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Archiv "Aktuelle Pathologie der Niere: 73. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, Koblenz, 1989" (01.03.1990)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

ONGRESSBERICHT

Aktuelle Pathologie der Niere

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seiner Eröffnungsrede, die un- ter dem Thema „Aufbruch in der Pathologie — Forschung in der Pa- thologie" stand, wies der Vorsitzen- de, Prof. Dr. Wolfgang Thoenes (Mainz), auf vier Phasen in der wis- senschaftlichen Entwicklung der Pa- thologie hin, die durch einen beson- deren Aufbruch in der Forschung ge- kennzeichnet sind. In der jüngsten, der des Aufbruches in die „moleku- lare Ebene", sei es Aufgabe des Pa- thologen, mit molekularbiologischen Methoden gewonnene Erkenntnisse auf die Gewebs- und Zellstruktur zu beziehen und damit einen unver- wechselbaren Beitrag zur Krank- heitsforschung zu leisten.

Das Hauptthema der Tagung war aktuellen Problemen der Nie- renpathologie gewidmet, nachdem diese in den letzten Dezennien einen erheblichen Zuwachs an Erkenntnis- sen zu verzeichnen hatte. Gefördert wurde dieser Erkenntnisschub be- sonders durch die Weiterentwick- lung der Nierenbiopsie, durch die Anwendung neuer Methoden bei der Aufarbeitung des lebensfrisch ge- wonnenen Nierengewebes und durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Physiologie und der Immunologie der Niere.

Pathologie des Glomerulus

Nachdem einleitend der Pysiolo- ge P. Deetjen (Innsbruck) über „Die erstaunlichen Leistungen der Niere

— von den molekularen Mechanis- men zur Organfunktion" berichtet hatte, waren mehrere Referate den Grundlagen der Pathologie des Glo- merulus gewidmet. Im Zentrum des Interesses standen die Schädigungs- mechanismen des glomerulären Fil- ters, dessen wesentliches Element — die glomeruläre Basalmembran (GBM) — darstellt. M. Weber (Mainz/

Erlangen) berichtete über den der- zeitigen Erkenntnisstand zur mole- kularen Struktur der GBM, insbe- sondere über das Goodpasture-Anti- gen, als dem Zielantigen der autoim-

73. Tagung der

Deutschen Gesellschaft für Pathologie,

Koblenz, 1989

mun bedingten intra- und extraka- pillären (rasch progessiven) Glome- rulonephritis im Rahmen des Good- pasture-Syndroms.

Interessante Querverbindungen haben sich zum Alport-Syndrom er- geben. Diesen Patienten fehlt auf- grund eines genetischen Defektes das Goodpasture-Antigen in der GBM. Daraus erklärt sich, daß sol- che Patienten bei einer Nierentrans- plantation eine Glomerulonephritis vom rasch progressiven Typ im Transplantat entwickeln können.

Auch über die Immunkomplex- Pathogenese der Glomerulonephriti- den (GN) sind im Tierexperiment durch gezielte Versuchsanordnun- gen wesentliche neue Erkenntnisse gewonnen worden. A. Vogt (Frei- burg/Breisgau) und D. Kerjaschki (Wien) stellten Modelle der Immun- komplex-Nephritis vor. Einerseits in bezug auf die elektrischen Ladungs- eigenschaften der GBM und der ent- zündungsauslösenden Molekülkom- plexe, andererseits in bezug auf die GBM-fremden antigenen Makromo- leküle (etwa bei der „peri-membra- nösen" GN vom Heymann-Typ) ver- mitteln diese Modelle Denkvorstel- lungen für das Verständnis ver- gleichbarer menschlicher Erkran- kungen.

Unter Zuhilfenahme von Zell- kulturen konnte R. B. Sterzel (Erlan- gen-Nürnberg) die Interaktion zwi- schen Mesangiumzellen und extra- zellulärer Matrix analysieren und da- durch ein besseres Verständnis der

„Sklerosierungsreaktion" im Glome- rulus erreichen. Die klinische Patho- logie des Glomerulus kam unter dem Gesichtspunkt „Vom Phänomen zur

Entität" zur Sprache, indem die ver- schiedenen Läsionstypen, die dem Pathologen im Biopsat entgegentre- ten, einer differenzierenden Analyse unterzogen wurden (H. V. Gärtner:

mesangiale Läsion, K. H. Langer:

membranöse Läsion, R. Waldherr•

fokal-sklerosierende Läsion, H. J.

