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Mit kaum einem anderen

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148 © Carl Hanser Verlag, München Kunststoffe 9/2007

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it kaum einem ande- ren Material lassen sich Ästhetik, Funk- tionalität und Ergonomie so ideal verbinden wie mit Poly- urethan (PUR): Eigenschaften wie weitgehende Design- und Konstruktionsfreiheit, hohe Steifigkeit und Schlagzähig- keit, Chemikalienbeständig- keit, geringes Gewicht, gute Wärme- und Schallabsorption sowie die kostensparende Inte- gralbauweise machen PUR zu einem universellen Werkstoff.

Kleine und große Teile, kom- plexe Geometrien und speziel- le Oberflächenveredelungen – mit PUR ist (fast) alles mach- bar. Das zeigen auch die vielen innovativen Werkstoff- und Anwendungsbeispiele, über die Hersteller und Verarbeiter von PUR schon vor der K 2007 informierten.

Erst der Service garantiert den Erfolg

Aufgrund ihrer über 30-jähri- gen Erfahrung bei der Ent- wicklung und Herstellung von Polyurethan-Form- und Funktionsteilen produziert dieThieme GmbH & Co. KG, Teningen, unterschiedlichste Teile im Kundenauftrag:

hochstabile Funktionsteile für den Maschinenbau ebenso wie Innenverkleidungen für Schienenfahrzeuge oder De- sign-Gehäuse für medizin- technische Geräte und Life-

style-Produkte. Dabei geht das Leistungsspektrum des Unternehmens über die reine Produktion weit hinaus. Ent- sprechend den jeweiligen Be- dürfnissen steht das Unter- nehmen seinen Kunden in jeder Projektphase, von der Analyse des Projekts bis zur Zulieferungslogistik unter- stützend zur Seite: Nutzen- analyse und Beratung, Wirt- schaftlichkeitsbetrachtung, F&E-Berechnung, Design und Entwicklung, CAD-Kons- truktion, Modellbau/Prototy- ping, Werkzeugbau, automa- tisierte Serienproduktion, Oberflächenveredelung und Baugruppenmontage sowie kundenspezifische Logistik

(Bild 1). Als einen Entwick- lungsschwerpunkt sieht das Unternehmen z. B.Sicherheits- teile für die Automobilindus- trie. Anders als Formteile, die meist das Äußere eines Geräts prägen, wirken die aus dem PUR-Werkstoff Bayfill EA (Hersteller: Bayer Material- Science) hergestellten Sicher- heitsteile im Verborgenen: Sie werden als energieabsorbie- rende Pralldämpfer zur Er- höhung der passiven Sicher- heit eingesetzt, beispielsweise als Fußgängerschutz in Stoß- fängern, als Kopfaufprall- schutz im Dachhimmel oder als Knieschutz unter der Lenksäule und in den Sitzleh- nen eines Fahrzeugs.

PUR-Verarbeitung ist auch Chemie!

Diese Erfahrung führte 2001 zur Gründung der PUR-Sys- tems GmbH & Co. KG, Georgsmarienhütte, eines der – nach eigenen Angaben – mo- dernsten Polyurethan-System- häuser, das international auch außerhalb der europäischen Grenzen tätig ist. Das Mitar- beiterteam, das aus PUR-Spe- zialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung besteht, verfügt über modernste Produktions-, Labor- und Prüftechnik. PUR- Systems hält ein umfassendes Angebot an unterschiedlichen Systemen für die weit ge- fächerten Kundenbedürfnisse

Polyurethane. Seit Jahren wächst der weltweite Markt für Polyurethane kontinu-

ierlich. Er wird angetrieben durch den Wunsch nach Komfort, beispielsweise in den Bereichen Möbel und Automobil, sowie nach widerstandsfähigen oder haptischen Oberflächen. Anlässlich der internationalen Kunststoffmesse K 2007 informieren Hersteller und Verarbeiter über neue Entwicklungen in diesen Bereichen.

Ein vielseitiger Werkstoff ohne Grenzen?

