national:
Ludwig-Erhard-Preis
E
ine qualitative Untersuchung be- deutender Qualitätspreise zeigt, dass sich diese Preise in ihrer Be- schaffenheit durchaus unterscheiden. Am deutlichsten sichtbar werden die Unter- schiede, wenn auf das jeweilige Bezugs- modell und dessen Bewertungskriterien fokussiert wird (Bild 1). Auch die Aus- wahlverfahren und Bewertungsmethoden sind verschieden (Bild 2). So bleibt es dem Bewerber überlassen, eine individuelle Auswahl des geeigneten Qualitätspreiseszu treffen, sofern nicht ohnehin eine re- gionale Bindung diese vorwegnimmt.
Internationale Auszeichnungen
Für global agierende Organisationen sind in der Regel die internationalen Qualitäts- auszeichnungen attraktiv. Deming Prize, Malcolm Baldrige National Quality Award sowie EFQM Excellence Award haben sich über Jahrzehnte eine breite internationa- le Anerkennung erworben, die deutlich
über die am Qualitätsmanagement inter- essierten Experten hinausreicht. Die höchste gesellschaftliche Wertschätzung erfährt auch heute noch der Malcolm Baldrige National Quality Award, der vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika persönlich überreicht wird. Dass die Mehrheit der nationalen und regiona- len Preise sich an den Bewertungsmodel- len dieser internationalen Preise orien- tiert, ist ebenfalls ein Zeichen für deren Bedeutung.
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M E R K M A L E I N T E R N AT I O N A L E R U N D N AT I O N A L E R QUA L I T Ä T S P R E I S E
Preisvergleich
Horst Wildemann, München
Qualitätsmanagement ist eine Disziplin, die von den Verant- wortlichen großes Engagement verlangt. Um die Motivation für die Implementierung oder Verbesserung von QM-Syste- men in Unternehmen und Organisationen zu erhöhen, wur- den zahlreiche internationale, nationale und regionale Qua- litätspreise ausgelobt. Eine Untersuchung der TU München hat die Auszeichnungen zusammengestellt und zeigt an aus- gewählten Kriterien, wo sich eine Bewerbung lohnt.
international:
Deming-Preis
international:
Malcolm Baldrige National Quality A
ward
international:
EFQM Excellence Award
regional:
Qualitätspreis Nordrhein-W
estfalen regional:
Bayerischer Qualitätspreis
19 5 1 1 988 1 992 1 993 1 996 19 9 7
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Deming Prize
Der Deming Prize wurde erstmals 1951 in Japan vergeben. Er stellt die älteste Aus- zeichnung für Unternehmen und Orga- nisationen dar. Seit 1984 ist die Teilnah- me auch für ausländische Unternehmen möglich. Die Auszeichnung wird jährlich von der JUSE (Union of Japanese Scien- tists and Engineers) vergeben.
Der Deming Prize ist besonders auf umfassende Qualitätsanstrengungen im gesamten Unternehmen ausgerichtet und zielt damit direkt auf Total Quality Management als unternehmensweit wirksames Qualitätskonzept ab. Eine zentrale Bedeutung wird auch der stän- digen Verbesserung, der Einführung von Qualitätszirkeln sowie der konsequenten Anwendung statistischer Methoden in allen Unternehmensbereichen beigemes- sen. Eine Zertifizierung nach ISO 9000:2000 stellt keine Voraussetzung für die Teilnahme dar, was auch kleinen und mittleren Betrieben die Teilnahme er- leichtert. Eine weitere vorteilhafte Vor- gehensweise ist die Ergänzung der Be- wertung um Standortauditierungen so- wie die Visite der Siegerunternehmen drei Jahre nach deren Auszeichnung. Auf eine Teilnahmegebühr wird verzichtet, doch müssen Bewerber die Kosten für ex- terne Auditoren sowie für den Abschluss- bericht tragen.
Im Gegensatz zu den anderen Qua- litätspreisen liegt dem Deming Prize
kein Bewertungsmodell zugrunde. Auch der Selbstbewertungsprozess, dem beim EFQM Excellence Award (EEA) und des- sen Ablegern besondere Bedeutung bei- gemessen wird, spielt für den japani- schen Qualitätspreis keine wesentliche Rolle. Im Rahmen des Bewerbungs- und Bewertungsverfahren erfolgt keine bran- chenspezifische Differenzierung der Un- ternehmen. Es wird lediglich zwischen Einzelpersonen, Kleinbetrieben und Un- ternehmen unterschieden. Die Staffelung allein nach der Betriebsgröße ist nur be- dingt zielführend, da die Unternehmen dadurch lediglich mit gleichgroßen Be- trieben im Wettbewerb stehen und kein übergreifender Branchenvergleich statt- findet.
