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Forschungsschwerpunkt Umweltpolitik ( Internationales Institut für Umwelt und Gesellschaft - IIUG ) Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

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Forschungsschwerpunkt Umweltpolitik

( Internationales Institut für Umwelt und Gesellschaft - IIUG ) Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

IIUG rep 87-2

WALDS'CHADENSBERIGHT 1986 : EINE 'ANALYSE' DER VPRESSEREAKTIONEN

Hartmut Espe *

ISSN 0256-7296

* Gastwissenschaf tier am IIUG, 1986.

WISSENSCHAFTSZENTRUM BERLIN FÜR SOZIALFORSCHUNG

Forschungsabteilung

’’Normbildung und Umwelt”

Reichpietschufer 50 D-1000 Berlin (West) 30

Tel.: 25 491-0

IIUG - Potsdamer Str. 58, 1000 Berlin (West) 30, Tel,! (030) - 26 10 71

(2)

Waldschadensbericht 1986: Eine Analyse der Pressereaktionen ZUSAMMENFASSUNG

Der seit 1982 jährlich veröffentlichte Waldschadensbericht der deutschen Bundesregierung faßt die Waldschadensstatistiken der einzelnen Bundesländer zusammen und liefert somit einen aktu­

ellen, zusammenfassenden und vergleichenden Überblick über Art und Ausmaß der Schäden am Waldbestand.

Die vorliegende Studie verfolgte das Presseecho auf die

Veröffentlichung des Waldschadensberichts 1986 am 5. November 1986. Vom 1. November bis zum 15. Dezember wurde beobachtet, ob und wie überregionale, nicht fachgebundene Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Zeitschriften das Thema aufgriffen; aus­

gewertet wurde weiterhin die regionale Tagespresse in Baden- Württemberg und in Berlin (West).

Im Untersuchungszeitraum berichteten fast ausschließlich Tageszeitungen über den Waldschadensbericht 1986 (vgl.

Tabelle

1). Nur eine Zeitschrift ("ADAC Motorwelt") nahm sich des Themas an; Wochenzeitungen veröffentlichten nichts hierzu.

In der Tagespresse erschienen in 27 Zeitungen insgesamt 35 Berichte, fast alle am 5. und 6. November 1986. Der typische Bericht umfaßte zwei bis drei Spalten mit einer zweizeiligen Überschrift (Haupt- und Untertitel) und rund 50 Zeilen Text, der auf Agenturmeldungen beruhte (vgl.

Tabelle 2).

Fotos und Grafiken wurden sehr selten gebraucht, Karten und Tabellen nie. Die meisten überregionalen Tageszeitungen veröffentlichten etwas ausführlichere Korrespondentenbe­

richte. Der längste Bericht ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") umfaßte 125 Zeilen.

Alle Meldungen (vgl.

Tabelle

3) enthielten den Vergleich

zwischen dem Schadensanteil 1985 und dem von 1986 (Anstieg

von 52 % auf 54 %). Die Mehrzahl der Berichte differenzierte

(3)

I l l

Insgesamt kann damit die Pressereaktion wie folgt gekenn­

zeichnet werden: Der Waldschadensbericht 1986 wurde in der bundesdeutschen Presse als ein Tagesereignis mittlerer Bedeutung behandelt- Es berichteten und kommentierten, in der Mehrzahl eher kritisch, die überregionalen und regional­

len Tageszeitungen, nicht jedoch die Wochenzeitungen und Zeitschriften. Angesichts der Tragweite der Waldschäden bleibt zu fragen, ob eine derartige Pressereaktion zur

Unterrichtung der Bürger - und zur Vorbereitung bzw. Beglei­

tung von Maßnahmen zur Schadensbehebung und Schadensvermei­

dung - ausreicht.

Forest Damage Report 1986: An Analysis of Press Coverage SUMMARY

Since 1982 the federal government has annually published a report on forest damage which provides a summary of the forest damage statistics of the individual West German

states (Länder) and presents a current and concise overview of the kind and extent of forest damage.

In this study the press coverage of the Forest Damage Report 1986, published on November 5, 1986, is analyzed.

During the period November 1 through December 15, 1986 the reactions of the national daily and weekly newspapers and magazines to the report were surveyed. Coverage in local daily newspapers in the state of Baden-Württemberg and in Berlin (West) was also included.

Reactions to the Forest Damage Report 1986 were found almost exclusively in daily newspapers (see Table 1), whereas weekly newspapers published nothing at all.

In the daily press 35 articles appeared in 27 newspapers,

almost all of these on November 5 and 6, 1986. The

(4)

V

All in all, the press coverage can be assessed as follows:

the Forest Damage Report 1986 was treated by the German press as a current event of moderate importance. Local and

national daily newspapers reported and commented, in the majority of cases critically. Weekly newspapers and maga­

zines did not report. In view of the great importance of the

issue of forest damage, the question remains whether or not

such press coverage is sufficient as a source of information

for the public, and to assist in planning and implementing

measures to abate further forest damage.

(5)

INHALT

Seite VORWORT

ZIEL DER UNTERSUCHUNG... 1

METHODE... 2

Auswahl der Presseberichte und -kommentare... 2

Analysemerkmale der Presseberichte... . ... 3

ERGEBNISSE. ... 4

Presseberichte und -kommentare... 4

Übersicht... 4

Berichte in Tageszeitungen... 7

Formale Merkmale?... 7

Umfang der Berichte... 7

Nachrichtenquellen... 7

Inhaltliche Merkmale... 7

Inhaltliche Differenzierungen... 7

Hinweise auf Gegenmaßnahmen... 10

Hinweise auf Ursachen... 10

Hinweise auf Stellungnahmen... 10

Hinweise auf Folgen... 11

Tendenz... 11

Kommentare in Tageszeitungen... 12

DISKUSSION... 14

ANHANG.... ... ... 21

Berichte in Tageszeitungen... 23

Überregionale... 25

Baden-Württemberg... 3 5 Berlin... 61

Kommentare in Tageszeitungen... 69

Überregionale... 71

Baden-Württemberg... 7 9 Leserbriefe in Tageszeitungen... ...91

Zeitschriftenartikel... 95

Meldungen von Presseagenturen... 101

Presseerklärung des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten... 121

Pressemitteilungen von Parteien und Verbänden... 127

Datenblatt für die Analyse von Presseberichten... 143

(6)

VORWORT

Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis meiner Tätigkeit als Gastwissenschaftler am Forschungsschwerpunkt Umwelt­

politik. (IIUG - Internationales Institut für Umwelt und Gesellschaft) des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin (West). Für das Projekt stand der Zeitraum vom 13. Oktober bis zum 31. Dezember 1986 zur Verfügung.

Ich danke dem Direktor des IIUG, Herrn Professor D r . Udo E.

Simonis, sowie Herrn D r . Hans-Joachim Fietkau, Mitarbeiter des Forschungsschwerpunktes, in dessen Arbeitsgebiet das Projekt angesiedelt war, für die Einladung an das Wissen­

schaftszentrum Berlin und für die höchst angenehme, kolle­

giale Zusammenarbeit.

Berlin, den 31. Dezember 1986 Hartmut Espe

(7)

ZIEL DER UNTERSUCHUNG

Seit 1982 veröffentlicht der Minister für Ernährung, Land­

wirtschaft und Forsten im Auftrag der deutschen Bundesre­

gierung jährlich einen "Waldschadensbericht". Dieser Bericht faßt die Waldschadenserhebungen der einzelnen Bundesländer zusammen und soll die Fachöffentlichkeit, aber auch die breite Öffentlichkeit über Art und Ausmaß der Waldschäden informieren. Der Bericht bildet damit die wichtigste Grund­

lage für alle Diskussion und Maßnahmen bezüglich der Wald­

schäden. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Presseberichterstattung über den Waldschadensbericht 1986 systematisch zu verfolgen und zu analysieren.

Waldschäden sind ein sehr ernstes Problem mit Folgen, die weit über den direkt spürbaren wirtschaftlichen Verlust hinausgehen. Forstfachleute haben hierauf schon vor über

25 Jahren hingewiesen, doch erst vor wenigen Jahren kamen die Waldschäden unter dem Begriff des "Waldsterbens" einer breiteren Öffentlichkeit zu Bewußtsein. Es wurden erste Gegenmaßnahmen eingeleitet, u.a. die jährliche Waldschadens­

inventur. Dennoch ist das Problem weit von einer Lösung entfernte In der umweltpolitischen Diskussion spielt es nach wie vor eine große Rolle, man denke nur an den Zusam­

menhang mit der aktuellen Diskussion um die Kernenergie.