Bild 1. Mit PUR lassen sich Gehäuse für unterschiedliche Geräte realisieren(Foto: Thieme) KU104030

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V bereit. Seinen Schwerpunkt

legt das Unternehmen auf das Segment Hartschaumstoff mit Systemen, die über herausra- gende Wärmeleitfähigkeits- werte z. B. für die Herstellung von Dämmplatten, Sandwich- elemente aller Art, Kühlmöbel und Warmwasserspeicher ver- fügen. Eine große Bedeutung haben außerdem Systeme für die Rolladenausschäumung und Sprühschäume für z. B.

Behälterisolierungen (Bild 2).

Die Palette wird abgerundet

durch ein umfangreiches Sor- timent an Integral- und Weich-Schaumsystemen für z. B. Armlehnen, Kopfstützen und Lenkradummantelungen im Automobilbau, Flugzeug- sitze, Lehnen sowie sonstige Polsterteile für die Möbelin- dustrie.

IMC-TPU im Slush Molding für Dekorhäute

Ein verbreitetes Verfahren zur Herstellung von Dekorhäuten

für Instrumententafeln, Tür- verkleidungen und Armaufla- gen von Automobilen ist das Rotationssintern, besser be- kannt unter der Bezeichnung Slush Molding. Mit Desmopan DP 3790AP bietet die Bayer MaterialScience AG, Leverku- sen, ein neues aromatisches thermoplastisches Polyure- than (TPU) für diese

Technologie an. Das Material wird sowohl für nachlackierte Formhäute als auch für ein neues Verfahren eingesetzt.

Dabei wird ein In-Mold-Coa- ting (IMC)-Prozess dem ei- gentlichen Powder-Slush-Pro-

zess vorgeschaltet (IMC-TPU- Slush). Der internationale Sys- temlieferant Intier Automotive Interiors, ein Unternehmen von Magna International, hat dieses Verfahren gemeinsam mit dem OEM und Lackliefe- ranten entwickelt. Nach Anga- ben des Herstellers sei das neue Material von

seiner Eigenschaftskombina- tion her anderen gängigen Dekorhaut-Materialien über- legen. So sei es weichmacher- und halogenfrei und versprö- de dank seiner Kälteflexibilität nicht bei tiefen Temperaturen, Bild 2. PUR-Hartschaum ist die Basis z. B. für Dämmplatten mit herausra-

genden Wärmeleitfähigkeitswerten, Kühlmöbel und Warmwasserspei- cher (Foto: PUR-Systems GmbH)

Bild 3. Ein neues TPU- Material für das Rotati- onssintern von Dekor- häuten ist kälteflexibel, weichmacherfrei und gut haftend auf PUR-Schaum und PUR-Lack (Foto: Bayer MaterialScience)

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was für das sichere Funktio- nieren des Airbags bei niedri- gen Temperaturen sehr wich- tig sei (Bild 3).

Das neue IMC-Slush-Ver- fahren von Intier ermöglicht die Produktion fertig lackier- ter Dekorhäute in einem Prozessschritt. Dazu wird in die mit einer Trennschicht versehene Kavität des Form- haut-Werkzeugs zunächst die IMC-Lackschicht appliziert.

Während des Aufheizens des Galvano genannten Werkzeugs trocknet und vernetzt der Lack vollständig. Nach Erreichen

der Prozesstemperatur wird das Werkzeug mit dem Pulver- kasten verbunden, der das TPU-Pulver enthält. Beim Ro- tieren dieser Einheit sintert ein Teil des Pulvers an der heißen Lackschicht an. Diese ver- schmilzt nach dem Entfernen des Pulverkasten mit dem überschüssigen Pulver bei der anschließenden Wärmebe- handlung zu einer spannungs- freien Formhaut mit sehr geringen Dickentoleranzen.

Beim anschließenden Abkühl- prozess rekristallisiert das PUR , und die lackierte Haut lässt sich entformen. Dieses Verfahren bewährt sich bereits im Serieneinsatz.

