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Motive und Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung im Mittelalter

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Academic year: 2022

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I/E2

Verrückt, unrein, sündig, verdammt – Motive und

Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung im Mittelalter

Dr. Ingeborg Braisch, Hamburg

Klassenstufe:7./8. Klasse Dauer:6 Stunden

Aus dem Inhalt:Ausgrenzung am Beispiel von Hexen, Ketzern, Leprakranken, Spielleu- ten, Heiligen, Prostituierten, Homosexuellen Kompetenzen:

– das Phänomen der Ausgrenzung in einer Gesellschaft erkennen

– Motive und Formen der Ausgrenzung systematisch darstellen

– unterschiedliche Quellenarten angemes- sen analysieren und interpretieren – aus mehreren Primärquellen eine gut

lesbare, abstrahierende Zusammenfas- sung erstellen

– erworbene Kenntnisse in kreativ-gestal- tenden Aufgaben anwenden

I

n dieser Unterrichtsreihe befassen sich die Lernenden mit dem Phänomen ge- sellschaftlicher Ausgrenzung im Mittelal- ter: In Predigten, Versromanen, Beicht- spiegeln, Gesetzen und Legenden aus dem 8. bis 14. Jahrhundert lernen sie Schicksale von Menschen kennen, die aufgrund ihrer sozialen Situation, ihres Berufs, ihrer religiösen Einstellung, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Krank- heit aus der Gemeinschaft der Christen ausgeschlossen, entrechtet oder sogar verfolgt und getötet wurden. In der Ausei- nandersetzung mit Ungleichbehandlung, Marginalisierung und Diskriminierung in einer Gesellschaft, die ganz anders struk- turiert war als unsere heutige, erarbeiten die Schülerinnen und Schüler Motive und Formen von Ausgrenzung. Abschließend vergleichen sie Exklusionsprozesse im Mittelalter mit Beispielen heutiger Aus-

Arme und Bettler im Mittelalter – am Rand der Gesellschaft und doch Teil des göttlichen Heilsplans?

(Zeichnung nach der Manessischen Liederhandschrift)

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Die Betroffenen

a)Alle diejenigen, die einen „unehrlichen“ Berufausübten und keiner Zunft angehörten (wie z. B. Henker, Straßenkehrer, Latrinenreiniger, zuweilen auch Schlachter bzw. Metzger, umherziehende Händler und Hausierer) oder die ihren Lebensunterhalt auf eine Weise ver- dienten, die als amoralischgalt (Prostituierte, Bader, Spielleute, Gaukler).

b) Körperlich oder geistig Behinderte(„Blinde“, „Lahme“, „Krüppel“, „Geisteskranke“) und Menschen, die an einer gefährlichen ansteckenden Krankheit litten (Aussätzige = Leprakranke). Krankheiten wurden vielfach als Strafe Gottes für ein Vergehen angesehen;

ein Schlaganfall oder Herzinfarkt wurde als Eingriff des Teufels gedeutet.

c) Bettler, wobei allerdings unterschieden wurde zwischen denjenigen, die ohne Verschul- den in Not geraten waren und denen man helfen sollte, und denjenigen, die vagabundier- ten, angeblich oder wirklich nicht arbeiten wollten und Krankheiten vortäuschten.

d) Fremde. Da normalerweise jeder, der aus einem anderen Herrschaftsbereich stammte, als Fremder galt (z. B. war im 13. Jahrhundert ein Mann aus Bologna in Rom ein Fremder) und nach christlicher Vorstellung jeder Mensch ein Fremder auf Erden war, können wir nicht von heutigen national geprägten Vorstellungen ausgehen: Pilger durften nicht ausge- grenzt werden, qualifizierte Fremde konnten Rechte erwerben; in kirchlichen Institutionen spielte die Frage nach der örtlichen Herkunft lange überhaupt keine Rolle, weil ihre Mitglie- der – von der Kurie bis zu den unbedeutendsten Orden – aus allen Ländern Europas stamm- ten.

e) Nichtchristen, also Heiden, Juden undMuslime; Christen, die Kritik oder Zweifel an Glaubensvorstellungen oder an der Politik der Kirche äußerten und zu Ketzernerklärt wur- den; Menschen, die sich aufgrund ihrer Auffassung vom wahren christlichen Leben selbst von ihrer Umwelt abwandten, wie z. B. (spätere) Heilige, und nicht selten zunächst ausge- grenzt wurden.

f)Menschen, die gleichgeschlechtliche Beziehungenoder Geschlechtsverkehr mit Tierenhatten. Wegen ihrer Vergehen, die als widernatürlich galten, wurde ihnen oft die Schuld an Katastrophen zugeschrieben.

g) Unehelich Geboreneund – in unterschiedlichem Maße – Frauen.

