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Archiv "Ausländer: Widerspruch" (27.02.1998)

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A-440 (8) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 9, 27. Februar 1998

S P E K T R U M LESERBRIEFE

hinaus durchaus realistische und herausfordernde Ar- beitsmarktchancen.

Nicht einverstanden bin ich mit der Aussage, daß „je- de ärztliche Ausbildung, die nicht in die ärztliche Tätigkeit führt, eine Verschwendung volkswirtschaftlicher Res- sourcen“ sei. Die Diffamie- rung, die ich aus diesen Zei- len herauslese, ist ungerecht- fertigt. Als in der pharmazeu- tischen Industrie tätiger Arzt trage ich vermutlich signifi- kant mehr Geld in die Volks- wirtschaft als so mancher im öffentlichen Dienst angestell- te Kollege. Vielmehr ist es doch so, daß, mit Verlaub, wenn überhaupt einer, dann dieser Ressourcen ver- schwendet, indem er nicht nur hohe Ausbildungskosten verursacht, sondern sein Le- ben lang von der öffentlichen Hand lebt . . .

Dr. med. Ulrich E. Fulda, Talstraße 29, 51399 Bur- scheid

Ausländer

Zu dem Leserbrief „Wohltuend“ von Dr. med. Ottmar Bengert in Heft 5/1998:

Unreflektiert

. . . Es gibt fundierte Stati- stiken, welche eindeutig bele- gen, daß es der Volkswirt- schaft hierzulande nicht gera- de zum Vorteil gereichte, wenn alle Ausländer ausge- wiesen würden. Welchen im- mensen Beitrag Selbige für den Aufbau Nachkriegs- deutschlands (West) geleistet haben, ist bekannt. Es gibt nicht wenige Ausländer, wel- che ihre „besten“ Jahre in Deutschland verbringen, Steuern und Sozialbeiträge zahlen, um dann ihren Le- bensabend in ihrer Heimat zu verbringen. Gerade im Alter ist der Mensch jedoch be- kanntermaßen krankheitsan- fällig . . . Gastarbeiter sind innerbetrieblich in der Regel die fleißigsten Arbeiter und doch diejenigen, welche als erste entlassen werden. Dem- entsprechend niedrig sind die

Fehlzeiten. Zudem mangelt es vielen Ausländern sprach- bedingt an Kenntnis über ihre Rechte, zum Beispiel die In- anspruchnahme von Kuren betreffend. Herr Bengert sollte die nächste Kurklinik besuchen und den Ausländer- anteil begutachten.

Nicht-EU-Ausländern ist es rechtlich inzwischen nahe- zu unmöglich geworden, An- gehörige zu sich zu holen, selbst ein Touristen-Visum ist in der deutschen Botschaft in Ankara nur unter größten Schwierigkeiten und nach über einem Jahr Wartezeit zu bekommen.

Asylanten betreffend:

Daß Asylsuchende derzeit fast nur noch illegal nach Deutschland kommen kön- nen und in diesem Fall umge- hend abgeschoben werden, ist bekannt. Die Behauptung, daß sie Endoprothesen oder Herzschrittmacher bekom- men oder gar eine Gebißsa- nierung erhalten, ist inhalt- lich schlichtweg falsch. Das Sozialamt erstattet lediglich die Kosten für medizinisch absolut notwendige Behand- lungen. Erst kürzlich mußten wir an unserem Krankenhaus einen Flüchtling mit nicht in- karzerierter Leistenhernie wegen fehlender Kosten- übernahme nach Hause schicken. Bei Inkarzeration darf er wiederkommen . . .

