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Viehwirtschaft und Hirtenkultur. Ethnographische Studien hg. v. László Földes unter redaktioneller Mitwirkung von Béla Gunda

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Originalveröffentlichung in: Tribus 19, 1970, S. 147-148

Buchbesprechungen 147

VIEHWIRTSCHAFT UND HIRTEN- KULTUR

Ethnographische Studien hg.v. LaszlöFöldes unter redaktioneller Mitwirkung von Bela Gunda. Budapest: Akademiai Kiado. 1969.

903 S., 253 Abb., 4 Karten im Text.

Die meisten Beiträge dieses Sammelbandes beziehen sich auf den gleichen Problemkreis, dem das Werk: „Viehzucht und Hirtenleben in Ostmitteleuropa“ (1961) gewidmet war,das ebenfalls von Földes herausgegeben wurde.

Wieder zeichnet sich eine fruchtbare Zusam- menarbeit der Gelehrten aus vielen mittel- und osteuropäischen Ländern ab. Man erkennt, welche Fülle von Traditionen es innerhalb des europäischen Hirtentums gab, welch extreme Anpassung in den größeren und kleineren

„Nischen“ erreicht wurde, die die Umweltbot.

Die Nutzbarmachung solcher Nischen dürfte oft, wie z. B. der Artikel von Krandzalov zeigt, durch Bevölkerungen ei'folgt sein, die unter einem besonderen wirtschaftlichen oder auch militärischen Druck standen. Die großen histoi-ischen Tragödien, z.B. die Eiribrüche der Völkerwanderungszeit oder später die Phase der türkischen Eroberung, haben das Entstehen von Subkulturen mit Transhumanz begiinstigt.

Andererseits ging man in fi-iedlichen Perioden mit wachsendem Bevölkerungsdruck zum Aus- bau der Alpwirtschaft über.

Nun ist zunehmend klar geworden, daß auch der Nomadismus in den verschiedenen Regionen Asiens und Afrikas nicht direkt aus einer „Urkultur“ entstanden seiri kann. Meist handelt es sich um Abspaltungen aus wirt- schaftlich komplexeren Systemen. Zweifellos, haben oft politische Konstellationen diesen Prozeß ausgelöst oder zumindest begünstigt

— wenn man sie auch nur in einzelnen Fällen identifizieren kann.

Nur die Dimensionen, in denen sich solche Entwicklungen abspielten, waren außerhalb Europas oft sehr viel gi-ößei-, demgemäß auch die welthistorischen Konsequenzen. (Das ist weitgehend geographisch bedingt, der Varian- tenreichtum Europas ist, wie z. B. Childe er- kannt hat, eine Folge seiner komplizierten Unterkammerung.) Es läge daher nahe, die an den Mikromodellen Mittel- und Osteuropas gewonnenen Einsichten für die weitere Dis- kussion des Gesamtproblems nutzbar zu ma- chen. Sie müssen zunächst mit dem Ablauf in den weiträumigen Steppengebieten der Alten Welt konfrontiert werden, vor allem mit

Zentralasien und Nordafrika. Erst dann kann man sich an die Fragen heranwagen, ob und wie einbrechende Nomaden aus dem Osten auf die Entstehung des Hirtentums im zenti-a- len Europa eingewirkt haben.

Die ersten Artikel des Bandes, insgesamt 180 Seiten, öffnen den Weg zu einer solchen globalen Betrachtung. Wir finden hier Beiträge von S. E Rudenko, J. Henninger, X. de Plan- hol, A. S. Bezkovic, B. Ch. Karmyseva, K.

Ferdinand, J. Nicolaisen und Zs. Csalog. Die- ser Abschnitt gibt zwar nochkeinumfassendes Bild über den gegenwärtigen Stand der No- madismusdiskussion, es zeichnen sich aber doch Problemstellung und Methode führender For- schergruppen ab.

Nicht genügend beachtet erscheint mir die Frage nach der Zukunft des autonomen Hir- tentums und speziell der des Nomadismus.

Können Institutionen der Vergangenheit als Vorbilder für die Organisationsformen der Zukunft verwendet werden ? Gerade eine staatlich gelenkte Wirtschaft könnte auf Muster zui-ückgi-eifen, die es bei den freien Nomadenstämmen vor ihrer Korrumpierung durch ein kapitalistisches Wirtschaftsdenken gab.

So erfahi-en wir z. B. von Karmyseva fast zufällig, daß in Uzbekistan und Tadzikistan die entfernten Weiden in einem zentralen Fonds zusammengefaßt wurden, aus dem dann von den Staatsorganen an die Kolchosen und Sovchosen zugeteilt wird. Eine solche Vertei- lungsfunktion dürften bereits verschiedene nomadische Imperien der Vergangenheit wahr- genommen haben, die ja ebenfalls keinen per- sönlichen Besitz an Boden duldeten.

Diesbezüglich bildet der eben erschieixene Sammelband „Nomadismus als Entwicklungs- problem“ (Bochumer Schriften zur Entwick- lungsforschung und Entwicklungspolitik, Bie- lefeld 1969) eine wertvolle Ergänzung. Es lohnt sich auch, den dai-in enthaltenen Aufsatz über das „Reiternomadentum als histoi'isches Phänomen“ von F. Kußmaul mit dem Auf- satz von S. I. Rudenko zu vergleichen. West und Ost sind gewissermaßen parallel zu ähn- lichen Theorien gelangt.

Es ist verständlich, daß sich unsere ungari- schen Kollegen durch die große nomadische Vergangenheit ihres Volkes zu der Aufgabe berufen fühlen, eine Plattform für die Erfor- schung dieser Lebensform zu bieten. Man kann sie darin nur bestärken und zu dem Ergebnis

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beglückwünschen, das sie auf diesem Weg durch die Vorlage des neuen Werkes erreicht haben. Das Nachwort von Bela Gunda läßt hoffen, daß weitere Bände mit gleichmäßige- rer geographischer Streuung der Beiträge fol- gen werden, die vielleicht eine Europa ein- schließende Synthese möglich machen.

Karl Jettmar

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