Es existiert eine Webseite zum Quali- tätspreis, die den Aufbau und Ablauf er- läutert [1]. Bewertungsrichtlinien oder Downloads stehen nicht zur Verfügung.
Malcolm Baldrige National Quality Award
Den Malcolm Baldrige National Quality Award (MBNQA) verleiht seit 1988 jähr- lich der Präsident der USA, wodurch das hohe Ansehen dieser Auszeichnung un- terstrichen wird. Seine Wirkungssphäre hat der Preis vorwiegend im nordameri- kanischen Raum. Es gibt eine Webseite zum MBNQA, die den Aufbau und Ab- lauf, Bewertungsrichtlinien sowie Down- loads zur Verfügung stellt [2]. Hieraus ge-
hen klare Ansprechpartner und Verant- wortliche hervor.
Ziel des MBNQA ist es, das Gedan- kengut des Total Quality Managements (TQM) zu verbreiten. Der Qualitätspreis fokussiert stark auf Kundenzufrieden- heit und enthält mit der Betonung von Wettbewerbervergleichen ein starkes Konkurrenzelement. Das Bezugsmodell des Qualitätspreises und der integrierte QM-Ansatz sind eindeutig. Verbesse- rungspotenzial wird durch die Orien- tierung an den Besten entdeckt. Die Kategorien Fertigung, Service, KMU, Bildung, Gesundheitswesen und Non- Profit-Unternehmen stellen die Berück- sichtigung branchenspezifischer Quali- tätsaspekte sicher. Eine weitere vorteil- hafte Vorgehensweise ist die Ergänzung der Selbstbewertung um Standort- auditierungen. Die Entwicklung des MBNQA erfolgt unter Federführung des National Institute of Standards and Technology (NIST) unter Einbindung von Unternehmensvertretern. Jedes Jahr wird der Bewertungsprozess von über 300 Experten aus Industrie, Bildung, Ministerien und Non-Profit-Organisa- tionen unterstützt, die die Auswertung der Bewerbungen, Standortauditierun- gen sowie die Erstellung der Feedback- Berichte (kriterienspezifische Stärken sowie Verbesserungspotenziale) unter- stützen. Abhängig von der Unterneh- mensgröße fällt eine Teilnahme-
d-Preis regional:
Qualitätspreis Sachsen-Anhalt
regional:
Thüringer Staatspreis
für Qualität
regional:
Qualitätspreis
Berlin-Brandenburg regional:
Qualitätspreis Niedersachsen
regional:
Qualitätspreis Schleswig-Holstein regional:
Sächsischer Staatspreis für Qualität
1 998 1 999 2000 2000 2002 2002
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gebühr zwischen 500 und 5 000 US-Dol- lar an.
EFQM Excellence Award
Der EFQM Excellence Award (EEA) ist für europäische Organisationen der pres- tigeträchtigste Qualitätspreis und steht an der Spitze eines Stufenmodells, das zur Excellence führt. Der EEA wurde seit 1992 jährlich ausgeschrieben. Zielgrup- pe für den EEA sind Organisationen, die
Weltklassestandards in Bezug auf Quali- tät erreichen.
