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DGB-Index Gute Arbeit 2009 Bundes Pressekonferenz, 25. Juni 2009

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DGB-Bundesvorstand Web: http://www.dgb.de Henriette-Herz-Platz 2 Tel.: 030 / 240 60 - 0 10178 Berlin Fax: 030 / 240 60 - 324

Michael Sommer

Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Rede

DGB-Index Gute Arbeit 2009

Bundes Pressekonferenz, 25. Juni 2009 Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren,

bevor wir Ihnen die aktuellen Ergebnisse vorstellen, lassen Sie mich kurz darauf hinweisen, dass der DGB-Index Gute Arbeit zwei Standbeine hat – zum einen die vorliegende Repräsentativbefragung, zum anderen wird der Index als Befragungs- instrument in Betrieben angewendet. Im zweiten Fall muss jedes Unternehmen selbst entscheiden, ob es seine Ergebnisse veröffentlichen möchte. Deshalb an dieser Stelle nur eine Hausmarke: Seit dem vergangenen Jahr haben wir in den Bereichen Call-Center, Versicherungen, Bausparkassen, Entsorgungsbetriebe, Werften, Wohnungswirtschaft, Kunststoffproduktion, Krankenhaus und Telekommu- nikation insgesamt rund 30.000 Beschäftigte direkt in den Betrieben nach ihrer Sicht auf die Qualität der Arbeit gefragt. Die Durchführung liegt bei der DGB-Index Gute Arbeit GmbH, deren Aufsichtsratsvorsitzender Dietmar Hexel ist. Er steht Ihnen für Fragen zum betrieblichen Einsatz des Index gerne zur Verfügung

Es mag Ihnen vielleicht etwas abwegig erscheinen, dass wir zwischen all den

„harten“ Krisen-Nachrichten – von Opel bis Arcandor – bei denen menschliche Existenzgrundlagen und Unternehmen auf dem Spiel stehen, nach „Guter Arbeit“

und der Zufriedenheit der Beschäftigten fragen. Wie Sie wissen, sind auch die Gewerkschaften in diesen Monaten vor allem im Krisen-Einsatz für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Trotzdem vernachlässigen wir das Thema Gute Arbeit nicht. Denn gerade dort ist der Fortschritt eine Schnecke: Bis es mehr Qualifizierungsmöglich- keiten gibt, Arbeitsplätze gesünder oder Führungskompetenzen gestiegen sind, vergeht einige Zeit – ganz abgesehen von tariflichen Vereinbarungen zu Einkom- men und Arbeitszeit. Würden wir also an dieser Baustelle unsere Arbeit einstellen oder auch nur reduzieren, gerieten ohnehin langwierige Entwicklungen ins Stocken.

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Rede von Michael Sommer zur

Vorstellung des DGB-Index Gute Arbeit 2009 Berlin, 25. Juni 2009

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Deshalb sind wir nicht bereit, Gute Arbeit auf wirtschaftlich bessere Zeiten zu ver- tagen. Arbeit zu fairen Bedingungen, sichere Arbeitsplätze, respektvoller Umgang – das sind keine Schönwetter-Themen. Sie sind vielmehr die Grundlage für Entwick- lungsmöglichkeiten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie Unternehmen.

Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind längst in den Betrieben angekom- men. Und schon wieder sind von einigen Wirtschaftslenkern die Schlagworte

„Hauptsache Arbeit“ zu hören. Dahinter steckt ein wirtschafts- und arbeitsmarkt- politisch schädliches Denken, das die Bedürfnisse der arbeitenden Menschen igno- riert. Das kann nicht die Lehre aus der Krise sein: Wer das Potenzial Guter Arbeit nicht erkennt, wiederholt alte Fehler und schreibt sie fort – auch für die hoffentlich bald anbrechende Zeit, wenn es wieder besser wird.

Bevor ich Ihnen die einzelnen Indexwerte vorstelle, möchte ich darauf hinweisen, dass wir auf der Grundlage der aktuellen Zahlen noch keine Aussagen über Auswir- kungen der Wirtschaftskrise machen können. Denn zum Zeitpunkt der Befragungen im Januar und Februar 2009 waren deren Folgen noch nicht in vollem Umfang ab- sehbar. Dies wird sicher erst in den nächsten Umfragen möglich sein.