IMC-TPU-Slush hat im Vergleich zur Polyurethan- Sprühtechnologie und zum reinen Slush Molding den Vor- teil, dass auch mehrfarbige Dekorhäute durch partielles Maskieren im Werkzeug leich-

ter und wirtschaftlicher her- stellbar sind. Außerdem ist nicht mehr eine separate Lack- trocknung wie beim nachträg- lichen Lackieren nötig, da dies parallel mit dem Aufheizen des Galvanowerkzeugs erfolgt. Als Lack findet bei dem Verfahren ein aliphatisches und damit lichtechtes Polyurethan-Sys- tem Verwendung. Dieses ist über einen breiten Tempera- turbereich flexibel und im Zu- sammenwirken mit der Werk- zeugoberfläche für die Ober- flächenqualität der Dekorhaut bezüglich Optik, Haptik und mechanisch-chemische Wi- derstandsfähigkeit verant- wortlich.

Gesprühte PUR-Soft- Touch-Oberflächen

Mit der Systemfamilie Elasto- skin komplettiert die Elasto- gran GmbH, Lemförde, die auf Polyurethane (PUR) speziali- sierte BASF-Tochter, ihr Ange- bot an Materialien und inno- vativen Technologien für hap- tisch hochwertige Fahrzeugin- nenraum-Oberflächen. Dieses Elastoskin ist für gesprühte PUR-Soft-Touch-Oberflächen geeignet und ein Verwandter der bekannten Elastoskin I- Materialien, die bereits seit Längerem mit der Gieß-Haut- Technologie serienmäßig im Einsatz sind (Bild 4). Die aro- matische PUR-Sprühhaut der Elastogran mit aliphatischer PUR-Lackoberfläche wird 2009 bei einem Automobilher- steller des Premiumsegments erstmals in Europa in Serie ge- hen und sich schrittweise als Alternative zu den bislang üb- lichen Verfahren zur Ober- flächengestaltung etablieren.

In den USA und Asien hat die BASFmit Elastoskin I und der PUR-Sprühhaut-Technik be- reits einige Serienanwendun- gen realisiert, zum Beispiel im Buick Lucerne, Cadillac STS oder Nissan Quest. Das auch als IMC-PUR-Sprüh-Haut be- zeichnete Verfahren ist für ei- nen Einsatz im Formtempera- turbereich zwischen 70 und 90 °C geeignet, zeigt ein steiles

Reaktionsprofil und eine gute Haftung zum Lack, der vor der Sprüh-Applikation des Poly- urethans in das Werkzeug auf- getragen werden muss. Auch die gute Entformbarkeit, die geringen Emissionen und die gleichmäßige Hautdicke, die sich aus der guten Fließfähig- keit des Materials ergibt, spre- chen für das Verfahren. Die Haftung zum Halbhartschaum nach dem Hinterschäumpro- zess ist ebenfalls sehr gut, da beide Werkstoffe zur selben Fa- milie gehören. Geringe Emis- sionswerte von weniger als 100 ppm nach VOC bezie- hungsweise unter 250 ppm nach FOG zählen zu den wei- teren Vorteilen von Elastoskin, ebenso Fogging-Werte von we- niger als 1 mg sowie die Ge- ruchsnote 3,0 nach der ein- schlägigen VDA-Norm 270.

Die Oberflächenhaptik von Leder wird durch den geeigne- ten IMC-Lacktyp sehr weit an- genähert. Vergleicht man die mit chemisch sehr ähnlichen Polyurethanen ausgeführte Sprüh- und Gieß-Haut-Tech- nologie, so liegt der Vorteil der Sprüh-Haut bei den einfache- ren und kostengünstigeren Werkzeugen, da in eine offene Form gesprüht wird, während die Gieß-Haut-Technik eine geschlossene Form und damit zwei Formhälften erfordert.

Die Gestaltungsfreiheit ist bei dem Sprüh-Hautprozess etwas größer, dafür führt die Gieß- Haut zu exakt definierten Querschnitten über das ge- samte Bauteil hinweg, was wie- derum das spätere Hinter- schäumen vereinfacht. Darü- ber hinaus entfällt das Over- spray, das bis zu 20 % des Gesamtgewichts der Haut aus- machen kann.

