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Wachstumschancen verschenkt

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Institut der deutschen Wirtschaft Köln Nr. 26/26. Juni 2008

Herausgegeben vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) · Chefredakteur: Axel Rhein · Verantwortlich für den Inhalt: Alexander Weber, Köln · Telefon 0221 4981-519 weber@iwkoeln.de · www.iwkoeln.de · Deutscher Instituts-Verlag GmbH, Gustav-Heinemann-Ufer 84–88, 50968 Köln

Wachstumschancen verschenkt

Zuwanderung

Zur Behebung des Fachkräftemangels sollten mehr ausländische kluge Köpfe dazu bewogen werden, sich in Deutschland niederzulassen. Der- zeit liegt der Anteil der Hochqualifizierten an den im Ausland geborenen Bundesbürgern nur bei 18,9 Prozent. In Kanada dagegen waren zuletzt mehr als 46 Prozent der Einwanderer sehr gut ausgebildet. Daher schlägt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) vor, die Zuwanderung mit einem Punktesystem nach kanadischem Muster zu steuern. Danach müssten Bewerber zunächst Mindeststandards z.B. in Sachen Gesundheit erfüllen. Darüber hinaus wäre aber stärker zu prüfen, welche Qualifikation die Einwanderer mitbringen. Die unzureichende Beherrschung der deut- schen Sprache sollte hingegen kein Ausschlusskriterium sein. Denn sonst stünden die Chancen Deutschlands im Wettbewerb um Hochqualifizierte gegenüber Ländern schlecht, in denen Englisch Amtssprache ist.

Gelingt es mit diesem System, unterm Strich jährlich 100.000 Personen mehr als jetzt nach Deutschland zu locken, und weisen diese Einwanderer zumindest das durchschnittliche Qualifikationsniveau der einheimischen Bevölkerung auf, so wäre das Bruttoinlandsprodukt binnen zehn Jahren um 34 Milliarden Euro höher als ohne Zuwanderung. In 20 Jahren würde das Plus mehr als 100 Milliarden Euro betragen.

Oliver Koppel, Axel Plünnecke: Braingain – Braindrain, Die Wachstumspotenziale der Zuwanderung, IW-Positionen Nr. 33, Köln 2008, 56 Seiten, 11,80 Euro. Bestellung über Fax: 0221 4981-445 oder unter: www.divkoeln.de

Gesprächspartner im IW: Dr. Oliver Koppel, Telefon: 0221 4981-716 Dr. Axel Plünnecke, Telefon: 0221 4981-701 Telefon zum Pressegespräch in Berlin am 26. Juni:

0160 90742392

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Anlage zu Pressemitteilung Nr. 26/2008 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln

Aus iwd Nr. 27 vom 3. Juli 2008; die abgebildeten Grafiken können zur Verfügung gestellt werden, Anfragen bitte per E-Mail: grafik@iwkoeln.de

Verschenktes Potenzial

Zuwanderung

Deutschland profitiert von der inter­

nationalen Migration – denn die in die­

sem Zusammenhang oft geschürte Angst, besonders die schlauen Köpfe könnten im weltweiten Wettbewerb die Bundes­

republik verlassen, erweist sich als un­

begründet (Grafik):

Der Löwenanteil der deutschen For­

scher, die ins Ausland gehen, kehrt vor Ablauf eines Jahres wieder zurück;

mehr als 70 Prozent bleiben höchstens zwei Jahre der Heimat fern.

Deutsche Fachkräfte wandern somit meist nur zeitweise aus – oft aus Karriere­

gründen. Denn ohne einen Forschungs­

aufenthalt im Ausland lässt sich hierzu­

lande beispielsweise kaum noch der be­

gehrte Uni­Lehrstuhl ergattern. Auch wer nicht im Wissenschaftsbereich arbeitet, kann mit Auslandserfahrung bei Perso­

nalchefs punkten, sei es mit neuen Er­

kenntnissen, zusätzlichem Wissen oder innovativen Arbeitsmethoden.

Der Standort D verliert somit unterm Strich niemanden: Bis­

lang sind sogar mehr hochquali­

fizierte Ausländer nach Deutsch­

land ein­ als hochqualifizierte Deutsche ins Ausland abgewan­

dert. Und die schlauen Kollegen aus anderen Nationen tragen viel zum Renommee heimischer Ein­

richtungen bei: Zum Beispiel besitzt in der Max­Planck­Ge­

sellschaft, die schon mehrfach Nobelpreisträger hervorgebracht hat, mehr als die Hälfte der Nach­

wuchswissenschaftler einen aus­

ländischen Pass.

