DIE INSCHRIFTEN DES LAN NA THAI - EIN ÜBERBLICK
Von Hans Penth, Chiang Mai/Thailand
Län Nä Thai ist der Name eines ehemaligen Konglomerates von Stadtstaaten,
die in alter Zeit meist von dem Ort Chiang Mai abhängig waren und die in der
Gegenwart zum größten Teil in die 7 Nordprovinzen des Königreiches Thailand
aufgegangen sind: Chiang Rai, Mä Hong Son, Chiang Mai, Lamphün, Lampäng,
Nän und Phra.
Datentragende Inschriften finden sich in diesem Gebiet vom 13. Jh. bis ins
20. Jh. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß einige der Inschriften vor dem
13. Jh. entstanden, etwa im 11. Jh. oder noch früher, doch haben Datierungs¬
versuche noch keine endgültigen Resultate gebracht. Allgemein läßt sich sagen,
daß viele der Inschriften zwar bekannt aber noch nicht herausgegeben sind, daß
vermutlich eine Anzahl von Inschriften noch garnicht entdeckt ist, und daß die
meisten der bekannten Inschriften noch keine nennenswerte wissenschaftliche
Bearbeitung gefunden haben.
Die Inschriften lassen sich in zwei große Zeit- und Sprachgruppen einteilen.
Von rund 750 n.Chr. bis rund 1350 waren die aus dem Süden eingewanderten
Mon der wichtigste Kulturträger des Gebietes; der größte ihrer Stadtstaaten
war Haripuhjaya (Hariphunchai, Lamphün). Entsprechend fallen Inschriften
der Mon in diesen Zeitraum. Wenige Jahre vor 1300 eroberten die Yuan, ein
Thai-Volk aus nördlichen Gegenden, den Stadtstaat Haripufijaya, gründeten
ihre eigene Hauptstadt Chicing Mai 1296 und wurden innerhalb weniger Jahre
Herren des gesamten Län NäThai. Anscheinend gingen die Mon von Lamphün
in der Yuan-Bevölkerung auf; nach dem 13. Jh. finden sich von ihnen keine
Inschriften mehr. Dafür liegen Yuan-Inschriften von 1370 bis ins 20. Jh. vor.
Die Mon-Inschriften sind in der Sprache der Mon abgefaßt, gelegentlich mit
etwas Päli durchsetzt. Die Schrift ist ebenfalls Mon, doch lassen sich viel¬
leicht zwei Varianten erkennen, nämlich ein älteres und ein jüngeres Mon-
Alphabet, wobei die Trennung im 11. Jh. liegen könnte. - Die Inschriften
der Yuan sind im Thai-Dialekt Yuan geschrieben und enthalten manchmal
einen erheblichen Prozentsatz Päli, weniger Sanskrit, dafür besonders in
Datumsangaben manchmal Lehnwörter aus dem Khmer. Die Inschriften der
Yuan können in zwei verschiedenen Alphabeten abgefaßt sein: Entweder in ih¬
rem eigenen Yuan-Alphabet, welches wahrscheinlich auf die Spätform des
Mon-Alphabetes in Lamphün zurückgeht, oder die Inschriften sind im Fak Khäm-
Alphabet abgefaßt, welches eine von Inschrift zu Inschrift wechselnde Mischung
von Sukhöthai-Schrift und Yuan-Schrift ist.
Um einen Eindruck vom Mengenverhältnis der Inschriften zu geben: Es sind
z.Z. rund ein Dutzend Steininschriften der Mon bekannt, aber es sind bisher
etwa 80 Steininschriften der Yuan publiziert.
An dieser Stelle möchte ich eine Zwischenbemerkung einschieben und ein
Phänomen erwähnen, dessen Hintergrund bis jetzt nicht geklärt ist. Fak Khäm-
Schrift ist zwar insgesamt selten, denn aus dem überkommenen Schriftma-
terial geht hervor, daß die Yuan üblicherweise ihre eigene Schrift benutzten.