Diese Übersicht zeigt, dass bestimmte Berufe und Verhaltensweisen aufgrund der Werte- verschiebung in unserer heutigen Gesellschaft einen anderen Stellenwert haben, so wie beispielsweise „Spielleute“, die wir heute als Unterhaltungskünstler bezeichnen würden, oder „Ketzer“.

Formen und Methoden der Ausgrenzung

a)Misstrauen, Angst oder Empörung aufgrund verletzter religiöser Überzeugungen, die auf den Aussagen der Bibel beruhen, aber auch ganz konkrete materielle Interessen am Besitz der Angegriffenen richten sich gegen einzelne Personen oder ganze Gruppen.

b) Den Opfern werden negative Merkmale und Eigenschaften zugeschrieben. Man tadelt und verspottet sie durch Schimpfnamen, in Liedern, Sprüchen, Redensarten. In Schriften und – weitaus wirksamer – in Predigten werden sie herabgesetzt oder sogar verdammt.

c) Verordnungen zwingen die Ausgegrenzten dazu, bestimmte Kleidung und besondere Kennzeichen zu tragen. Sie gestatten ihnen Wohnrecht und Aufenthalt nur in bestimmten Orten oder Ortsteilen oder vertreiben sie ganz aus einem Herrschaftsbereich. Gesetze ver- weigern bestimmten Menschengruppen Rechte, gestehen ihnen nur geringere Rechte zu oder sprechen ihnen die Ehre ab.

d) Einige Gruppen werden dämonisiert, d. h. ihnen wird vorgeworfen, sie seien mit dem Teufel im Bunde und müssten getötet werden.

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Materialübersicht

Stunde 1 Einführung ins Thema – Ausgrenzung im Mittelalter

M 1 (Tx) Der Fall Agnes Weiß

M 2 (Fo) Verrückt, sündig, verdammt – Ausgegrenzte im Mittelalter

Stunden 2–4 Ausgegrenzte im Mittelalter – arbeitsteilige Gruppenarbeit

M 3 (Tx) Ausgegrenzte im Mittelalter – Ketzer Gruppe 1 M 4 (Tx) Ausgegrenzte im Mittelalter – Leprakranke Gruppe 2 M 5 (Tx) Ausgegrenzte im Mittelalter – Spielleute Gruppe 3 M 6 (Tx) Ausgegrenzte im Mittelalter – Heilige Gruppe 4 M 7 (Tx) Ausgegrenzte im Mittelalter – Prostituierte Gruppe 5 M 8 (Tx) Ausgegrenzte im Mittelalter – Homosexuelle Gruppe 6

M 9 (Tx) Ausgrenzung im Mittelalter – Auszüge aus der Bibel Gruppe 2, 4, 5, 6

Stunden 5/6 Auswertung und Fazit – Formen und Methoden der Ausgrenzung M 10 (Ab) Ausgrenzung im Mittelalter – ein Überblick

Lernerfolgskontrolle

M 11 (LEK) Die Armen im Mittelalter – auch eine Gruppe der Ausgegrenzten?

Glossar

Ausgrenzung im Mittelalter – wichtige Begriffe

So können Sie kombinieren und kürzen

Die Zahl der Arbeitsgruppen kann reduziert werden, indem einzelne mittelalterliche Randgruppen unberücksichtigt bleiben. In Lerngruppen, denen es an der nötigen Rei- fe oder Ernsthaftigkeit für eine sachliche Diskussion mangelt, kann z. B. auf die Grup- pen 5 und 6 (Prostituierte, Homosexuelle) verzichtet werden.

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M 2 Verrückt, sündig, verdammt – Ausgegrenzte im Mittelalter

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Ergebnissicherung

Im Gespräch über das Schicksal der Agnes Weiß kann sukzessive eine Skizze an der Tafel entstehen, die die Phasen der Ausgrenzung illustriert:

Abschluss

Am Ende der Stunde informiert die Lehrkraft die Lernenden über das für die folgenden drei Stunden geplante Projekt: In Gruppen aufgeteilt sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit Menschen befassen, die im Mittelalter aus unterschiedlichen Gründen ausgegrenzt wurden, und feststellen, ob diese Ausgrenzungen ebenso verliefen wie bei den Hexen.

Damit die Schülerinnen und Schüler sich bereits in der Hausaufgabe mit ihrem jeweiligen Thema vertraut machen können, erfolgt am Ende der Einführungsstunde die Einteilung der Arbeitsgruppen. Wie die Einteilung der Gruppen sinnvollerweise erfolgt, hängt von der Situation in der Klasse ab. Da die Themen alle einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad auf- weisen und – abgesehen von der dritten Aufgabe zur kreativen Anwendung der Ergebnisse – die gleichen Kompetenzen einüben, erscheint eine Einteilung durch die Lehrkraft sinnvoll.