In diesem Jahr liegt die Arbeitsqualität nach Einschätzung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem Wert von 58 Indexpunkten im unteren Mittelfeld. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren lässt sich kaum Bewegung erkennen. Diese konstanten Werte deuten darauf hin, dass sich die Beschäftigten in ihrem Urteil über ihre Arbeitsbedingungen sehr sicher sind.

Ein differenziertes Bild ergibt sich beim Blick auf die einzelnen Arbeitsdimensionen.

So werden der Sinngehalt der Arbeit und die Kollegialität mit 79 bzw. 77 Index- punkten fast 20 Indexpunkte besser bewertet, als der Durchschnitt. Am schlechtes- ten schneiden dagegen die Dimensionen Einkommen (40 Indexpunkte), Aufstiegs- möglichkeiten (47 Indexpunkte) sowie berufliche Zukunftsaussichten und Arbeits- platzsicherheit (48 Indexpunkte) ab.

Der Indexwert von 58 Punkten ist repräsentativ für das Urteil aller Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Wie unterschiedlich aber ihre Arbeits- bedingungen sind, zeigt sich beispielsweise an der prozentualen Verteilung nach Qualitätsstufen. Danach beurteilen 12 Prozent der Beschäftigten ihre Arbeits- bedingungen als gut, 55 Prozent als mittelmäßig und 33 Prozent als schlecht.

Auch bei den Qualitätsstufen zeigen sich deutliche Unterschiede: 48 Prozent der prekär Beschäftigten stufen ihre Arbeitssituation als schlecht ein (= 15 Prozent mehr als im Durchschnitt.) Und dieses Urteil zieht sich durch 12 von 15 Arbeits- dimensionen, beschränkt sich also nicht nur auf den nahe liegenden Aspekt der Arbeitsplatzsicherheit.

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Rede von Michael Sommer zur

Vorstellung des DGB-Index Gute Arbeit 2009 Berlin, 25. Juni 2009

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Alarmierend ist das anhaltende West-Ost-Gefälle im Jahr 20 nach der Deutschen Einheit: In den westdeutschen Bundesländern zeigt der Index einen durchschnitt- lichen Wert von 59 Punkten, in den ostdeutschen Ländern von nur 55 Punkten. Dies ist vor allem auf den Teilindex Einkommen/Sicherheit zurückzuführen. Auch bei der prozentualen Verteilung sind deutliche Unterschiede sichtbar. Der Anteil Guter Ar- beit ist im Westen mit 13 Prozent deutlich höher als im Osten (8 Prozent), der Anteil schlechter Arbeit dagegen mit 31 Prozent geringer als im Osten mit 40 Prozent.

Dass die Situation im Bereich der prekären Beschäftigung und im Ost/West-Ver- gleich offensichtlich nicht der Wirtschaftskrise geschuldet ist, macht den Handlungs- druck mehr als deutlich: Wenn sich schon in wirtschaftlich sonnigen bis wolkigen Wetterlagen Strukturen verfestigt haben, die weit von guten Arbeitsbedingungen entfernt sind, wie wirkt sich dann erst ein Sturm aus?

Gewerkschaften haben immer davor gewarnt, den Niedriglohnbereich auszudehnen oder Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer zur arbeitsmarktpolitischen Manöv- riermasse zu degradieren. Wir haben die Tarifflucht der ostdeutschen Arbeitgeber kritisiert und mehr Strukturpolitik eingefordert, um dem Ziel gleichwertiger Lebens- verhältnisse in Ost und West näher kommen. Die herrschende Meinung in Wirt- schaft und Teilen der Politik war eine andere.

Die Zeit wird knapp, das Schiff wetterfest zu machen. Unsere Vorschläge liegen seit langem auf dem Tisch: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort, tarifver- traglich vereinbarte Mindestlöhne bzw. gesetzliche Mindestlöhne. Insbesondere die kommende Bundesregierung sollte sich vor dem Trugschluss hüten, bereits alles gegen die Wirtschaftskrise getan zu haben. So wichtig staatliche Hilfen in der Krise auch sind – welcher Art auch immer und dem Einzelfall angemessen – so wichtig bleibt die Aufgabe, neben betrieblichen und tarifpolitischen Initiativen auch die politi- schen Rahmenbedingungen für Gute Arbeit in Deutschland und Europa zu schaffen, von der Leiharbeit, über Mindestlöhne, bis zur Mitbestimmung.

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