Mit den verwendeten Kategorien des EEA sind die Bestandteile eines umfas- senden und auf Prävention ausgerichte- ten Qualitätsmanagementsystems abge- deckt, das auf ständige Verbesserung abzielt. Das Vorgehen des EEA ist modell- gestützt. Basierend auf dem EFQM-Mo- dell für Excellence, vergibt die European Foundation for Quality Management (EFQM) bereits für den ersten Schritt zu
Excellence eine Urkunde auf der unter- sten Stufe „Committed to Excellence“, der das Programm „Levels of Excellence – Stufen der Excellence“ zugrunde liegt. Er- folgreiche Absolventen von „Committed to Excellence“ müssen eine erste Selbst- bewertung gemäß EFQM-Modell durch- geführt, daraus Stärken und Verbesse- rungspotenziale abgeleitet und für min- destens drei relevante Verbesserungspo- tenziale Maßnahmenpläne entwickelt und umgesetzt haben. So wird der Idee
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Preise
Kriterien
Erste Verleihung Vergabe- frequenz Anzahl der Preisträger bei letzter Vergabe Auswahl- verfahren Methode Teilnahme- voraus- setzungen Verleihende Institution
Deming 1951 jähr-
lich 4 ca. 170 Experten in Total Quality Management
Bewertung nicht modell- gestützt, Auditierungen
keine, seit 1984 Teilnah- me auch für ausländische Unternehmen möglich
Union of Japanese Scientists and Engineers (JUSE)
Malcolm Baldrige National Quality Award (MBNQA)
1988 jähr-
lich 5
ca. 300 Experten aus Industrie, Bildung, Minis- terien und Non-Profit- Organisationen
Selbstbewertung anhand von Fragebogen, Auditierungen
keine
US-Präsident sowie National Institute of Standards and Technology (NIST)
EFQM Excellence
Award (EEA) 1992 jähr-
lich 4 ca. 250 Assessoren
Selbstbewertung anhand von Fragebogen, Auditierungen
Qualifikationsprozess zur Prüfung der Mindestreife
European Foundation for Quality Management (EFQM)
Bayerischer Qualitätspreis (BQP)
1993 jähr-
lich 12
20 Experten, 7 Jurymit- glieder, Unterstützung durch Fachexperten
Selbstbewertung anhand von Fragebogen, Auditierungen
Nominierung
Bayerisches Staatsminis- terium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Qualitätspreis
Nordrhein-Westfalen 1996 alle 2
Jahre 4 12 Mitglieder im Jury- gremium
Selbstaufschreibung in Berichtsform, Unternehmensbesuch
keine Ministerium für Wirtschaft
und Arbeit
Ludwig-Erhard-Preis
(LEP) 1997 jähr-
lich 2 ca. 130 ehrenamtliche Assessoren
Selbstbewertung anhand von Fragebogen, Auditierungen
Prüfung der Mindestreife der teilnehmenden Orga- nisation durch Besuch
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Sächsischer Staats-
preis für Qualität 1998 alle 2
Jahre 4 18 unabhängige Gut-
achter, Preiskomitee Selbstbewertung keine Sächsische
Staatsregierung
Qualitätspreis
Sachsen-Anhalt 1999 alle 2
Jahre 5
Jurygremium mit Ver- tretern aus Handwerks- kammern, IHK, DGQ
Selbstbewertung anhand von Fragebogen, Firmen- besuch
Nachweis eines doku- mentierten Qualitäts- managementsystems
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit
Qualitätspreis
Schleswig-Holstein 2000 alle 2
Jahre 1 10 Mitglieder im Jury- gremium
Selbstbewertung anhand von Fragebogen, Unternehmensbesuch
keine IHK Flensburg, Kiel,
Lübeck
Thüringer Staatspreis
für Qualität 2000 jähr-
lich 4
Jurygremium mit Ver- tretern aus Wirtschaft und Industrie
Selbstbewertung anhand
von Fragebogen keine
Ministerium für Wirt- schaft, Technologie und Arbeit
Qualitätspreis
Berlin-Brandenburg 2002 alle 2
Jahre 5
8 Mitglieder im Jury- gremium, 9 Mitglieder im Expertengremium, Firmenbesuche
Selbstbewertungsbericht keine Regierungen der Länder Berlin und Brandenburg
Qualitätspreis
Niedersachsen 2002 alle 2
Jahre 3
interdisziplinäres Jurygremium mit 11 Mitgliedern
Dokumentation und Ergebnisdarstellung von qualitätsbezogenen Einzelprojekten
Etablierte Fehlerkultur,
Qualitätsprojekte AOK Niedersachsen
Bild 1. Vergleichsergebnisse im Überblick
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des Einsatzes von Nachweisen Rechnung getragen. Vorteilhaft ist die mehrstufige Vorgehensweise bei der Bearbeitung der Bewerbungen. Die Bewertung wird von einem sogenannten Validator, der von EFQM oder NPO eigens für diese Aufga- be nach EFQM-Vorgaben ausgebildet wurde, aufgrund der eingereichten Un- terlagen und eines Vor-Ort-Besuchs vor- genommen.
Die Teilnahme ist offen für Mitglieder und Nicht-Mitglieder der EFQM, unab- hängig von Organisationsgröße oder Branche. Es gibt eigene Kategorien für Großunternehmen (large business), Or- ganisationseinheiten (operational units), den öffentlichen Dienst (public sector) und kleine und mittlere Unternehmen (small and medium enterprises, SME).
