber dies ist hier eigentlich nicht das Thema. Sondern ärgerlich ist eine vom Autor vorangestellte

"moralische Vorbemerkung", aus

der eine Tendenz deutlich wird, die man seit einiger Zeit in Veröf- fentlichungen aus verschiedenen Bereichen beobachten kann und vor der gewarnt werden muß: Fachleute wehren sich dagegen, daß der "Laie" mitredet.

Kürzlich wurden sogar in einer großen Wochenzeitung Politiker der Regierungskoalition geschol- ten, weil sie den "Fehler" began- gen hätten, die in den nächsten Jahren zu lösenden Probleme der Rentenversicherung öffentlich zu diskutieren: diese Probleme seien für den Bürger viel zu kompliziert.

Hier liegt eine gefährliche Ver- wechslung vor. Es mag schwierig sein, den Bürger mit sehr kompli- zierten Sachdiskussionen zu un- terhalten - aber dann kann er ja den Fernseher abschalten, oder es bleibt vielleicht doch etwas hän-

gen. Aber auf jeden Fall muß man

verlangen, daß selbst die kompli- ziertesten Probleme öffentlich dis- kutiert werden, vor allem, wenn sie für große Teile der Bevölkerung schwerwiegende Konsequenzen haben können- jedes andere Ver- fahren wäre undemokratisch. Die Vorbemerkung des Drogenbe- auftragten läßt ein ähnliches Miß-

verständnis erkennen. Sie lautet:

"Über die Legalisierung von Can-

nabis sollte nur sprechen, wer

DIE GLOSSE

zwei Sorten von Kiffern von na- hem gesehen hat: den Dauerkiffer, der den ganzen Tag ein Pfeifehen nach dem anderen raucht; den Ju- gendlichen, der verzweifelt ver- sucht, wieder aufzuhören, aber

"nicht kann". Wer gelegentlich

mal einen Joint durchzieht oder aus der Entfernung soziologisch argumentiert, sollte sich aus der Diskussion heraushalten, denn er weiß nicht, wovon er spricht."

So geht es nicht! Wenn sich sol- che Forderungen durchsetzen, dann kann niemand mehr gegen die Todesstrafe sein, wenn er nicht einmal einer Hinrichtung beigewohnt hat; kein Mann dürfte sich mehr über den§ 218 äußern, kein Priester über die Ehe. Wer in Deutschland unter 35 Jahre alt ist, dürfte nicht mehr sagen, er sei ge- gen den Krieg.

Es liegt auf der Hand, daß Äuße- rungen von Laien- und auch von Journalisten! - zu medizinischen Fragen und zu Problemen des ärztlichen Handeins hiervon be- rührt sind. Sie sind besonders pro- blematisch - aber auch für sie muß gelten, was man dem Drogen- beauftragten des Landes Berlin

mit allem Nachdruck entgegenhal-

. ten sollte: zur Demokratie gehört öffentliche Diskussion. Sonst gibt es keine Demokratie. gb

.-BLÜTENLESE---~

Für Psychologen

"Man gibt falsche Meinungen,

die man von Menschen gefaßt hat, nicht gerne auf, sobald man sich dabei auf subtile Anwendung von Menschen- kenntnis etwas zu gute zu können für berechtigt hält und glaubt, solche Blicke in das Herz des anderen könnten nur gewisse Eingeweihte tun. Es gibt daher wenige Fächer der menschlichen Erkenntnis, worin das Halbwissen größe- ren Schaden tun kann als die- ses Fach."

(Lichtenberg, 1742-99)

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 10 vom 6. März 1980 579

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die gegenwärtige Organisation des gymnasialen Bildungsgangs im Kanton Bern, gemäss der im deutschsprachigen Kantonsteil nicht alle Schülerinnen und Schüler den gymnasialen

kis als Umbildung von ki scheitert daran, daß in diesem Fall auch andere wortscbließende k{i) zu kis hätten werden mUssen. Übrigens bleiben für den, der dieses ki-s anders

nimmt, daß es sie zerbricht oder zerschmettert. Gar nicht einleuchtend aber ist es, wenn auch ürmibhib plnvamänab sich auf das „rötliche Roß". beziehen soll. Oij)enbebo's

Daß das Mahäyäna selbst nicht als Sekte aufzufassen ist, war durch.. die eindeutige Aussage der Texte klar, die die Bildung

Es wurde auch schon bemerkt, daß die Zink-hexacyanometallate(III) auch in einer anderen als der kubischen Modifikation existieren [1, 6].. Jedoch gelang es bisher nicht, die

Wer sich nun trotzdem bei Reisen in benachbarte EU-Länder um die Akzeptanz seines "alten Lappens" sorgt, darf beruhigt sein: Die Rechtslage ist eindeutig: Sofern

Wenn heute die deutsche Polarforschung wieder zu größeren Unternehmungen aufbricht und mit dem Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven endlich auch über ein eigenes

August 2003 (KOA 2.100/03-25) forderte die KommAustria die Antragstellerin auf, binnen zwei Wochen ab Zustellung darzulegen, dass bereits Vereinbarungen mit einem