Das Thema wurde in den vergangenen Jahren auch sehr kontro­

vers behandelt, sowohl in der Presse als auch in den All­

tagsdiskussionen. Waldschäden wurden schlicht geleugnet, auf Emissionen aus der DDR oder CSSR zurückgeführt, als übermorgen drohende Versteppung der Bundesrepublik drama­

tisiert und vieles andere mehr. Gegenwärtige stehen sie je­

doch nicht mehr im Mittelpunkt des breiteren öffentlichen Interesses, und es ist die Frage, wie dies zu interpretie­

ren ist - als Versachlichung, Gewöhnung, Verdrängung, Vergessen?

Für ein Problem von dieser Tragweite wäre es fatal, wenn

es vor einer befriedigenden Lösung aus dem öffentlichen

(8)

Bewußtsein verschwände. Die Chancen für die Durchsetzung von Gegenmaßnahmen, eventuell unpopulären Gegenmaßnahmen, verringerten sich, bei den Bürgern, aber auch bei den Politikern. Der Presse fällt damit die Aufgabe zu, das Problem im öffentlichen Bewußtsein zu halten und aktuelle Veränderungen zu berichten und zu kommentieren.

METHODE

Auswahl der Presseberichte und -kommentare

Der Waldschadensbericht 1986 wurde am 5. November 1986 im Bundeskabinett beraten und am gleichen Tage vom Bundes­

minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ignaz Kiechle, auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor­

gestellt. An der Pressekonferenz konnten Journalisten aller Medien und Agenturen teilnehmen.

Die in der Bundesrepublik tätigen Nachrichtenagenturen AP, ddp, dpa und Reuter verbreiteten Meldungen über die Presse­

konferenz, die Resultate des Waldschadensberichts sowie über Stellungnahmen von Parteien und Verbänden hierzu.

Zum Teil gaben die Presseagenturen auch Vorabmeldungen heraus sowie Berichte, die sich gesondert mit Stellungnah­

men zum Waldschadensbericht befaßten.

In der vorliegenden Studie wurde über einen Ausschnitts­

dienst vom 1. November bis zum 15. Dezember 1986 beobachtet wie die Presse über den Waldschadensbericht 1986 berichtete Ausgewertet wurden

o alle überregionalen, nicht fachgebundenen Tageszeitungen Wochenzeitungen und Zeitschriften (zu den Wochenzeitun­

gen wurden auch die parteigebundenen Blätter "Bayern­

kurier" und "Vorwärts" gezählt);

o alle Tageszeitungen in Baden-Württemberg; dieses Bundes­

land wurde ausgewählt, weil hier der Anteil der Wald­

schäden besonders hoch liegt und der Wald eine große

(9)

"3

wirtschaftliche Bedeutung besitzt (Tourismus, Holzwirt­

schaft) ;

o alle Tageszeitungen in Berlin (West), um einen Eindruck von den Pressereaktionen in einer Großstadt-Region zu gewinnen, in der der Wald zwar keinen Wirtschaftsfaktor darstellt, aber auch überdurchschnittliche Schäden vor­

liegen .

Eine Zusammenstellung der Presseberichte und -kommentare findet sich im Anhang.

Analysemerkmale der Presseberichte

Bei der Analyse der Presseberichte wurde von einem "Ideal­

bericht" ausgegangen, der nicht nur das bloße Ereignis (d.h. die Behandlung des Berichts im Bundeskabinett und

seine Vorstellung auf einer Pressekonferenz) meldet, sondern der auch

o die derzeitige Waldschadenssituation nach Baumarten, Regionen, Schadstufen, Trends etc. differenziert, o auf mögliche Ursachen, Folgen und Gegenmaßnahmen hin­

weist,

o über Stellungnahmen von Parteien und Verbänden zum Waldschadensbericht bzw. zur Waldschadenserhebung be­

richtet

o sowie eine zusammenfassende Bewertung gibt.

Es war abzusehen, daß nur wenige der zu untersuchenden Berichte alle genannten Aspekte umfassen würden. Für die Analyse mußte jedoch zunächst eine Idealvorstellung ent­

wickelt werden, die eine breite Palette von Berichtsmöglich­

keiten umfaßt.

Andere Formen journalistischer Äußerungen wie Kommentare, Interviews, Reportagen sollten auch gesammelt und gegebenen­

falls systematisch analysiert werden. Wie aus dem folgenden

Kapitel hervorgehen wird, erschien jedoch nur in der Tagest

presse eine größere Anzahl von Berichten. Ein Analyseschema

(10)

4

für Kommenare, Interviews etc. erübrigte sich damit.

Das für die Analyse der Presseberichte verwendete Daten­

blatt findet sich im Anhang.

ERGEBNISSE

Presseberichte und -kommentare Übersicht

Tabelle 1 liefert einen Überblick über Anzahl und Herkunft der Presseberichte und -kommentare bezüglich des Wald­

schadensberichts 1986, die im Untersuchungszeitraum erschie nen und die der Ausschnittsdienst fand. In die Untersuchung wurden nur Dokumente aufgenommen, die sich ausdrücklich auf den Waldschadensbericht 1986 bezogen. Artikel über

Luftverschmutzung, Waldsterben oder sonstige Umweltprobleme ohne Bezug z.um Waldschadensbericht 1986 blieben unberück­

sichtigt. Nicht ausgewertet wurden auch Kurzmeldungen unter 10 Zeilen.

Die Übersicht zeigt zunächst, daß über den Waldschade'ns- bericht fast ausschließlich die Tagespresse berichtete.

Keine der untersuchten Wochenzeitungen und nur eine der beobachteten Zeitschriften, die "ADAC Motorwelt", griffen innerhalb der sechs Wochen der Untersuchung das Thema auf.

In der überregionalen Tagespresse erschienen in sieben Blättern acht Berichte (d.h. eine Zeitung berichtete zwei­

mal). Vier überregionale Tageszeitungen brachten einen Kommentar, ein Blatt, die "Frankfurter Rundschau", kommen­

tierte sogar zweimal (einmal werktags und einmal sonntags).

Der Waldschadensbericht fand damit in der überregionalen Tagespresse eine relativ große Beachtung.

In Baden-Württemberg erschienen in 17 Tageszeitungen 23

Berichte (fünf Tageszeitungen berichteten zweimal). Es

(11)

Tabelle 1 Presseberichte und -kommentare zum Waldschadensbericht 1986 vom 1. November bis zum 15. Dezember 1986

Medium Überregionale Regionale Gesamt

Baden-

Württemberg

Berlin (West)

Berichte Kommentare Berichte Kommentare Berichte

Kom­

mentare Berichte

Kom­

mentare

Tageszeitungen 81 61 2 3 4 3

23 00 45 0 35 14

Wochenzeitungen 0 0 - - - - 0 0

Zeitschriften 1 0 — — - - 1 0

Gesamt 9 5 23 8 4 0 36 14

1) 1 Tageszeitung mit 2 Berichten 2) 1 Tageszeitung mit 2 Kommentaren 3) 5 Tageszeitungen mit je 2 Berichten

4) 3 Tageszeitungen mit einem z.T. identischen Kommentar

5) 2 Tageszeitungen mit je 2 Berichten

(12)

- 6 -

wurden acht Kommentare veröffentlicht, von denen allerdings fünf völlig oder in Ausschnitten identisch waren. Der Wald­

schadensbericht wurde damit auch in der regionalen Tages­

presse Baden-Württembergs relativ gut beachtet.

In Berlin berichteten zwei Blätter, "Der Tagesspiegel" und die "Berliner Morgenpost", und zwar je zweimal. In der Boulevardpresse sowie der Bezirkspresse erschienen keine Meldungen. Kommentiert wurde ebenfalls nicht. Nur eine der vier Meldungen wies auf den weit überdurchschnittlichen Anstieg der Waldschäden in Berlin hin. Damit spielte das Thema in der regionalen Tagespresse in Berlin keine große Rolle.