Rumpelt: extrakapilläre Läsion, St.

Olsen: noduläre/lobuläre Läsion, K.

Sorger: minimale Läsion). Es zeigte sich, daß die Fülle der glomerulären Krankheitsentitäten nur durch subti- le Anwendung mehrerer Methoden erkannt werden kann, wobei die

„Triple-Methodik" (Lichtmikrosko- pie, Elektronenmikroskopie, Im- munhistologie) als Grundlage der morphologischen Diagnostik unent- behrlich ist. Die Nomenklatur der Glomerulonephritiden ist dagegen kein aktuelles Thema mehr.

„Die Bedeutung des Pathologen für die klinischen Entscheidungen bei glomerulären Nierenerkrankun- gen" charakterisierte E. Renner (Köln) unter anderem dahingehend, daß die differenzierten therapeuti- schen Maßnahmen des klinischen Nephrologen nur auf der Grundlage einer genauen pathohistologischen Diagnose getroffen werden können, was besonders für die Zustände ei- ner akuten oder rasch progredienten Niereninsuffizienz und für das ne- phrotische Syndrom gilt.

Gefäß- und Transplan- tationspathologie

Nachdem M. Steinhausen (Hei- delberg) Grundphänomene der hor- monellen und autoregulatorischen Steuerung der Nierendurchblutung aufgrund intravitalmikroskopischer Beobachtungen unter dem Einfluß von Perfusionsdrucksenkung, Angio- tensin II, Noradrenalin und Adeno- sin eindrucksvoll dargestellt hatte, sprach U. Heimchen (Hamburg) über

„Aktuelles zur Nephrosklerose" und legte dar, daß die benigne Nephro- sklerose zu den häufigsten Nebenbe- funden im Nierenbiopsiegut zählt und ausweislich experimenteller und klinisch-pathologischer Erfahrungen zu sekundären glomerulären und tu- bulointerstitiellen Läsionen führen kann, die eine Einschränkung der A-686 (62) Dt. Ärztebl. 87, Heft 9, 1. März 1990

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Nierenfunktion verursachen und da- durch andere renale Grunderkran- kungen aggravieren können.

Das von pathologischer Seite entwickelte Konzept der „Endothe- liotropen hämolytischen Nephroan- giopathie", welches hämolytisch-ur- ämisches Syndrom, maligne Nephro- sklerose und postpartales Nierenver- sagen unter eine einheitliche Be- trachtung stellt, wird durch klinische Beobachtungen bestätigt (E. Renner, Köln). Auf dem Gebiet der entzünd- lichen Gefäßerkrankungen ist durch die Entdeckung der ANCA eine teil- weise neue Bewertung der Nierenbe- funde bei der Wegenerschen Granu- lomatose und deren Differentialdia- gnose entstanden (H.-J. Gröne, Göt- tingen).

In der Transplantatpathologie zeigte H. K. Müller-Hermelink (Würzburg) Parallelen zwischen der formalen Pathogenese der Arterio- sklerose und der sklerosierenden vasculären Abstoßungsreaktion auf, während M. J. Mihatsch (Basel) über den aktuellen Stand der glomerulä- ren und interstitiellen Läsionen im Nierentransplantat einschließlich der Cyclosporin-bedingten Schädi- gungsmuster berichtete.

Die bakteriell bedingte chroni- sche Pyelonephritis, die von Patholo- gen und Klinikern früher allzu rasch diagnostiziert wurde, muß heute sehr kritisch beurteilt werden, wobei die gesamten Umstände eines Falles un- ter Einschluß der Refluxnephropa- thie und anderer disponierender Faktoren in die Betrachtung einge- hen müssen (F. Gloor, St. Gallen).

Für die Entstehung einer termi- nalen Niereninsuffizienz (Schrumpf- niere) verwies A. Bohle (Tübingen) auf verschiedene pathogenetische Wege. Je nach Primärläsion stehen einmal perfusionsbedingte, zum an- deren interstitielle Veränderungen im Vordergrund, letztere besonders bei entzündlichen und nichtentzünd- lichen Glomerulopathien.

Nierentumoren

Es wurde über neue Erkenntnis- se zur Histogenese und phänotypi- schen Charakterisierung der Nieren- zellkarzinome und des renalen On-

kozytoms berichtet. Aufschlußreich erwiesen sich dabei tierexperimen- telle Untersuchungen, die, wie P.