Dabei empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass die Gruppen hinsichtlich Leistungsstärke und Motivation heterogen zusammengesetzt sind: Es sollten sich möglichst nicht jeweils alle leistungsstarken Lernenden und auch nicht alle diejenigen, die sich gern anderweitig beschäftigen, in einer Gruppe zusammenfinden. In relativ homogenen Klassen kann die Einteilung der Gruppen alternativ auch nach dem Zufallsprinzip erfolgen, z. B. indem die Bil- der der Folie M 2 einzeln vervielfältigt werden und die Schülerinnen und Schüler Lose zie- hen. Falls sich in einer sehr großen Klasse mehr als 5–6 Lernende in einer Gruppe befinden würden, sollten Themen doppelt vergeben werden.

Nach der Einteilung der Gruppen und der Zuteilung eines Themas im Losverfahren bekom- men die Schülerinnen und Schüler die entsprechenden Texte für ihre Gruppe. Als Haus- aufgabeerhalten sie den Auftrag, auf dem Arbeitsblatt die grundlegenden Informationen zum Thema zu lesen (grauer Kasten) und die ersten Quellentexte zu bearbeiten: Sie notie- ren sich knapp den jeweiligen Inhalt und markieren alle Stellen, die ihnen unklar sind.

Hausaufgabe (für alle Gruppen)

1. Lest zur nächsten Stunde die allgemeinen Informationen auf euern Arbeitsblättern (grauer Kasten) sowie die Texte 1 und 2.

2. Haltet den Inhalt dieser drei Texte in Stichworten fest.

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M 3 Ausgegrenzte im Mittelalter – Ketzer

Was sind Ketzer? – Grundlegende Informationen

Als „Häretiker“ oder „Ketzer“ wurden im Mittelalter vor allem diejenigen Menschen be- zeichnet, die an den Lehren zweifelten, die die katholische Kirche verkündete, oder Aus- sagen der Bibel anders erklärten als die Theologen. Auch die Kritik an dem angesammel- ten Reichtum der Kirche und an ihrer weltlichen Macht galten als Ketzerei. Die bekanntesten Ketzerbewegungen des Hochmittelalters waren die Katharer, die vor allem in Südfrankreich auftraten, und die Waldenser, die aus Mittelfrankreich stammten und zu Ketzern erklärt wurden, weil sie Armut forderten, als Laien die Bibel lasen und predigten, ohne Geistliche zu sein.

Text 1 Ein „verrückter“ Bauer

Der Benediktinermönch Rodulfus Glaber erzählt in seinem zwischen 1031 und 1047 ver- fassten Geschichtswerk von dem Bauern Leutard, der in Mittelfrankreich lebte.

[Leutard schlief eines Tages auf dem Feld ein und träumte, dass ein Bienenschwarm1durch den Af- ter in ihn eindrang, aus seinem Mund hervorquoll, ihn stach und von ihm verlangte, er solle das Kreuz in der Kirche zerschlagen und den Bauern die Offenbarungen Gottes mitteilen.] Er sprach in einem nicht endenden Redestrom, aber was er sagte, war nutzlos und falsch. Er wollte wie ein Ge- lehrter auftreten, lehrte aber [Falsches]. Denn er sagte, den Zehnten2zu zahlen sei vollkommen überflüssig und unnötig. [Er bemäntelte seine Aussagen mit Zitaten aus der Heiligen Schrift und sammelte bald eine große Anhängerschar um sich.] Das erfuhr der sehr gelehrte alte Bischof Jebuin und ließ Leotard zu sich rufen. […] Er bewies, dass der Mann vom Wahnsinn der Ketzerei befallen war, und sorgte dafür, dass das getäuschte Volk von seinem Wahnsinn abließ und wieder zum ka- tholischen Glauben zurückfand. Der Bauer aber, der sah, dass er besiegt und von der Volksgunst verlassen war, stürzte sich in einen Brunnen und beging Selbstmord.

Rodulfi Glabri Historiarum libri quinque. Hg. u. übers. v. John France. Oxford: Clarendon 1989. Buch II 22. S. 88–91.

Übers. aus dem Lateinischen von I. Braisch.

Erläuterungen: (1)Bienen sind im Mittelalter ein Symbol für Gelehrtheit und die Fähigkeit, sehr gut und über- zeugend zu reden: Von einem Heiligen wird erzählt, ein Bienenschwarm sei in seinen Mund geflogen. (2) Der Zehn- te war eine Art Kirchensteuer: Jeder Bauer musste jährlich den zehnten Teil seiner Erträge (Getreide, Gemüse, Eier, Lämmer, Obst etc.) an die Kirche abgeben.

Text 2 Eine Anfrage

Im Jahr 1143 schreibt der Probst eines westfälischen Klosters an Bernhard von Clairvaux, den berühmten Leiter eines Reformordens, einen Brief. Darin finden sich folgende Zeilen.