PUR-Lacke als universelles Oberflächenfinish

Polyurethanlacke haben sich zum dominierenden Ober- flächenwerkstoff für unter- schiedliche Substrate im Kfz- Innenraum entwickelt. Auf- grund der großen Variations- vielfalt hinsichtlich der Eigenschaften und Verarbei- tungstechnologien sind sie in idealer Weise an unterschied- lichste Anforderungsprofile anpassbar. Mit seiner Permu- tex-Reihe hat Stahl Europe bv, Waalwijk/Niederlande, ei- ne Familie wässriger emis- sionsarmer PUR-Lacke ent- Bild 5. Mit einem Sortiment an wässrigen emissionsarmen PUR-Lacken lassen sich unterschiedliche Substrate veredeln(Foto: Stahl)

Bild 6. Im Türzuziehgriff des 3er BMW konnten gleich zwei Ober- flächen-Eindrücke realisiert wer- den: außen eine Soft-Touch-Leder- narbung und innen eine samtartige Feinstruktur(Foto: Elastogran)

Bild 4. Gesprüht, gegossen oder geschmolzen, je nach Wunsch er- füllen Polyurethane in drei ver- schiedenen Applikationstechniken den Wunsch nach hochwertigen Soft-Touch-Oberflächen

(Foto: DaimlerChrysler)

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wickelt. Diese ermöglicht es, unterschiedlichste Substrate – von thermoplastischen Werk- stoffen wie Polyolefine, PVC, verschiedenste ABS-Blends über Elastomere, z. B. EPDM, TPO und TPU, bis zu Leder und Textilien – zu veredeln.

Dabei können diese Lacksys- teme neben der ursprüngli- chen Farbgebung und Schutz- funktion für den Untergrund auch weitere wichtige Aufga- ben wie die Steuerung der Haptik und sogar eine „inte-

grierte Antiknarzfunktion“

übernehmen.

Eine für PUR-Lacke unge- wöhnlich leichte Entformbar- keit bei IMC-Anwendungen hat Stahl mit seinen patentier- ten Vernetzersystemen auf Ba- sis Polycarbodiimid erreicht.

Derart aufgebaute 2K-PUR- Lacksysteme weisen zusätzlich noch ein deutlich erweitertes Verarbeitungsfenster auf, was besonders für die automobile Großserie einen bedeutsamen Rationalisierungsfaktor dar-

stellt. Weitere Informationen und anschauliche Beispiele über den Einsatz der Permu- tex-Systeme bei den verschie- denen In-Mold-Coating-Pro- zessen (vgl. auch vorher ge- nannte Neuheiten von Bayer MaterialScience und Elasto- gran) sowie von Polymatte als

„Antiknarzlack mit integrier- ter Dekor- und Haptik-Funk- tion“ (nicht nur für den Auto- mobilsektor) werden auf der K 2007 präsentiert (Bild 5).

Spritzgegossene Soft- Touch-Oberflächen

Nicht nur bei ihren Polyure- than-Systemen, sondern auch bei Elastollan, den thermoplas- tischen Polyurethanen (TPU), bietet die Elastograninnova- tive Produkte an, die dem Au- tomobilinnenraum, auch über Instrumententafeln hinaus, zu einem Soft-Touch, einer ange- nehmen Haptik und einem hochwertigen Erscheinungs- bild verhelfen. Die neuen ali-

phatischen HPM-TPUs (HPM: hartphasen-modif- ziert) zeichnen sich durch eine für die Materialklasse TPU neue und besonders interes- sante Kombination aus Licht- echtheit und Weichheit aus:

Während sich bisher niedrige Shore-Härten (< 80 A) nur mithilfe von Additiven errei- chen ließen, gelingt es durch die Hartphasen-Modifikation im molekularen Aufbau der TPU ganz auf Weichmacher zu verzichten, ohne dass die Ver- arbeitungseigenschaften lei- den.

Die aliphatische Basis des Materials sorgt für die Licht- echtheit der Bauteiloberflä- chen, was natürlich im Sicht- bereich des Interieurs von un- verzichtbarer Bedeutung ist:

Die sonst aufwändige nach- trägliche Offline-Oberflächen- lackierung ist nicht mehr nötig, die Bauteilkosten sinken deutlich. Dies gilt nicht nur für dunkle, sondern auch für die zurzeit im Trend liegenden hel- V Bild 7. Leichtbauteile aus PUR-Faserverbundwerkstoffen für die Automo-

bilindustrie (Foto: Bayer MaterialScience)

