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Aktuelle Daten zum DGB-Index 2009

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Margret Mönig-Raane Rede

Stellvertretende ver.di-Vorsitzende

Aktuelle Daten zum DGB-Index 2009

Pressekonferenz am 25.06.2009 in Berlin.

Es gilt das gesprochene Wort!

Arbeitszeiten

Ein wichtiger Baustein für gute Arbeit ist die Dauer und Gestaltung der Arbeitszeit.

Auch hierzu liefert die Befragung aufschlussreiche und alarmierende Befunde.

Während ihre vertragliche Arbeitszeit bei rund 39 Stunden liegt, arbeiten vollzeitbeschäftigte Männer im Schnitt 45 Stunden und vollzeitbeschäftigte Frauen im Schnitt 43 Stunden pro Woche. Gefragt nach Wunscharbeitszeiten, präferieren vollzeitbeschäftigte Männer in etwa die vertragliche Wochenarbeitszeit (38,6 Stunden), vollzeitbeschäftigte Frauen befürworten knapp 36 Stunden. 38 Prozent leisten unbezahlte berufliche Arbeit, 14% sogar sehr häufig oder oft.

Würde den vereinbarten Arbeitszeiten Rechnung getragen, wäre dies ein enormes Potential für die Verkürzung der (tatsächlichen) Arbeitszeiten und käme den Bedürfnissen der Menschen entgegen. Aufgrund der Vielzahl der geleisteten Überstunden driften Vereinbarung und Realität derzeit jedoch weit auseinander.

Deutlich wird, dass die tatsächlich geleistete Arbeitszeit also keineswegs den Wünschen der Vollzeitbeschäftigten entspricht. Anders ist es bei der tariflich vereinbarten Arbeitszeit. Sie spiegelt die Bedürfnisse der Beschäftigten sehr viel besser wider.

Auch Teilzeitbeschäftigte arbeiten länger als vereinbart. Sie plädieren jedoch für eine deutliche Erhöhung ihrer Arbeitszeit, d.h. sie arbeiten vielfach unfreiwillig verkürzt.

Neben der Arbeitszeitlänge ist die Lage der Arbeitszeit ein bedeutender Faktor für Gesundheit, Wohlbefinden und die Möglichkeit, das berufliche und das private Leben in eine Balance zu bringen. Die Befragung zeigt, dass Arbeit am Wochen- ende und Abendarbeit mittlerweile häufig vorkommen (jeweils ein Drittel der Beschäftigten antwortet mit „oft“ oder „sehr häufig“). Und auch Nachtarbeit stellt keine Ausnahme mehr dar, 13 Prozent arbeiten oft oder sehr häufig nachts,

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Margret Mönig-Raane,

stellvertretende ver.di-Vorsitzende

Pressekonferenz zur Veröffentlichung des

DGB-Index Gute Arbeit 2009 am 25.06.2009 in Berlin.

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gelegentlich – und hier gibt es eine signifikante Zunahme (siehe Microzensus) – arbeiten 15 Prozent der Beschäftigten.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Planbarkeit der Arbeitszeit. 42 Prozent der Befragten geben an, dass sich ihre Arbeitszeit oft oder sehr häufig nach betrieblichen Belangen richtet. Dies und die hohe Zahl der Überstunden, die vielfach unbezahlt geleistet werden, sind Anzeichen für eine enorme Verbreitung

„entgrenzter Arbeit“.

Neben Arbeitszeitlänge und Arbeitszeitlage, die häufig nicht mit den Bedürfnissen der Beschäftigten in Einklang stehen, alarmiert folgender Befund:

78 Prozent der ArbeitnehmerInnen berichten, dass sie mindestens einmal pro Jahr zur Arbeit gehen, obwohl sie sich richtig krank gefühlt haben, jede/r zweite tut dies sogar mehrmals. In Zeiten der Krise wird offensichtlich aus Angst um den Arbeitsplatz selbst die Gesundheit aufs Spiel gesetzt.

DGB-Index-Sonderauswertungen zu bestimmten Berufsgruppen/Branchen

Einige wichtige Befragungsergebnisse aus dem Einzelhandel, dem Erziehungs-, Alten- und Krankenpflegebereich möchte ich kurz beleuchten:

Lediglich 10 Prozent der Beschäftigten im Einzelhandel berichten von umfassend guten Arbeits- und Einkommensbedingungen. Fast vier Mal so viele Beschäftigte (39 Prozent) berichten von schlechten, teilweise extremen Arbeitsbedingungen.

Unzureichende Leistungs- und Bedürfnisgerechtigkeit ihres Einkommens, mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten, mangelnde Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten und belastende körperliche Arbeit gehören aus Sicht der Beschäftigten zu den Brennpunkten ihrer Arbeitsgestaltung.

