BAföG-Novelle bringt Verbesserungen
BONN. Das Bundeskabi- nett hat die Reform der Bun- desausbildungsförderung (BAföG) beschlossen. Da- nach sollen schon im Herbst 1990 Studierende staatliche Leistungen bis zu 890 DM monatlich erhalten, die sie nicht mehr in voller Höhe, sondern nur noch zur Hälfte zurückzahlen müssen, erläu- terte Bundesbildungsminister Jürgen Möllemann (FDP) vor Journalisten in Bonn. 160 000 von derzeit 260 000 geförder- ten Studenten bekämen dann mehr Geld, weitere 70 000, die bisher wegen des soge- nannten Mittelstandslochs leer ausgingen, kämen erst- mals in den Genuß staatlicher Zahlungen. Die Zahl der BAföG-Empfänger — Studen- ten und Schüler — steige dann um etwa 30 Prozent von der- zeit 328 000 auf 428 000 Ge- förderte. Dies koste den Staat allein 1991 — im ersten Jahr der vollen Wirksamkeit des neuen BAföG — rund drei Milliarden DM; 650 Millio- nen DM mehr als nach gel- tendem Recht.
Das neue BAföG wird künftig nicht mehr als Voll- darlehen, sondern zu 50 Pro- zent als Zuschuß gewährt.
Die Einkommensgrenzen werden erhöht. Die Förde- rung kann um bis zu zwei Se- mester verlängert werden, wenn sich der Studierende in- nerhalb der Förderhöchst- dauer zum Examen angemel- det hat. Der Krankenversi- cherungszuschlag wird von derzeit 45 auf die tatsächlich zu zahlenden 65 DM angeho- ben. Die Bedarfssätze werden zum Herbst 1990 um drei Prozent angehoben, der Höchstsatz steigt damit auf 890 DM monatlich. afp
Ein Familientag gefordert
FRANKFURT/MAIN.
Die neu gegründete „Ak- tionsgemeinschaft Familien- tag" setzt sich für einen öf-
fentlichen Familientag ein. In einem solchen Feiertag soll- ten sich die Anerkennung der Gesellschaft für die Leistun- gen der Familie öffentlich ausdrücken, heißt es in der Grundsatzerklärung der Ge- meinschaft, die letztlich auf einen Vorschlag von Bundes- tagspräsidentin Rita Süß- muth zurückgeht. Die Ak- tionsgemeinschaft wird getra- gen von der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft, dem Institut für Demoskopie Allensbach und dem Bremer Unternehmen Jacobs Suchard. Die Aktions- gemeinschaft ist für alle In- teressierten offen. Der neue
„Familientag" soll auf den vorletzten Sonntag im Okto- ber gelegt werden. rör
Hohe Fehlbelegung
BONN. 38 Prozent der über 60jährigen Kranken- hauspatienten liegen zu lange im Krankenhaus; das sind rund 1,3 Millionen Patienten, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Jürgen Vogt (CDU) auf eine Frage des Bundestagsabgeordneten Jür- gen Vahlberg (SPD). rör Aus der DDR
Steigender Alkoholkonsum
BERLIN (OST). In der DDR steigt der Alkoholkon- sum, vor allem bei hochpro- zentigen Getränken. Nach neuen Richtlinien des Mini- steriums für Gesundheitswe- sen „zur Verhütung und Be- kämpfung der Alkoholkrank- heit" gehören Früherkennung sowie Diagnostik und Thera- pie jetzt zu den Aufgaben al- ler in der medizinischen Be- treuung tätigen Ärzte. Nach Angaben der DDR-Zeit- schrift „Deine Gesundheit"
sind 14 Prozent der Männer und fünf Prozent aller Frauen
„aufgrund des überhöhten Alkoholkonsums alkoholge- fährdet"; sie trinken täglich jeweils mehr als 80 Gramm reinen Alkohol: „mindestens
zwei Liter Bier oder fünf dop- pelte Weinbrand", schreibt
„Deine Gesundheit". Diese rund zehn Prozent der Bevöl- kerung konsumieren 50 Pro- zent des Gesamtverbrauchs an alkoholischen Getränken.