Hier in der Umgebung von Köln sind kürzlich einige Häretiker entdeckt worden, von denen eini- ge, nachdem sie Buße geleistet hatten, zur Kirche zurückgekehrt sind. Zwei aber – ein Mann, der als ihr Bischof bezeichnet wurde, mit seinem Begleiter – widersetzten sich uns in einer Zusammen- kunft von Geistlichen und Laien, während der Herr Erzbischof selbst und einige große Adlige an- wesend waren, und verteidigten ihre Häresie mit den Worten Christi und des Apostels Paulus. [...]

Als sie drei Tage lang ermahnt worden waren und nicht hatten widerrufen wollen, wurden sie vom Volk ergriffen, das von allzu großem Eifer erfasst war, und gegen unseren Willen ins Feuer gewor- fen und verbrannt. Was noch erstaunlicher ist: Sie hielten die Qual des Feuers nicht nur geduldig aus, sondern gingen sogar voller Freude ins Feuer und ertrugen es. Hier, ehrwürdiger Vater, wäre ich bei dir, wünschte ich mir deine Antwort, wieso diese Gefährten des Teufels einen Mut zeigen, den man kaum selbst bei Menschen findet, die sehr fest im Glauben an Christus sind.

Epistola CDLXXII, 3 Everini Steinfeldensis praepositi ad S. Bernardum (Brief des Abtes Eberhard von Steinfels an den hl. Bernhard). In: S. Bernardi abbatis primi Clarae-Vallensis opera omnia (Alle Werke des Abtes Bernhard v.

Clairvaux). Hg. v. Jean Mabillon. In: Migne, Jacques-Paul: Patrologia Latina. Bd. 182. Turnholt: Brepols 1966 (1854).

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Gruppe 1

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Text 5 Maßnahmen des Kaisers

1232, als die Kirche bereits Inquisitoren einsetzt, erlässt Kaiser Friedrich II. eine Verordnung gegen die Ketzer im Reich, die er als „Schlangensöhne des Unglaubens“ bezeichnet.

[Alle Ketzer, die von der Kirche verurteilt wurden, sollen hingerichtet werden. Wer aus Angst vor dem Tod zum katholischen Glauben zurückkehrt, wird mit lebenslänglicher Kerkerhaft bestraft.]

Außerdem sollen diejenigen, die jeweils die Gerichtsbarkeit haben, alle Ketzer, die [...] im Reich durch Inquisitoren des Apostolischen Stuhls und andere Männer, die eifrig für den rechten Glau- ben kämpfen, aufgespürt [und von ihnen angezeigt wurden], festnehmen und streng bewachen, bis sie diese nach dem Urteilsspruch der Kirche einen schändlichen Tod erleiden lassen. [Die To- desstrafe gilt auch für ihre Helfer sowie alle, die der Ketzerei abgeschworen haben, aber rückfällig geworden sind.] Alle, die Ketzer begünstigen und verteidigen, sollen außerdem dadurch bestraft werden, dass ihre Kinder und Enkel allen Besitz verlieren und keine öffentlichen Ämter und Eh- renposten bekleiden dürfen. Aber in unserer Barmherzigkeit verfügen wir, dass Söhne, die der Ketzerei ihrer Väter nicht folgen und den heimlichen Unglauben der Väter bekannt machen, gleich wie die Bestrafung ihrer Väter ausfällt, wegen ihrer Unschuld der oben erwähnten Strafe nicht unterliegen.1

Constitutio (Verordnung) Friedrichs II. vom März 1232. In: Huillard-Bréholles, J.-L.-A.; Albertis de Luynes, H.: His- toria diplomatica Friderici Secundi. Paris: Plon 1854. Bd. IV, 1. S. 300 f. Übers. aus dem Lateinischen von I. Braisch.

Erläuterung: (1)Sie können also erben und haben Zugang zu allen Ämtern und Ehrenposten.

Aufgaben

1. Lest alle Texte auf den Arbeitsblät- tern für eure Gruppe und fragt eure Lehrkraft, falls ihr etwas nicht ver- standen habt.

2. Schreibt einen gut lesbaren Artikel über Ketzer im Mittelalter, den ihr ohne Bedenken ins Internet stellen könntet.

Tipp: Achtet darauf, dass euer Text alle Fragen im Kasten rechts beant- wortet.

