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Arbeitslosenquote - wichtiger Indikator für die Beschäftigungslage und die Ausschöpfung des Arbeitskräfteangebots | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Serie

39 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2009

Technisch berechnet sich die Arbeitslo­

senquote aus der Division der Anzahl der re- gistrierten Arbeitslosen durch die Anzahl der Erwerbspersonen, multipliziert mit 100, um den Prozentsatz auszudrücken:

Anzahl registrierte Arbeitslose Arbeitslosenquote

in % = –––––––––––––––––––––––––– 100 Anzahl Erwerbspersonen

Als Arbeitslose zählen dabei alle stellensu­

chenden Personen, die am Stichtag der Erhe­

bung ohne Arbeit, sofort vermittelbar und bei einem RAV registriert sind. Für die Erfas­

sung in der Statistik ist die Registrierung eine Voraussetzung; hingegen ist es unwesentlich, ob die arbeitslose Person auch einen An­

spruch auf Arbeitslosenentschädigung hat oder nicht. Die Definition, wer als arbeitslos betrachtet wird, strebt eine möglichst hohe Übereinstimmung mit den international aner kannten Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) an, nach welchen Arbeitslose als Personen umschrieben wer­

den, die keine Arbeit haben, für Arbeit ver­

fügbar und auf der Suche nach einer Beschäf­

tigung sind.

Die Zahl der Erwerbspersonen fliesst über den Nenner in die Berechnung der Arbeits­

losenquote ein. Als Erwerbspersonen gelten die Erwerbstätigen ab einer Arbeitsstunde pro Woche plus die Erwerbslosen. Die Zahl der Erwerbspersonen wurde bisher alle 10 Jah re im Rahmen einer Volkszählung durch das Bundesamt für Statistik (BFS) erhoben.

In der Schweiz stellte die Volkszählung bis 2000 die einzige Vollerhebung im Personen­

bereich dar. Sie ist damit die einzige Quelle, welche detaillierte und kohärente Angaben über die Erwerbspersonen in der Schweiz

Arbeitslosenquote – wichtiger Indikator für die Beschäftigungs­

lage und die Ausschöpfung des Arbeitskräfteangebots

Robert Häubi Stellvertretender Leiter Ressort Arbeitsmarkt- statistik, Staatssekre- tariat für Wirtschaft SECO, Bern

Die Arbeitslosenquote beschreibt das Ausmass der Arbeitslosigkeit in einer Volkswirt schaft. Als Ver­

hältniszahl gibt sie Auskunft über den Anteil der Arbeitslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen, auch aktive Bevölkerung genannt, und beschreibt damit die Höhe des Mismatch auf dem Arbeits­

markt. Sie ist die wichtige Kenn­

zahl für die Darstellung der Be­

schäftigungslage und Indikator für die Ausschöpfung des Arbeits­

kräfteangebots. In der Schweiz wird die Arbeitslosenquote vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) berechnet. Sie ist eine von zahlreichen Kennzahlen, die im Rahmen der Arbeitslosenstatistik mittels einer monatlich durchge­

führten elektronischen Register­

zählung und Auswertung aller Stellensuchenden­Dossiers bei den Regionalen Arbeitsvermitt­

lungszentren (RAV) in den Kanto­

nen anfallen.1

In der Schweiz gibt es seit 1936 eine Arbeitslosenstatistik. Sie wird heute vom Seco erhoben. Die Arbeitslosenquote ist dabei eine von zahlreichen Kennzahlen, die im Rahmen dieser Statistik anfallen. Bild: Keystone

1 Kontakt und Informationen: 031 322 22 15, lamda-helpdesk@seco.admin.ch, www.amstat.ch.

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Serie

40 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2009

Je nach Lage und Befindlichkeit des Ar­

beitsmarktes oder politischem Fokus erhal­

ten Untersuchungen respektive Unterschei­

dungen nach Regionen, Kantonen, Alter, Geschlecht, Nationalität, Qualifikation, Dau­

er der Arbeitslosigkeit oder Wirtschafts­

zweigen Gewicht. Die entsprechenden Ar­

beitslosenquoten und Kennzahlen zur Strukturanalyse der Arbeitslosigkeit werden vom Seco auf monatlicher Basis und mit grosser Aktualität bereits wenige Tage nach der Erhebung auf Internet als Pressemittei­

lung und als Print publiziert.

