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Archiv "Einstieg in die Investitionslenkung" (30.03.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

TAGUNGSBERICHT

Einstieg in die Investitionslenkung

Die geplante gesetzliche Rege- lung einer verbindlichen Bedarfs- planung für medizinische Großge- räte und die „Transparenzmodel- le" der Krankenkassen standen thematisch im Vordergrund der berufspolitischen Hauptveranstal- tung beim XXIX. Internationalen Fortbildungskongreß der Bundes- ärztekammer und der österreichi- schen Ärztekammer in Badga- stein. Nach einem einleitenden Referat des Präsidenten der Baye- rischen Landesärztekammer, Pro- fessor Dr. Hans Joachim Sewe- ring, stellten er und der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Sanitätsrat Dr. Josef Schmitz-Formes, sich der Diskussion mit dem zahlreich erschienenen ärztlichen Publi- kum. Dabei zeigte sich, daß auch die Arztzahlentwicklung mit ihren zu befürchtenden Konsequenzen, bis hin zu Verteilungskämpfen zwischen den einzelnen Gruppen von Ärzten (Allgemein-, Gebiets- und möglicherweise künftig wie- der „praktischen" Ärzten), die heute aktiven Ärzte bereits stark beunruhigt.

Zusammen mit der GOÄ und der Negativliste bezeichnete Sewe- ring die geplante Regelung für die Großgeräte, die, zumindest in den Bundesratsausschüssen, sogar von den CDU-Ländern befürwor- tet wurde, als Beispiel dafür, wie die christlich-soziale Koalition in Bonn manche noch auf die SPD/

FDP-Regierung zurückgehenden Vorhaben einfach übernommen hat. Man müsse diese Dinge gleichzeitig als Warnung davor ansehen, die Einflußmöglich- keiten der Ärzte auf die Gestal- tung der Gesundheits- und Sozial- politik zu überschätzen. Man kön- ne nur mit Bestürzung beobach- ten, wie hier ein „Einstieg in die sozialistische Investitionslen- kung" angebahnt werde. Die gro- ße Gefahr dieser Entwicklung un- terstrich Dr. Schmitz-Formes mit dem Hinweis, daß hier eine ein-

deutige Bevorzugung des Kran- kenhaussektors durch die Länder offenbar wird. Und Diskussions- teilnehmer erkannten denn auch die politische Richtung, in die die- ser Schritt zielt: Die von manchen schon seit langem erträumte Öff- nung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung.

Zur Arztzahlentwicklung machte Professor Sewering auf das Miß- verhältnis der folgenden Zahlen zueinander aufmerksam: Bei den nunmehr fast 12 000 Studiumsab- solventen jährlich wird es noch lange bleiben, weil sich selbst ei- ne Halbierung der Bewerberzah- len nicht auswirken könnte und weil eine Begrenzung der tatsäch- lichen Studentenzahl politisch überhaupt keine Chance habe.

Für diese 12 000 Absolventen wer- den schon jetzt jährlich nur 5500 Assistentenstellen frei, und diese Zahl wird eher noch abnehmen, je mehr junge Ärzte in einer Nieder- lassung keine Chance mehr se- hen und auf Lebenszeit im Kran- kenhaus bleiben. Damit wird auch der Flaschenhals beim Zugang zur Weiterbildung noch enger.

Drittens nannte Sewering die neueste offizielle Zahl der ärzt- lichen Bezieher von Arbeitslosen- unterstützung: Mitte März waren es 3080.

Zu der Entwicklung bei den Arz- neiverordnungen nannte Sewe- ring die Negativliste einen totalen Fehlschlag. Nach der für Bayern schon vorliegenden Statistik für 1983 ist die Zahl der Verordnun- gen deutlich zurückgegangen, ebenso die Zahl der je Rezept ver- ordneten Arzneimittel — gleich- wohl sind aber die Arzneimittel- ausgaben absolut gestiegen. Man solle nun endlich, forderte Profes- sor Sewering, eine prozentuale Rezeptgebühr (mit einer aus so- zialen Gründen festzulegenden Obergrenze) einführen.

Sehr prononciert äußerte sich Se- wering zu einem „höchst merk- würdigen" gesellschaftspoliti-

schen Phänomen: Die Volkszäh- lung mußte ausgesetzt werden, gegen die Einführung eines ma- schinenlesbaren Personalauswei- ses wird Sturm gelaufen — aber wenn die Krankenversicherten — 93 Prozent der Bevölkerung — nunmehr sogar in der Intimität des ärztlichen Sprechzimmers unter dem Schlagwort „Transparenz"

dazu herangezogen werden sol- len, die „Datenmacht der Kassen"

(so Dr. Schmitz-Formes) zu ver- größern, dann rege sich anschei- nend niemand auf. Dabei, so wie- der Sewering, sei das, was bei die- sen aufwendigen Transparenzmo- dellen herauskommen könne an Kosteneinsparungen, mit „nichts bis minimal" zu beziffern. Weit größer werde jedenfalls der Scha- den für das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt sein.

Sewering sprach sich im übrigen gegen den Vorschlag aus, dem Versicherten ein Duplikat seines Krankenscheins mit einer Aufli- stung der von ihm „verursachten"

Ausgaben zu übersenden. Dies würde hohe Kosten verursachen, der Versicherte erhielte diese Ab- rechnung erst frühestens sechs bis neun Monate nach der ent- sprechenden Behandlung und könne dies sowieso nicht prüfen — abgesehen von der unwürdigen Vorstellung, daß der Patient zum Kontrollorgan über den Arzt ein- gesetzt werden solle.

Abschließend setzte sich Pro- fessor Sewering noch einmal für das bisherige Konzept der Früher- kennungsuntersuchungen ein.

Wenn heute in sogenannten Gut- achten aus den bisher geringen epidemiologischen Auswirkungen ein „Versagen der Vorsorgemedi- zin" konstruiert werde, dann solle man sich davon nicht beirren las- sen.

Jeder einzelne Bürger müsse heute wissen, daß er einen Nutzen von der Früherkennungsuntersu- chung hat. Es sei aber unsinnig, die Schuld an der geringen Be- teiligung den Ärzten zuzuschie- ben. gb Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 13 vom 30. März 1984 (35) 985

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