Kluge Köpfe kehren Deutschland den Rücken – aber meist nur für kurze Zeit. Denn die vielzitierte Abwanderung, der sogenannte „Brain­

drain“, entpuppt sich oft als karrierenotwendiger Auslandsaufenthalt auf Zeit. Unterm Strich kommen sogar mehr Hochqualifizierte in die Bundesrepublik, als auswandern. Doch das reicht nicht, um die fehlenden Fachkräfte zu ersetzen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) schlägt daher ein Punktesystem vor, mit dem sich die Zuwanderung besser gestalten ließe.

*)

Doch angesichts des Fachkräfteman­

gels von der Nordsee bis zum Alpenrand (vgl. iwd 49/2007) haben noch nicht genug ausländische Ingenieure, Forscher und Co. Deutschland als neue Heimat auserkoren. So ist der Anteil der Hoch­

qualifizierten an den im Ausland gebo­

renen Einwohnern hierzulande mit knapp 19 Prozent besonders niedrig (Grafik Seite 7). Dies gilt sowohl im Vergleich mit der im Inland geborenen Bevölke­

rung als auch international. Von den In­

dustrieländern schneidet lediglich Öster­

reich mit 18,5 Prozent hochqualifizierten Einwanderern noch schlechter ab.

Dass in anderen Staaten dagegen sehr viele gut gebildete Migranten leben, liegt an einer gesteuerten Zuwanderungspoli­

tik, die sich gezielt die klugen Köpfe he­

rauspickt – Kanada und Australien prak­

tizieren dies seit Jahren. Deutschland hingegen nicht – hierzulande ist daher auch der Anteil der Geringqualifizierten

Oliver Koppel, Axel Plünnecke: Braingain – Braindrain, Die Wachstumspotenziale der Zu­

wanderung, IW­Positionen Nr. 33, Köln 2008, 56 Seiten, 11,80 Euro. Bestellung über Fax:

0221 4981­445 oder unter: www.divkoeln.de

*)

Quelle: Bundesinnenministerium

© 27/2008 Deutscher Instituts-Verlag

Deutsche Wissenschaftler:

Sie kommen zurück

So viel Prozent der deutschen Wissenschaftler, die im Jahr 2004 im Ausland arbeiteten, planten, dies so lange zu tun

insgesamt 4.067 Wissen- schaftler

1 bis 6 Monate 36,7

7 bis 12 Monate 24,2 1 bis 2

Jahre 10,6 über3 Jahre

1,6 2 bis 3 Jahre 2,8

keine Angabe 24,0

(3)

Anlage zu Pressemitteilung Nr. 26/2008 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln

an den Zuwanderern mit 37 Prozent ziem­

lich hoch – dreimal höher als bei den Einheimischen.

Unter der geringen Bildung ihrer El­

tern leiden ebenfalls die Kinder. So kann laut PISA fast jedes zweite Kind eines Migranten in Deutschland nicht richtig lesen. Das bei Integration und Zuwan­

derung erfolgreiche Kanada hingegen kennt solche Probleme kaum. Nur jedes zwanzigste Einwandererkind hat dort Schwächen beim Lesen.

Um mehr kluge Köpfe ins Land zu locken, schlägt das IW Köln daher ein Punktesystem nach kanadischem Muster vor, das vor allem die Qualifikationen der Einwanderer genau beleuchtet.

Wie auch in anderen international er­

probten Punktesystemen üblich, müssten Bewerber allerdings zunächst Mindest­

standards erfüllen – beispielsweise was ihre Gesundheit und ihr polizeiliches Füh­

rungszeugnis betrifft. In einem zweiten Schritt sollte dann abgewägt werden, wie gut sich die Neulinge in Deutschland einleben und integrieren können. Hat je­

mand beispielsweise schon Familienmit­

glieder hier, stehen die Chancen dafür meist besser. Zudem müsste stärker ge­

prüft werden, welche Bildung und Quali­

fikationen die Einwanderer mitbringen – nicht zuletzt im Hinblick auf deren Kinder, denn ein hohes Bildungsniveau der Eltern eröffnet ihnen viel bessere Startchancen im neuen Land.