Neben der Arbeitslosenquote wird auch eine saisonkorrigierte Arbeitslosenquote ver­

öffentlicht, aus welcher jahreszeitliche Ein­

flüsse und Beschäftigungsschwankungen – wie sie insbesondere im Baugewerbe, dem Gastgewerbe und in der Landwirtschaft auf­

treten – anhand von langjährigen Erfah­

rungen herausgefiltert worden sind.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Der Schweizer Arbeitsmarkt gilt im inter­

nationalen Vergleich als sehr flexibel. Das gute Zusammenspiel der schweizerischen In­

stitutionen auf dem Arbeitsmarkt hat es er­

laubt, trotz nicht immer günstiger Wirt­

schaftslage eine Verfestigung hoher Arbeitslosigkeit weitgehend zu verhindern.

Im Rückblick durchbrachen die jahres­

durchschnittlichen Arbeitslosenquoten in der Schweiz zwischen 1940 und 1990 die 1%­Marke kaum. Dies gilt auch für die Re­

zession Mitte der 1970er­Jahre. Die 1990er­

Jahre bedeuteten allerdings das Ende des 50 Jahre andauernden arbeitsmarktlichen Sonderfalles Schweiz. Anfang der 1990er­

Jahre begannen die Arbeitslosenquoten markant zu steigen und erreichten im Fe­

bruar 1997 mit einer Arbeitslosenquote von 5,7% und einer Arbeitslosenzahl von über 206 000 Personen einen vorläufigen Höhe­

punkt. Über die nächsten vier Jahre sanken die Arbeitslosenquoten wieder ab und er­

reichten im Juni 2001 mit 1,5% einen Sockel von rund 59 000 arbeitslosen Personen. In einer nachfolgenden zweiten Welle stiegen die Zahlen bereits zweieinhalb Jahre später wieder auf 4,3% (über 168 000 arbeitslose Personen) an, was aber doch deutlich unter den Werten von 1997 lag. Zwischen 2004 und 2008 bauten sich die Arbeitslosenquo­

ten wieder ab und erreichten im Juni 2008 wieder einen unteren Wendepunkt. Aller­

dings lag dieser Wert mit einer Quote von 2,3% höher als im letzten Wellental aus dem Juni 2001, wodurch der neue Sockel auf et­

was über 91 000 Personen angestiegen ist.

Im Zuge der Turbulenzen auf den Finanz­

märkten und dem Übergreifen der Auswir­

und deren demografische und sozioökono­

mische Merkmale bis hinab auf Gemeinde­

stufe liefern konnte. Da die Erhebung aller­

dings nur alle 10 Jahre stattfand, wurde diese Zahl für die Berechnung der Arbeitslosen­

quote durch das Seco jeweils 10 Jahre lang konstant gehalten. Die nächste Anpassung des Nenners erfolgt deshalb erst, sobald neue Resultate zum Bereich Erwerbsleben im An­

schluss an die Volkszählung 2010 vorliegen (zum Systemwechsel bei der Volkszählung siehe letzter Abschnitt).

Praktische Relevanz

In der Schweiz gibt es seit 1936 eine Ar­

beitslosenstatistik. Sie wird heute vom Seco erhoben. Die Arbeitslosenquote ist dabei eine von zahlreichen Kennzahlen, die im Rahmen dieser Statistik anfallen. Mittels einer Voll­

erhebung, die sich auf die amtlich geführten Register der RAV abstützt, werden die Daten – unterstützt durch eine moderne, webba­

sierte Datawarehouse­Technologie – elektro­

nisch erfasst und ausgewertet. Daraus gehen die drei kurzfristigen Konjunkturindikatoren Arbeitslosenquote, Kurzarbeit und gemeldete offene Stellen hervor sowie eine Vielzahl von Kennzahlen zur Beschreibung der Arbeits­

losigkeit nach geografischen und sozioöko­

nomischen Merkmalen. Aber auch Control­

lingdaten für die Wirkungsmessung der Arbeitsmarktmassnahmen (AMM) und de­

ren aktive Steuerung werden so gewonnen.

