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Das schlafende Virus

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98 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

H

epatitis B gehört zu den häufigsten vi- ralen Hepatitiden.

Etwa ein Drittel aller Menschen weltweit war von der Entzündung schon einmal betrof- fen, 350 Millionen Menschen haben eine chronische Form. Während die akute meist folgenlos ausheilt, erhöht ein chronischer Verlauf das

Risiko für lebensgefährliche Leberer- krankungen wie Schrumpfleber oder Leberkrebs drastisch.

Fest in die DNA integriert Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist ein partiell doppelsträngiges DNA-Virus aus der Familie der Hepadnaviren.

Bei einer Infektion integriert es sein Erbgut in die DNA der Leberzellen.

Hierdurch wird es fester Bestandteil der menschlichen DNA und kann nicht mehr eliminiert werden. HBV findet sich in Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Schleimhautsekret, aber auch in Muttermilch. Es kann von einem Infizierten über kleinste Hautverletzungen in den Körper ein- dringen oder von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden.

© Sebastian Kaulitzki / fotolia.com

PRAXIS LEBERERKRANKUNGEN – TEIL 4

Wer eine durch Hepatitis B verursachte

Leber entzündung durchmacht,

behält das Virus ein Leben lang.

Es ruht zwar in den Zellen,

kann aber durch eine Immun-

schwäche reakti- viert werden.

Das schlafende

Virus

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

Gefährdet sind auch Heroinabhän- gige (durch Austausch von Sprit- zen), medizinisches Personal oder Menschen, die Bluttransfusionen er- halten. Aggressive Sexualpraktiken stellen ebenfalls ein Übertragungs- risiko dar.

Wichtig: Folgeerkrankungen vorbeugen! Die Inkubationszeit einer akuten HBV-Infektion beträgt zwischen vier Wochen und sechs Monaten. In zwei Dritteln der Fälle verläuft die Infektion symptomlos und wird daher von den Betroffe- nen nicht bemerkt – wobei sie na- türlich trotzdem ansteckend sind.

Wer Symptome ausbildet, fühlt sich meist grippig, ist abgeschlagen, hat Muskel- und Gliederschmerzen und keinen Appetit. Lediglich die Gelb- färbung der Schleimhäute (Ikterus) sowie Verfärbung von Kot und Urin sind als Symptome für eine Leberentzündung spezifisch, kom- men aber nicht in allen Fällen vor.

Nach vier bis sechs Wochen heilt die Krankheit bei den meisten von selbst und folgenlos aus. Daher behandelt man, wenn überhaupt nötig, auch nur die Symptome. Ansonsten wird Bettruhe empfohlen und eine Scho- nung der Leber. Alkohol ist daher tabu, aber auch die Anti-Baby-Pille und Paracetamol sollten als poten- ziell lebertoxische Produkte kritisch gesehen werden.

Verlauf Bei fünf bis zehn Prozent der Patienten dauern die Anzeichen der Erkrankung länger als sechs Mo- nate an, das heißt, es liegt eine chro- nische Hepatitis B vor. Auch sie kann symptomlos verlaufen, es können aber auch Beschwerden wie Muskel- und Oberbauchschmerzen sowie Abgeschlagenheit auftreten. Die chronische Form erhöht das Risiko von Folgeerkrankungen extrem. Ex- perten nehmen an, dass jeder dritte Fall von Leberzirrhose und jeder zweite Fall von Leberkrebs auf eine chronische Hepatitis B zurückgeht.

Daher ist eine rechtzeitige Diagnose mittels Bluttests wichtig. Die chroni- sche Form wird mit Virostatika und

Interferonen behandelt, wodurch die Virenvermehrung gehemmt bezie- hungsweise das Immunsystem un- terstützt wird.

Wenn das Virus wieder erwacht Eine sehr gefährliche Form der Hepatitis-B-Infektion ist die Reak- tivierung des Virus. Sie kommt sel- ten vor und wird meist durch eine Immunschwäche ausgelöst, etwa unter einer Chemotherapie oder der Gabe von Immunsuppressiva bei einer Organtransplantation. Wird die Immunsuppression dann noch verringert, kann es durch die nun

überschießende Reaktion der Kör- perabwehr gegen das Virus in kür- zester Zeit zur Zerstörung der Leber kommen. Um das zu verhindern, muss eine Reaktivierung des Virus mehrere Wochen lang mit einem Nukleosidanalogon behandelt wer- den. Dieses verhindert die Bildung neuer Erreger-DNA und hemmt so die Virenvermehrung.

Ein Piks zur Vorbeugung He- patitis B ist meldepflichtig. Die In- fektionszahlen sind in den letzten Jahren immer weiter zurück-gegan- gen, sodass das Robert Koch-Ins-

titut für 2013 nur noch knapp 700 Neuerkrankungen meldete. Im Jahr 2000 waren es noch mehr als 4500.

Grund dafür ist sicherlich auch die Schutzimpfung, die in Deutschland seit 1995 von der Ständigen Impf- kommission empfohlen wird. Die Impfung gegen Hepatitis B ist in der Sechsfachimpfung, die bereits im ersten Lebensjahr verabreicht wird, enthalten. Sie umfasst vier Impf- dosen im Alter von zwei, drei, vier und 11 bis 14 Monaten. Als Einzel- impfung besteht sie lediglich aus drei Impfdosen, die innerhalb von sechs Monaten gegeben werden. Die

Impfung bietet etwa 25 Jahre lang Schutz – und zwar gleichzeitig auch gegen Hepatitis D. Diese Zusatzin- fektion tritt nach einer Ansteckung mit Hepatitis B zwar recht selten auf, sie kann aber zu schweren Verläufen führen, die innerhalb von wenigen Tagen tödlich enden können. ■

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

99 LABORDIAGNOSTIK

In den klinischen Leitlinien ist das diagnostische Vorgehen folgendermaßen empfohlen: Die virologisch-serologische Diagnostik bei Verdacht auf eine akute Hepatitis B sollte den Nachweis von HBsAg, Anti-HBc (gesamt), falls positiv auch Anti-HBc-IgM, umfassen sowie bei Bedarf HBeAg und Anti-HBe. In selte- nen Fällen (HBsAg-negative akute Hepatitis B) führt erst die Bestimmung der HBV-DNA (quantitativ) zur korrekten Diagnose. Die Diagnostik bei Verdacht auf eine chronische Hepatitis B erfordert sinnvoll aufeinander abgestimmte Schritte. Zu diesen gehören der Nachweis von HBsAg und Anti-HBc (gesamt), HBV-DNA (quantitativ) und HBeAg/Anti-HBe.

Quelle: RKI

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