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Archiv "Maligne Kopf-Hals-Tumoren bei Kindern und Jugendlichen (mit Ausnahme von ZNS und Orbita)" (11.03.1976)

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ÜBERSICHTSAUFSATZ

Die malignen Neoplasien des Kin- des- und Adoleszentenalters sind von besonderer Bedeutung, da sie neben den Gewalteinwirkungen (zum Beispiel Unfälle, Vergiftun- gen) die häufigste natürliche Todes- ursache dieser Altersgruppe dar- stellen; außerdem haben sich man- che therapeutische Ansätze her- auskristallisiert, die Erfolg verspre- chen.

Über die Häufigkeit von Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches werden sehr unterschiedliche Angaben ge- macht. Im deutschsprachigen Schrifttum dürfte eine der Ursa- chen hierfür darin liegen, daß die Patienten in der Regel in verschie- denen Kliniken eines Klinikums be- handelt werden und somit eine um- fassende Statistik nicht erstellt werden kann.

In der vorliegenden Übersicht ist das gemeinsame Krankengut einer Kinder- und einer Hals-Nasen-Oh- ren-Klinik zusammengestellt. Daher sind Patienten mit ausschließlich konservativer und ausschließlich operativer Behandlung neben sol- chen — sie überwiegen zahlenmä- ßig — mit kombinierter Therapie erfaßt. Somit wird eine allgemein- gültige Aussage über Vorkommen, Alter- und Geschlechtsverteilung

möglich. Darüber hinaus läßt sich der Wandel der Tumorarten in Ab- hängigkeit vom Alter darstellen.

Es erscheint uns sinnvoll, die viel- fältigen Malignome des Kopfes und Halses — ausgenommen ZNS und Orbita — unter dem Gesichtspunkt der topographischen Einheit abzu- handeln, da sie einer interdiszipli- nären Diagnostik und in der Regel auch Therapie bedürfen, die Pädia- ter und HNO-Arzt langfristig ge- meinsam durchführen sollten.

Patientengut

Im Verlauf von 16 Jahren kamen 90 Patienten zur Beobachtung, davon entfielen auf die vier letzten Jahre 29; es scheint eine leichte Tendenz zur Zentralisierung der Behandlung erkennbar, die wir als wichtig be- trachten und die sich bereits gün- stig in der Gesamtprognose nie- derschlägt.

Altersverteilung und Häufigkeit Die Altersverteilung der malignen Neoplasien, die in drei Gruppen (lymphoretikuläre, mesenchymale, neuroepitheliale) gegliedert wur- den, geht aus Darstellung 1 hervor.

Maligne Kopf-Hals-Tumoren kommen bei Kindern und Ju- gendlicher häufiger vor, als allgemein angenommen wird.

Es existieren hierüber jedoch nur wenige Übersichten. An- hand eines großen Patienten- gutes aus einer Kinder- und Hals-Nasen-Ohren-Klinik wird eine Analyse der Häufigkeit, Alters- und Geschlechtsver- teilung angegeben. Die Erst- symptome sind meist uniform und diskret und führen in der Regel zum praktisch tätigen Allgemeinarzt, seltener zum Pädiater oder HNO-Arzt. Eine eingehende und spezielle Diagnostik sowie eine nach- folgende optimale Behand- lung sollten stets in Koopera- tion der einzelnen Fachrich- tungen an einem Zentrum durchgeführt werden. Hier- durch läßt sich die Prognose der malignen Kopf-Hals-Tu- moren bei Kindern und Ju- gendlichen wesentlich ver- bessern.

Es muß dabei allerdings berück- sichtigt werden, daß die Patienten über 15 Jahren ausschließlich der Hals-Nasen-Ohren-Klinik zugehör- ten; Patienten dieser Altersstufe, die primär in anderen chirurgi- schen oder internistischen Kliniken diagnostiziert oder behandelt wur- den, sind hier nicht erfaßt. Die Abnahme der Tumorzahlen bei den über 15jährigen ist daher nur scheinbar. Der Häufigkeits- gipfel der Erkrankungen liegt zwi- schen dem sechsten und neunten Lebensjahr; dies gilt besonders für die lymphoretikulären Malignome.

Läßt man die Neuroblastome ein- mal unberücksichtigt, so kommen neuroepitheliale Tumoren fast nur in der Gruppe der über 15jährigen vor; das Gegenteil gilt für mesen- chymale Tumoren.

