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Ärztliches Ethos und gesellschaftliche Verantwortung

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Academic year: 2022

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Ärztliches Ethos und gesellschaftliche Verantwortung

Der Titel dieses Beitrages mag zunächst ein wenig überraschen, deutet er doch offensichtlich einen Zusammenhang an zwischen ärztli- chem Selbstverständnis einerseits und über die Medizin hinausgehen- den Fragen oder Problemen in unse- rer Gesellschaft andererseits. Aber in der Tat weisen die Herausforderun- gen, denen wir heute in der Medizin gegenüberstehen, bedeutende Ge - meinsamkeiten mit weiteren aktuel- len gesellschaftlichen Problemen auf.

Ich möchte mich dieser Thematik im Folgenden anhand dreier Aspekte – Gefährdung des ärztlichen Ethos, Flüchtlingsproblematik und soziale Ungleichheit – widmen, um danach Gründe aufzuführen, warum wir Ärzte uns auch außerhalb unserer rein medizinischen Aufgabenberei- che in verstärktem Maße engagieren sollten.

Medizin und ärztliches Ethos 2017 Die Medizin weist heute neben dem Aspekt des Heilens oder Helfens viele weitere Facetten auf, die in den ver- gangenen Jahren zu lebhaften Dis- kussionen geführt haben. So wird neben einer teilweise ausufernden Bürokratie vor allem eine zuneh- mende Dominanz der Ökonomie beklagt. Ohne Zweifel muss aber ärztliches Handeln heute nicht nur in medizinisch-fachlicher, sondern auch in ökonomischer Hinsicht verantwor- tungsbewusst sein. Auch die Medizin lebt heute in einer Welt der Ressour- cenknappheit und die Ärzte müssen mit dieser Entwicklung umgehen können. Das ärztliche Ethos ist auch nicht gefährdet, wenn bei der ärztli- chen Tätigkeit ökonomischen Gege- benheiten in angemessener Weise Rechnung getragen wird.

Eine große Gefahr geht allerdings vom Ökonomismus aus, worunter definitionsgemäß die Überzeugung zu verstehen ist, dass sich der Lauf der Dinge in der menschlichen Ge - sellschaft grundsätzlich primär an den Gesetzen der Ökonomie auszu-

richten hat. Dieser Ökonomismus ist mittlerweile auch weit in die Medizin eingedrungen, wobei die Anhänger im Übrigen keineswegs nur im nicht- ärztlichen Bereich anzutreffen sind.

Es ist schon seit Jahren die eigent- lich unfassbare Tatsache zu konsta- tieren, dass ärztliches Handeln viel- fach in erster Linie von ökonomi- schen Erwägungen und – schlimmer noch – vom zu erwartenden finanzi- ellen Gewinn bestimmt wird. Dies ist auch nicht etwa die Ausnahme und gilt trotz etwas unterschiedlicher Erscheinungsformen gleichermaßen für Praxis und Klinik.

Der Medizinethiker Prof. Dr. med.

Giovanni Maio hat hierzu im Jahre 2009 treffend formuliert:

„Die jetzige Entwicklung in der Medi- zin ist letztlich Spiegel unserer Leis- tungsgesellschaft, in der die vorran- gig ökonomisch definierte Leistung zur Maxime erhoben worden ist.“

Bei aller Wichtigkeit dürfen aber ökonomische Aspekte in der Patient- Arzt-Beziehung niemals die ent- scheidende Rolle spielen. Da die Lebensqualität der Menschen ganz wesentlich durch ihren Gesundheits- zustand geprägt und Gesundheit daher von den meisten Menschen als besonders kostbares Gut einge- schätzt wird, haben wir Ärzte die besondere Verantwortung und Ver- pflichtung, der Sorge um das ge - sundheitliche Wohlergehen unserer Patienten stets die höchste Priorität einzuräumen. Hauptmotiv unseres ärztlichen Handelns muss immer das Bemühen sein, dem kranken oder vielleicht auch nur ratsuchenden Patienten in angemessener Weise zu helfen. Dabei muss uns wieder be - wusst werden, dass der Arzt nicht nur durch die Anwendung noch so moderner Wissenschaft und Technik hilft, sondern vor allem auch durch die persönliche Beziehung, das ein- fühlsame Gespräch, das Sich-Hinein- Versetzen, das Beraten und vielfach auch nur das Beruhigen. Fachliches Können und Menschlichkeit sollten untrennbar miteinander verbunden sein und immer an erster Stelle ste- hen.

Editorial

264 Ärzteblatt Sachsen 7 / 2017

Ökonomie vs.

Ethos

Das Patientenwohl wird heute weitgehend der Ökonomie nach- geordnet. So der alarmierende Befund des deutschen Ethikrats.

Bei allem ökonomischen Druck sind es am Ende wir Ärztinnen und Ärzte, die Indikationen stel- len, die dem Patienten zu- oder abraten, die gemeinsam mit dem Patienten stets das letzte Wort haben. So könnten wir eigentlich jedem Druck seitens der Ökono- men einfach widerstehen. Das Problem ist wohl mehr die ökono- mische Versuchung.

Darüber und über die Notwendig- keit einer selbstbewussten ärztli- chen Haltung sollte ein Editorial entstehen. Doch da kam der Arti- kel von Prof. Dr. med. Georg Frei- herr von Salis-Soglio zur Vorlage.

Klug geschrieben, mit empathi- schem Blick auf unseren Beruf und klarer Analyse der Realität stellt er dieses Thema sogar in einen breiteren Kontext. Er ist dazu qua aetate ohnehin eher berufen.

Ich darf mich somit hier darauf beschränken, Ihnen den nachste- henden Artikel zur aufmerksamen Lektüre zu empfehlen.

Ihr

Dr. med. Andreas Freiherr von Aretin Mitglied des Redaktionskollegiums

„Ärzteblatt Sachsen“, Arbeitskreis „Ethik in der Medizin“

Dr. med. Andreas Freiherr von Aretin

© St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig

Ethik in der Medizin

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