Die Staffelung alleine nach der Betriebs- größe ist nur bedingt zielführend, da die Unternehmen dadurch lediglich mit gleichgroßen Betrieben im Wettbewerb
stehen und kein übergreifender Bran- chenvergleich stattfindet. Mit der Bewer- bung über das Deutsche EFQM Center entstehen Kosten in Höhe von etwa 4 000 Euro.
Für den EEA werden via Internet um- fangreiche Bewertungsrichtlinien und Zusatzinformationen zur Verfügung ge- stellt [3].
Nationale und regionale Auszeichnungen
Neben dem in Deutschland besonders anerkannten Ludwig-Erhard-Preis wur- de im Zuge der Qualitätsbewegung eine Reihe von regionalen Qualitätspreisen ins Leben gerufen (Bild 3). Nicht alle Qualitätspreise konnten sich behaupten, etwa die Hälfte ist seit Jahren inaktiv.
Eine Vorreiterrolle in Deutschland nahm der Bayerische Qualitätspreis ein, der weit vor dem Ludwig-Erhard-
Preise
Kriterien
umfassendes Bezugsmodell branchenspezifi- sche Auslegung Integriertes QM-System Nachweisbarkeit mehrstufige Bewertung Informations- verfügbarkeit Laufzeit Frequenz
Deming 1951
jährlich Malcolm Baldrige
National Quality Award (MBNQA)
MBNQA 1988
jährlich
EFQM Excellence Award (EEA)
EFQM 1992
jährlich
Bayerischer Qualitätspreis (BQP)
MBNQA
EFQM 1993
jährlich
Qualitätspreis
Nordrhein-Westfalen
BQP 1996
alle 2 Jahre*
Ludwig-Erhard-Preis
(LEP)
EFQM 1997
jährlich
Sächsischer Staatspreis
für Qualität
BQP 1998
alle 2 Jahre*
Qualitätspreis
Sachsen-Anhalt
BQP/LEP 1999
alle 2 Jahre*
Qualitätspreis
Schleswig-Holstein
BQP/EFQM 2000
alle 2 Jahre*
Thüringer Staatspreis
für Qualität
BQP/EFQM 2000
jährlich
Qualitätspreis
Berlin-Brandenburg
BQP/EFQM 2002
alle 2 Jahre
Qualitätspreis
Niedersachsen
BQP 2002
alle 2 Jahre vollständig erfüllt bedingt erfüllt unzureichend erfüllt * aktuell keine Auslobung Bild 2. Individuelle Merkmale internationaler und regionaler Qualitätspreise
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Preis ausgelobt wurde und bis heute reges Interesse seitens der Bewerber erfährt.
Ludwig-Erhard-Preis
Der Ludwig-Erhard-Preis (LEP) steht un- ter der Schirmherrschaft des Bundesmi- nisters für Wirtschaft und Technologie und wird seit 1997 jährlich ausgelobt. Seit 2003 werden drei Preiskategorien unter- schieden: Organisationen mit bis zu 100 Mitarbeitern, Organisationen mit 100 bis 500 Mitarbeitern und Organisationen mit über 500 Mitarbeitern.
Der LEP verfolgt das Ziel, Organisatio- nen in Deutschland zur Anwendung ganz- heitlicher Managementsysteme zu moti- vieren, indem jene Organisationen ausge- zeichnet werden, die in herausragender Art und Weise solche TQM-Ansätze realisiert haben. Das Vorgehen beim deutschen Ludwig-Erhard-Preis (LEP) ist modellge- stützt, da das bewährte EFQM-Modell für Excellence als Bewertungsgrundlage dient.
Jene Bewerberorganisationen, die noch keine Erfahrung mit dem Bewertungspro- zess haben, werden von der Projektleitung besucht, um abzusichern, dass die Orga- nisation tatsächlich reif für eine Bewer- bung um den Ludwig-Erhard-Preis ist.
Eine mehrstufige Vorgehensweise bei
der Bearbeitung der Bewerbungen hat sich bewährt. Bewerbungen werden von Assessorenteams bearbeitet, alle zugelas- senen Bewerber werden von den Assesso- ren vor Ort besucht. Die abschließende Bewertung der Organisation nach dem Vor-Ort-Besuch dient der Jury als Grund- lage für die Festlegung der Preisträger, Auszeichnungen und Finalisten. Alle Be- werber erhalten am Ende des Verfahrens einen Ergebnisbericht. Die Staffelung al- leine nach der Betriebsgröße ist nur be- dingt zielführend, da die Unternehmen dadurch lediglich mit gleichgroßen Be- trieben im Wettbewerb stehen und kein übergreifender Branchenvergleich statt- findet.