Verglichen mit Kopf-Hals-Tumoren der Erwachsenen, sind solche des Kindes- und Adoleszentenalters

Maligne Kopf-Hals-Tumoren bei Kindern und Jugendlichen (mit Ausnahme

von ZNS und Orbita)

Peter Gutjahr und Helmuth Jung

Kinderklinik (Direktor: Professor Dr. Jürgen Spranger)

und Hals-Nasen-Ohren-Klinik (Direktor: Professor Dr. Walter Kley) der Johannes Gutenberg Universität Mainz

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 11. März 1976 725

(2)

lymphoretikuläre

=mesenchymale neuroepitheliale

Malignome

Darstellung 1:

Altersverteilung maligner Neoplasien des Kopf-Hals- Bereiches bei Kindern und Jugendlichen

‚ZZ

16

14

12

10

8 6

Alters- gruppen (Jahre) 0 - 3 3 - 6 6-9 9 -12 12-15 15 - 18 18-20

Tabelle 1: Histologische Diagnosen bei 90 primären Malignomen des Kopf-Hals-Bereiches (außer Hirn- und Orbitatumoren) im Kin- des- und Adoleszentenalter (Universitätskinderklinik und Universi- täts-HNO-Klinik Mainz, 1958 bis 1974)

Maligne Lymphome 54

Morbus Hodgkin Lymphosarkom Retikulosarkom Burkitt-Tumor

Mesenchymale Malignome

Rhabdomyosarkom 8

Leiomyosarkom 1

Fibrosarkom 5

Dermatofibrosarcoma protuberans 1

Angiosarkom 1

Hämangioendotheliosarkom 1

Osteogenes Sarkom 1

Myxosarkom 1

Undifferenziertes Sarkom 2

Neuroepitheliale Malignome 11

Neuroblastom 3

Malignes Melanom 2

Xeroderma pigmentosum 1

Schilddrüsenkarzinom 2

Kehlkopfkarzinom 2

Parotiskarzinom 1

Histiozytosis X 4

Eosinophiles Granulom 3

Morbus Hand-Schüller-Christian 1

Zahl der Patienten

22

20

18

Aktuelle Medizin

Maligne Kopf- und Halstumoren-

zwar selten, machen jedoch im Kopf-Hals-Bereich einen wesentli- chen Teil der Malignome bei Kin- dern und Jugendlichen aus.

Nach unseren Erfahrungen kom- men — von akuten lymphatischen Leukämien abgesehen — nur intra- kranielle und abdominelle Ge- schwülste in diesem Alter etwa gleich häufig vor.

Im eigenen Patientengut (Darstel- lung 1 und Tabelle 1) überwiegen die malignen Lymphome. Sie stel- len mehr als zwei Drittel der Lym- phompatienten aller Lokalisationen dar. Es folgen in der Häufigkeit die mesenchymalen Malignome; unter diesen ist infolge verbesserter Dia- gnostik und exakter Klassifizierung heute an erster Stelle das Rhabdo- myosarkom zu nennen.

Bei Kindern sind epitheliale Mali- gnome eine Rarität, man trifft sie eher im Adoleszentenalter an. Hier konnten wir Karzinome in verschie- denen Organen des HNO-Berei- ches beobachten.

Die als Histiozytosis X zusammen- gefaßte Krankheitsgruppe aus Eo- sinophilem Granulom, Morbus Hand-Schüller-Christian und Mor- bus Abt-Letterer-Siwe ist ihrem Wesen nach bis heute weitgehend unbekannt; die zuletzt genannte Erkrankung mit Ursprung im Kopf- Hals-Bereich ist sehr ungewöhnlich.

Neuere Untersuchungen lassen im- mer deutlicher erkennen, daß es sich bei der Histiozytosis X um eine echte neoplastische Erkran- kung handelt.

Geschlechtsverteilung 24

19 10

21

Im vorliegenden Patientengut ist bei jeder Tumorart ein Überwiegen der männlichen Patienten zu er- kennen (Darstellung 2), was aller- dings bei de'n seltener beobachte- ten Tumoren kaum als statistisch gesichert angesehen werden kann.