Merkwürdigerweise sind aber die Steininschriften der Yuan nahezu immer im
Fak Khäm-Alphabet und nur sehr selten im Yuan-Alphabet geschrieben. Eine
Erklärung dafür könnte sein, daß die wahrscheinlich erste Steininschrift der
Yuan (im Wat Phra Yün bei Lamphün, A.D. 1370) auf einen Mönch zurück¬
geht, der aus Sukhöthai stammte, und daJJ diese Inschrift in den Sukhöthai-
Buchstaben der Zeit abgefaßt ist; spätere Skribenten (oder ihre Auftragge¬
ber) wollten vielleicht diese Tradition fortsetzen, vermischten aber wegen
ihrer geringen Vertrautheit mit dem Sukhöthai-Alphabet dieses mit ihrem ei¬
genen Yuan-Alphabet. Hierin mag überhaupt der Grund für die Entstehung des
Fak Khäm-Alphabetes liegen (l).
Neben den genannten zwei Hauptgruppen von Inschriften, nämlich Mon und
Yuan, trifft man ganz selten auf Inschriften der Ngeo (westliche Schan), der
Birmanen und der Mon aus Birma, ferner auf Inschriften mit singhalesischen,
kambodschnischen, Päla- und Tamil-Buchstaben, und auch auf chinesische In¬
schriften. Seit etwa dem Ende des 19. Jh. finden sich zunehmend Inschriften
mit Bangkok- (d.h. siamesischen) Buchstaben. Was die erwähnten chinesi¬
schen Inschriften anlangt, so muß hervorgehoben werden, daß sie alle re¬
zent sind. Die älteste mir bekannte chinesische Inschrift befindet sich auf
einer Glocke auf dem Doi Suthep; die Glocke wurde in der Mitte des 19. Jh.
gegossen. Überdies ist der Text der Inschrift außerdem auf der Glocke noch
in Yuan-Schrift und in Bangkok-Schrift niedergelegt. Man kann also die allge¬
meine Feststellung treffen, daß die Inschriften des Län Nä von der Schrift
her, und z.T. auch von der Sprache her, zum indischen Kulturkreis gehören.
Daß dasselbe auch für die Inhalte der Inschriften zutrifft, werde ich in eini¬
gen Minuten zeigen.
Während nun die Mon anscheinend nur oder hauptsächlich Steine beschriftet
haben (jedenfalls sind von ihnen nur Steininschriften erhalten), so haben die
Yuan neben zahlreichen Steininschriften noch viel mehr Inschriften auf Gegen¬
ständen aus anderen Materialien (Bronze, Holz) verfaßt. Die wichtigste Grup¬
pe unter diesen Schriftträgern sind Gegenstände, die Klöstern oder allgemein
der Religion geschenkt wurden, wie z.B. Glocken, Buddhafiguren. Unter diesen
Gegenständen nehmen Buddhafiguren zahlenmäßig bei weitem den ersten Platz
ein, so daß man sagen kann, daß die wichtigsten Träger von Yuan-Inschriften
Steine und Buddhafiguren sind.
Zum Inhalt der Inschriften ist zu bemerken, und das gilt für Mon- und Yuan-
Inschriften, daß es sich in weitaus den meisten Fällen um Berichte von from¬
men Stiftungen handelt, also um Stiftungsdokumente, in denen der Donator sei¬
ne Gabe an die Religion schriftlich fixiert. Bei großen Objekten, wie Feldern,
Bauten und auch Klostersklaven, stellte man im Kloster eine beschriftete Stein¬
oder Holztafel auf; bei kleineren Objekten, z.B. Buddhafiguren, wurde das
Stiftungsdokument gleich auf dem gestifteten Gegenstand eingetragen. Natür¬
lich wurde nicht jede Spende von einer Inschrift begleitet; immerhin scheinen
aber knapp 25% aller Buddhafiguren Nordthailands Inschriften zu tragen.