Der Pro-Kopf-Verbrauch
— also der Konsum einschließ- lich der Nichttrinker — betrug 1988 in der DDR 143 Liter Bier, 12,1 Liter Wein und.
Sekt sowie 16,1 Liter Spiri- tuosen. In der Bundesrepu- blik Deutschland lag er bei 144,1 Liter Bier, 26,8 Liter Wein und Sekt und 6,3 Liter Spirituosen. rör Ausland
Gastarbeiter aus China für die DDR?
MAILAND. Die Zeitung
„II Giornale" berichtet unter Berufung auf eine österrei- chische Zeitung, daß die Re- gierung der DDR Wege sucht, die in die Bundesrepu- blik abgewanderten Fach- kräfte durch Gastarbeiter zu ersetzen. Dies gelte, so heißt es in diesem Bericht, vor- nehmlich für Krankenhaus- personal — ob es sich um Pfle- gepersonal handeln soll oder auch um Ärzte, wird nicht ge- sagt. Offensichtlich kommt nur noch ein kommunistisches Land in Frage, in dem man werben kann: die Volksre- publik China. Den Ärzten oder Pflegekräften aus China soll angeboten werden, einen Teil des Gehaltes in West- währungen zu zahlen. bt
70 000 Mark für eine Niere
HENGELO. Eine 38jähri- ge Niederländerin hat für et- wa 70 000 DM eine ihrer Nie- ren verkauft, die vor kurzer Zeit in einer französischen Klinik einem 16jährigen Mäd- chen eingepflanzt worden ist, teilte ein Mittelsmann für Or- ganhandel in Hengelo mit.
Die Niederländerin war da- mit die erste Klientin von Reiner Oude Grote Berver- borg, auf dessen Kleinanzei-
gen sich seit Anfang des Som- mers bereits 800 Freiwillige in den Niederlanden melde- ten, um eine ihrer beiden Nieren gegen Geld zu tau- schen.
Die Niederländerin, die ihre Niere gespendet hatte, mußte nach Informationen des Mittelsmannes insgesamt zwölf Tage in der französi- schen Klinik verbringen, de- ren Anschrift der Organ- händler nicht nennen wollte.
Die 16jährige Empfängerin stammt aus der Golfregion, ihre Familie soll 85 000 Dollar an die Organisation gezahlt haben. Eine zweite Trans- plantation in der folgenden Woche ist in der Klinik schon in Vorbereitung. Grote Ber- verborg rechnet mit fünf Ope- rationen pro Woche in ver- schiedenen Ländern Europas.
Die Anfragen nach Nieren kä- men vor allem aus Golflän- dern und der Türkei.
Organhandel ist in den Niederlanden bisher nicht strafbar. In der Bundesrepu- blik hatte vor fünf Jahren der Versuch eines Aachener Arz- tes und Kaufmanns, einen ähnlichen Handel mit Spen- dernieren aufzuziehen, zu scharfen Protesten auch von seiten des Bundesjustizmini- steriums und von Arzteorga- nisationen geführt. afp
Hoffnung im Kampf gegen Leberkrebs
GENF. Jedes Jahr sterben auf der Welt mindestens 250 000 Menschen an Leber- krebs, an dessen Anfang in über 80 Prozent der Fälle ei- ne chronische Hepatitis-B-In- fektion stand. Das geht aus einer Studie der Weltgesund- heitsorganisation (WHO) hervor, die jetzt in Genf ver- öffentlicht wurde.
Ergebnisse von Impfpro- grammen in 20 Ländern der westpazifischen Region las- sen jedoch hoffen, daß die Krankheit zurückgedrängt wird. Über drei Viertel der Kinder von infizierten Müt- tern wurden nicht angesteckt, wenn sie bei der Geburt geimpft worden waren. afp Dt. Ärztebl. 86, Heft 45, 9. November 1989 (23) A-3371