Sicher ist dies hingegen bei den malignen Nicht-Hodgkin-Lympho- men und beim Morbus Hodgkin selbst: Die Ursache ist unklar. I>

(3)

Darstellung 2:

Geschlechtsver- teilung und Tumorart

weiblich —>

maligne nicht- Hodgkin Lymph ome

‹— mann ic

m H odgkin Rhabdomyosarkom Fi brosarkom andere Sarkome Karzinom

Melanom 4- Xeroderma pigm Neuroblastom

Histiozytosis X

20 15 10 8 6 4 2 2 4 6 8 1 Zahl der Patienten

Tabelle 2: Erstsymptome bei 90 Kindern und Jugendlichen mit pri- mären malignen Neoplasien des Kopf-Hals-Bereiches (Universitäts- Kinderklinik und Universitäts-HNO-Klinik Mainz, 1958 bis 1974)

Schmerzlose Tumorschwellung 53

Schmerz 5

Allgemeinsymptome

(Blässe, Fieber, Inappetenz, Gewichtsabnahme) 5 Atmungsstörungen

(behinderte Nasenatmung, Stridor) 5

Rasch wachsender „Pigmentfleck" 3

Schluckstörung 2

Hirn nerven paresen

(Nn. facialis und trigeminus) 2

Gehörabnahme 2

Heiserkeit 1

Rezidivierender Schnupfen 1

Zufallsbefund 1

Keine sicheren Angaben 10

Maligne Kopf- und Halstumoren

Erstsymptome

Bezüglich der Erstsymptome (Ta- belle 2) läßt sich feststellen, daß diese in der Mehrzahl der Fälle recht uniform und meist diskret sind. Schmerzlose Tumorschwel- lungen führen nach unseren eige- nen Erfahrungen zum überwiegen- den Teil zum praktisch tätigen All- gemeinarzt und nur zum geringe- ren Teil zum Pädiater oder HNO- Arzt.

Während schwere Allgemeinsym- ptome ohnehin meist klinisch ge- klärt werden (allerdings dann schon weiter fortgeschrittenen Krankheitsstadien entsprechen), können Schmerz, Atmungsstörun- gen, Heiserkeit und Schnupfen die zugrunde liegende Erkrankung lan- ge maskieren. Gleiches gilt für die in etwa Zweidrittel der Fälle allein auffällige Schwellung.

Extranodale Tumorschwellungen sollten immer sorgfältig unter- sucht werden, sofern eine andere Diagnose nicht hinreichend sicher gestellt werden kann. Lymphkno- tenschwellungen müssen ihrer Größe, Verschieblichkeit, Härte und Schmerzhaftigkeit nach über- prüft werden und bedürfen bei ge- ringstem Zweifel kurzfristiger Nach- und Zusatzuntersuchungen.

Uns erscheint in solchen Fällen die Untersuchung sowohl durch einen Pädiater als auch HNO-Arzt wün- schenswert.

Diagnostik

Die diagnostischen Maßnahmen sollten umfassend sein und eine möglichst klare Beantwortung fol- gender Fragen erlauben:

O Liegt mit Sicherheit ein malignes Geschehen vor? Wie lautet die Diagnose?

O Wie ausgedehnt ist der Krank- heitsprozeß? Können die am ehe- sten erfolgversprechenden Maß- nahmen in optimaler Relation zu- einander therapeutisch eingesetzt werden?

0 Welche Behandlungsintensität können die individuellen Organ- beziehungsweise Funktionssyste- me des Patienten tolerieren?

Nicht selten kommt es vor, daß nach Sicherung eines Malignoms eine umfangreiche weiterführende

Diagnostik unterbleibt. Dies kann für den Patienten unter Umständen ebenso schlimme Folgen haben wie ein unbehandeltes Ma- lignom zum Beispiel bei Lymphosarkomen oder Lympho- granulomatosen, wenn die ge- samte Ausdehnung der Erkran- DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 11. März 1976 727

(4)

Aktuelle Medizin

Maligne Kopf- und Halstumoren

kung nicht erkannt wird. Ebenso wichtig ist, daß Operateure, Pädia- ter und Radiotherapeuten sich vor und auch regelmäßig während der Behandlung beraten, um die thera- peutischen Maßnahmen — bei für bestimmte Tumortypen selbstver- ständlich vorgegebenem Behand- lungsprinzip — in ihrer quantitati- tiven Zusammensetzung für den einzelnen Patienten zu erörtern und seiner sich ständig ändernden Individualsituation (zum Beispiel immunologisch, hämatologisch) neu anzupassen.