CH: 3.8 %

> 4.0% 3.1–4.0% 2.0–3.0% < 2.0%

Quelle: SECO / Die Volkswirtschaft Grafik 1

Arbeitslosenquote im September 2009: Betroffenheit nach Kantonen

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41 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 11-2009

sender Systemwechsel bei der Erhebung der Volkszählungsdaten vollzogen. Die Volkszäh­

lung wird ab 2010 nicht mehr in ihrer ge­

wohnten Form durchgeführt, sondern als Kombination von Registererhebung – d.h.

einer Vollerhebung der basisdemografischen Merkmale aus den bestehenden amtlichen Registern – und Stichprobenerhebungen, die im Einjahresrhythmus durchgeführt und ausgewertet werden. Im Stichprobenverfah­

ren geschätzt werden dabei jene Daten, die nicht in den Registern enthalten sind, und das betrifft insbesondere die Daten zu Er­

werbsleben, Erwerbsstatus, Ausbildung und Beruf. Da rund 80% der Gemeinden in der Schweiz eine Wohnbevölkerung von weniger als 3000 Personen aufweisen und damit die notwendige Grösse für zuverlässige statis­

tische Aussagen verfehlen, wird die Bildung von Arbeitslosenquoten auf Stufe der Ge­

meinden in Zukunft voraussichtlich entfal­

len, sodass wir für regionale Untersuchungen auf die nächsthöhere Stufe, die Bezirke, wer­

den ausweichen müssen, es sei denn, der In­

formationsverlust auf Ebene der Gemeinden kann durch den Beizug einer anderen Daten­

quelle noch kompensiert werden. Die Bil­

dung von Arbeitslosenquoten auf kantonaler oder gesamtschweizerischer Ebene sind je­

doch nicht gefährdet.

kungen auf die Realwirtschaft erfolgte 2008 auch die Trendwende auf dem Arbeitsmarkt mit starken monatlichen Zunahmen in den Arbeitslosenzahlen, die auch im Jahr 2009 noch andauern.

Im Ausblick für das Jahr 2009 prognos­

tiziert die Expertengruppe Konjunktur

­

prognosen des Bundes im Jahresdurchschnitt eine Zahl von 150 000 Arbeitslosen und eine Arbeitslosenquote von 3,8%.

Vergleich mit dem Ausland

Die nationalen Arbeitslosenzahlen sind international nur bedingt vergleichbar, da sich die Erhebungsmethoden und die Be­

rechnungsweise teilweise stark voneinander unterscheiden. In der Schweiz erstellt das BFS im Rahmen der Schweizerischen Ar­

beitskräfteerhebung (Sake) seit 1991 eine ge­

mäss den Normen und Standards der ILO und von Eurostat auf Stichprobenbasis erho- bene international vergleichbare Erwerbslo- senquote. Zufallsstichproben sind internatio­

nal weiter verbreitet als Vollerhebungen. Für aussagefähige internationale Vergleiche ver­

weist das Seco deshalb stets auf die Erwerbs­

losenquote.

Weiterführung des Indikators und Revisionen im Ausblick

Am 22. Juni 2007 hat das Parlament die Totalrevision des Bundesgesetzes über die Eidgenössische Volkszählung verabschiedet.

Mit dem neuen Gesetz, welches am 1. Januar 2008 in Kraft getreten ist, wird ein umfas­

Kasten 1

Definitionen im Bereich Arbeitslosenquote Arbeitslosenquote

Quotient aus der Anzahl registrierter Arbeits loser geteilt durch die Anzahl Erwerbs- personen, multipliziert mit Hundert.

Registrierte Arbeitslose

Alle stellensuchenden Personen, die am Stichtag der Erhebung – d.h. am letzten Tag des Monats – ohne Arbeit, sofort vermittelbar und bei einem RAV registriert sind.

Erwerbspersonen

Erwerbstätige ab einer Arbeitsstunde pro Woche plus Erwerbslose unter der Wohnbevöl- kerung. Die Zahl der Erwerbspersonen wird alle 10 Jahre im Rahmen der Volkszählung durch das BFS erhoben und behält damit auch jeweils 10 Jahre ihre Gültigkeit (seit 1. Januar 2000: 3 946 988 Personen). Häufig werden die Erwerbspersonen mit dem Arbeitsangebot gleichgesetzt.

in Tausend Veränderung in % zu Preisen des Vorjahres

Stellensuchende (linke Skala) Arbeitslose (linke Skala)

September 2009:

Registrierte Arbeitslose: 154 409 Arbeitslosenquote: 3.9%

Stellensuchende: 212 902 BIP (2. Quartal 2009): –2.0%

BIP (rechte Skala)

0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 250 275 300 325

–2.5 –2.0 –1.5 –1.0 –0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: SECO / Die Volkswirtschaft Grafik 2

Registrierte Stellensuchende und Arbeitslose, 1990–2009

Referenzen

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