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len Farben. Die Verarbeitung erfolgt im Zweikomponenten- (2K)-Spritzgießen, wobei ein thermoplastisches Trägerma- terial mit Elastollan HPM- TPU überspritzt und das ferti- ge Soft-Touch-Bauteil effizient und kostengünstig quasi in ei- nem Verfahrensschritt herge- stellt wird. Dabei ist die hohe Fließfähigkeit der TPU- Schmelze von Vorteil, denn so sind einerseits geringe Wand- dicken realisierbar und ist an- dererseits die detailgenaue Ab- bildung auch feinster Narb- strukturen möglich. An einer der ersten Serienanwendungen im Automobilinnenraum, dem Türzuziehgriff im BMW 3er Coupé (Bild 6), sind die haptischen Möglichkeiten der neuen Elastollan-Produktfa- milie besonders gut zu erfah- ren: Der Griff hat eine Leder- narbung auf der Oberseite und innen eine samtartige Fein- struktur. Das Material wird so den Ansprüchen eines Premi- umfahrzeugbauers nach Soft- Touch voll gerecht: BMW hat Elastollan HPM-TPU für na- hezu die gesamte Modellpalet-

te freigegeben. Inzwischen er- obern die aliphatischen HPM- TPUs weitere Einsatzgebiete im Automobilinnenraum: So sind Cupholder bei Audi und Rollfaltabdeckungen bei VW bereits in Serie, während Dach- himmelgriffe, Sitzlehnenstell- räder und Mittelkonsolen Perspektiven für zukünftige Anwendungen dieser neuen Werkstoffklasse für hochwerti- ge Oberflächen darstellen.

Variabilität von PUR inspiriert zu neuen technischen Lösungen

Die Vielseitigkeit der PUR- Chemie und ihrer Verarbei- tung hat dem 2K-Spritzgießen zu einer neuen vielverspre- chenden Variante verholfen.

Beim von der Krauss Maffei GmbH, München, entwickel- ten und mit dem erfahrenen Werkzeugbauer und Automo- bilzulieferer Cadence Innova- tion, Liberec/Tschechien, wei- ter optimierten SkinForm- Verfahren werden zwei im eigenen Hause vorhandene Maschinentechnologien, die

PUR-RIM-Technik und das Spritzgießen, miteinander ver- knüpft.

Bei diesem Verfahren wird im ersten Schritt ein steifer thermoplastischer Träger ge- spritzt. Nach Wenden des Werkzeugs wird der Träger im zweiten Takt mit einem reakti- ven PUR-System oberflächlich überflutet. Der PUR-RIM- Prozess wird so abgestimmt,

dass beide Prozessschritte praktisch parallel ablaufen.

Nach Ablauf der Reaktionszeit kann das mit perfekter elasti- scher Oberfläche versehene Bauteil ohne Nacharbeit ent- nommen werden. Entspre- chend den Einsatzbedingun- gen werden aliphatische (licht- echte) oder (preisgünstigere) aromatische PUR-Systeme eingesetzt, die je nach Haptik- anforderungen auch noch pro- blemlos physikalisch aufge- schäumt werden können. Die hohe Fließfähigkeit des PUR- Komponentengemisches ge- stattet sehr lange Fließwege und schafft somit Freiräume für das Design. Auch diese Technik hat bereits Einzug in die automobile Großserie bei einem deutschen Premium- fahrzeug der oberen Mittel- klasse gefunden.

Größere Konstruktions- freiheit und verbesserte Bauteilqualität

Ein geringes Gewicht bei ho- hen Biegesteifigkeiten – dies hat den Polyurethan (PUR)- Faserverbundwerkstoffen im Automobilbau zum Durch- bruch verholfen. Aktuelle Anwendungsbeispiele, die im Gegensatz zu den vorher ge- nannten Beispielen mehr im Verborgenen ihre Aufgaben er- füllen, sind die von der Intier Automotive Näher GmbH in Bild 9. Eine neue Lösung für effektiven Küstenschutz bietet ein speziell entwickeltes, elastomeres Poly-

urethansystem zur Verklammerung von Deichdeckwerken aus Schotter (Foto: Elastogran)

Bild 8. Ein innovatives Fahrbahnsystem für die Schiene mit Polyurethan sorgt für Lärmschutz(Foto: Bayer MaterialScience)

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Rastatt produzierten Koffer- raumböden der A-, B- und S- Klasse von Mercedes-Benz.