Des Weiteren wird die Selbstbewertung um Nachweise ergänzt. Auf der Ergebnis- seite sind einige wenige ausschlaggeben- de Resultate darzustellen, die den Erfolg und die Leistungsfähigkeit der Organisa- tion belegen. Mit einer Bewerbung sind Kosten verbunden, die je nach Unterneh- mensgröße zwischen 1 500 und 7 500 Euro betragen. Die Bewerberorganisation trägt zusätzlich die Kosten für die Anrei- se, Unterbringung und Verpflegung der Assessoren. Für den Ludwig-Erhard-Preis werden via Internet umfangreiche Bewer-
tungsrichtlinien und Zusatzinformatio- nen zur Verfügung gestellt [4]. Eine Be- werbung empfiehlt sich nach etwa fünf Jahren der aktiven Umsetzung des EFQM- Modells für Excellence.
Bayerischer Qualitätspreis
Der Bayerische Qualitätspreis (BQP) wur- de erstmals 1993 an neun Produktions- unternehmen vergeben und wird seitdem jährlich ausgelobt. Die Preisträger sind verpflichtet, ihre Erfahrungen über die Einführung und Umsetzung von Konzep- ten zur Verbesserung der Unternehmens- qualität mit anderen Unternehmen zu tei- len.
Mit den Kategorien des Bayerischen Qualitätspreises sind die Bestandteile ei- nes umfassenden und auf Prävention aus- gerichteten QM-Systems abgedeckt, das auf ständige Verbesserung abzielt. Bei der Gewichtung der Kategorien wird der Be- deutung der Themengebiete Kundenori- entierung und Einbeziehung der gesam- ten Organisation in die Qualitätsanstren- gungen für eine erfolgreiche Qualitätsma- nagementstrategie Rechnung getragen.
Die Kategorien werden vom Expertengre- mium jährlich entsprechend dem aktuel- len Wissensstand überarbeitet und er-
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Qualitätspreis Sachsen-Anhalt seit 1999, alle 2 Jahre (inaktiv)
Bayerischer Qualitätspreis seit 1993, jährlich
Qualitätspreis Nordrhein-Westfalen seit 1996, alle 2 Jahre (inaktiv)
Qualitätspreis Niedersachsen seit 2002, alle 2 Jahre Qualitätspreis Schleswig-Holstein
seit 2000, alle 2 Jahre (inaktiv)
Sächsischer Staatspreis für Qualität
seit 1998, alle 2 Jahre (inaktiv)
Thüringer Staatspreis für Qualität seit 2000, jährlich
Qualitätspreis Berlin-Brandenburg seit 2002, alle 2 Jahre
Bild 3. Regionale Qualitätspreise in Deutschland
© QZ– Qualität und Zuverlässigkeit
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gänzt. Auf diese Weise ergibt sich ein hoher und umfassender Maßstab für die Bewertung des Qualitätsniveaus. Als vor- teilhaft ist zu bewerten, dass der Quali- tätspreis für Industrie-, Handels-, Dienst- leistungs- und Handwerksunternehmen sowie für Gemeinden ausgelobt wird und daher branchenspezifische Aspekte im Qualitätsmanagementsystem berücksich- tigen kann. Eine weitere vorteilhafte Vor- gehensweise ist die Ergänzung der Selbst- bewertung um detaillierte Begründungen und belastbare, auch quantitative Nach- weise wie Aktionspläne und Projektlisten.
Die Auswahl der späteren Preisträger erfolgt in einem mehrstufigen Bewer-
tungsverfahren: Die Beurteilung der schriftlichen Unterlagen wird durch ein Expertengremium vorgenommen. Sie dient zur Vorauswahl derjenigen hoch eingestuften Unternehmen, die am weite- ren Ablauf teilnehmen. Bei diesen Unter- nehmen werden zur Verifizierung der An- gaben Begehungen durchgeführt, um die Selbstbewertung stichpunktartig zu über- prüfen. Gegenstand dieser Audits sind al- le Qualitätskategorien im Kriterienrah- men des Bayerischen Qualitätspreises. Auf der Grundlage der Auswertung werden dem Bayerischen Staatsminister für Wirt- schaft, Verkehr und Technologie vom Ex- pertengremium die Preisträger vorge- schlagen. Informationen zum Bewer-
bungsablauf, Hinweise zum Download der Unterlagen und Ansprechpartner sind auf der Homepage verfügbar [5].