Die insgesamt 35 Berichte und 14 Kommentare in der Tages­

presse erschienen alle zwischen dem 4. und 8. November 1986.

Der Schwerpunkt lag auf dem 5. und 6. November.

Zwei Blätter der überregionalen Tagespresse ("Süddeutsche Zeitung" vom 18. November 1986 und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 3. Dezember 1986) druckten über die erwähnten Berichte und Kommentare hinaus noch je einen Leserbrief ab.

Beide Leserbriefe setzten sich kritisch mit der Erhebungs­

methode der Waldschadensstatistik auseinander (siehe Anhang) In einer Zeitschrift, der "ADAC Motorwelt", erschien,

wie bereits erwähnt, im Dezember 1986 ein zweiseitiger Be­

richt mit einem ausführlichen Diagramm und einer Karte.

In diesem Bericht wurde darauf hingewiesen, daß der Auto­

verkehr nicht als die alleinige Ursache der Waldschäden angesehen werden könne und daß sich die Bäume teilweise wieder erholt hätten (siehe Anhang).

Im folgenden werden nun die Berichte und Kommentare der

Tageszeitungen nach formalen und inhaltlichen Kriterien

analysiert.

(13)

z

Berichte in Tageszeitungen Formale Merkmale

U m f a n g d e r B e r i c h t e

Tabelle 2 zeigt, daß die meisten Zeitungsmeldungen mit einer zweizeiligen Überschrift versehen und über zwei oder drei Spalten verteilt wurden. Die durchschnittliche Länge des Textes lag bei 52 Zeilen. Die überregionale und die Berliner Presse berichteten etwas länger, die regionale Presse in Baden-Württemberg etwas kürzer. Die kürzeste Meldung umfaßte 24 Zeilen, die längste 125. Nur zwei der

35 Berichte wurden mit Fotos illustriert (zwei Minister;

tote Bäume). Zwei Tageszeitungen brachten ein Histogramm, aus dem der Anstieg des Prozentanteils der geschädigten Waldflächen von 1983 bis 1986 hervorgeht. Kein Bericht enthielt Tabellen und Karten.

N a c h r i c h t e n q u e l l e n

Fünf der acht Berichte aus überregionalen Tageszeitungen stammten von eigenen Korrespondenten, drei von Presseagen­

turen. In Baden-Württemberg und in Berlin überwogen die Agenturmeldungen deutlich, hier war jeweils nur ein Kor­

respondentenbericht zu finden.

Inhaltliche Merkmale

I n h a l t l i c h e D i f f e r e n z i e r u n g e n Tabelle 3 ist zu entnehmen, wie ausführlich die Artikel die Ergebnisse des Waldschadensberichts darstellten. Alle 35 Berichte enthielten mindestens den Hinweis, daß der Gesamtanteil der geschädigten Waldflächen von 1985 bis 1986 um 2% auf 54% stieg. (Generell wurde als Differenzie­

rung gewertet, wenn ein Vergleich zwischen mindestens

zwei Zeitpunkten, Baumarten, Schadstufen usw. vorlag.)

Der Zeitvergleich bildete damit den Kern aller Berichte,

der auch meist in der Überschrift zum Ausdruck gebracht

wurde. Die meisten Zeitungen differenzierten weiter nach

Baumarten, absoluter Größe der geschädigten Flächen,

(14)

T a b e l l e 2 F o r m a l e M e rk m a le d e r B e r i c h t e i n T a g e s z e i t u n g e n

Ü b e r r e g i o n a l e

T a g e s z e i t u n g e n R e g i o n a l e T a g e s z e i t u n g e n G e s a m t B a d e n

W ü r t t e m b e r g

B e r l i n ( W e s t )

A n z a h l d e r B e r i c h t e 8 23 4 35

a ) U m fang

- S p a l t e n 1 2 3 0 5

2 1 10 4 15

3 4 10 0 14

4 1 0 0 1

- Z e i l e n 1 1 0 0 1

Ü b e r s c h r i f t 2 5 15 3 23

3 2 5 1 8

4 0 3 0 3

- Z e i l e n M i t t e l w e r t 67 44 68 52

T e x t M i n i . / M a x . 2 4 - 1 2 5 2 5 - 8 1 5 4 - 1 0 0 2 4 - 1 2 5

b ) I l l u s t r a t i o n

- F o t o ( s ) 2 0 0 2

- G r a f i k ( e n ) 0 2 0 2

c ) Q u e l l e

- P r e s s e a g e n t u r 3 22 3 28

- K o r r e s p o n d e n t 5 1 1 7

(15)

Tabelle 3 Inhaltliche Merkmale der Berichte in Tageszeitungen

Überregionale Tageszeitungen Regionale Tageszeitungen Gesamt Baden-

Württemberg

Berlin (West)

Anzahl der Berichte 8 23 4 35

a) Differenzierungen 8 23 4 35

d a von...

- Zeitvergleich(e ) 8 23 4 35

- Baumarten 5 21 3 29

- absolute Fläche 8 14 2 24

- Schadstufen 6 15 2 23

- Regionen 4 17 2 23

- Erhebungsmethode 2 2 0 4

- Baumalter 1 1 0 2

b) Gegenmaßnahmen 7 12 3 27

davon...

- Katalysator 7 11 2 20

- Tempolimit 5 12 2 19

- Forstwirtschaftl. Maßnahmen 3 9 3 1 5

- Luftverbesserung allgemein 4 6 2 12

- Bleifreies Benzin 3 5 0 8

- Kraftwerke entschwefeln 3 1 2 5

- Wild 1 2 2 5

- Sonstige (Forschung, interna- 2 3 1 6

tionale Zusammenarbeit, Industrie, e t c .)

c) Ursachen 7 14 3 24

d a von.. .

- Luftverschmutzung 7 12 2 21

- Autoverkehr 3 9 1 13

- Witterung 3 4 2 9

- Kraftwerke 1 2 0 3

- Wild 1 1 1 3

- Schadstoffimport 1 1 0 2

- Industrie 0 0 1 1

d) Stellungnahmen 6 13 2 21

d a von.,.

- Umweltverbände 6 12 2 20

- SPD 5 10 1 16

- Die Grünen 2 7 1 10

- Waldverbände 3 1 0 4

- CDU/CSU 0 2 0 2

e) Folgen 1 5 0 6

(16)

10

Schadstufen und Regionen. Auf die Erhebungsmethode sowie auf den Zusammenhang zwischen Schädigung und Baumalter wurde sehr selten eingegangen. Die überregionalen Blätter berichteten etwas differenzierter als die regionalen.

H i n w e i s e a u f G e g e n m a ß n a h m e n 27 der 36 Berichte erwähnen Maßnahmen gegen Waldschäden

(gezählt wurde jede Erwähnung einer Maßnahme; es wurde nicht berücksichtigt, wer sie ins Gespräch brachte und ob sie als erfolgreich anzusehen sei oder nicht).

Am häufigsten (20 mal) wurde der Katalysator für PKW er­

wähnt; es folgten das Tempolimit (19 mal) sowie forstwirt­

schaftliche Maßnahmen (z.B. Wiederaufforstung, Düngung, Genbanken) (15 mal).

H i n w e i s e a u f U r s a c h e n

24 der 35 Berichte wiesen auf Ursachen für die Waldschäden hin. (Als Ursache wurde gezählt, wenn eine Ursache aus­

drücklich genannt wurde, z.B. "als Ursache für das Wald­

sterben gilt...", oder wenn sie aus dem Zusammenhang des Berichts für den Leser leicht als Ursache erkennbar war, z.B. "...Bekämpfung der Luftschadstoffe verstärken"; "Schad stoffbelastung der Luft sinkt".)

21 Berichte nannten die Luftverschmutzung als Ursache, es folgte mit großem Abstand (13 Nennungen) der Autover­

kehr. Neunmal wurde auf den Zusammenhang zwischen Witterung und Waldschäden hingewiesen, allerdings meist in dem Sinn

"...trotz günstiger Witterung stirbt der Wald weiter".

H i n w e i s e a u f S t e l l u n g n a h m e n

Von den 35 Berichten wiesen insgesamt 21 auf Stellungnahmen von Parteien und Verbänden zum Waldschadensbericht hin.