Weitere Großserienanwen- dungen beinhalten die Träger- platten des Ladebodens vom Opel Meriva und Opel Corsa, die bei der Firma Grupo Des- arrollo Empresarial S.L.U. in Spanien gefertigt werden. Alle Formteile werden in Sand- wichbauweise mithilfe des PUR-Systems Baypreg F der Bayer MaterialScience AG hergestellt (Bild 7).

Zur Herstellung eines Leichtbau-Sandwichteils aus PUR-Faserverbundwerkstof- fen wird ein Paket aus einem leichten Wabenkern (z. B. Pap- pe) und zwei Glasfaserdeck- schichten beidseitig mit dem wärmeaktivierbaren 2-Kom- ponenten-PUR-System Bay- preg F besprüht und in einem Presswerkzeug bei ca. 130 °C verpresst. Auf diese Weise las- sen sich Bauteile mit Flächen- gewichten von deutlich unter 3 kg/m2erhalten, die um bis zu 60 % leichter sind als entspre- chende Komponenten aus konventionellen Materialien wie etwa Holz oder Blech. Die hohen Biegesteifigkeiten der Sandwichbauteile gehen auf die 0,4 bis 0,6 mm dicken, fa- serverstärkten Deckschichten zurück. Der Elastizitätsmodul der Deckschichten liegt im Bereich von 13 000 MPa, wo- durch auch bei hohen Lasten

nur eine moderate Verfor- mung auftritt. Es ist davon aus- zugehen, dass sich im Autoin- nenraum weitere Anwendun- gen für diese PUR-Faserver- bundmaterialien eröffnen werden: Möglich wären zum Beispiel mehrdimensionale, konturierte Fahrzeugböden, wannenförmige Kofferraum- böden, Sitzwannen und Rück- sitzlehnen sowie Fahrerhaus- böden im Lkw-Bau.

PUR verhilft zu einem geräuscharmen Auftritt

Eine vielversprechende Tech- nologie könnte künftig den Gleisbau revolutionieren. Die Frenzel-Bau-Gruppe, ein Spe- zialunternehmen für Bahn- baulösungen, hat in Zusam- menarbeit mit der Bayer Ma- terialScience AG und deren 100 %iger Tochter Hennecke GmbHdas innovative Fahr- bahnsystem Durflex entwi- ckelt. Es zeichnet sich durch hervorragende Lärmschutzei- genschaften und hohe Langle- bigkeit aus. Bei diesem inno- vativen System werden die Hohlräume zwischen den Stei- nen im Schotterbett mit einem Polyurethan (PUR)-Schaum

vollständig ausgefüllt (Bild 8).

Umlagerungen von Schotter- steinen, die infolge der dyna- mischen Krafteinwirkung im Zugverkehr typischerweise auftreten, werden verhindert, ebenso der bei den Umlage- rungen entstehende Abrieb.

Im niedersächsischen Uelzen wird zurzeit eine 300 m lange Pilotstrecke mit dem neuen System ausgestattet. Davon er- hoffen sich die Bahn und die beteiligten Partner umfangrei- che Praxisergebnisse unter anderem zur Höhe der Ge- räuschdämmung und der Langlebigkeit des Fahrbahn- systems. Der Bau der Test- strecke wird vom Eisenbahn- Bundesamt und den Bundes- ministerien für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie für Wirtschaft und Technolo- gie unterstützt.

Wenn der Deich einfach festgeklebt ist

Flutkatastrophen haben in den zurückliegenden Jahren in vie- len Teilen der Welt verheeren- de Schäden angerichtet. Ein wirksamer Küstenschutz wird daher nicht nur an den deut- schen Nordseeküsten, sondern

an vielen Orten der Welt von entscheidender Bedeutung sein. Eine neue Lösung für ef- fektiven Küstenschutz ist das speziell entwickelte elastome- re Polyurethansystem Elasto- coast der BASF-Tochter Elas- togran. Elastocoast ist ein PUR-Kunststoff zur Verklam- merung von Deichdeckwerken aus Schotter. Die neue Tech- nologie mit PUR kann dazu beitragen, die Standfestigkeit von Deckwerken zu erhöhen und so gefährdete Küstenab- schnitte zu sichern. Zudem ist sie im Vergleich zu konventio- nellen, starren Konstruktio- nen, d. h. mit Beton und Bitu- men verklammerten Deckwer- ken, effektiv und kostengüns- tiger. Mehrere Pilotprojekte belegen die Vorteile des Sys- tems (Bild 9).