Es fällt keine Gebühr an. Teilnahme- voraussetzung ist die Nominierung des Unternehmens.
Qualitätspreis Nordrhein-Westfalen Der Qualitätspreis Nordrhein-Westfalen wurde erstmals 1996 vergeben, seit 2002 erfolgt die Vergabe im Zweijahresrhyth- mus. Aktuell findet keine Auslobung mehr statt.
Die Struktur des Qualitätspreises Nordrhein-Westfalen lehnt sich teilwei- se an den Bayerischen Qualitätspreis an.
Eine Zertifizierung nach ISO 9000:2000 stellt keine Voraussetzung für die Teil- nahme dar. Allerdings wird eine Unter- nehmensstrategie erwartet, die auf
„Qualität“ basiert und die als wichtiger, anerkannter Leistungsfaktor innerhalb des Unternehmens gesehen wird.
Die Selbstaufschreibung erfolgt als freier Bericht ohne vorgegebene Struk- tur auf etwa drei Seiten, wobei lediglich ein grober Überblick über die Bedeu- tung umfassender Qualität gegeben und beispielhaft einige Maßnahmen aufge- zeigt werden, die besonders zur Steige- rung der Unternehmensqualität beitra- gen. Es erfolgt keine Darstellung des Qualitätsmanagementsystems mit sei- nen umfassenden Elementen, sondern es werden auf drei Seiten nur einige
„Stichproben“ als Antwort geliefert.
Durchgeführte Maßnahmen und Kon- zepte können daher nicht detailliert dargestellt und mittels Projektlisten etc.
belegt werden. Die Abgabe von ausführ- lichen, einheitlichen und strukturierten Antworten sowie eine Vergleichbarkeit werden so nicht gewährleistet. Ein ob- jektives Herausfiltern der Besten ist nicht möglich. Die Bewertungen und die sich anschließenden Unterneh- mensbesuche werden nicht durch eine
„unparteiische“ dritte Institution durchgeführt, sondern erfolgt direkt durch Jurymitglieder. Eine Homepage zum Preis und eindeutige Ansprech- partner existieren nicht. Es fielen keine Teilnahmegebühren an.
Sächsischer Staatspreis für Qualität Der Sächsische Qualitätspreis wurde 1998 erstmals ausgelobt. Er wurde alle zwei Jahre vergeben, insgesamt aber nur drei Mal ausgelobt, zuletzt 2002. Aktu- ell finden keine Auslobungen statt.
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Die Struktur des Preises orientiert sich am Modell des Bayerischen Qualitäts- preises. Die Bewertung erfolgt durch un- abhängige Institutionen: ein Gutachter- gremium und ein Preiskomitee, beste- hend aus Forschern, Wissenschaftlern und Praktikern aus der Industrie. Alle teilnehmenden Unternehmen erhalten einen Feedback-Bericht. Ausgezeichnet werden lediglich beispielgebende Leis- tungen, sodass keine umfassende Be- trachtung eines QM-Systems erfolgt. Im Rahmen der Ausschreibung wird ledig- lich zwischen produzierenden und dienstleistenden Unternehmen unter- schieden. Handels- und Handwerksun- ternehmen werden nicht als eigene Kate- gorien berücksichtigt. Es fällt eine Teil- nahmegebühr zwischen 250 und 500 Euro an. Eine Homepage zum Sächsi- schen Qualitätspreis gibt es nicht.
Qualitätspreis Sachsen-Anhalt
Seit 1999 wird der Qualitätspreis Sachsen-Anhalt im Zweijahresrhythmus ausgeschrieben. Das letzte Mal wurde er im Jahr 2005 ausgelobt und ist seither inaktiv.