Dies wird für lokalisierte Schilddrü- senkarzinome weit weniger proble- matisch sein als etwa für Stadium I und II der Rhabdomyosarkome oder Lymphosarkome, die die be- teiligten Therapeuten bei einem Patienten manchmal mehrfach in Grenzsituationen bezüglich der möglichen Behandlungsmodalitä- ten führen. Meist läßt sich hier ein vorgegebener Behandlungsplan nicht ohne weiteres auf alle Patien- ten gleicher Erkrankung und glei- chen Stadiums anwenden.

Wir selbst sind der Überzeugung, daß eine möglichst vollständige Analyse der lndividualsituation des erkrankten Kindes oder Jugendli- chen prognostisch von entschei- dendem Wert ist.

Eine solche Diagnostik umfaßt:

a) Eingehende klinische Untersu- chung durch den Pädiater und HNO-Arzt an einem hierfür geeig- neten Zentrum. Die Untersuchung sollte neben der allgemeinen HNO- Spiegeluntersuchung auch die Überprüfung des klinischen Lun- gen- und Herzbefundes, die Beur- teilung von Haut- und Gefäßsy- stem, die Palpation des Abdomens und der zugänglichen Lymphkno- tenstationen umfassen; weiterhin ist eine neurologische Untersu- chung mit Hirnnervenprüfung erfor- derlich. Je nach Sitz sind au- ßerdem spezielle endoskopische Untersuchungen zur Beurteilung der Lokalisation und Ausdehnung des Tumors angezeigt. Gleiches gilt uneingeschränkt auch, wenn

Lymphknotenmetastasen eines zu- nächst noch unbekannten Primär- tumors vorliegen.

b) Radiodiagnostik: Die Radiodia- gnostik umfaßt neben den Rönt- genübersichtsaufnahmen des Kopf- Hals-Bereiches spezielle Aufnahme- einrichtungen der Nasennebenhöh- ten, der Felsenbeine nach Schüller und Stenvers sowie tomographi- sche Darstellungen des Gesichts- schädels und der Schädelbasis.

Eine szintigraphische Tumordia- gnostik kann zur Erhärtung des Be- fundes beitragen. Je nach der Indi- kation sollte nicht auf Übersichts- aufnahmen des gesamten Skeletts und ein i. v. Urogramm verzichtet werden. Falls erforderlich, müssen zusätzlich noch Milz-, Leber-, Kno- chenmarks-, Hirn- und Lungenszin- tigramme sowie Arterio-, Veno-, Lymphangio- und -adenographien durchgeführt werden.

c) Laborchemische Diagnostik: Es sollten dabei immer bestimmt wer- den:

BSG, Blutbild, Gesamteiweiß, Elek- trophorese, Bilirubin, Transamina- sen und alkalische Phosphate im Serum, Elektrolyte, Harnstoff, Krea- tinin, Harnsäure im Serum, Blutge- rinnungsanalyse, Säure-Basen-Sta- tus und Urinanalyse.

Diese Untersuchungen sind vor al- lem für diejenigen Malignome zu fordern, die disseminiert sind be- ziehungsweise zur Disseminierung neigen. In allen anderen Fällen die- nen die betreffenden Untersuchun- gen zur Erfassung eines zusätzlich möglichen pathologischen Zustan- des, der entsprechend frühzeitig behandelt werden kann oder dem man durch Anpassung der Behand- lung an diesen Zustand Rechnung tragen muß. Dies ist vor allem auch bedeutsam in Hinblick auf die Ne- benwirkungen der Behandlung.

d) Weitere routinediagnostische Maßnahmen umfassen Knochen- marks- und Lumbalpunktion, EKG und EEG. Beim Morbus Hodgkin kommt die diagnostische Laparato- mie hinzu, die wir selbst beim Lym-

pho- und sogenannten Retikulosar- kom für entbehrlich halten. Bakte- riologisch sollten in jedem Falle Stuhl, Urin, Blut und Liquor unter- sucht werden.

Konsiliarisch werden je nach Indi- kation Ophthalmologen, Neuro- und Kieferchirurgen, gegebenen- falls auch Dermatologen hinzuge- zogen. Manchmal müssen endokri- nologisch auffällige Befunde vor der Behandlung geklärt werden, gelegentlich treten solche auch erst unter der Behandlung auf.

Therapie

Zur Behandlung stehen operative und radiologische Verfahren sowie die Chemotherapie zur Verfügung.