Am häufigsten (20 mal) wurden Stellungnahmen von Umweltver­

bänden erwähnt; es folgten die Parteien SPD (16 mal) und

Die Grünen (10 mal).

(17)

11

H i n w e i s e a u f F o l g e n

Sehr selten erwähnten die Zeitungen (mögliche) Folgen der Waldschäden: Nur sechs der 35 Berichte nannten ökonomische

Folgen ("Schäden in Höhe von 5,5 Milliarden DM" oder "wirt­

schaftliche Belastungen"), auf Folgen anderer Art wurde nie hingewiesen.

Tendenz

Nach der Analyse aller Berichte aufgrund obiger Kriterien wurde abschließend die Tendenz jedes Berichts eingestuft.

Die Tendenz kommt im Inhalt der Überschrift und im Umfang und der Plazierung der Absätze über den offiziellen Wald­

schadensbericht bzw. der kritischen Stellungnahmen hierzu zum Ausdruck.

Zur Einstufung der Berichte wurde folgende Skala verwendet:

1. Starke Betonung der kritischen Stellungnahmen zum Waldschadensbericht.

Zur Illustration einige Überschriften:

Umweltschützer: Manipulation im neuen Waldschadens - bericht (Frankfurter Rundschau, 6. November 1986)

"Geschönte" Zahl über Waldsterben kritisiert-(Offen- burger Tageblatt, 6. November 1986)

2. Betonung der weiteren Zunahme der Waldschäden.

Einige Beispiel-Überschriften:

Jeder zweite Baum weist schon Schäden auf (Stuttgarter Nachrichten, 5. November 1986)

Waldsterben geht weiter (Südkurier Konstanz, 5. Novem­

ber 1986)

3. Betonung der "Verlangsamung" der Zunahme. Dies ist die Tendenz des offiziellen Waldschadensberichts und der Presseerklärung des Ministers hierzu. Zu

dieser Betrachtungsweise gehört auch der gelegentliche Hinweis, daß bei einzelnen Baumarten eine "Stabilisie­

rung" oder "Trendumkehr" zu beobachten sei ("verhalte­

ner Optimismus").

Typische Überschrifen:

Die Wälder sterben langsamer (Schwarzwälder Bote, 5. November 1986)

Waldsterben schreitet langsamer voran (Handelsblatt,

6 . N o v e m b e r 1 9 8 6 )

(18)

- 12 -

4. Betonung der Verbesserungen, wenige oder keine Hinweise auf die weitere Zunahme der Waldschäden, insgesamt also eine optimistischere Interpretation als die der Regierung.

Überschriften-Beispiele:

Waldsterben gebremst - Weniger Luftschadstoffe (Rhein- Neckar-Zeitung, 5. November 1986)

Aufatmen nach dem neuen Waldschadensbericht (Berliner Morgenpost, 5. November 1986)

Den obigen vier Tendenzen zugeordnet, verteilen sich die 35 Berichte wie folgt (Tabelle 4): 16 Berichte betonten die weitere Zunahme des Waldsterbens (Kategorie 2), 9 über­

nahmen die offizielle Tendenz des "verhaltenen Optimismus"

(Kategorie 3), 8 Berichte stellten die kritischen Stellung­

nahmen in den Vordergrund (Kategorie 1), und 2 Berichte zeichneten ein optimistischeres Bild als der offizielle Waldschadensbericht (Kategorie 4). Rund zwei Drittel der Berichte verfolgten damit eine mehr oder weniger ausgeprägte kritische Tendenz (Kategorien 1 und 2).

Kommentare in Tageszeitungen

Wie bereits in Tabelle 1 dargestellt, wurden über den Ausschnittsdienst 14 Kommentare in . 27 Tageszeitungen ge­

funden, sechs in überregionalen und acht in baden-württem­

bergischen Blättern. Eine überregionale Tageszeitung (Frankfurter Rundschau) brachte zwei Kommentare. Drei regionale Blätter aus Baden-Württemberg veröffentlichten einen identischen Kommentar, eine weitere Regionalzeitung druckte den Kommentar eines anderen Regionalblatts gekürzt ab. Es ergaben sich somit elf Originalkommentare.

In den überregionalen Blättern fanden sich zwei Typen von Kommentaren. "Die Welt", die "Deutsche Tagespost" und

die "Frankfurter Rundschau" (werktags) brachten einspaltige

Kurzkommentare um 35 Zeilen, die "Frankfurter Allgemeine

Zeitung", die "Süddeutsche Zeitung" und die "Frankfurter

Rundschau" (Samstagsausgabe) veröffentlichten zwei-

oder sogar dreispaltige Kommentare im Umfang von 118

(19)

Tabelle 4 Tendenz der Berichte in Tageszeitungen

Tendenz Überregionale

Tageszeitungen Regionale Tageszeitungen Gesamt Baden-

Württemberg

Berlin (West)

Anzahl der Berichte 8 23 4 35

1. Betonung Kritik

3 4 1 8

2. Betonung weitere

Zunahme

2 13 1 16

3. Betonung

Verlangsamung

3 5 1 9

4. Betonung von Verbesserungen

0 1 1 2

(20)

14

bis 177 Textzeilen (Tabelle 5). Bei den Regionalblättern Baden-Württembergs überwogen die einspaltigen Kurzkommen­

tare, nur die "Badische Zeitung" (Freiburg) und die "Pforz- heimer Zeitung" kommentierten zweispaltig und ausführlicher Im Durchschnitt umfaßte ein Kommentar 70 Zeilen und war damit um 18 Zeilen länger als der durchschnittliche Be­

richt .

Eine tabellarische Darstellung inhaltlicher Merkmale der Kommentare (wie sie bei den Berichten gegeben wurde) ist schwer möglich. Die Zahl der vorliegenden Kommentare ist zu niedrig, vor allem aber ist ihre inhaltliche Viel­

falt zu groß. Es wird deshalb empfohlen, die Kommentare im Anhang nachzulesen.

Eine zusammenfassende Analyse der Tendenzen der Kommentare war jedoch möglich (Tabelle 6). Es ließen sich die gleichen Kategorien verwenden wie bei den Berichten. Danach sind 10 der 14 Kommentare, also über zwei Drittel, als kritische Kommentare anzusehen, die sich sehr besorgt über die

weitere Zunahme der Waldschäden äußerten und keine Stabili­

sierung oder Trendumkehr zu erkennen vermochten (Kategorie 2) oder die ähnlich kritische Positionen wie die Umwelt­

verbände übernahmen (Kategorie 1).

DISKUSSION

Über einen Ausschnittsdienst wurde vom 1. November bis 15. Dezember 1986 verfolgt, wie die überregionalen, nicht fachgebundenen Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Zeit­

schriften sowie die regionalen Tageszeitungen in Baden- Württemberg und in Berlin (West) über den am 5. November 1986 veröffentlichten diesjährigen Waldschadensbericht der Bundesregierung berichteten. Es zeigte sich, daß nur die überregionalen und regionalen Tageszeitungen das Thema aufgriffen. In den Wochenzeitungen und Zeitschriften er­

schien nichts, mit Ausnahme einer Zeitschrift ("ADAC

Motorwelt").

(21)

Tabelle 5 Formale Merkmale der Kommentare in Tageszeitungen

Überregionale Tageszeitungen

Regionale

Tageszeitungen Baden-

Württemberg

Gesamt

Anzahl der Kommentare 6 8 14

Spalten 1 2 6 8

2 3 2 5

3 1 0 1

Zeilen 1 5 8 13

Über- 2 1 0 1

Schrift

Zeilen Mittelwert 89 57 70

Text Min./Max. 35-177 31-87 31-177

ln Berlin erschienen keine Kommentare

(22)

Tabelle 6 Tendenz der Kommentare in Tageszeitungen

Tendenz Überregionale

Tageszeitungen

Regionale

Tageszeitungen Baden-

Württemberg

Gesamt

Anzahl der Kommentare 6 8 14

1. Betonung Kritik

2 2 4

2. Betonung weitere

Zunahme z

2 4 6

3. Betonung

Verlangsamung

2 2 4

In Berlin erschienen keine Kommentare; die Tendenz "Betonung von Verbesserungen

(Kategorie 4 in Tabelle 4 über Tendenzen der Berichte) trat bei den Kommentaren

nicht auf.