Während nun die Inschriften der Mon mehr in zwanglos erzählender Weise
oder in epischer Breite von den Stiftungen berichten, so folgen die Inschriften
der Yuan oft einem bestimmten Schema, das etwa seit dem 16. Jh. herausge¬
bildet zu sein scheint. Es beginnt mit dem Datum, das sehr ausführlich ange¬
geben sein kann. Dann folgen der Name oder Titel des Stifters, eine nähere
Bezeichnung des gestifteten Objektes, die Angabe des Grundes, der zur Stif-
tung führte, und die Inschrift schließt mit einem frommen Wunsch. Hierzu
drei Bemerkungen, l) Wenn die Inschrift in Fak Khäm-Schrift abgefaßt ist,
ist das Datum oft in Yuan-Schrift angegeben; die Ursache für diese Auftei¬
lung ist noch unbekannt. 2) Der Grund, der zur Stiftung des Objektes führte,
findet sich häufig in der stereotypen Angabe: "Um die Religion bis zum Ende
ihrer 5 000 Jahre zu unterstützen". 3) Die frommen Wünsche gleichen sich
auch oft: "Aufgrund des durch die Stiftung erworbenen Verdienstes wünsche
ich, in der Zukunft ein Arahant zu werden"; oder "das Nibbäna zu erreichen".
Obwohl sich also viele Inschriften vom Inhalt her ähneln, und obwohl sie
nicht in der Absicht verfaßt wurden, geschichtliche Ereignisse der Nachwelt
zu vermitteln, so haben die Inschriften doch eine hohe Bedeutung für die
Sprachgeschichte und für alle Zweige der Geschichtswissenschaft. Die Ety¬
mologie verdankt ihnen z.B. die Erkenntnis, daß das Wort TS.S 2pän, wel¬
ches heute im Siamesischen "Haus" und im Yuan "Haus und Garten; Sied- ling" bedeutet, im 15. Jh. im Norden die Bedeutung von "Land, Provinz"
hatte und als Synonym zu dem Wort TS.S meüdh gebraucht werden konnte,
welches ja im Siamesischen bis heute die Bedeutung von "Land, Landesteil, Provinz" hat. Dem Kunstgeschichtler helfen die Inschriften bei der Datierung
von Bildnissen, dem Archäologen bei der Datierung von mittlerweile vom Ur¬
wald überwucherten Siedlungen. Die Landesgeschichte verdankt ihnen die prä¬
zise Koppelung von Daten mit Personen und Titeln. Für die Kultur- und Re¬
ligionsgeschichte wird klar, daß der Norden Thailands auf eine ununterbroche¬
ne Tradition des Theraväda-Buddhismus zurückblickt, der schon von den früh¬
esten Inschriften an deutlich ist. Mit anderen Worten: Die Inschriften sind we¬
sentliche Ergänzungen zu den Chroniken, die ja oft nur als relativ junge Ab¬
schriften vorliegen und deshalb fehlerverdächtig sind.
Vergleicht man die Inschriften des Län Nä Thai mit denen von Nachbarge¬
bieten, so fällt alsbald zweierlei auf. l) Die Län Nä-Inschriften sind apoli¬
tisch. Das steht im Gegensatz z.B. zu den älteren Inschriften von Sukhöthai
und Ayuthayä, die gelegentlich absichtlich politische Dinge berühren. 2) Be¬
sonders die Yuan-Inschriften haben eine auffallende Ähnlichleit in Form und
Inhsilt zu den Inschriften in Mittelkhmer, etwa denen aus dem 15. und 16. Jh.
Dies war ein kurzer Uberblick über die Inschriften des Län Nä, dargestellt
anhand des heutigen Forschungsstandes. Was in Zukunft noch zu tun ist, läßt
sich wie folgt charakterisieren, l) Noch unbekannte Inschriften auffinden und
zusammen mit den schon bekannten sorgfältig herausgeben. 2) Die vielen
heute in Museen und in klösterlichem Besitz durcheinandergeratenen Inschrift¬
steine neu identifizieren und versuchen, ihre wahre Herkunft zu ermitteln.
3) Die Inschriften übersetzen, vergleichen, kommentieren. Diese Arbeit, wel¬
che vielleicht für den Philologen die schönste ist, ist hier gleichzeitig die
schwierigste und wird wohl nicht in zwei Generationen zu Ende geführt wer¬
den können. Von diesen Arbeiten, die sehr sorgfältig ausgeführt werden müs¬
sen, erhoffen wir uns Aufschlüsse über so unterschiedliche Probleme wie:
Warum ähneln die Yuan-Inschriften denen in Mittel-Khmer ? Hatten die Klöster
mit ihren Schätzen die Funktion von K^-sdit-Instituten ? Wie erfolgte die Wert¬
rechnung von Reisfeldern mit Kaurimuscheln ?