Bei Elastocoast handelt es sich um einen Zwei-Kompo- nenten(2K)-Spezialkunststoff aus Polyurethan, der die Ge- steinsschichten an der Küste dauerhaft und elastisch mit- einander verklebt. In Zusam- menarbeit mit dem Institut für Wasserbau der Techni- schen Universität Hamburg- Harburg (TUHH) und des Amtes für ländliche Räume

Bild 11. Ein neu entwickeltes Polyol aus dem Naturstoff Rizinusöl ermöglicht die Herstellung von PUR-Block- weichschaum-Matratzen(Foto: Elastogran)

Bild 10. Dank einer direkt mit ge- fertigten maßgeschneiderten Haut aus einem griffigen Polyurethan- Sprühelastomer kann die umständ- liche nachträgliche Einkleidung der Schaumstoffe mit wasserdich- ten Folien entfallen

(Foto: Bayer MaterialScience)

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(ALR), Schleswig-Holstein, wurden seit 2004 die ersten Pi- lotprojekte an der deutschen Nordseeküste durchgeführt.

Um die Innovation weiter auf dem Markt zu etablieren, setzt Elastogran auch auf Pilotpro- jekte in den Niederlanden, wo etwa 60 % der Landfläche mehrere Meter unter dem Meeresspiegel liegen und schon allein deshalb eine ho- he Expertise in Fragen des Wasserbaus und des Küsten- schutzes existiert. Hier stehen neben Hafenanlagen, Sturm- flutsperrwerken und Uferpro- menaden auch Binnengewäs- ser im Fokus. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit nieder- ländischen und US-amerika- nischen Behörden soll als Aus- gangspunkt für eine globale Vermarktung der innovativen Technologie mit Elastocoast dienen.

Hightech-Polster mit maßgeschneiderter Haut

Die viskoelastischen (VE) Schaumstoffe haben das breite Spektrum der bekannten Stan- dard- und High-Resilience (HR)-Qualitäten im Form- schaumbereich in den letzten Jahren um eine leistungsfähige Variante bereichert. Die Bayer MaterialScience AG, erweitert den Einsatzbereich dieser soge- nannten „Memory Schaum- stoffe“ nun noch einmal:

Durch die intelligente Kombi- nation eines hochwertigen VE- Schaumstoffs aus dem Bayfit- Programm mit dem einfach zu applizierenden, weichmacher- freien und dennoch hochelas- tischen Polyurethan-Sprüh- elastomer Baytec Reaktiv. Die Verbindung beider Hightech- Materialien ergibt VE- Schaumstoffe, die die guten Eigenschaften eines viskoelas- tischen Produkts mit einer be- sonders stabilen und wasserfes- ten Oberfläche vereinen. Mit- hilfe einer direkt mitgefertigten maßgeschneiderten Haut aus dem griffigen Polyurethan- Sprühelastomer Baytec Reaktiv kann der Anwender nun auf

die umständliche nachträgli- che Einkleidung der Schaum- stoffe mit den anfälligen Folien verzichten und die viskoelasti- schen Bayfit-Polster dennoch dauerhaft versiegeln. Auch ei- ne Kombination mit einem farbechten In-Mold-Coating als zusätzliche Deckschicht ist im gleichen Produktionspro- zess problemlos möglich (Bild 10).

Wie man aus Rizinusöl Matratzen macht

DerElastogranist es gelungen, ein neues Polyol auf Basis ei- nes nachwachsenden Rohstoffs zu entwickeln und erfolgreich in den Markt einzuführen.