Eine weitere Messlatte ist die Sprach­

kenntnis. Doch ob jemand bereits gut

deutsch spricht oder nicht, sollte nicht zu einem Ausschlusskriterium gemacht werden. Denn man muss realistisch blei­

ben: Englischsprachige Länder haben hier einen Wettbewerbsvorteil im Werben um Hochqualifizierte aus asiatischen Ländern oder jenen Staaten, in denen Englisch Amtssprache ist. Gutes Deutsch könnten die Behörden aber mit Bonus­

punkten honorieren.

Außerdem sollten eher jüngere Bewer­

ber bevorzugt werden: Sie haben noch ein langes Arbeitsleben vor sich, und es fällt ihnen meist leichter, sich an ein anderes Land zu gewöhnen.

Mit seiner bisherigen Zuwande­

rungspolitik jedoch verschenkt Deutschland Wachstumsimpul­

se, denn es ist nicht gelungen, mehr Hochqualifizierte ins Land zu holen. Dabei lohnen sich Re­

formen im Einwanderungsrecht für alle Bürger: Gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland mindern nicht nur kurzfristig den aktuellen Mangel an Ingenieuren und Co., sondern sorgen auch für ein langfristiges gesamtwirt­

schaftliches Wachstum. Wie sich letztlich die Zuwanderung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auswirkt, hängt nämlich nicht nur von der Anzahl der Zuwan­

derer ab, sondern insbesondere von deren Qualifikationen:

In jenen Industrieländern, deren im Ausland geborene Bürger anteilig hö­

her qualifiziert sind als die Einheimi­

schen, kletterte das BIP je Einwohner zwischen 1995 und 2007 um über 30 Prozent.

Deutlich langsamer ging es in den Staaten aufwärts, in denen der Anteil der besser Gebildeten an den Zuwanderern geringer war. Die deutsche Politik hat somit noch eine Menge Arbeit vor sich, will sie im internationalen Wettbewerb um die schlauen Köpfe mithalten. Doch die Mühe würde sich auszahlen, wie IW­

Berechnungen zeigen (Grafik):

Gelingt es, unterm Strich jährlich 100.000 Personen mehr als jetzt nach Deutschland zu locken, und weisen diese Einwanderer zumindest das durchschnittliche Qualifikationsniveau der einheimischen Bevölkerung auf, so wäre das BIP binnen zehn Jahren um 34 Milliarden Euro und in 20 Jahren um mehr als 100 Milliarden Euro hö­

her als ohne Zuwanderung.

Auch je Einwohner würde die Wirt­

schaftsleistung zulegen: in zehn Jahren um 80 Euro, in 20 Jahren um 340 Euro.

Je mehr Hochqualifizierte Deutschland als zweite Heimat entdecken, desto bes­

ser ist dies für die hiesige Konjunktur und die Wohlfahrt aller Bürger. Denn schon angesichts der Fachkräfte­Engpäs­

se kann von einer Verdrängung inlän­

discher Arbeitskräfte keine Rede sein.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln

© 27/2008 Deutscher Instituts-Verlag

Zuwanderung:

Wirtschaft wächst mit

Um so viel höher wäre das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zur Situation ohne Zuwanderung, wenn unterm Strich jährlich 100.000 Menschen mehr als heute nach Deutschland einwandern, die im Durchschnitt das gleiche Qualifikationsniveau haben wie

die inländische Bevölkerung insgesamt in Milliarden Euro je Einwohner in Euro

in 10 Jahren in 20 Jahren in 30 Jahren in 40 Jahren 34,1

102,0

205,8

345,5

80 341 902 1.605

Stand 2004; Länderauswahl; Quelle: OECD

© 27/2008 Deutscher Instituts-Verlag

Einwanderer: Schlaue Neu-Kanadier

So viel Prozent der im ... waren

... Ausland geborenen Bevölkerung geringqualifiziert

Kanada 22,1

hochqualifiziert 46,1

... Inland geborenen Bevölkerung geringqualifiziert

22,9 hochqualifiziert

38,8

Irland 45,4 23,9 25,5 39,2

Norwegen 36,4 16,9 31,2 12,8

Australien 35,7 24,1 26,2 32,3

USA 35,0 30,1 39,9 8,5

Vereinigtes

Königreich 34,3 22,1 29,4 15,9

Schweden 29,5 21,7 27,3 16,8

Schweiz 27,6 29,6 27,6 7,2

Belgien 25,4 47,5 29,6 35,9

Niederlande 24,2 43,5 25,0 30,6

Luxemburg 22,8 36,7 16,0 18,3

Frankreich 21,1 51,1 23,7 32,8

Deutschland 18,9 37,4 25,5 12,3

Österreich 18,5 36,7 18,0 18,3

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