3. Lest die folgende Geschichte und entwerft ein Skript für den Film „Der Fall Antonio Rossi“.

In Siena in der Toskana gibt es um 1280 noch immer einige Familien, die nicht mit der Politik des Papstes einverstanden sind, obwohl diese Haltung zu dieser Zeit sehr ge- fährlich ist. Dazu gehört auch Antonio Rossi, der sehr erfolgreich mit Getreide aus Sizi- lien handelt und seinen Konkurrenten in Siena einige gute Geschäfte weggeschnappt hat. Vor Kurzem hat er einen Palazzo gekauft, auf den auch der papsttreue Ratsherr Adenolfo ein Auge geworfen hatte. Antonios Frau Marguerite stammt aus Toulouse, wo angeblich die Katharer noch immer nicht ausgerottet sind. Nun hat sich ein päpstlicher Inquisitor angesagt, um zu überprüfen, ob sich in Siena möglicherweise Ketzer verbor- gen halten …

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Ketzer im Mittelalter a) Was verstand man unter Ketzern?

b) Weshalb wurden sie so streng von der Kir- che verfolgt?

c) Welche Bilder, Vergleiche und Ausdrücke wurden für sie benutzt?

d) Was wurde ihnen, abgesehen von ihren Glaubensvorstellungen, noch vorgewor- fen?

e) Mit welchen Methoden gingen die Kirche und weltliche Machthaber (Könige, Stadt- räte usw.) gegen sie vor?

f) Was bedeutete das für Ketzer und diejeni- gen, die als Ketzer angeklagt wurden?

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Galvano, der lieber mit seinen Freunden ausreitet, als im Geschäft des Vaters zu arbeiten.

2. Szene: Adenolfo berät mit einigen Geschäftsfreunden, wie man Antonio schaden könnte.

Adenolfos Frau soll das Gerücht ausstreuen, sie wisse, dass Marguerite sich schon mehr- fach nachts heimlich aus dem Haus in den Keller einer Ruine geschlichen habe und erst im Morgengrauen zurückgekehrt sei. Aus diesem Keller habe man unheimliche Gesänge, Krei- schen und Stöhnen vernommen. Wahrscheinlich träfen sich dort Ketzer, um Orgien zu fei- ern. 3. Szene: Der Inquisitor zieht in Siena ein und fordert alle Einwohner auf, ihm Ketzer an- zuzeigen. Wer das tue, zeige, dass er keine Gemeinschaft mit ihnen habe. 4. Szene: Adenolfo zeigt Antonio anonym beim Inquisitor an: Er habe sich abfällig über den Papst und dessen Politik geäußert. Galvano erfährt davon, dass sein Vater vielleicht als Ketzer angeklagt wer- den könnte, und hat Angst, sein Erbe zu verlieren.

Erläuterungen (M 4) Gruppe 2: Leprakranke

Zu 2:a) Laut der Bibel entschied bei den Juden ein Priester darüber, ob jemand krank war.

Der Erkrankte musste durch seine Kleidung, sein ungepflegtes Äußeres und Rufe zeigen, dass er unrein war, er durfte nicht mit den anderen Juden zusammenleben und auch nicht an Gottesdiensten teilnehmen. Ein König konnte sein Amt nicht mehr wahrnehmen. Ein Grund für den Aussatz konnte eine Strafe Gottes sein, weil jemand gegen seine Gebote ver- stoßen hatte. b) Kennzeichen der Lepra waren Hautverfärbungen, Knotenbildung, Haaraus- fall, Veränderung der Stimme und Verformungen und Absterben der Gliedmaßen. Die an- deren Menschen ekelten sich vor dem Erkrankten und verspotteten ihn. c) Die Lepra wurde wie in der Bibel als Strafe Gottes angesehen, z. B. für Gotteslästerung. d) Der Erkrankte wur- de für tot erklärt, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und verlor seinen Besitz. Er muss- te eine besondere Kleidung tragen und sich mit einer Klapper oder Glocke bemerkbar ma- chen. Menschenansammlungen musste er meiden, manchmal war auch das Verlassen des Leprosoriums verboten. In Krisenzeiten wurde Leprakranken beispielsweise auch die Schuld an Krankheiten zugeschoben. e) Die Behauptung, jemand sei an Lepra erkrankt, wur- de missbraucht, um unliebsame Menschen bzw. Familien zu schikanieren, sie aus der Ge- meinschaft auszustoßen und auch, um sich ihres Vermögens zu bemächtigen.

Zu 3:Die Gruppe kann sich für die Variante entscheiden, dass Bernhard sich tatsächlich an- gesteckt hat, oder aber, dass der Konkurrent seines Vaters ihn wegen einer angeblichen Lepraerkrankung beim Rat der Stadt anzeigt und Bernhard aufgrund seines Hautausschla- ges und einer schweren Erkältung für leprakrank erklärt wird. Sollte das der Fall sein, kann Hans Morus darauf spekulieren, billig das Geschäft aufzukaufen und einen Konkurrenten loszuwerden.