(23)

17

Die untersuchten Tageszeitungen veröffentlichten insgesamt 35 Berichte mittleren Umfangs, die bei den überregionalen etwas länger ausfielen als bei den regionalen". Fast alle Artikel erschienen am 5. und 6. November 1986. Alle Be­

richte wiesen auf den Anstieg der Waldschäden um 2% auf 54% hin. Die meisten Artikel differenzierten die Meldung weiter, Luftreinhaltung als Gegenmaßnahme bzw. Luftver­

schmutzung als Ursache spielte dabei eine relativ große Rolle. Rund zwei Drittel der Berichte verfolgten eine eher kritische Tendenz.

Die Pressebeobachtung erbrachte weiterhin 14 Kommentare, sechs aus überregionalen Tageszeitungen und acht aus der regionalen Tagespresse Baden-Württembergs (einen davon allerdings dreifach und einen weiteren doppelt). Über ein Drittel der Berichte wurde damit durch Kommentare begleitet, auch in der Regionalpresse Baden-Württembergs. In den

Kommentaren wurde sehr unterschiedlich argumentiert, rund zwei Drittel äußerten sich eher kritisch.

Wie bei jeder empirischen Studie, so sind auch die oben kurz zusammengefaßten Resultate vor dem Hintergrund metho­

discher Begrenztheiten zu sehen. Im Rahmen des Projekts war es nur möglich, ein externes Büro mit dem Sammeln der Dokumente zu beauftragen. Das ausgewählte Büro verfügt über eine sehr umfangreiche Leseliste und arbeitet (wie dem Autor aus anderen Pressebeobachtungen bekannt ist) sehr sorgfältig. Trotzdem müssen hier Fehler einkalkuliert werden, die sich jedoch in einer Größenordnung bewegen dürften, die den Kern der Ergebnisse nicht berührt.

Der Umfang des Projekts erlaubte nur eine Beobachtung

von Printmedien. Die Auswertung von Fernsehen und Rundfunk war nicht möglich. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß

diese Medien.das Thema wie die gedruckte Presse behandelten, möglicherweise sogar noch weniger beachteten, weil es

wegen seiner Abstraktheit und Kompliziertheit weniger

für die Behandlung in Fernsehen und Rundfunk geeignet ist.

(24)

18

Die Pressebeobachtung mußte weiterhin auf den Zeitraum 1. November bis 15. Dezember 1986 begrenzt werden. Vorher oder später veröffentlichte Dokumente wurden nicht berück­

sichtigt. Möglicherweise entfielen damit Berichte von

Zeitschriften mit monatlicher Erscheinungsweise, die wegen des längeren Herstellungsprozesses der Zeitschriften erst später herauskamen.

Nicht in die Auswertung einbezogen wurden Veröffentlichungen über die Waldschadensberichte einzelner Bundesländer. Der Schwerpunkt dieser Veröffentlichungen lag, soweit bekannt, im September und Oktober. Vereinzelt kam es jedoch vor, daß sich ein Zeitungsartikel im November auf einen regionalen Waldschadensbericht bezog; er wurde nur ausgewertet, wenn er auch den Waldschadensbericht der Bundesregierung erwähnte Die Analyse der Berichte und Kommentare nahm ausschließlich der Autor des vorliegenden Untersuchungsberichts vor. Bei Kriterien wie etwa Illustration spricht der damit verbundene subjektive Faktor keine Rolle, bei komplexeren Kriterien, insbesondere bei der Einschätzung der Tendenz eines Berichts oder Kommentars, fällt er jedoch ins Gewicht. Sollte es

notwendig werden, diese Resultate zu erhärten, müßten nach den Regeln der Inhaltsanalyse Einstufungen weiterer Personen eingeholt werden.

Die Beobachtung der regionalen Tagespresse mußte auf Baden- Württemberg und auf Berlin beschränkt werden. Die Auswertung

zeigte, daß das Thema in Baden-Württemberg besser als in Berlin behandelt wurde. Einige unsystematische Beobachtungen lassen vermuten, daß das Waldsterben in Süddeutschland gene­

rell stärker beachtet wird als in Norddeutschland. Dies ist verständlich, da Süddeutschland stärker von Waldschäden betroffen ist. Bemerkenswert wäre es jedoch, wenn der außer­

ordentlich hohe Schadensanteil von rund 80% in den nord­

deutschen Stadtstaaten Hamburg und Bremen von der dortigen

Regionalpresse nicht beachtet worden wäre (wie es in Berlin

geschah).

(25)

19

Die hier untersuchte Pressereaktion ist in bezug auf andere, verwandte Ereignisse während des Untersuchungszeitraums zu sehen- Der Waldschadensbericht 1986 wurde am 5. November 1986 veröffentlicht. Am 1. November 1986 hatte sich bei dem Chemiekonzern Sandoz in Basel ein Unglück ereignet, in

dessen Folge große Mengen von Giften in den Rhein gelangten.

Dies wurde erst in den folgenden Tagen nach und nach bekannt Die Umweltberichterstattung der Medien konzentrierte sich damit in den ersten Novemberwochen auf die Rheinverschmut­

zung, deren Folgen sowie auf Gegenmaßnahmen. Es ist denkbar (aber nicht zwingend), daß dieses Ereignis viel Aufmerksam­

keit vom Waldschadensbericht abzog.

Insgesamt läßt sich damit das Resultat der vorliegenden Studie wie folgt zusammenfassen: Der Waldschadensbericht 1986 wurde in der bundesdeutschen Presse als ein Tagesereig­

nis mittlerer Bedeutung behandelt; es berichteten und kom­

mentierten die Tageszeitungen, nicht jedoch die Wochenzei­

tungen und Zeitschriften. Die Mehrzahl der Berichte und Kommentare in den Tageszeitungen.verfolgte eine eher kriti- siche Tendenz. Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Waldschäden wurden in vielen Dokumenten direkt oder indirekt hergestellt, oft wurde auch auf Gegenmaßnahmen eingegangen. Euphemistische und abwiegelnde Äußerungen kamen vor, waren aber relativ selten.

Kritisch ist jedoch abschließend anzumerken: Die Waldschäden stellen ein sehr ernstes Problem dar; kaum jemand bestreitet dies heute noch. Die Bekämpfung der Waldschäden macht Ein­

sichten aller Bürger notwendig. Reicht es da aus, wenn der jährliche Waldschadensbericht als ein Tagesereignis mittle­

ren Nachrichtenwertes behandelt wird, ein Bericht,- dem immerhin zu entnehmen ist, daß die Waldschäden weiter an- steigen und im Durchschnitt die Hälfte aller Bäume geschä­

digt sind, in den norddeutschen Stadtstaaten sogar 80%?

Es sei daher aus dem Kommentar der "Badischen Zeitung", Freiburg vom 6. November 1986 zitiert: "Gewöhnung und Verdrängung

sind sehr menschliche Eigenschaften. Erleichterung macht

sich breit, wenn die Katastrophe nicht noch schlimmer

(26)

20

wird. Unverstellte Blicke aber sind die Voraussetzung

für eine Umkehr. Nicht nur von Entwarnung ist abzusehen

Die Alarmglocken müßten immer wieder schrille-n."

(27)

A N H A N G

Übersicht

Berichte in Tageszeitungen

• Überregionale

Baden-Württemberg Berlin

Kommentare in Tageszeitungen Überregionale

Baden-Württemberg

Leserbriefe in Tageszeitungen Zeitschriftenartikel

Meldungen von Presseagenturen

Presseerklärung des Bundesministers

für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pressemitteilungen von Parteien und

Verbänden

Datenblatt für die Analyse von Presse­

berichten

(28)

Berichte in Tageszeitungen

- überregionale -

(29)

25

101, 103 104 105 106 107 108

102 Süddeutsche Zeitung, München

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt Frankfurter Rundschau, Frankfurt

Die Welt, Hamburg

die Tageszeitung, Berlin

Handelsblatt, Düsseldorf

Deutsche Tagespost, Würzburg

(30)

2 6

1 0 1

MSTR3P0L-G53SLLSCHAFT/S. MATTKE3 & Co.