Damit mein Referat über die Inschriften nicht so trocken bleibt, lassen Sie
mich zum Abschluß die Ubersetzungen von zwei typischen Inschriften vorlesen.
Es handelt sich um die Steininschrift von Kloster Bän Yäng Mäk Muang (Pro¬
vinz Chiang Rai) aus dem Jahre 1479, deren Abklatsch ich zur Illustration
mitgebracht und hier aufgehängt habe, und um die Inschrift auf einer kleinen
hölzernen Buddhafigur aus Chiang Mai, datiert 1811; diese Figur steht vor
Ihnen.
Steininschrift A.D. 1479
Die Ära hat 841 erreicht, ein Jahr Kun (Schwein), die Thai sagen: Jaiir
KatKai, 1. Monat, 7. Tag des zunehmenden Mondes, die Mon sagen: Mitt¬
woch, 19. Mondkonstellation namens Bupphäsätha. Der Jao MünNoi Sai, Sohn
des Mün Fing und Regent im Lande Öi, ist sehr glücklich mit der Lehre des
erhabenen Herrn Buddha, und so spendet er 20 Naßreisfelder mit einem Reis-
Wert von 5000 Kauris als Essen für die Hauptbuddhafigur und die Mönche im
Kloster Bän Yäng Mäk Muang hier. Möge das Verdienst, welches ich dabei
gewonnen habe, übergehen auf den König, damit er ein festes und langes Le¬
ben habe und 120 Jahre alt werde ! Wer in der Zukunft auch immer kommen
wird, das Land Öi zu regieren, der möge diese hohe verdienstliche Tat re¬
spektieren und die Stiftung nicht umstoßen. Betel in dieser Ortschaft, in der
Menge von 5000, soll diesem Kloster hier zukommen. Der Thao Müang weiß
es; der Jao Phan Luang Bun weiß es; der Päk In weiß es; der Phan Nangsü
weiß es ... (2)
Inschrift auf der Buddhafigur A.D. 1811
Die ÄraCullasakkaräja hat 1173 erreicht, ein Jahr Luang Met, 2. Monat,
Vollmondtag, die Mon (sagen): 5. Tag (Donnerstag). Die Gläubige namens
Frau Mü ist die Urheberin; sie und ihre Mutter und Kinder stiften diesen er¬
habenen Herrn hier. Wir wünschen, daß es uns ein Hilfsmittel sei. Nibbäna-
paccayo hotu me niccarp dhuvam. (3) Ganz gewiß!
Anmerkungen
1. Die früheste bekannte Inschrift der Yuan ist die im Sukhötai-Alphabet ab¬
gefaßte Steininschrift vom Wat Phra Yün A.D. 1370. Die nachfolgenden
Steininschriften sind zumeist in Fak Khäm-Schrift geschrieben. Die
früheste bekannte Steininschrift mit Yuan-Buchstaben stammt aus dem
Jahre 1488 und wurde in der Provinz Chiang Rai gefunden. Die früheste
bekannte Inschrift mit Yuan-Buchstaben stammt aus dem Jahre 1465 und
befindet sich auf dem Sockel einer Buddhafigur in Chiang Mai. - Im Län
Nä sieht man ganz selten noch ein weiteres Alphabet, mit dem Texte so¬
wohl auf Palmblätter geschrieben wie auch in Metallunterlagen (z.B. Ei¬
senzäune) graviert wurden; die Buchstaben sehen oberflächlich ähnlich
wie laotische Schriftzeichen aus. Eine nähere Untersuchung dieser Rari¬
tät ist noch nicht erfolgt; dem Anschein nach fanden sie in den Jahrzehn¬
ten um 1800 Verwendung.
2. Der Inschriftstein ist unten quer abgebrochen, so daß der letzte Teil der
Inschrift fehlt. Da Inschriften häufig mit der Aufzählung der Zeugen enden,
kann man vermuten, daß in dieser Inschrift nicht mehr viel fehlt.