Erläuterungen (M 5) Gruppe 3: Spielleute

Zu 2: a) + b) Der Begriff „Spielleute“ umfasst viele verschiedene Berufe: Spielleute musi- zierten, sangen Lieder; wenn sie einen Herren hatten, dichteten sie für ihn Loblieder und verspotteten seine Feinde. Zu den Spielleuten zählten auch Akrobaten oder Jongleure, manche führten Zauberkunststücke vor oder dressierte Tiere, andere verkleideten sich, spielten Sketche oder tanzten. Spielleute traten an den Höfen der großen Herren auf, bei be- sonderen Gelegenheiten wie Hochzeiten oder einem Ritterschlag und auf Märkten. c) Sie waren sehr begehrt, denn da sie meist fahrende Künstler waren und durch die Lande zogen, erfuhr man von ihnen die neuesten Nachrichten. Sie unterhielten und amüsierten die Men- schen, lästerten und lobten für Geld – aber das waren in den Augen der Kirche nutzlose Tä- tigkeiten, keine richtige Arbeit. Sie lebten auf Kosten anderer. Die Kirche untersagte den Geistlichen, Spielleuten zuzusehen und zuzuhören, und verbot, ihnen etwas für ihre Kunst- stücke zu schenken. Die Spielleute wurden sogar mit Dienern des Teufels gleichgesetzt. Sie wurden von Sakramenten ausgeschlossen und kamen angeblich nicht ins Paradies. d) Man erkannte sie an ihrer Kleidung und ihrem Haarschnitt; die meisten hatten keinen festen Wohnsitz. e) Ihre Namen deuten darauf hin, dass sie oft kein Dach über dem Kopf und keine ordentliche Kleidung hatten, Hunger litten und wenig Recht und Schutz genossen; außer- dem wurden sie mit Prostituierten und Betrügern gleichgesetzt.

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Zu 3: Beispiel für ein Facebook-Profil:

Thomas Ohnebrot, Thom_Brot@hotline.de Passwort: Hungerleider! Geburtsdatum: etwa 1252 Familienmitglieder: Bertranda, die Tänzerin (Ehefrau), Jakob, Arnulf, Maria, Anna (Kin- der) Freunde: Wilhelm Pfennig (Superjongleur! immer noch Single!), Adam der Bucklige (spielt wunderbar die Drehleier), Reginald der Lügner (ich kenne niemanden, der bessere Lügengeschichten erzählt), Suchsbrot (hat seinen Namen leider zu Recht) Ausbildung: beim Vater Singen, Spielen auf der Schnabelflöte, der Geige und Harfe gelernt. Veranstaltungs- kalender: im Juli Turnier bei Burg Katzenstein, vielleicht Abstecher zur Burg Niederhaus – der Hürnheimer hat uns letztes Mal gut empfangen und mir einen Mantel geschenkt; Ende August: Hochzeit in Göppingen; September: Kirchweih in Schwäbisch Gmünd, nachfragen wegen Pilgerfahrt nach Kloster Lorch!

Erläuterungen (M 6) Gruppe 4: Heilige

Zu 2: a) Elisabeth und Franziskus entschließen sich beide, Christus nachzufolgen und das Armutsideal zu verwirklichen. b) Sie richten sich nach den Aussagen im Neuen Testament, in denen Christus die Menschen auffordert, sich um die Armen und Kranken zu kümmern.

Auch sagt er, wer ihm nachfolgen wolle, müsse all seinen Besitz weggeben. c) Elisabeth ver- schenkt so viel wie möglich, gründet ein Hospital und widmet sich ganz der Pflege der Ar- men und Kranken. Sie verkehrt mit niedriger gestellten Menschen wie mit Ihresgleichen, sie scheut sich nicht, ekelerregende Bettler zu pflegen, sie beklagt sich nicht, wenn man ihr Un- recht tut, zeigt Demut, wenn sie erniedrigt wird, trägt geflickte Kleider und spinnt Wolle.

Franziskus gibt seinen gesamten weltlichen Besitz auf und wagt es schließlich sogar, halb- nackt in seine Vaterstadt zurückzukehren. d) Ihre Umwelt reagiert mit Verwunderung, Tadel, Spott, Hohn und Verachtung. Elisabeth wird verjagt, man nimmt ihr ihr Vermögen und die Kinder; der Ritter, der sie zurück nach Ungarn holen soll, ist entsetzt über ihre einer Königs- tochter unwürdige Kleidung und Beschäftigung. Franziskus wird von seinem Vater sogar eingesperrt, geschlagen und gefesselt. e) Beide tun Dinge, die man von ihrem Stand nicht erwartet. Die Verwandten sehen nur das äußere Erscheinungsbild, haben Sorge um Anse- hen und Besitz. Dass jemand die Worte der Bibel ernst nehmen und Christus in Armut nach- folgen könnte, wird als etwas Ungehöriges und sogar als Wahnsinn abgetan.

Zu 3: Beispiele für Tweets:

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Sophie von Thüringen @Sothü 10 Jan 1221

Sothü: Dieses Mädchen ist #unmöglichkeinepassendefraufürmeinen- sohn! #diebenimmtsichwieeinemagd!