Zsiiungs-Ausschniti-Süro Gsgr. 1S23 TCOO Berlin 12 - U hiandsir.ISA Tei.881 35 31

S ü d d e u ts c h e Z e i t u n g P o s t f a c h 20 22 20

8 0 0 0 M ünchen 2 ' A u f la g e 1 t , STAMM '8 5 i . T s

G 3 7 5 ,8 s a m s t a g s : 5 1 2 .5

-5-N0V.1986

Waldsterben nimmt weiter zu Tempo aber verlangsamt

Bonn(ÄP) i Das Waldsterben h at sich in der Bimdesrepu- I blik im letzten Jahr fortgesetzt, allerdings schrei- i te te s langsamer voran. Nach dem jüngsten Wald- i schadensbericht der Bundesregierung sind jetzt , 54 Prozent der ^Wälder geschädigt, das sind vier 1 Millionen Hektar oder zwei Prozent m ehr als im Herbst 1985. Erstmals seit 1982 haben die mittleren und starken Schäden nicht mehr zugenommen. Die Meldungen in den oberen Schadenskategorien sind sogar um 0,3 Punkte

! zurückgegangen und machen jetzt 19 Prozent der i Waldfläche aus. Starke Unterschiede in der Scha- i densentwicklung gibt es bei den einzelnen Baum- : arten. Bei Kiefern und Tannen wurden auf größe­

ren Flächen Erholungen festgestellt. Die Schäden bei Fichten haben zwar weiter zugenommen, der Anteil schwerer Schäden ist jedoch gesunken.

Nach wie vor am gefährdetsten ist die Tanne, Düster siehtdas Bild auch bei Laubbäumen aus.

Insgesamt sind jetzt 60 Prozent der Buchen- und 61 Prozent der Eichenbestände geschädigt Dem Jahresbericht 1985 des Umweltbundesamtes zu­

folge sinkt die Schadstoffbelastung der Luft in der Bundesrepublik spürbar.

(31)

M=T?!GPO'_-G=S=LLSCHAFT/E. MATTHS3 & C

27

Zeitungs-Ausschniö-Süro Gear. 1 3 • 1000 Berlin 12 • Uhlanasir. 1S4 Tel. 8 81 SS I

S ü d d e u ts c h e Z e itu n g

• P o s t f a c h 20 22 20 800 0 M ünchen 2 A u f la g e l t . STAMM '8 5 i . T s

G 3 7 5 ,8 s a m s t a g s : 5 1 2 ,5

-6. ItOV. 1986

DAS WALDSTERBEN in der Bundesrepublik hat sich erneut ausgeweitet, wenngleich sich das Tempo verlangsamt h a t Diese Bilanz zog Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (links) aus dem Waldschadensbericht den er am Mittwoch dem Kabinett vorlegte-Rechts Bundesbauminister Schnei­

der. Photo: AP

(32)

o

Naturschützer fordern erneut ein Tempolimit

SPD und Umweltschutzverhände kritisieren Waldschadensbericht /„Verdum inungspolitik“ der Regierung V o n u n s e r e r B o n n e r R e d a k t i o n

N. S. Bonn, 5. November Den am Mittwoch im Bundeskabinett behan­

delten und danach von Bundeslandwirtschafts­

minister Ignaz Kiechle (CSU) der Presse vor­

gestellten neuen Waldschadensbericht haben sowohl die SPD-Opposition als auch mehrere Umweltorganisationen kritisiert Sie warnten noch vor der offiziellen Bekanntgabe des Be­

richts vor der Annahme, daß wegen des ver­

gleichsweise geringeren Anstiegs des Schadens­

umfanges bereits Grund zur Entwarnung beste­

he. Die fünf größten Umweltverbände forderten erneut ein Tempolimit für den Autoverkehr, w eit der Ausstoß an schädlichem Stickoxid um vier Prozent zugenommen habe.

Ohne das Thema Tempolimit anzuschneiden, räumte Kiechle ein, daß Luftschadstoffe eine we­

sentliche Ursache für die Waldschäden seien, weshalb die Bundesregierung an ihrer konse­

quenten Luftreinhaltepolitik festhalten wolle, Durch bereits eingeleitete Maßnahmen würden die Emissionen von Schwefeldioxid und Stickoxi­

den bis Mitte der neunziger Jahre um 50 bis 65 Prozent sinken.

Obwohl sich die Schadenszunahme nach dem neuen Bericht verlangsamt habe, stellten die großflächigen Walderkrankungen ein weiter sehr ernst zu nehmendes Problem dar. Während bei

den Nadelbaumarten eine Besserung eingetreten sei, müsse bei den Laubbäumen, insbesondere bei Buche Und Eiche, eine Verschlechterung des Zustandes gemeldet werden, ergänzte Kiechle.

Am stärksten betroffen seien Regionen in Baden-Württemberg und Bayern. -

1986 waren nach dem Bericht 54 Prozent der Waldfläche geschädigt Im Jah r zuvor lag die Quote bei 52 Prozent. Als einen gewissen Erfolg bezeichnete es Kiechle, daß erstmals seit der.

Waldschadenserhebung von 1982 die mittleren und stärkeren Schäden nicht zugenommen hät­

ten. Dem hielt die SPD-Abgeordnete Llesel Har­

tenstein entgegen, daß trotz günstiger Witterung seit 1984 die Schäden insgesamt jedoch nicht ab- genömmen hätten. ■

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzen­

de Volker Hauff bezeichnete die Zahlen des Waldschadensberichts als „nach wie vor verhee­

rend“. Er forderte deshalb Maßnahmen zur Ver­

besserung der Luftreinhaltung durch Energie­

einsparung und schnellere Einführung von Kata­

lysatorfahrzeugen. Die Fraktionssprecherin der Grünen im Bundestag, Hannegret Hönes, be­

schuldigte die Bundesregierung, sie habe „trotz großspuriger Ankündigungen im Kampf gegen das Waldsterben versagt“. < ; ;

Die Umweltverbände übten Kritik an der offi­

ziellen Schadensstatistik, weil sie bei den abge­

storbenen Waldflächen jeweils nur die aktuelle Entwicklung im Bezugsjahr berücksichtige, ohne die vernichteten Flächen der Vorjahre einzube­

ziehen. Die Naturschützer warfen der Regierung vor, eine „Verdummungspolitik“ zu betreiben. Im Gegensatz zum Waldschadensbericht, der den Anteil der abgestorbenen Waldflächen mit nur 0,3 Prozent angebe, seien in Wirklichkeit bereits 3,4 Prozent des Waldes abgestorben. Dies entspreche einer Fläche von rund 220 000 Hektar.

Minister Kiechle, der die Waldforschung inten­

sivieren möchte, wofür derzeit an die 120 Mill.

DM aufgewendet würden, wies auf die Grenzen einer nationalen Umweltpolitik hin. 50 Prozent aller Schadstoffe in der Luft würden aus Nach-, barstaaten, insbesondere aus der CSSR und der DDR stammen. Deshalb sei es auch Ziel der Bun­

desregierung, andere Länder stärker als bisher für Umweltanliegen zu gewinnen. Ferner kündig­

te Kiechle an, er wolle erreichen, daß von 1987 an die Fördersätze für Walddüngung und Wieder­

aufforstung erhöht würden und der Zaunbau zum Schutz vor Wildschäden bezuschußt werde. Der Minister appellierte an die Jäger, den Wildbe­

stand zumindest für einige Jahre niedriger als üblich zu halten. « ■ , ; ,

i r\joo

1 0 2 ( F o r t s e t z u n g )

(33)

ZeitungsausschnittbSro - 29 -

METROPOLGESELLSCHAFT

E. MATTHES & CO. • GEGR. 1926

103

Uhlandstraße 184 • D-10G0 Berfin 12 (Charlottenburg) Telefon (030) 8816831

-6 . WOV. 1986

J ro n lfu rte f^ U g e m fin e

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Eine der großen Zeitungen der Weit

2 £

D ie Waldschäden sind immer noch besorgniserregend

Bericht der Bundesregierung / Schadstoffbekämpfung vorrangig / Opposition fordert Sofortprogramme KB.'BONN, 5. November;. Die Wald-

' schaden sind in diesem J a h r — trotz normaler. Witterungsverhältnisse - nicht rückläufig. Einer leichten Erholung in den Nadelwäldern steht eine erhebliche Ausweitung der Schäden in den Buchen- und Eichenbeständen gegenüber. Das ist das. Ergebnis des Waldschadensberich­

tes, den LandwirtscKaitsnumster Kiech- ' le n a c h der Beratung im Kabinett am 'M ittwoch, veröffentlicht hat. Die Aus­

wertung der Schadenerhebungen in den Ländern durch die Bundesregierung bestätige eine „immer noch besorgniser­

regende Entwicklung“, sagte Kiechle.