Die Produktinnovation wird aus Rizinusöl hergestellt, heißt Lupranol

Balance 50. Sie bietet den ent- scheidenden Vorteil, konven- tionelle Polyole als sogenann- tes drop-in, also direkt ohne Änderung der Rezeptur, erset- zen zu können. Gleichzeitig ist dadurch ein hoher Anteil an Biomasse im Fertigprodukt eingebaut. Polyetherole bilden die Hauptkomponente von PUR-Weichschäumen. Bei der Herstellung des neuen Pro- dukts werden 31 % Rizinusöl eingesetzt. Eine fertige Matrat- ze, die mit Lupranol Balance 50 gefertigt ist (Bild 11), enthält so bis zu 24 Gew.-% Rizinusöl, ohne die Leistungsfähigkeit des Schaumstoffs zu beein- trächtigen. Dieser sehr hohe Anteil von nachwachsendem Rohstoff im Fertigprodukt stellt einen Durchbruch bei Polyurethan-Basisprodukten dar. Ermöglicht wurde er durch den Einsatz modernster Katalysatortechnologie der BASF.

Gut gedämpft und viel gespart

Gummi-Metall-Verbunde spielen in vielen Bereichen der Technik eine wichtige Rolle – vor allem bei der Dämpfung mechanischer Schwingungen in Maschinenlagern und im Fahrwerk. Die aufwändige Gummi-Fertigung, die enorm gestiegenen Metallpreise und das Thema Leichtbau haben jedoch inzwischen auch hier zur Suche nach alternativen Bauteillösungen geführt. Seit einiger

Zeit

wird auch darüber nachge- dacht, die Gummikomponen- te durch thermoplastische, al- so im Spritzgießen zu verar- beitende Elastomere, zu erset- zen. Der Lösungsansatz der Elastogran, Lemförde, setzt auf ein vernetzendes thermo- plastisches Polyurethan (TPU- X), das auf der K 2007 erstmals vorgestellt wird.

Aus dem neuartigen TPU- X, Handelsname Elastollan, und den thermoplastischen Konstruktionswerkstoffen Ul- tramid A3WG7 CR und A3WG10 CR (PA 66) lassen sich im Zweikomponenten (2K)-Spritzgießen in einem Schritt Formteile herstellen.

Der leichte, glasfaserverstärk- te Thermoplast sorgt für Sta- bilität, und das vernetzte thermoplastische Polyurethan steuert die gummi-elastischen Eigenschaften bei (Bild 12).

Das neue Elastollan zeichnet sich durch eine interessante

Kombination von Eigenschaf- ten aus: Das verbesserte Druck- verformungs- und Schwin- gungsverhalten des vernetzten gummi-elastischen TPUs lässt diesen Werkstoff für den Ein- satz im Automobil- und Ma- schinenbau geeignet erschei- nen. Ohne Zusatz von Weich- machern erreicht das Material eine niedrige Härte von 60 Shore A. Im Dauergebrauch übersteht das Material Tempe- raturen bis zu 120 °C, die ma- ximale Einsatztemperatur be- trägt sogar 150 °C. Mit der durch die Vernetzung verbes- serten Chemikalienbeständig- keit des Werkstoffs können neue Anwendungen erschlos- sen werden, in denen klassi- sche Kautschuke aufgrund ihrer Anfälligkeit gegenüber bestimmten Ölen und Fetten nicht in Frage kommen. Wei- tere Vorteile gegenüber her- kömmlichen Gummimi- schungen ergeben sich durch die sehr gute Ozonbeständig- keit, die vielfältige Einfärbbar- keit und die Geruchsneutra- lität. Bernhard Klein

SUMMARY KUNSTSTOFFE INTERNATIONAL

Versatile

Material with Unlimited Potential?

POLYURETHANE. The global market for polyurethanes has been grow- ing steadily for years. It is driven by the desire for comfort, as in the fur- niture and automotive sectors, and for robust or tactile surfaces. At the K 2007 international plastics exhi- bition, manufacturers and proces- sors will be providing information on new developments in these sec- tors.

NOTE: You can read the complete article in our magazine Kunststoffe internationalor by entering the document number PE104030on our website at www.kunststoffe- international.com

Bild 12. Eine mögliche Alternative zu aufwändig hergestellten Gummi-Metall-Ver- bunden bietet ein Verbund aus einem neuartigen, vernetzten TPU (TPU-X) und einem Vertreter einer neuen Polyamid-Familie(Foto: Elastogran)

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