Heinrich Raspe @Heras 12 Dec 1227

Heras: Verschenkt das #gesamtekorn! Ist die noch bei Trost? Wo kä- men wir denn hin, wenn wir den Armen alles gäben?

per Bernardone @PierBern 23 Jun 1205

PierBern: Ich könnte den Bengel umbringen! Diese Schande!

#ganzassisilachtüberihn!

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M 10 Ausgrenzung im Mittelalter – ein Überblick

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Hinweise (M 10)

Stunde 5/6: Auswertung und Fazit – Formen und Methoden der Ausgrenzung

In einer Doppelstunde tragen die Lernenden die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen vor. Ge- meinsam wird ein Fazit gezogen und die Ergebnisse werden in einem Tafelbild gesammelt (M 10). Dann erfolgt ein Vergleich mit Beispielen von Ausgrenzung in unserer Gegenwart.

Einstieg

Jede Gruppe berichtet kurz über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen. Das kann nach folgen- dem Schema in vier Schritten geschehen: 1.) „Wir haben uns mit dem Thema ... beschäf- tigt.“; 2.) „Schwierig war ...“; 3.) „Interessant war … / Spaß gemacht hat ...“; 4.) „Wir haben unser Thema in Form eines Interviews/Facebook-Eintrags/Tagebuchs … dargestellt.“

Kurz kann im Anschluss darüber diskutiert werden, ob „anachronistische“ gestalterische Aufgaben wie die Erstellung eines Facebook-Profils, das Verfassen fiktiver Twitter-Nach- richten etc. als sinnvoll oder als störend empfunden wurden – im zweiten Fall sollten die Lernenden Verbesserungsvorschläge machen.

Erarbeitungsphase I

Nachdem die Reihenfolge der Vorträge festgelegt worden ist, trägt die erste Gruppe ihren von der Lehrkraft korrigierten Internetartikel (Aufgabe 2) vor und antwortet auf Fragen der anderen Gruppen. Dann stellt die Gruppe ihre Lösung der dritten Aufgabe vor; in einer gut harmonierenden Klasse kann diese gestalterische Aufgabe mit Punkten bewertet werden.

Der Internetartikel (bzw. der ausgefüllte Steckbrief, siehe Vorlagen auf CD 92) wird allen Ler- nenden als Datei-Anhang zugeschickt; idealerweise wird er auch tatsächlich (z. B. auf der Website der Schule) ins Internet gestellt. Dann präsentiert die zweite Gruppe usw.

Im Rückgriff auf die fünf Schritte der Ausgrenzung, die in Stunde 1 der Reihe identifiziert wurden, sollten die Lernenden folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Gruppen im Hinblick auf den jeweiligen Prozess der Ausgrenzung herausarbeiten:

Die Gegenüberstellung macht deutlich: Die am Beispiel der Hexen erarbeiteten fünf Schrit- te der Ausgrenzung treffen in unterschiedlicher Form und Härte auch die anderen Gruppen.

(Heilige, Spielleute und Prostituierte haben dabei nicht unbedingt eine Funktion als Sün- denbock; ein Prozess und die Hinrichtung drohte vor allem Ketzern und Homosexuellen.)

Als Zusatzmaterial finden Sie auf CD 92 eine tabellarische Übersicht der untersuch-

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Gemeinsamkeiten Unterschiede

– Es handelt es sich (zumindest ursprünglich) um Chris- ten; nur bei Ketzern konnte es vorkommen, dass Kin- der z. B. von Katharern bereits als Katharer aufwuch- sen.

– Sie gehören nicht mehr zu der Gesellschaft, in der sie leben; sie werden durch Verdächtigungen, Schuldzu- weisungen, Spott und Kritik an den Rand gedrängt.

– Sie müssen mit Bloßstellung und Verboten rechnen, werden z. T. verfolgt, vor Gericht gestellt und sogar hingerichtet.

– Die Ausgrenzung ist unabhängig von Besitz und Stand: Sie kann jeden treffen, die Landgräfin ebenso wie ein armes Mädchen, den reichen Kaufmanns- sohn ebenso wie einen Knecht.

– Gründe der Ausgrenzung:

• Ketzer werden aus religiösen Gründen aus- gegrenzt

• Heilige, weil sie sich nicht so verhalten, wie ihre Familie und Umgebung es von ihnen er- wartet

• Leprakranke haben eine ansteckende und damals unheilbare Krankheit

• Prostituierte und Spielleute haben einen „Be- ruf“, der als unmoralisch gilt – die Gesell- schaft braucht sie, verachtet sie jedoch

• Homosexuelle verstoßen nach mittelalterli- cher Vorstellung gegen die Natur und den Willen Gottes

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Ergebnissicherung I

Zur Erinnerung werden an der Tafel noch einmal die Begriffe notiert: „Ketzer, Leprakranke, Spielleute, Heilige, Prostituierte, Homosexuelle“. Im Klassengespräch wird dann versucht, die Motive und das Verhalten der damaligen Gesellschaft diesen Gruppen gegenüber zu- sammenzufassen (siehe Tafelbild M 10).