Das sei Anlaß, die Bekämpfung der Luftschadstoffe zu verstärken. Die ein- geleiteten Maßnahmen zeigten jedoch bereits Wirkung. Opposition, Umwelt­

verbände, die Schutzgemeinschaft Deut­

scher Wald und die Waldbesitzerverbän­

de haben von neuem Sofortmaßnahmen zur Rettung des Waldes, einschließlich des Tempolimits, gefordert, um Lücken in der Luftreinhaltung zu Schließern.

Die Ergebnisse der Waldschadenser­

hebung sind im einzelnen, daß erstmals seit 1982 die Zahl m ittlerer und stärkerer

Schäden nicht m ehr zugenommen hat, daß sie bei Kiefer und Tanne zurückge­

hen, sich ab er bei Eiche und Buche um m ehr als fünf Prozent ausgeweitet ha­

ben. Die Tanne ist immer noch die am meistengeschädigte Baumart. Die Wald­

schäden vergrößerten sich nicht mehr, so drastisch wie 1982 und 1983, berichtete Kiechle. Die Waldfläche, auf der Bäume in ihrer. Vitalität geschwächt oder ge­

schädigt seien, habe n u r noch wenig von 52. auf 54 Prozent - insgesamt vier Mil­

lionen H ektar —zugenommen. Alle müß­

ten das Mögliche tun, um den Ausstoß von Schadstoffen einzuschränken; .- '

Anlaß zur Besorgnis sind vor allem die Waldgebiete südlich der Linie Saarbrük- ken, Fulda; die zu m ehr als 50 Prozent geschädigt smd. Besonders starke Schä­

den werden ausgewiesen für den Schwarzwald, die Bayerischen Alpen;

den Bayerischen Wald, dasFichtelgebir- ge’, den Frarikenwald, die Fränkische T P latte und die Rhön. In höheren Lagen d er Mittelgebirge und der Alpen sind viele Bestände so stark geschwächt, daß versucht wird, sie durch forstwirtschaft- liche Maßnahmen zu retten. Vereinzelt

sind, so Kiechle, große Waldflächen vernichtet. Kiechle vermeidet das Wort

^Waldsterben“ und spricht von „neuarti­

gen Waldschäden“.

Die Umweltverbände werfen der Bun­

desregierung vor, die Lage des Waldes zu beschönigen. Die offiziellen Zahlen verschwiegen, wie der Wald dahinsie­

che. t)ie Rechnung der Umweltverbän- . de, daß seit dem Beginn des Waldster­

bens bereits Bäum e auf einer Fläche von 220 OOO Hektar vernichtet worden seien, wird vom Ernährungsministerium be­

stritten. Mitglieder der Umweltorganisa-

‘ tion Robin Wood sind daran gehindert worden, in der Bundespressekonferenz hinter Kiechle ein Spruchband mit der Aufschrift „Statt Blabla Tempo 100 sofort!“ auszurollen. •

«' F ür die SPD bekräftigte nach der Veröffentlichung des Waldschadensbe- rieKtes-der .-umweltpolitische Sprecher

“Hauff die Forderung, daß durch staatli­

che« Maßnahmen für den Straßenver­

k ehr u n d zur Einsparung von Energie kurzfristig die Belastung der Luft durch Schadstoffe wesentlich reduziert werden müsse, (Fortsetzung Seite 2.X . . ;

Die Grünen fordern mit Nachdruck J ein Tempolimit. Wenn der Präsident des

Umweltbundesamtes, von Lersner, sage, i die positiven Auswirkungen eines Tem- I polimits seien auf die Umwelt weniger hilfreich als ursprünglich errechnet, ma­

che er einen „Kniefall“ vor Umweltmini-

- ster Wallmann. - •

Der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Brockdorff, spricht von einer „äußerst erschreckenden neuen Zwischenbilanz der Waldschadenserhe­

bung“. Die Forstleute hätten „zumindest eine Stabilisierung erwartet“. „Bestür­

mend“ sei der weiter verschlechterte Zustand der Laubbäume. Autos mit geregeltem Katalysator müßten steuer­

lich stärker gefördert werden. Ein sofor­

tiges Verbot bleihaltigen Normalbenzins sei unverzichtbar. Die Arbeitsgemein­

schaft Deutscher Waldbesitzerverbände ist überrascht, daß Kiechle von „neuarti­

gen“ und nicht von immissionsbedingten Waldschäden spricht.

Kiechle erwidert auf die Kritik, daß die Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten gehandelt habe. Die Wis­

senschaft bestätige, daß die Luftschad­

stoffe konzentriert bekämpft werden müßten, weil sich der Verdacht gegen sie erhärtet habe, der Hauptverursacher der Waldschäden zu sein. Es gebe in neuen Forschungsergebnissen wesentli­

che Anhaltspunkte für eine Bedrohung der genetischen Vielfalt der Waldbestän­

de durch Luftverunreinigung. Darum arbeite eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern an einem Konzept, wie auch Gen-Banken zur Erhaltung der forstlichen Substanz eingesetzt werden könnten.

(34)

30

104

METROPOL-GESELLSCHAFT E. MATTHES & CO.

- ZEITUNGSAUSSCHNITTBÜRO

G egr. 1926 - U h lan d straß e 184 • 1000 Berlin 12 . Tel.: 8 8 1 68 3 1

Frankiurier Rundschau

Unabhängige Tageszeitung P o stfach 1 0 0 6 6 0 • 6000 Frankfurt/M . 1

' ' Tel.: (0 6 9 ) 2 1 9 9 1

: i Lmwgkschiitzer: Manipulation im neuen Waldschadensbericht

Minister Kiechle bezeichnet 54 Prozent aller Bäume als krank

gs BONN, 5. November. Der vom Bun­

deskabinett am Mittwoch gebilligte Wald­

schadensbericht 1986, den Bundeslarid- Wlftäthaitsrnmister- ignaz Kiechle (CSU) . nach der Kabinettssitzung der Presse in

• Bonn, erläuterte, registriert für Herbst 1986 Schäden an 54 Prozent aller Bäume in der Bundesrepublik. 1982. waren es erst 8 Prozent, 1983: bereits 34 Prozent,

" 1984 schon 50 Prozent und 1985 dann 52 -'Prozent aller Bäume auf~den 7,4 Millio­

nen Hektar Wald in-der Bundesrepublik erkrankt.

Nach der starken Zunahme der Schä­

den bei den Laubbäumen im vergange­

nen J a h r sind nach Kiechles Angaben jetzt 60 Prozent der Buchen und 61 Pro­

zent der- Eichen nicht m ehr gesund. Bei der Kiefer habe dagegen der Anteil der geschädigten Fläche seit 1985 um 3,5 Pro­

zent auf 54 Prozent abgenommen. Nach Meinung des Landwirtschaftsministers muß die Regierung weiterhin eine „kon­

sequente Luftreinhaltepolitik“ betreiben, weil, die Luftverschmutzung „eine we-.

sentliche Ursache“ des Waldsterbens sei.

Für die Bedrohung der genetischen Vielfalt .der Waldbestände durch die Luft­

verunreinigung gebe es .Anhaltspunkte“.

Genbanken und andere Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt hätten des­

halb „hohe Priorität“.

Die fünf großen Umweltschutzverbän­

de in der Bundesrepublik — BUND, Deutscher Naturschutzring, Greenpeace, BBU und Bund für Vogelschutz — rech­

nen mit Schäden von jährlich 5,5 Milliar­

den Mark durch das Waldsterben. Die fünf Verbände haben der Bundesregie­

rung wegen ihres Waldschadensberichts ' „Manipulation der Statistik“ vorgeworfen.