Der Qualitätspreis Sachsen-Anhalt ba- siert auf dem umfassenden Kriterienka- talog des Bayerischen Qualitätspreises und des Ludwig-Erhard-Preises. Somit werden die Unternehmen durch ihre Be- werbung auf die nächsthöhere Stufe des EFQM-Modells vorbereitet. Bei den Be- werbern wird kein zertifiziertes Quali- tätsmanagement vorausgesetzt. So erhal- ten auch Firmen, für die eine Zertifizie- rung nicht zweckmäßig oder wirtschaft- lich ist, die Chance, ihre Aktivitäten im Qualitätsmanagement darzustellen. Das Bewertungsverfahren ist mehrstufig auf- gebaut, wobei das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) als unabhängige Institution die Auswertung der Bewerbungsunterlagen übernimmt und ein Jurygremium unter anderem bei den Firmenbesuchen mit- wirkt.
Im Rahmen des Kriterienkatalogs werden keine branchenspezifischen Kri- terien einbezogen und abgefragt, sodass alle Unternehmen hinsichtlich gleicher Kriterien bewertet werden. Es fällt eine Teilnahmegebühr zwischen 180 und 360 Euro an. Eine Homepage zum Qualitäts- preis Sachsen-Anhalt, die Aufbau und Ablauf, Bewertungsrichtlinien, An- sprechpartner oder Downloads zur Verfügung stellt, gibt es nicht.
Qualitätspreis Schleswig-Holstein Der Qualitätspreis Schleswig-Holstein wurde erstmals im Jahr 2000 vergeben, für das Jahr 2002 wurde er ausgesetzt. Der Qualitätspreis wird alle zwei Jahre ausge- lobt und wurde zuletzt 2007 vergeben.
Der Qualitätspreis basiert auf den um- fassenden Kriterien des Bayerischen Qua- litätspreises und des EFQM-Modells. Ei- ne Zertifizierung ist für die Bewerbung nicht erforderlich und geht nicht in die Beurteilung ein. Die Bewertung erfolgt in einem mehrstufigen Verfahren, in das ei- ne Jury und Assessoren involviert sind.
In den Bewerbungskriterien werden keine branchenspezifischen Kriterien be- rücksichtigt. Unternehmen aller Bran- chen füllen einen Standardfragebogen aus. Durch die Begrenzung der Seitenzah- len zwischen 10 (Stufe 1) und 60 Seiten (Stufe 3) können eventuell nicht alle Kon- zepte und Maßnahmen ausführlich genug beschrieben werden. Es fällt für alle Un- ternehmen eine Teilnahmegebühr von 500 Euro an. Informationen zum Aufbau und Ablauf des Preises oder zu Ansprech- partnern stehen nicht zur Verfügung.
Thüringer Staatspreis für Qualität Der Preis wurde erstmals 2000 ausgelobt und wird jährlich verliehen, zuletzt 2007.
Das Bewertungsmodell beruht auf dem Modell des Bayerischen Qualitäts- preises und des EFQM-Modells. Die Aus- wertungen werden durch die unabhängi- ge Instanz RKW Thüringen und durch ein weiteres Jurygremium durchgeführt.Vor- Ort-Gespräche mit den besten Unterneh- men vervollständigen das mehrstufige Be- wertungsverfahren. Jedes Unternehmen erhält einen Feedback-Bogen zu seinen Bewerbungsergebnissen. Alle positiv be- antworteten Fragen müssen detailliert be- gründet werden, Zertifikate sind beizule- gen, sodass Ergebnisse und Maßnahmen ausreichend belegt werden. Branchenspe- zifische Aspekte finden keine Beachtung, es erfolgt lediglich eine Staffelung nach Unternehmensgröße. Somit werden spe- zifische Qualitätskriterien unterschiedli- cher Branchen nicht berücksichtigt. Es gibt nur einen Fragebogen als Standard, der insbesondere auf die Produktqualität ausgerichtet ist. Die Prozessqualität steht nicht im Mittelpunkt. Neben den vier Ka- tegorien gibt es eine Sonderkategorie so- wie etliche Ehrenurkunden, alle weiteren Teilnehmer erhalten eine Urkunde.
Die RKW Thüringen stellt auf ihrer Homepage aktuelle Informationen, Be- Links
1 www.juse.or.jp/e/deming/index.html 2 www.quality.nist.gov
3 www.efqm.org 4 www.ilep.de
5 www.bayerischer-qualitaetspreis.de 6 www.rkw-thueringen.de/www/
rkwgmbh/webinfo.nsf 7 www.q-preis.de
8 www.aok-gesundheitspartner.de/nds/
krankenhaus/qualitaetssicherung/
qualitaetspreis/
Literatur
Wildemann, H.: Unternehmensrendite und Qualität. TCW-Verlag, München 2006
Wildemann, H.: Total Quality Manage- ment - Ganzheitliche Umsetzung des Qualitätsgedankens im Unternehmen.