Sie sollten einander immer sinnvoll ergänzen und sind keine konkurrie- renden Maßnahmen!

Operative Methoden stehen im Vordergrund bei neuroepithelialen und mesenchymalen Tumoren; hier zeigen Radio- und Chemotherapie zwar eine Wirkung, stellen derzeit jedoch noch keine echten thera- peutischen Alternativen dar, wenn auch Einzelberichte vielverspre- chend sind. Insbesondere bei mes- enchymalen Tumoren und Neuro- blastomen wenden wir selbst postoperativ Radio- und Chemo- therapie routinemäßig in allen Krankheitsstadien an, auch wenn makroskopisch radikal operiert wurde. Wie die Erfahrung zeigt, sind sichere Angaben bezüglich der Radikalität einer Malignomope- ration kaum zu machen, insbeson- dere nicht im Kopf-Hals-Bereich, wo eine großzügige Tumorresektion meist aus topographischen Grün- den nicht möglich ist.

Maligne Lymphome werden heute in erster Linie chemo- und radio- therapeutisch, behandelt; Operatio- nen sind nur in kompli- zierenden Notfallsituationen in- diziert. Auch in der Therapie des Morbus Hodgkin ist heute ein ope- ratives Vorgehen nicht mehr ange- zeigt, Halslymphknotenausräumun- gen gewährleisten auch bei offen-

(5)

Karzinome

Oberlebenszeit (Jahre) g 22

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Darstellung 3: Überlebenszeit bei Morbus Hodgkin und den malignen Nicht- Hodgkin-Lymphomen

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Darstellung 4: Überlebenszeit bei mesenchymalen Sarkomen, Rhabdomyo- sarkomen und Karzinomen

-2 20 t 18

+1.

12 10 8 6 4 2

maligne nicht- Hodgkin- Lymphome

. überlebend ohne Krht.

überlebend mit Kr.ht.

+ verstorben

Uberlebenszeit (Jahre)

• • • • M

• • • •• •

(16.9J) Hodgkin

-Q 16

N

. überlebend ohne Krankheit + verstorben

. überlebend mit Krankheit

andere mesenchymale Sarkome Rhabdomyosarkome

Zahl der Patienten 10

9 8 7 6 5 4 3 2 1

Maligne Kopf- und Halstumoren

sichtlicher makroskopischer Be- schränkung des Prozesses auf den Halsbereich keine sichere Heilung.

Hier stehen Radio- und Chemothe- rapie im Vordergrund.

Verlauf und Prognose

Unter Anwendung moderner Thera- pieverfahren sind die Krankheits- verläufe der meisten kindlich-ju- gendlichen Malignome im Ver- gleich zu früheren Jahren — sieht man einmal von rasch fortschrei- tenden, auf die Behandlung nicht ansprechenden mesenchymalen Tumoren ab — durch eher protra- hierte Verläufe und langdauernde Remissionen gekennzeichnet. Wir konnten dies in jüngster Zeit vor allem für maligne Lymphome nach- weisen.

Schlußbemerkungen

Die Gesamtzahl der Tumoren bei Kindern und Jugendlichen ist ge- ring, verglichen mit der Zahl der Malignome bei Erwachsenen. In- dessen stellen heute maligne Neo- plasien die häufigste natürliche Todesursache im Kindes- und Ado- leszentenalter dar, seit prophylakti- sche und therapeutische Maßnah- men eine erfolgreiche Bekämpfung der Infektionskrankheiten ermög- lichten, die früher die häufigste To- desursache waren.

Primärer Ursprung von Geweben des Kopfes und Halses ist bei die- sen kindlich-jugendlichen Maligno- men häufig. Sieht man nun von den akuten lymphoblastischen Leuk- ämien als initial systematisierten Neoplasien und den retroperito- nealen Geschwülsten (Neurobla- stome und Nephroblastome) ab, so erscheint uns der Kopf-Hals-Bereich bei Kindern und Jugendlichen als die überwiegend primär befallene topographische Region. Dabei blei- ben Neoplasien des ZNS und der Orbita hier noch unberücksichtigt;

solche des ZNS kommen im eige- nen Patientengut etwa genausooft vor wie die hier zusammengestell- ten Geschwülste.

In optimaler, das heißt auch ständi- ger Zusammenarbeit, sehen wir ei- nen wesentlichen Ansatzpunkt zu weiterer Verbesserung der Progno- se bei den einzelnen kindlichen Malignomformen.