53 Prozent der Beschäftigten beziehen – trotz Vollzeitarbeit – ein Bruttoeinkommen von unter 1 500 Euro, bei den Frauen sind es sogar 67 Prozent. Weiterhin glauben 34 Prozent der Beschäftigten nicht, dass sie ihre derzeitige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können.

Unter den Beschäftigten im Einzelhandel berichten teilzeitbeschäftigte Frauen am häufigsten von schlechter, d.h. belastender und entwicklungsarmer Arbeit (44 Prozent), 47 Prozent von mittelmäßiger und nur 10 Prozent von gut gestalteter Arbeit. Im Gegensatz zu anderen Branchen, in denen Teilzeitbeschäftigte von weniger Belastung berichten (weil sie eben kürzer arbeiten), kann hier die kürzere Arbeitszeit die Belastungen offensichtlich nicht ausgleichen.

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Margret Mönig-Raane,

stellvertretende ver.di-Vorsitzende

Pressekonferenz zur Veröffentlichung des

DGB-Index Gute Arbeit 2009 am 25.06.2009 in Berlin.

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Dies ist vor allem deshalb problematisch, weil Teilzeitarbeit von Frauen im Einzelhandel nicht die Ausnahme, sondern die Regel darstellt.

Nur 45 Prozent der Beschäftigten im EH können sich vorstellen, unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen gesund das Rentenalter zu erreichen, bei Vollzeitbeschäftigten sind es sogar nur 35 Prozent.

ErzieherInnen

Die Arbeitsbedingungen in den Kitas sind Anlass sind für die aktuelle Tarifauseinandersetzung und Streiks. Ergebnisse aus der Sonder-Erhebung zum DGB-Index Gute Arbeit zeigen, dass Arbeitsintensität, hohe Verantwortung in den Kitas und hohe Lärmbelästigung zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Beschäftigten in den sozialen Berufen führen.

In der Konsequenz leiden bereits heute viele von ihnen an krankmachenden Arbeitsbedingungen. Nur ein Viertel der Erzieherinnen glaubt, in diesem Beruf gesund das Rentenalter zu erreichen.

Von ErzieherInnen wird ständig mehr abverlangt, mehr Wissen, mehr Einsatz mehr Leistung. Sie tragen eine hohe Verantwortung mit der Erziehung und Förderung unserer Kinder. Aber angemessene Anerkennung und Bezahlung wird ihnen vorenthalten.

31 Prozent der vollzeitbeschäftigten ErzieherInnen verdient weniger als 2000 Euro brutto monatlich. Nur 40 Prozent aller Pädagoginnen in den Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes haben eine Vollzeitstelle. Ver.di fordert deshalb einen Tarifvertrag für den betrieblichen Gesundheitsschutz und die angemessene Eingruppierung der ErzieherInnen.

Alten- und Krankenpflege

Sonderauswertungen des DGB-Index „Gute Arbeit“ zeigen weiterhin, dass auch in der Alten- und Krankenpflege die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen deutlich schlechter beurteilt werden als im bundesdeutschen Vergleich aller Berufsgruppen.

In der Krankenpflege beschreiben 47 Prozent der Beschäftigten Arbeit und Entlohnung als „mittelmäßig“, 46 Prozent sogar als schlecht. In der Altenpflege betrachten sogar 52 Prozent der Beschäftigten Arbeit und Einkommen als

„schlecht“, weitere 36 Prozent als „mittelmäßig“.

Im Einzelnen bemängeln die Beschäftigten in der Krankenpflege vor allem die schlechte Bezahlung – 40 Prozent beziehen Bruttoeinkommen von unter 2000 Euro.

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Margret Mönig-Raane,

stellvertretende ver.di-Vorsitzende

Pressekonferenz zur Veröffentlichung des

DGB-Index Gute Arbeit 2009 am 25.06.2009 in Berlin.

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Weiterhin werden die belastende Arbeitsintensität und die

geringen Aufstiegsmöglichkeiten bemängelt. Diese Einschätzungen decken sich mit den Bewertungen der Altenpflegeberufe, wo sogar 72 Prozent der Beschäftigten weniger als 2000 Euro brutto monatlich erhalten.

Angesichts einer hohen Arbeitsbelastung sind beide Berufsgruppen skeptisch, was ihre künftige Berufsfähigkeit angeht: über die Hälfte der Beschäftigten in der Alten- und in der Krankenpflege (51 Prozent bzw. 57 Prozent) glauben nicht, dass sie ihre Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können.

Alle Sonderauswertungen zeigen, dass gute gestaltete Arbeitsbedingungen einen hohen Einfluss darauf haben, ob Menschen sich vorstellen können, gesund das Rentenalter zu erreichen. Und es bedeutet gleichzeitig, eine hohe Wahrscheinlichkeit, während des Arbeitslebens gesund zu bleiben.

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