TCW-Verlag, München 2008.
Wildemann, H.: Gegenüberstellung des Bayerischen Qualitätspreises mit na- tionalen und internationalen Auszeich- nungen für Qualitätsmanagementsys- temen. TCW-Verlag, München 2010.
Autor
Prof. Dr. Dr. habil. Dr. h.c. mult. Horst Wildemann, geb. 1942, ist Initiator des Bayerischen Qualitätspreises und Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschafts- lehre – Unternehmensführung, Logistik und Produktion – an der Technischen Universität München. Zudem ist er ge- schäftsführender Gesellschafter der Managementberatung TCW Transfer-Cen- trum für Produktions-Logistik und Techno- logie-Management GmbH & Co. KG.
Kontakt Horst Wildemann T 089 289240-00 prof.wildemann@wi.tum.de
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werbungsrichtlinien, einen Fragebogen sowie Ansprechpartner zur Verfügung [6].
Qualitätspreis Berlin-Brandenburg Der Qualitätspreis wird alle zwei Jahre von den Wirtschaftsressorts der Länder Ber- lin und Brandenburg vergeben. Die erst- malige Auslobung erfolgte 2002.
Das Bewertungsmodell des Qualitätsprei- ses Berlin-Brandenburg orientiert sich am Modell des Bayerischen Qualitätspreises und am EFQM-Modell. Durch einen ganzheitlichen Ansatz schafft es gute Vor- aussetzungen für eine Beteiligung am Ludwig-Erhard-Preis. Im Rahmen des Be- werbungs- und Bewertungsverfahrens er- folgt eine branchenspezifische Differen- zierung in dienstleistende und produzie- rende Unternehmen. Die Bewertung der Bewerbungen erfolgt in einem mehrstu- figen Verfahren, in dem ein Jury- und ein Expertenteam sowie ein von der Jury un- abhängiges Assessorenteam mitwirken.
Auch werden von unabhängigen Assesso- ren Firmenbesuche zur Überprüfung der
Selbstaufschreibungen durchgeführt. Ei- ne Beschränkung durch die Betriebsgrö- ße besteht nicht. Ebenso ist ein zertifizier- tes QM-System keine Voraussetzung für die Teilnahme, was kleinen und mittleren Unernehmen die Bewerbung erleichtert.
Die Resultate der Selbstbewertung sind von den Bewerbern in einem frei gehaltenen Selbstbewertungsbericht oh- ne vorgegebene Antwortstruktur darzu- stellen. Vergleichbarkeit ist somit nicht gewährleistet. Die strikte Begrenzung des Umfangs der Bewerbungsunterlagen auf maximal 26 Seiten (bei Überschrei- tung ist das Unternehmen disqualifi- ziert) behindert eine ausführliche Dar- stellung eines umfassenden QM-Sys- tems. Die Bewertungsmaßstäbe und die Gewichtung der Teilkriterien werden den Bewerbern zur Verfügung gestellt.
Es werden Teilnahmegebühren von bis zu 600 Euro erhoben. Für den Qualitäts- preis werden im Internet umfangreiche Bewertungsrichtlinien und Zusatzinfor- mationen zur Verfügung gestellt [7].
Qualitätspreis Niedersachsen
Die AOK Niedersachsen schreibt im Rahmen ihrer Qualitätsoffensive Kran- kenhaus „Mit Qualität Vertrauen schaf- fen“ seit 2002 einen Krankenhaus- Qualitätspreis in Niedersachsen aus. Im Rahmen des Qualitätspreises Nieder- sachsen wird der Transfer von qualitäts- orientierten Methoden und Konzepten der Betriebswirtschaftslehre in den Be- reich der Krankenhäuser gefördert. Die qualitätsbezogenen Einzelprojekte sind durch eine Dokumentation und Ergeb- nisdarstellung zu belegen. Die AOK Niedersachsen stellt im Internet Infor- mationen zur Bewerbung und Ansprech- partner zur Verfügung. Es erfolgt eine mehrstufige Bewertung durch die AOK und eine unabhängige Jury.
Dem Preis liegt kein eindeutiges Bezugsmodell zugrunde, betrachtet werden lediglich praktizierte Ansätze in einigen Teilprojekten. Informationen zum Preis werden im Internet zur Ver- fügung gestellt [8].
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