Aufsätze • Notizen AUS DEN BUNDESLÄNDERN
werden soll. Dieser Ausbildungs- engpaß soll dadurch überwunden werden, daß bis zum Winterseme- ster 1 981 /82 215 Medizinstudenten mit abgeschlossener vorklinischer Ausbildung ihr Studium an der Medizinischen Hochschule Lü- beck fortsetzen, wo es bisher den vorklinischen Ausbildungsgang
nicht gibt. DÄ—N
RHEINLAND-PFALZ
Grundsatzdiskussion über Studentenzahlen?
Kultusministerin Frau Dr. Renate Laurien hat im Landtag gefordert, die GrundsatzdiskuSsion über die Spannung zwischen der Qualität der medizinischen Ausbildung ei- nerseits und der verfassungs- rechtlich begründeten freien Wahl des Berufes andererseits müsse neu beginnen. Bei weiter steigen- den Studentenzahlen und weiter sinkenden Patientenzahlen könne die praktische Ausbildung der Me- dizinstudenten nicht mehr ge- währleistet werden, sagte Frau Dr.
Laurien. Einerseits nehme die Be- reitschaft der Patienten deutlich ab, sich für die Medizinerausbil- dung zur Verfügung zu stellen; an- dererseits steige der Prozentsatz von hierfür nicht geeigneten Schwerstkranken fühlbar an. Frau Dr. Laurien kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Recht- sprechung: sie habe bisher aus je- der Maßnahme zur Qualitätsver- besserung des Medizinstudiums ein unmittelbares Instrument für die Erhöhung der Studentenzah- len hergeleitet. So hätten zum Bei- spiel im Sommersemester 1979 bereits fast 15 Prozent der Medi- zinstudienanfänger an der Univer- tät Mainz ihren Studienplatz per
„Gerichtszulassung" erhalten.
Nach Frau Dr. Laurien liegt der Vorzug der Empfehlung der „Klei- nen Kommission", eine zusätzli- che Assistentenzeit einzuführen, darin, daß sie der qualitativen Ver- besserung der Ausbildung eine deutliche Priorität einräume. WZ
BADEN-WÜRTTEMBERG
Lärmschwerhörigkeit bereitet Sorgen
Wie das Sozialministerium mitteil- te, hat in Baden-Württemberg die Zahl der Arbeitsunfälle und Be- rufskrankheiten zwischen 1973 und 1978 von 305 276 auf 257 559 kontinuierlich abgenommen. Un- verändert hoch ist der Anteil der Fälle von Lärmschwerhörigkeit an der Gesamtzahl der Berufskrank- heiten (s. auch Seite 280). Von 4425 Anzeigen im Jahre 1977 be- zogen sich allein 1793 auf Lärm- schwerhörigkeit; 1978 waren es bei 4343 Anzeigen 1754 Fälle. Aus diesem Grunde appellierte das Mi- nisterium erneut an Arbeitgeber und Betriebsräte, die Lärmschutz- maßnahmen in den Betrieben noch zu verbessern. dr
550 Plätze für Dialyse-Behandlung
Aus einer Übersicht über die so- ziale Infrastruktur des Landes Ba- den-Württemberg geht hervor, daß derzeit 18 Computer-Tomogra- phen in Betrieb sind, davon 14 in Krankenhäusern. Weitere sieben werden in Kürze installiert. Herz- operationen werden in Baden- Württemberg regelmäßig an den Universitätskliniken Heidelberg, Tübingen und Freiburg und im Be-
nedikt-Kreutz-Rehabilitationszen- trum in Bad Krotzingen durchge- führt. Heidelberg ist nach der Zahl der Herzoperationen eines der größten Zentren im Bundesgebiet;
Tübingen ist spezialisiert auf Herz- operationen an Kindern; Bad Krot- zingen befaßt sich insbesondere mit Koronaroperationen. Zentren für Nierentransplantationen befin- den sich an den Universitäten Hei- delberg und Freiburg. Für die Dia- lysebehandlung chronisch Nieren- kranker stehen in Baden-Württem- berg insgesamt 550 Behandlungs- plätze zur Verfügung, davon 390 für chronische Zentrumsdialyse, 124 für Limited-care-Dialyse und
36 für Heimdialyse-Training. Die Behandlungsplätze verteilen sich auf 49 Dialysezentren, von denen sich 33 in Krankenhäusern und 16 in ambulanten Einrichtungen be- finden. dr
Hilfe für Kind und Familie
Intensive Zusammenarbeit zwi- schen Kinderärzten, Lehrern, Er- ziehungsberatern und den Fami- lien hat Bundesgesundheitsmini- sterin Antje Huber bei der 76. Ta- gung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde in Karlsruhe gefordert. Die Kinderärzte müßten sich mehr als bisher um das Um- feld kranker Kinder bemühen. Ba- den-Württembergs Sozialminister Annemarie Griesinger wies auf die Bedeutung einer ausgewogenen Gesundheits- und Familienpolitik für die Entwicklung gesunder Kin- der hin. Mit ihrem „Programm zur Förderung der Familie" bemühe sich die Landesregierung, auch dort, wo bundespolitische Maß- nahmen nicht ausreichten, tatkräf- tige Hilfe anzubieten. Nach An- sicht des Präsidenten der Gesell- schaft, Professor Dr. Hans Ewer- beck, muß die Forderung nach ei- ner „Humanisierung" der Kran- kenhäuser auch für die Kinder- krankenhäuser gelten. Es sei an der Zeit, durch moderne Technik eine intensivere und schnellere Diagnose zu erreichen und durch wirkungsvolle Therapie kürzere Liegezeiten zu ermöglichen. Die Forderung der Deutschen Gesell- schaft für Kinderheilkunde sei da- her, für die stationäre Betreuung kranker Kinder Stellenpläne zu er- arbeiten, die auf Jahresleistung und nicht auf die Anzahl belegter Betten bezogen werden. Das Kran- kenhausfinanzierungssystem dür- fe außerdem die Krankenhausver- waltungen nicht dazu bringen, auf eine lange Liegedauer zu drängen, um die entstandenen Unkosten abzudecken. Kinder sollten aus humanen Gründen auch bei unbe- schränkter Besuchszeit möglichst früh nach Hause entlassen wer- den. dr
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 31. Januar 1980 281