3. Dieser Wunsch begleitet im Län Nä oft die Stiftung einer Buddhafigur und
wird verstanden als : Möge das Verdienst (, erworben durch die Stiftung
der Figur, ) mir ein stetes (d.h. während dieser und allen zukünftigen
Existenzen) Hilfsmittel zur Erlangung des Nibbäna sein.
ZWEI MALEREIEN IN HÖHLE 1 VON AJANTA
Von Dieter Schlingloff, München
Mit 2 Abbildungen
In einem Brief vom 30. April 1919 entwarf A. Foucher einen Plan zur Pub¬
lizierung der Höhlenmalereien von Ajanta: Sämtliche, auch die nur fragmenta¬
risch erhaltenen Gemälde sollten in großangelegten Tafelbänden in etwa 300
meist farbigen Abbildungen reproduziert werden (l). Im Winter des darauf
folgenden Jahres hielt sich dann Foucher zum Studium der Malereien zwei Mo¬
nate lang in den Höhlen von Ajanta auf. Nun erst wurde ihm deutlich, wie weit¬
gehend zerstört viele der Gemälde waren. Angesichts dieses Erhaltungszu-
stcindes nahm Foucher von seinem ursprünglichen Plan der Publikation von
Farbtafeln Abstand und machte einen neuen Vorschlag: Man sollte von allen
Bildern Zeichnungen anfertigen lassen und diese Zeichnungen in einer preis¬
werten Ausgabe der Öffentlichkeit zugänglich machen. Foucher ging davon aus,
daß die Ajanta-Maler selbst ja auch keine reinen Koloristen, sondern in erster
Linie Zeichner mit einem ausgeprägten Sinn für die Linienführung gewesen wa¬
ren. Sie hatten zuerst auf der weißgeputzten Wand eine Skizze in roten Linien
Eingefertigt und diese dann mit Farben ausgemalt. Die herzustellenden Zeich¬
nungen, meinte Foucher, sollten so exakt wie möglich die noch sichtbaren Um¬
rißlinien dieser Skizzen wiedergeben. Damit hätten die Ikonographen eine zu¬
verlässige Arbeitsgrundlage, die sie instand setzen könnte, die Szenen zu iden¬
tifizieren und ihre Komposition zu studieren. Foucher sprach dann die Hoffnung
aus, daß die Verwaltung in Haiderabad die Mittel zur Verfügung stellen würde,
um mit geringen Kosten der Öffentlichkeit diese Nachzeichnungen der Ajanta-
malereien zu bescheren (2).
Foucher' s Pläne wurden jedoch nicht verwirklicht; statt der von ihm ange¬
regten Nachzeichnungen erschienen in den Jahren 1930 - 1955 die vier Ajanta-
Bände von Yazdani mit insgesamt 232 Schwarzweis- und 88 Farbtafeln (3).
Wenn auch einzelne der photographischen Wiedergaben dieser Tafeln von aus¬
gezeichneter Qualität sind, bestätigt doch das Werk als ganzes Foucher's Be¬
fürchtung, daß es bei dem heutigen Erhaltungszustand der meisten Gemälde
so gut wie unmöglich sein dürfte, befriedigende Photographien herzustellen.
Yazdani versucht dadurch einen Eindruck von der künstlerischen Qualität der
Malereien zu vermitteln, daß er einzelne, besser erhaltene Bilder mehrfach
wiedergibt, in größeren oder kleineren Ausschnitten, sowohl farbig als auch
schwarzweiß, während er andere, schlechter erhaltene Reste entweder nur
in ungenügenden Schwarzweißbildern reproduziert oder ganz ausläßt (4). Ein
solches Auswahlprinzip ist wohl geeignet, Maltechnik und Farbgebung deutlich
zu machen; es bildet jedoch keine befriedigende Grundlage für eine wissen¬
schaftliche Beschäftigung mit den in den Gemälden dargestellten Themen. Daß
auch die von Yazdani ihres schlechten Erhaltungszustandes wegen nicht publi¬
zierten Gemäldereste ikonographisch und kulturgeschichtlich wichtige Infor¬
mationen bieten können, sei nun an zwei Beispielen aus Höhle 1 gezeigt.