infolge ihrer ärztlichen (Aus-) Bildung zu einer psychothera- peutischen Versorgungsqua- lität bei, die von Psychologi- schen Psychotherapeuten nicht erreicht werden kann.
Herr Kommer betont, dass jede Krankheit eine körperli- che und eine seelische Di- mension habe. Dem ist so.
Wir Ärzte können darüber hinaus sehen, dass noch wei- tere Dimensionen die Krank- heit eines Menschen bestim- men: die soziale, die rechtli- che, die ökologische. Nur das medizinische Studium bein- haltet in seinem Anforde- rungskatalog neben den kör- perlichen gerade auch die primär nichtkörperlichen Bezüge. Die Gewichtungen der Dimensionen kann somit nur der – erfahrene – Arzt vornehmen. Sein kompeten- tes Überweisungs- und Zu- weisungsverhalten wird Ko- sten dämpfen. Die Hand- lungskompetenzen, die uns in der Visite am Krankenbett oder während der Sprech- stunde – man beachte das Wort – in der Praxis abver- langt werden, können auf- grund ihrer Vielschichtigkeit hier nicht dargelegt werden.
Diese Sachverhalte müssen klar zum Ausdruck gebracht werden und müssen unser Selbstverständnis und unsere Positionierung als Ärzte un- missverständlich bestimmen.
Dipl.-Biologe, Dr. med. Ronny Niklas,Heckberg 8, 24623 Großenaspe
Via medici Kongress
Zu dem Beitrag „Arztberuf im Wandel“ von Gabriele Seger in Heft 23/2003:
Wes’ Brot ich ess’ . . .
Quo vadis, Medicus? Auf der
„Via medici“ oder in dein Unglück, oder ist beides das- selbe? Der diesjährige „Via medici Kongress“ in Bochum war ein voller Erfolg. Über 1 500 Teilnehmer, dazu etli- che hochkarätige Referenten aus allen Sparten des Ge- sundheitswesens, mit Ausnah- me der hohen Politik, die sich lieber konsequent verweiger-
te. Sie wird wissen, warum. Es ging um „Zukunftschancen für junge Mediziner“. Wahr- lich, dieser Kongress war in- teressant und informativ, spaßig und spannend. Aller- dings wurde er von Institutio- nen ausgerichtet, die allesamt
Nachwuchs brauchen und die eben diesem Nachwuchs des- halb nicht die ganze Wahrheit sagen können oder wollen.
„Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing’!“ Ob Klinik oder Praxis, Verlag oder Firma, man hörte immer nur, wie gut die Aussichten auf eine Stelle wären. Man erzählte von not- wendigen Qualifikationen,
„soft skills“ und „hard skills“, und davon, dass man unbe- dingt „erst mal“ einen Fach- arzttitel erwerben solle, bevor man sich in „alternative“
Sparten begibt. Man wolle dort schließlich Ärzte haben, die ihren Beruf lieben, und keine frustrierten Abbrecher.
Nun frage ich mich aber: Wie alt soll man eigentlich wer- den, bevor man endlich etwas machen „darf“, was einen vielleicht zufrieden stellt?
Hätte man Freude am ori- ginären Beruf, müsste man sich ja nichts anderes suchen.
Der Via medici Kongress wur- de ursprünglich ins Leben ge- rufen, um berufliche Alterna- tiven für Ärzte aufgrund feh- lender Stellen aufzuzeigen.
Heute erfreut er sich regen Zulaufes „trotz“ genügend freier Stellen, weil diese näm- lich arbeitstechnisch, zeitlich A
A2150 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3315. August 2003
B R I E F E
und finanziell enorm unat- traktiv geworden sind. Dar- über konnte man während des Kongresses aber nur von wenigen mutigen Referenten und Zuhörern erfahren, der Tenor schwieg dazu, er rekru- tierte sich nämlich aus den
Nachwuchs-besorgten Sphären, die sich ihre Schäf- chen lieber ins Verschwiegen- Trockene holen, als sie mit zu- viel Realität zu vergraulen.
Dr. med. Michael Feld,
Om de Huk 1, 25996 Wenningstedt/Sylt
Patientenquittung
Zu dem Beitrag „Patientenquittung zeigt, was Ärzte leisten“ von Maria Rita Meye und Dr. rer. soc. Heinz Koch in Heft 27/2003:
Kein Wort von pauscha- lisierten Leistungen
Die Verfasser bringen es fer- tig, dem geschätzten Publi- kum eineinhalb Seiten lang die Vorzüge der Patienten- quittung zu preisen, ohne eine Silbe zur Achillesferse des ganzen Unterfangens (und je- der anderen Rechnung oder Quittung in einem Sachlei- stungssystem) zu verlieren:
dem Patienten wird Spielgeld präsentiert, das er 1) nicht wirklich bezahlen muss und 2) dessen genauer Betrag bei floatendem Punktwert drei Monate nach Quartalsende feststeht. Verschleiernd wird da von einer „geschätzten
Honorarsumme“ gesprochen, kein Wort von pauschalisier- ten Leistungen, die einmal im Quartal für den ganzen Be- handlungsfall anzusetzen sind: Was bitte soll sich der mündige Patient unter der Legende der Ziffer 1 „. . . “ vorstellen? Die Patienten ha- ben die Sinnlosigkeit dieses Versuchs denn auch mit rapid schwindender Beteiligung
„quittiert“. Geht man mal von den unterstellten vier Minu- ten pro Tagesquittung und 10 bis 15 Quittungen täglich aus, macht das täglich bis zu einer Stunde (wie Meye und Koch da auf 99 Minuten im Quartal kommen, bleibt ihr Geheim- nis) Mehrarbeit aus, die die Gesundheit des Volkes nicht um das Geringste verbessert, der Praxis aber sensationelle 15 bis 20 Euro beschert – sind das Frau Schmidts Wirtschaft- lichkeitsreserven? . . . Dr. Holger Hamann,
Hauptstraße 20 a, 25879 Süderstapel
Psychiatrie
Zu dem Leserbrief „Begriffser- klärung“ von Dr. Reinhard Ody in Heft 26/2003:
Zustimmung
Ich stimme Herrn Dr. Ody in seiner positiven Definiti- on des Begriffs „Drehtür- psychiatrie“ voll zu. Nach meiner Einschätzung soll- ten die Patienten sogar dar- in bestärkt werden, selber ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt einer Klinik-Auf- nahme bzw. -Entlassung zu entwickeln. Mehrere kurze Aufenthalte in einem be- stimmten Zeitraum sind nach meiner Erfahrung un- ter einer solchen Vorausset- zung oft besser als ein sehr langer. Man darf nicht über- sehen, dass Patienten auch außerhalb der Klinik wich- tige Erfahrungen machen, die sie bzgl. Akzeptanz und Bewältigung ihrer Erkran- kung weiterbringen kön- nen.
Dr. Gerhard Ziskoven, Rheinische Kliniken Köln, Postfach 91 05 52, 51075 Köln Mehr als 10 000 junge Ärzte und Medizinstudenten besuch-
ten in den vergangenen fünf Jahren den Via medici Kon- gress in Mannheim. Auch in diesem Jahr in Bochum zählten die Veranstalter circa 2 000 Teilnehmer.
Foto:Thieme