Dies betrifft auch den ständigen Erfahrungsaustausch der beteilig- ten Ärzte, zum Beispiel über sich

verschiebende Behandlungspriori- täten bei einzelnen Tumoren. So hat sich beispielsweise beim Mor- bus Hodgkin beziehungsweise bei lymphoretikulären Sarkomen die Therapie in den letzten zehn Jah-

ren ganz auf ein erfolgreiches, konservatives Vorgehen verlagert.

Ein anderes wesentliches Problem scheint in einer noch unzureichen-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 11. März 1976 729

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Miniatursender zur Übertragung von EKG-Signalen Werkfoto Aktuelle Medizin

TECHNIK IN DER MEDIZIN

Die Miniaturisierung ermöglicht heute den Bau von Kleinstsendern zur telemetrischen Übertragung von medizinischen Werten über 1 bis 8 Kanäle; Abmessungen von zum Beispiel 4 Zentimeter Durchmesser und 1,6 Zentimeter Höhe genügen für 1-Kanal-Sender, 9 mal 5,5 mal 2 Zentimeter genü- gen für 4-Kanal-Sender. Die Sender sind mit Verstärker, Spannungsver- sorgung und Hochfrequenzteil aus- gerüstet.

Ohne jeden zusätzlichen Aufwand können über handelsübliche Re- zeptoren die Potentiale abge- nommen und der Sendeeinheit zu- geführt werden. Grundsätzlich las- sen sich mit diesen Sendern alle Meßgrößen medizinischer Art über- tragen. Als Beispiel seien EKG, EMG, EEG, EOG, Atemfrequenz,

Blutdruck angeführt. Die Flexibilität der Vorverstärker und die damit verbundene universelle Anwen- dung machen es möglich, jeden Verstärker an jeden Meßwertauf- nehmer anzuschließen, sofern er nicht Sonderaufgaben erfüllt.

Das Konzept erweitert das Einsatz- gebiet der Telemetrieanlage, so daß die Sendeanlage nachträglich auch für andere Aufgabengebiete verwendet werden kann.

Die winzigen Telemetrie-Sender sind für Hochfrequenzleistungen von 10 bis 40 mW ausgelegt und überbrücken je nach Gebäude- oder Geländegestaltung eine Entfer- nung von 30 bis 500 Meter. HA Hersteller: datatel, 3 Hannover, Langenforther Straße 165

Maligne Kopf- und Halstumoren

den Tendenz zur Zentralisierung der Behandlung bei den doch rela- tiv seltenen malignen Erkrankun- gen bei Kindern und Jugendlichen zu liegen. Eine solche Zentralisie- rung ist notwendig, nicht nur aus Gründen der zum Teil hochdiffe- renzierten Diagnostik, sondern auch im Hinblick auf die notwendi- ge große Erfahrung der einzelnen beteiligten Therapeuten in der spe- ziellen Problematik.

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren ist eine wesentliche Ver- besserung der Prognose bei Tumo- ren des Kopfes und Halses bei Kindern und Jugendlichen auch schon mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden Mitteln mög- lich.

Wie die Prognose quoad vitam letztlich zu stellen sein wird, kann derzeit noch nicht für alle Fälle endgültig beurteilt werden. Es be- darf hierzu langer Nachbeobach- tungszeiten, und selbst Fünfjahres- heilungen sind in vielen Fällen nicht aussagekräftig. So sahen wir bei zwei Mädchen mit Morbus Hodgkin erste Rezidive nach über acht und nach knapp zehn Jahren (Darstel- lung 3). Sicher scheint hingegen, daß zumindest eine wesentliche Lebenszeitverlängerung bei lym- phoretikulären Sarkomen erzielt werden kann, wie auch andere Er- fahrungsberichte unterstreichen.

Ebenfalls günstiger werden offen- sichtlich die Heilungsaussichten für Rhabdomyosarkome nach in- tensiver Kombinationstherapie (Darstellung 4).

Literatur bei den Verfassern

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Peter Gutjahr Universitätskinderklinik Professor Dr. med.

Helmuth Jung

Universitäts-HNO-Klinik Langenbeckstraße 1 6500 Mainz 1

Miniatur-Telemetrie-Sender für Biopotentiale

Zur Übertragung von EKG, EMG, EEG, EOG, Atemfrequenz und Blutdruck geeignet

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