Dr. M. Rüttgers, Hauptstraße 13, 79104 Freiburg

Widerspruch

Der Leserbrief von Herrn Dr. Bengert, der rein spekula- tiv darzulegen versucht, daß Nichtdeutsche und „Repatri- ierte“ das deutsche Gesund- heitssystem überproportional belasten, darf nicht unwider- sprochen bleiben. Führen doch diese Gedanken, konse- quent zu Ende gebracht, di- rekt in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

Und dies war nicht nur das dunkelste, sondern auch das teuerste, schließlich mußte das „Trümmerfeld Deutsch- land“ wieder aufgebaut wer-

den. !

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A-442 (10) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 9, 27. Februar 1998

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Aber nicht nur deshalb freue ich mich, auch nicht- deutsche oder „repatriierte“

Patienten zu behandeln.

Dr. med. Andreas von Zedt- witz, Zasiusstraße 8, 79102 Freiburg

Sprachliches

Zu dem Leserbrief „Gründlich mißlun- gen“ von Prof. Dr. med. Wolfgang Sa- eger in Heft 46/1997:

Wer hat nun falsche Assoziationen?

. . . Sicherlich hat Prof.

Saeger recht, wenn er meint, daß viele Mediziner einen Ti- tel wie „Quo vaditis, usurae?“

mit „Wohin geht ihr, Kno- chenrillen?“ übersetzen wür- den und sich gewundert hät- ten, daß anschließend von der Zinsentwicklung die Rede ist.

Die Assoziation an die Bibel würde mit diesem Sprach- schlenker aber nicht aufgeho- ben, sondern sie würde viel- leicht eher als Witzbuch er- scheinen.

Wer aber hat nun „Falsche Assoziationen“? Der Journa- list, der einen geldpolitischen Artikel mit einem Bibelzitat überschreibt? Das Zitat soll

wohl ausdrücken, daß die Zinsentwicklung eine quasi schicksalsträchtige Macht dar- stellt, die sowohl privat- als auch volkswirtschaftliche Be- deutung hat, also uns alle be- trifft. Das mag nicht jeder ver- stehen, ist aber eine zulässige Betrachtungsweise, zu deren sprachlicher Gestaltung auf Zitate aus allen möglichen li- terarischen Werken zurückge- griffen werden kann, auch auf die Bibel. Siehe Büchmann:

„Geflügelte Worte.“ Wenn aber ein Zitat als Verunglimp- fung des Originalwerkes ver- standen wird („Gottesläste- rung“), dann liegt nicht nur ei- ne Assoziations-, sondern eine Denkstörung vor, die in die- sem Fall mit der Darstellung grammatikalischer Finessen verbrämt wird (Freud: Ersatz- handlung). Die persönliche Wertschätzung bis hin zur Heiligkeit eines Legendenbu- ches oder sonstigen literari- schen Werkes verbietet es an- deren nicht, von diesem Buch oder Werk Gebrauch zu ma- chen. Ein solcher Anspruch wäre das, was Bleuler einmal

„undiszipliniert-autistisches Denken“ nannte.

Dr. med. Manfred Grimm, Curschmannstraße 30, 20251 Hamburg

Schimmelpilze

Zu dem Medizinreport „Von Pilzen und anderen Parasiten“ von Dr. rer.

nat. Ferdinand Klinkhammer in Heft 46/1997:

Meßverfahren bereits standardisiert

In dem Artikel heißt es gleich am Anfang: „Obwohl die allergene Wirkung von Schimmelpilzen bekannt ist, fehlt in Deutschland eine Standardmethode zur quanti- tativen und qualitativen Be- stimmung von luftgetragenen Pilzen.“ Ich möchte dem ent- gegensetzen, daß in der Pro- jektgruppe 4 „Arbeitsplatz- bewertung“ im Ausschuß für biologische Arbeitsstoffe un- ter Federführung des Berufs- genossenschaftlichen Insti- tuts für Arbeitssicherheit –

