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Archiv "Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer: Ärztliches Urteilen und Handeln" (08.10.2004)

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ngesichts des sprunghaft zuneh- menden biomedizinischen Wis- sens und Könnens stellt die Forde- rung, moralisch zu handeln und dies ge- genüber Kritikern zu begründen, gerade für Ärztinnen und Ärzte eine wesentli- che Aufgabe dar“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg- Dietrich Hoppe, anlässlich der konstitu- ierenden Sitzung der Zentralen Ethik- kommission für die vierte Amtsperiode.

Der enorme Wissenszuwachs in den letzten Jahrzehnten und die technologi- sche Entwicklung in der Biomedizin ebenso wie Verteilungsprobleme bei re- lativer Ressourcenknappheit im Ge- sundheitswesen haben den Vorstand der Bundesärztekammer bereits 1994 veranlasst, zusätzlich zu den vorhande- nen medizinischen Ethik-Kommissio- nen eine Zentrale Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten (Zentrale Ethikkommission) bei der Bundesärztekammer zu errichten.

Austausch über umstrittene Fragen

Als unabhängiges und multidisziplinär zusammengesetztes Gremium bietet die Zentrale Ethikkommission Vertretern der Ärzteschaft und der Natur- und Gei- steswissenschaften die Gelegenheit zu ei- nem Austausch über umstrittene Fragen in der Medizin und ihren Grenzgebieten.

Nach ihrem Statut besteht die Auf- gabe der Zentralen Ethikkommission darin, Stellungnahmen zu solchen um- strittenen ethischen Fragen abzuge- ben. Darüber hinaus steht die Zen- trale Ethikkommission auf Wunsch den Ethikkommissionen der Landes- ärztekammern oder der Medizinischen Fakultäten für eine ergänzende Beur- teilung ethischer Fragen zur Verfügung.

Die Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer hat sich am 7. September zu ihrer vierten Amtspe- riode konstituiert. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Dr. med. Dr. phil. Urban Wiesing, Tübingen, gewählt, zum Stell- vertreter Prof. Dr. med. Dr. phil. Heiner Raspe, Lübeck. Dem Vorstand gehören außerdem Prof. Dr. iur. Jochen Taupitz, Mannheim, Prof. Dr. med. Bernd Gäns- bacher, München, und Prof. Dr. med. In- geborg Walter-Sack, Heidelberg, an.

Am Vorabend der Sitzung wurde der langjährige bisherige Vorsitzende Prof.

Dr. med. Dr. med. dent. Heinz Pichl- maier, Köln, der aus der Kommission ausgeschieden ist, feierlich verabschie- det. Der Präsident der Bundesärzte- kammer würdigte Pichlmaier als einen

„Kliniker, Wissenschaftler und akade- mischen Lehrer im vorzüglichen, im wirklich besten Sinne der tradierten Vorstellung ärztlicher Tätigkeit“. Er ha- be es als Vorsitzender in drei Amtsperi- oden „mit Klugheit, Besonnenheit und Maß stets verstanden, die ethischen Be- ratungen und Erörterungen in der Zen- tralen Ethikkommission durch gezielte Fragen und Nachfragen zu aktivieren und in Gang zu halten“.

Die Zentrale Ethikkommission hat bisher neun Stellungnahmen und Er- klärungen zu acht Themen verfasst, un- ter anderem zum „Schutz nicht-einwil- ligungsfähiger Personen in der medizi- nischen Forschung“ (1997), zur Prio- ritätensetzung in der medizinischen Versorgung (2000), zur Stammzellfor- schung (2002) und zuletzt zur „For- schung mit Minderjährigen“ (2004). Bei ihren Beratungen sah sich die Zentrale Ethikkommission mit einem Problem konfrontiert, das möglicherweise künf- tig häufiger auftreten wird: Die Mit- glieder konnten in bestimmten Fragen keine Einigkeit erzielen. Nach Ansicht des neuen Vorsitzenden hätte man dies

auch nicht erwarten dürfen, da in der Zentralen Ethikkommission Pluralität herrsche. Keine grenzenlose Pluralität und keine Beliebigkeit, sondern eine Pluralität auf der Grundlage bestimm- ter Überzeugungen, die die Gesell- schaft prägen.

Wiesing zeigte sich jedoch zuver- sichtlich, dass es der Zentralen Ethik- kommission auch künftig gelingen wer- de, trotz unterschiedlicher Anschauun- gen zu Ergebnissen zu gelangen. Ein wesentliches Kennzeichen ihrer Arbeit sei schließlich der hohe gegenseitige Respekt gewesen, den sich die Mitglie- der stets entgegenbrachten.

In der konstituierenden Sitzung ging es auch um die Frage, wie sich die Zen- trale Ethikkommission angesichts zahl- reicher Kommissionen und Räte auf Bundes- und Länderebene positionie- ren sollte. Man war sich einig, dass das besondere Profil der Zentralen Ethik- kommission in ihrer Herkunft und ihrer Zuständigkeit liegt: Sie ist eine Kom- mission der verfassten Ärzteschaft und sollte sich demgemäß vorwiegend The- men widmen, die eine besondere Nähe zur ärztlichen Praxis aufweisen.

Diesem Selbstverständnis nach hat sich die Zentrale Ethikkommission dar- auf verständigt, sich in ihrer drei- jährigen Amtsperiode schwerpunkt- mäßig mit den Themenfeldern „Wan- del des Arztbildes und professionelles Selbstverständnis“, „Ethische Reflexi- on und Beratung im Krankenhausbe- reich“ sowie „Therapeutisches Klonen“

zu befassen. Dr. med. Petra Zschieschang Anschrift:

Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer Herbert-Lewin-Platz 1 (Wegelystraße), 10623 Berlin E-Mail: dezernat6@baek.de

P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 418. Oktober 2004 AA2729

Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer

Ärztliches Urteilen und Handeln

Das unabhängige und multidisziplinär zusammengesetzte Gremium hat sich zur vierten Amtsperiode neu konstituiert.

Informationen zur Zentralen Ethikkommission sind im In- ternet unter der Adresse www.zentrale-ethikkommission.

de abrufbar.

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