Bannasch (Heidelberg) vortrug, das Studium von Vor- und Frühstadien und die Zuordnung zu den verschie- denen Nephronabschnitten erleich- tern. Dabei rücken unter anderem die distalen Nephronabschnitte zu- nehmend ins Blickfeld. R. Moll (Mainz) berichtete über grundle- gende Intermediärfilament-Befunde (speziell die Keratine und Vimentin) am normalen Nephron und Urothel.

Darauf fußend und unter Hinzunah- me von enzym- und lektin-histoche- mischen Daten konnten S. Störkel und G. H. Jacobi (Mainz) sowie M.

Ortmann (Köln) die verschiedenen Nierenzelltumoren mit dem Ne- phron und bestimmten Zelltypen, unter anderem des Sammelrohres, phänotypisch in Beziehung setzen.

Ein „Prognose Score", der fünf

Lipidperoxide und Atherosklerose

Die Lipidperoxid-Konzentratio- nen im Plasma wurden bei 100 Pa- tienten mit angiographisch gesicher- ter okklusiver Arterienerkrankung (50 Patienten mit ischämischer Herz- krankheit, 50 mit peripherer Arte- rienerkrankung) gemessen und ver- glichen mit den Werten von 75 Kon- trollpatienten ohne klinischen Nach- weis einer Atherosklerose.

Die Lipidperoxid-Konzentra- tionswerte waren bei beiden Patien- tengruppen signifikant höher (Pa- tienten mit ischämischer Herzkrank- heit: Mittel 4,37 mno1/1, interquarti- ler Bereich 3,85 — 5,75 ilmo1/1; p <

0,001), Patienten mit peripherer Ar- terienerkrankung: Mittel 4,37 ilmo1/1 (3,88 — 5,21 itmo1/1; p < 0,001) als bei den Kontrollpersonen (Mittel 3,65 iimo1/1, interquartiler Bereich 3,29 — 3,89 inno1/1)).

Insgesamt gesehen konnte eine signifikante, jedoch schwache Korre- lation zwischen den Lipidperoxid- und Triglycerid-Konzentrationen im Plasma (rs = 0,25; p < 0,001), jedoch nicht zwischen den Plasma-Lipid-

Merkmale des Tumors und Tumor- trägers in sich vereint und eine mehr als 80prozentige Voraussagegenauig- keit aufweist, wurde vorgestellt (Störkel und Jacobi, Mainz). — Auch auf dem Gebiet der Nephroblastome (Wilms-Tumoren) konnten neue pathohistologische (D. Harms, Kiel) und biochemische (J. Roth, Basel) Erkenntnisse gewonnen werden, letztere durch Darstellung eines cha- rakteristischen onkodevelopmenta- len Antigens.

Der Verhandlungsband wird un- ter dem Titel „Aktuelle Pathologie der Niere" im Gustav Fischer-Verlag (Stuttgart) erscheinen.

Professor Dr. med.

Hans-Joachim Rumpelt

Pathologisch-Anatomisches Institut der Universität

Langenbeckstraße 1 6500 Mainz

FÜR SIE REFERIERT

peroxid- und den Gesamtcholeste- rin-Konzentrationen festgestellt wer- den. Darüber hinaus waren Hyperto- nie, Fettsucht, Diabetes, Rauchen, positive Familienanamnese sowie die Einnahme von [3-Blockern und Thia- zid-Diuretika nicht assoziiert mit den signifikanten Unterschieden bei den Lipidperoxid-Werten.

So kommen die Autoren zu dem Schluß, daß diese Studie eine klini- sche Unterstützung für bisherige Forschungsdaten darstellt, die dar- auf hinweisen, daß peroxidierte Lipi- de eine wichtige Rolle bei der Athe- rogenese und ihren Komplikationen spielen und als Parameter für die Schwere einer Atherosklerose be- trachtet werden können. Lng

Stringer, M. D.: Lipid peroxides and athe- rosclerosis, Brit. Med. Journ. 298 (1989) 281-284

Mr. M. D. Stringer, Thrombosis Research Unit, King's College Hospital, London SE5, Großbritannien

A-688 (64) Dt. Ärztebl. 87, Heft 9, 1. März 1990

Referenzen

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