BIA – bereits seit einiger Zeit standardisierte Meßverfah- ren für Mikroorganismen er- arbeitet werden. Entspre- chende Verfahren liegen in der BIA-Arbeitsmappe „Mes- sung von Gefahrstoffen“, Erich-Schmidt-Verlag, veröf- fentlicht vor. Gerade das vom Autor in seinem Tagungs- bericht angemahnte Schim- melpilzmeßverfahren wurde längst vom Bundesministeri- um für Arbeit und Sozialord- nung als Referenzverfahren für Arbeitsplatzuntersuchun- gen als allgemeingültige Technische Regel für Biologi- sche Arbeitsstoffe TRBA 430 im Bundesarbeitsblatt veröf- fentlicht. Die betonte zwin- gende Notwendigkeit von Standardmethoden zur ein- heitlichen Beurteilung von Arbeitsplätzen hinsichtlich der mikrobiellen Belastung

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haben wir demnach frühzeitig erkannt und die vorhandene Lücke geschlossen.

Dr. rer. nat. Christoph Dei- ninger, Berufsgenossen- schaftliches Institut für Ar- beitssicherheit, BIA, 53754 Sankt Augustin

Psychotherapie

Zu dem Leserbrief „Abschiednehmen von Staatsfürsorge“ von Dr. med.

Gerda Enderer-Steinfurt in Heft 47/1997:

Entwertende Meinung

. . . In der sogenannten Richtlinienpsychotherapie als Kassenleistung werden aus- schließlich Störungen von Krankheitswert behandelt.

Die gibt es, auch wenn Sie das offenbar nicht kennen und nicht unterscheiden von ei-

nem möglichen „unglücklich sein“. Sigmund Freud hat be- reits darauf verwiesen, daß Psychotherapie nur das neu- rotische Elend in allgemein menschliches Elend umwan- deln kann, das heißt, Psycho- therapie ist nicht dazu da, alle immer glücklich zu machen!

Die Banalität, mit der Sie die Kassenleistung Psycho- therapie als etwas darstellen, was schließlich jedem guttut, wertet die psychotherapeuti- sche harte Arbeit zu „Wohl- fühlstreicheleinheiten“ ab.

Ich führe aber eine psycho- therapeutisch-psychoanalyti- sche Praxis und kein „Institut für Wellness“.

Es ist zumindest verblüf- fend, mit welcher Ignoranz jeder ganz selbstverständlich meint, über Psychotherapie urteilen zu können, ohne sich eingehend damit befaßt zu haben. Bei keinem anderen

Fachbereich würde man sich das erlauben!

Eine Zuzahlung wäre öf- fentlicher Ausdruck genau Ihrer entwertenden Mei- nung. Demgegenüber stehen Kosten durch ineffektive Be- handlung von 30 bis 40 Pro- zent psychogener Störungen

in den Allgemeinpraxen, Störungen, die durchschnitt- lich erst nach sieben (!) Jah- ren zu einer fachpsychothera- peutischen Behandlung über- wiesen werden!

Dr. med. Kalliope Eber- hardt-Rittmann, Marstall- straße 8, 68723 Schwetzingen

A-443 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 9, 27. Februar 1998 (11)

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Geschichte

Zu der Meldung in Heft 48/1997

„Kritik an Streichung des Faches ,Geschichte der Medizin‘“:

Erschreckend

Die kurze Nachricht über die versuchte Streichung des Faches „Geschichte der Me- dizin“ aus der Approbations- ordnung ist Zeichen einer erschreckenden Mentalität.

Ganz abgesehen vom Interes- se, das die Geschichte der

Medizin als Lehrfach zu wecken vermag, wäre es eine Bedrohung der vielbe- schworenen Humanisierung des medizinischen Denkens, wenn die historische Kompo- nente davon vernachlässigt würde. Wenn wir uns weigern und abgewöhnen, über die Vergangenheit nachzuden- ken, sind wir schlecht vorbe- reitet und gerüstet, die Zu- kunft zu gestalten . . .

Aart H. van Soest, Herren- berger Straße 19, 72070 Tü- bingen

Referenzen

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