In dem neuen Bericht werde der Anteil der abgestorbenen Waldflächen nur mit

0,3 Prozent angegeben. Die Waldscha­

densbilanz erfasse jedoch immer nur die Fläche an abgestorbenen Bäumen aus. , dem laufenden Jahr und nicht die am. En­

de eines Jahres abgeholzten toten Bäu­

me. Seit der ersten Waldschadensinven­

tu r seien bereits 3,4 Prozent der Waldflä­

che abgestorben. .. .

Vom Waldsterben sind nach Ansicht der Umweltschützer vor allem die älteren Waldbestände bedroht. Die offizielle Sta­

tistik verdecke, daß von den Waldbestän- • ; den mit über 60 Jahren alten Bäumen be­

reits zwei Drittel aller Bäume erkrankt seien. Ein Drittel hiervon habe sogar nur noch maximal 50 Prozent des Laubes oder der Nadeln. Noch schlimmer sehe die Situation bei den Bäumen im Alter von über 120 Jahren aus. 90 Prozent seien erkrankt und über zwei Drittel davon trü- i gen nur noch maximal 50 Prozent ihres Laubes oder ihrer Nadeln. Damit sind nach Ansicht der Umweltschutzverbände gerade die forstlich und ökologisch wich­

tigen älteren Waldbestände besonders stark geschädigt. Der offizielle Waldscha­

densbericht verschleiere diesen Sachver­

halt.

Unverzüglich muß nach Auffassung der Umweltschützer ein Tempolimit einge- führt werden, damit die für den Wald ge­

fährlichen Stickoxide in der Luft nicht weiter ansteigen. In der Bundesrepublik sollten wenigstens die Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen werden, die Ja­

pan in den 70er Jahren eingeführt habe.

Dazu gehören nach Ansicht der Umwelt­

schutzverbände die Entschwefelung und Entstickung von Großfeuerungsanlagen ab fünf Megawatt und die Ausrüstung der Autos mit Abgasentgiftungsanlagen nach US-Standard.

(Siehe auch Seite 3)

(35)

31

1 0 5

MSTROPCL-GHSELLSCHAFT/S;•MÄT7HE5 & C V Zeitungs-Ausschnitt-Büro Gegr. 19

1000 Berlin 12 • Uhlandsir. 134 ■ Tel. 831 62-

D ie W elt A u sg abe D P o s t f a c h 30 58 30

2000 Ham burg 36

A u f la g e l t . STAMM '8 5 i . T s G 2 4 4 ,8

s a m s t a g s : 27 5 ,4

r 6 .N 0 v .1 s 2 e

l

... ... v

Uie Waldschäden nehmen weiter zu

54 Prozent der Binime betroffen / Kiechle: Anlaß zur Sorge / Aber Besserung in Sicht

DIETHART GOOS, Bonn Der deutsche Wald ist durch die anhaltende Luftverschmutzung wei­

terhin stark gefährdet. Waren bisher besonders Nadelbäume vom Abster­

ben bedroht, sind jetzt zunehmend Laubbäume wie Buchen und Eichen erkrankt. Zu diesem Ergebnis kommt der Waldschadensbericht 1986_ den das Bundeskabinett gestern verab- schiedete. Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSÜ) sagte, wegen des insgesamt hohen Schadensniveaus bestehe weiterhin Anlaß zur Sorge.

Es könne noch keine Entwarnung für den Waldbestand gegeben werden.

In diesem Jahr haben die durch Umwelteinflüsse geschädigten Wald­

bestände zwar nur noch um zwei Pro­

zent zugenommen. Das ist der gleiche Zuwachs wie 1985. Vor zwei Jahren noch hatte sich die Situation mit dem damaligen Anstieg geschädigter Waldflächen von 34 auf 50 Prozent des Gesamtbestandes drastisch ver­

schlechtert. Aber insgesamt sind jetzt

54 Prozent oder vier Millionen Hektar des deutschen Waldes in ihrer Vege­

tation geschwächt oder gar geschä­

d ig t Erstmals seit 1982 haben die mittleren bis starken Baumschäden nicht weiter zugenommen, sie betref­

fen 19 Prozent der Waldfläche. Um vier Prozent verringerten sich die Be­

stände geschädigter Tannen, erreich- SEITE 2:

Der Wald kränkelt weiter ten aber immer noch 83 Prozent. Bei Kiefern sind es 54 Prozent.

Der Waldscha'densbericht spricht von einer Verlangsamung bezie­

hungsweise Trendumkehr bei den Nadelbaumarten und einer besorg­

niserregenden Schadensausweitung der Laubbäume.' Registriert wurden für dieses Ja h r'fü n f Prozent mehr kranke Eichen und sechs Prozent mehr geschädigte Buchen als im letz­

ten Jahr.

Die Waldgebiete mit den schwer­

sten Schädigungen befinden sich im Südschwarzwald, im südlichen Be­

reich der bayerischen Alpen, den ost­

bayerischen Grenzgebieten und in d er Rhön. Baden-Württemberg und Bayern, wo sich die Hälfte des Wald­

bestandes der Bundesrepublik befin­

det, melden insgesamt 60 Prozent die­

ser Flächen als geschädigt.

Hauptverursacher der Waldschä­

den sind die mit Kohle und Öl betrie­

benen Kraftwerke und der Straßen­

verkehr. Von dem für das nächste Frühjahr erwarteten Verbot bleihalti­

gen Normalbenzins und der strikten Anwendung der Großfeuerungsanla­

genverordnung verspricht sich Bonn eine deutliche Abnahme der Wald­

schäden. Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände for­

derte dazu auf, beim Kauf neuer Au­

tos nur schadstoffarme Modelle zu berücksichtigen. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Hauff nannte die Ergebnisse des Waldscha­

densberichts verheerend.

(36)

32

Ü=TROPÖL-G=3=L!_SCHA=T/E. MATCHES £ Co.

Zeitungs-Ausscnnitt-Büro Gear. 1326 1000 Berlin 12 Uhlandstr. 134 Tel. 8 81 68 31

die Tageszeitung

1 0 6 W a t t s t r . 11

1000 B e r l i n 65

A u f la g e l t . STAMM *85 i . T s G 4 3 ,4

w. 1986

Umweltverbände kritisieren „tjeschönte“ Zahlen über

Foto: Stephan Fness / Netzhaut

Waldsterben / Insgesamt run d220.000 Hektar Wald tot

«• . Bonn (ap) — Als „Verschöne- i rung“ der Wirklichkeit haben am Mittwoch in Bonn mehrere Um­

weltorganisationen den diesjähri­

gen Waldschadensbericlit der Bundesregierung bezeichnet. Auf einer gemeinsamen Pressekonfe­

renz warfen sie der Regierung vor, das Mittel der Statistik zur „Ver­

schleierung“ der wirklichen Si­

tuationzubenutzen.

Im.Gegensatz zum Waldscha­

densbericht, der denAnteil derab- gestorbenen Waldflächen mit nur 0,3 Prozentängebe, seieninWirk- lichkeit bereits 3,4 Prozent des Waldes abgestorben. Dies ent­

spreche einer Fläche von rund 220.000 Hektar. Der Schaden be­

trage nach Angaben des Umwelt­

bundesamtes 5,5 Milliarden Mark.

An der Pressekonferenz nah­

men Vertreter des Deutschen Na­

turschutz-Rings (DNR), des Bun­

desverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), des Deut- fschenBundes für Vogelschutz und “

der internationalen Umwelt­

schutzorganisation Greenpeace teil. Die Verlangsamung des Waldsterbens sei allein bedingt durch die günstigen Witterungs­

verhältnisse. Die Zunahme des er­

krankten Waldes von 52 auf 54 Prozent entspreche der dreifachen Fläche Westberlins.

Die Umweltschützer forderten erneut die sofortige Einführung eines Tempolimits in der Bundes­

republik, um die Stickoxide, die als hauptverantwortlich für das Waldsterben gelten, wirkungs­

voll zu vermindern. Die Einfüh­

rung des Katalysators habe bis­

lang keine Besserung bewirkt, im Gegenteil seien die Stickoxide so­

gar um vier Prozent gestiegen, da aufgrund der niedrigen Benzin­

preise mehr Auto gefahren werde.

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