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Archiv "Museum of Health and Medicine: Eine weltweit einzigartige Sammlung" (03.09.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 35–36

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3. September 2012 A 1773 MUSEUM OF HEALTH AND MEDICINE

Eine weltweit einzigartige Sammlung

Die Kollektion in dem Washingtoner Museum,

aus der einiges ausgestellt wird, umfasst 25 Millionen Artefakte.

D

aniel E. Sickles scheint das Musterbeispiel eines senti- mentalen Patienten gewesen zu sein. Alljährlich wurde der pensio- nierte Unionsgeneral in einem Wa- shingtoner Museum vorstellig, um nur nach einem einzigen Exponat zu sehen. Es geschah stets an einem 2. Juli, dem Jahrestag der Schlacht von Gettysburg, bei der eine Kano- nenkugel der Konföderierten den rechten Unterschenkel von Daniel Sickles so sauber abtrennte, dass man sich entschloss, das Amputat

für die Nachwelt aufzubewahren.

Man fügte es der Sammlung medi- zinischer Kuriositäten der amerika- nischen Armee hinzu. General Sickles ist schon seit langem nicht mehr da, seinen Unterschenkel in- des kann auch ein heutiger Besu- cher sehen. Diese Knochen sind ei- nes der vielen Exponate im Natio- nal Museum of Health and Medi - cine der USA, das in Silver Spring in Maryland, vor den Toren Wa- shingtons, gerade eröffnet worden ist. So beeindruckend der Überblick über die Folgen von Krankheiten und Traumen in dem Museum auch

ist, man sieht nur einen minimalen Bruchteil. Die Kollektion nämlich, aus der einiges für die Exposition ausgewählt wurde, umfasst nicht weniger als 25 Millionen Artefakte.

Nicht nur exotische Seuchen sind mit Gewebeproben vertreten, son- dern auch Veränderungen, die jeden treffen können, wie eine von einem Tumor zerstörte Leber. Der Beginn dieser weltweit wohl einzigartigen Sammlung geht auf den amerikani- schen Bürgerkrieg zurück. Am 21.

Mai 1862 ordnete Armeearzt Gene-

ral William A. Hammond an, dass man „Proben der morbiden Anato- mie zusammen mit Projektilen und Fremdkörpern“ für die Nachwelt aufbewahren solle. Da der Bürger- krieg vom Tag jenes Gründungsak- tes an noch fast drei weitere Jahre dauerte und da die USA bis auf den heutigen Tag immer wieder Kriege führen, kam die mit der U.S. Army und deren Hospital in der Haupt- stadt assoziierte Sammlung zu ih- rem ungeheuren Reichtum.

In einer gläsernen Hülle einge- schlossen, sieht man die fast un- scheinbare Kugel, die Präsident

Abraham Lincolns Leben in der Nacht auf den 15. April 1865 been- dete. Der Attentäter John Wilkes Booth hatte sie aus kürzester Dis- tanz in Lincolns Os occipitale ge- feuert. Auch das diagnostisch so unzureichende Hilfsmittel, mit dem man nach Fremdkörpern fahndete, eine Nelatonsonde, ist dort ausge- stellt. Mit ihrer Porzellanspitze soll- te sie beim Eindringen in den Schusskanal ein charakteristisches Geräusch von sich geben, wenn die Kugel lokalisiert war.

Bei Lincoln war die Sonde inef- fektiv, und als 16 Jahre später wie- der auf einen amerikanischen Präsi- denten ein Attentat verübt wurde, auf James Garfield, holte man den Erfinder Alexander Graham Bell, der mit einem elektromagnetischen Feld unter dem Krankenbett des Präsidenten der Kugel akustisch auf die Spur zu kommen hoffte. Eben- falls vergebens: Garfield starb 1881 nach zehn Wochen der Quälerei an einer Sepsis, verursacht von den ungewaschenen Fingern der ver- schiedenen Ärzte, die immer wie- der seine Wunde digital sondiert hatten. Ein von der Kugel des Mör- ders zerschmetterter Rückenwirbel des Präsidenten gehört zu den Schätzen des Museums.

Das Museum liegt nicht gerade auf der üblichen Wegstrecke des Besuchers der US-amerikanischen Hauptstadt, deren Weltklassemu- seen sich meist entlang der Mall gruppieren. Der Ausflug in den Vor- ort Silver Spring ist indes lohnend – auch weil es von hier nicht weit ist nach Bethesda, dem Standort der National Institutes of Health mit der National Library of Medicine.

Ronald D. Gerste

National Museum of Medicine and Health, 2500 Linden Lane, Silver Spring, Maryland 20910, USA.

Täglich geöffnet von 10 bis 17.30 Uhr. Eintritt kostenlos . www.medicalmuseum.mil Der rechte Unter-

schenkel von Gene- ral Daniel Sickles

wurde so sauber abgetrennt , dass man sich ent schloss, das Amputat für die Nachwelt aufzubewahren.

Foto: dapd

K U L T U R

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