Diese detaillierte Übersicht sollte abschließend allen Lernenden zur Verfügung stehen.

Überleitung zum Vergleich mit der Gegenwart

Die Lehrkraft macht dann die scheinbar abschließende Bemerkung: „Das, was wir erarbei- tet haben, war ja nun ,finsteres Mittelalter‘. Heute in unserer aufgeklärten Gesellschaft gibt es solche Ausgrenzungen zum Glück nicht mehr!“ – Diese bewusst provokante Aussage er- zeugt in aller Regel Widerspruch vonseiten der Schülerinnen und Schüler.

Erarbeitungsphase II

Im Klassengespräch können die Beispiele „Spielleute“ und „Leprakranke“ herausgegriffen werden. An diesen zwei Gruppen (bzw. ihren modernen Pendants: Künstlern und Aidskran- ken) kann exemplarisch überprüft werden, wie sich unsere heutige Gesellschaft zu einzel- nen Menschen oder Gruppen verhält, die sich durch ihren Beruf oder eine Angst erzeugen- de Krankheit von ihrer „normalen“ Umwelt unterscheiden. Im Vergleich zum Mittelalter werden dabei (positive) Entwicklungen ebenso wie (negative) Kontinuitäten sichtbar.

„Spielleute“: Die Lehrkraft fragt zunächst, ob es eigentlich heute noch „Spielleute“ gebe.

Die Lernenden tragen daraufhin Beispiele zusammen (Schauspieler, Schlagersänger, Bands, Popstars, Kabarettisten, Moderatoren von Fernsehshows etc.). Sie alle werden heu- te jedoch nicht mehr ausgegrenzt, sondern stehen häufig in Bezug auf ihr Ansehen, ihre Be- liebtheit und ihr Einkommen sogar als „Stars“ an der Spitze der Gesellschaft.

Die Lernenden werden zunächst Probleme haben, die Gründe für diese Veränderung he- rauszufinden. Daher kann die Lehrkraft auf das Tafelbild verweisen und Hinweise geben:

Die Menschen haben im Mittelalter ebenso viel Freude an kunstvollen Vorführungen und Spaß an Unterhaltung gehabt wie wir. Religiöse Überzeugungen („amoralischer Beruf“;

„wer sich unterhalten lässt, denkt nicht mehr an Gott und an sein Seelenheil“) hatten dabei aber ein viel größeres Gewicht. Für unsere heutige Gesellschaft, in der viele Menschen kei- ner Glaubensgemeinschaft angehören, sind sie nicht mehr bindend; die Kirche könnte sie, selbst wenn sie wollte, nicht mehr durchsetzen. Zudem kann auch auf das Grundgesetz und das darin verankerte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verwiesen werden: Zur freien Entfaltung gehört auch, wie man seine Freizeit gestaltet. Schließlich spielen auch die Medien eine Rolle: Sie bestimmen unser Leben heute in einem Maße (auch als Wirtschafts- macht), das selbst für unsere Großeltern noch unvorstellbar gewesen wäre.

„Leprakranke“: Als zweites Beispiel nennt die Lehrkraft die Krankheit Lepra, heute heilbar, aber in Asien und Afrika noch immer weit verbreitet. In Europa ist sie fast ausgerottet – 1982 gab es in der Bundesrepublik 60 Leprakranke. Die Lernenden überlegen, ob es bei uns über- haupt noch Krankheiten gibt, die bei der Umwelt Angst erzeugen und aus vorgeblich mora- lischen Gründen verurteilt werden. Als Antworten sind Hinweise auf „Aids“, auf „Drogen- abhängigkeit“ und „Alkoholismus“ denkbar. Die Lehrkraft kann dann die Frage aufwerfen, weshalb sich bei uns Aidskranke oft scheuen, über ihre Krankheit zu sprechen. (Zur Veran- schaulichung kann die Lehrkraft erzählen, dass der Regisseur Ted Demme, als er 1993 den Film „Philadelphia“ drehen wollte, größte Probleme hatte, einen Schauspieler zu finden, der bereit war, einen homosexuellen Aidskranken zu spielen.) Als Grund kann herausgear- beitet werden, dass über Aids immer noch viele haltlose Vorurteile im Umlauf sind („Aids- kranke sind selbst schuld an ihrer Krankheit, weil sie wahllos Sex haben“; „man kann sich anstecken, wenn man zusammen arbeitet, gemeinsam in der Kantine isst“ etc.). Wer an Aids erkrankt ist, muss daher damit rechnen, dass er Nachteile erleidet und ausgegrenzt wird, wenn seine Krankheit bekannt wird. Er muss befürchten, dass er z. B. auf der Job- oder

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