• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Erfahrungsbericht: Schwerhörig – Doktor, was nun?" (20.02.2009)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Erfahrungsbericht: Schwerhörig – Doktor, was nun?" (20.02.2009)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 8⏐⏐20. Februar 2009 A357

T E C H N I K

M

an will es lange nicht wahr- haben, aber irgendwann fällt es einem dann doch auf: Das Fiepen des elektronischen Blutdruckmess- geräts fehlt. Man muss sich bei der Anamnese-Erhebung ordentlich an- strengen: Haben die Leute schon im- mer so leise gesprochen? Wenn man gar eine Erkältung bekommen hat, hört man plötzlich richtig schwer. Al- so auf zum HNO-Kollegen. Der be- stätigt, was man schon geahnt hat:

Die Hörfähigkeit ist in den hohen Frequenzen so eingebrochen, dass er zu einem Hörgerät rät.

Gut Ding ist teuer. Aber mithilfe des Hörgeräteakustikers, den der Kollege warm empfohlen hat, finde ich schließlich ein 5 000-Euro-Mo- dell, das keinem meiner Vorurteile gerecht wird: Ich habe überhaupt keine Probleme, weder im Konzert noch bei einer großen Geburtstags- feier mit mehr als 100 Gästen. We- der hallt es noch fließen die Geräu- sche ineinander. Das Blutdruck- messgerät fiept wieder, und ich höre die Kleidung beim Gehen rascheln.

Toll! Warum habe ich mir nicht schon längst so ein kleines techni- sches Wunderwerk ins beziehungs- weise hinters Ohr gesteckt?

Dann kommt der Montag. Schon beim ersten Patienten beginnt der Jammer: Ich kann mein Stethoskop nicht ins Ohr stecken. Die Olive drückt unbequem auf das Ohrstück des Hörgeräts, und ich höre – nichts.

Das ist besonders ärgerlich, weil man auch als Schwerhöriger in der Regel problemlos auskultieren kann, sind die Frequenzen beim Auskultieren doch niedrig, während die meisten Kollegen ihre Höreinbrüche eher im höherfrequenten Bereich haben.

Notlösungen müssen her: Also ein „Ohr“ herausgenommen und

„halb“ gehört. Das macht sich aber auf die Dauer nicht gut, wenn man dem Patienten sagen muss: „Kleinen Moment mal, Herr Müller, ich muss eben erst mein Ohr herausnehmen.“

Später experimentiere ich damit, die Luftlöcher im Ohrstück so groß ausbohren zu lassen, dass ich statt ei- ner Olive ein Stück Plastikschlauch auf das Stethoskop schraube und ver- suche, mit der „Schlaucholive“ ge- nau ins Ohrstückloch zu zielen. Das gelingt jedoch nur jedes zweite Mal und drückt zudem unangenehm in den Ohren. Zusätzlich verfolge ich drei Wege, um das Problem zu lösen:

«

«

Nachfrage beim Gehörgeräte- akustiker. Um es gleich vorwegzu- nehmen: Der junge Mann hat sich redlich bemüht, aber nach vielem Su- chen fand man lediglich eine Firma in Deutschland, die sich an technischen Lösungen versucht. Mit Betonung auf „versucht“. Nach monatelangem Warten bekam ich endlich ein extra angepasstes elektronisches Stetho- skop, das die auskultierten Töne per Kabel direkt in eine Art Schuh spielte, der auf das Hörgerät aufgesteckt wur- de. Das Ergebnis war niederschmet- ternd: Ich hörte – nichts. Einen Ver- such mit einer Induktionsschleife um den Hals haben wir danach aufgege- ben, zumal nicht herauszufinden war, wer diese theoretisch gute Idee prak- tisch umsetzen kann.

¬

¬

Die Nachfrage beim Medizin- gerätehandel entpuppte sich als abso- lute Fehlanzeige. Weder im Internet noch bei lokalen Firmen konnte mir jemand weiterhelfen. Zwar probierte ich ein herkömmliches elektronisches Gerät eines bekannten Herstellers aus, wegen der Oliven blieb das Pro- blem aber weiter ungelöst.

Ich habe übrigens gelernt, dass sich auch bekannte Stethoskopher- steller für Probleme von Randgrup- pen (= schwerhörige Ärzte und da- von die Untergruppe der auskultie- renden Kollegen) nicht zuständig fühlen. Die Entwicklungsabteilun- gen sitzen sowieso alle in Texas.

-

-

Die kollegiale Schiene. Al- lenthalben bei den Betroffenen große Begeisterung, dass ich nach- frage, und die dringende Bitte, doch Bescheid zu sagen, wenn ich eine praktikable Lösung gefunden hätte.

Was nun, Doktorin? Glücklicher- weise hatten wir einen Familienbe- such nach Texas geplant (dort, wo die ganzen Stethoskopentwickler sitzen), und schon eine kleine Testanfrage ans US-amerikanische Google-Sys- tem führte mich zu der „Association schwerhöriger amerikanischer Ärzte“, die – bebildert und praktisch – gleich ein ganzes Bündel von Vorschlägen und Adressen parat hatten.

Ich habe mir per Versand und mit günstigem Dollarkurs das abgebil- dete „E-Scope“ gekauft und bin seither sehr zufrieden. Zwar sieht das Outfit futuristisch aus mit Ohr- hörern, die sich im Ruhezustand um den Nacken wickeln. Aber ich höre jetzt wirklich entspannt und ohne Ohrdrücken noch den klitzekleins- ten Herzfehler. Die Patienten sind beeindruckt („Hat Frau Doktor aus Amerika mitgebracht.“).

Kollegen, denen es ähnlich geht wie mir, verrate ich gerne weitere Einzelheiten. Für gute andere Tipps

bin ich dankbar. n

Dr. med. Karla Schmaltz, Bremen, E-Mail: karla.schmaltz@kfh-dialyse.de

ERFAHRUNGSBERICHT

Schwerhörig – Doktor, was nun?

Von der Schwierigkeit, mit einem Hörgerät auszukultieren

Gesucht:eine Lösung, die Hörgerät und Stethoskopfunktion optimal verbindet.

Foto:Schmaltz

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dabei war es für uns ganz selbstverständlich, sich nicht nur um die Belange unserer Kolleginnen und Kollegen, sondern auch um die Belange der Flüchtlinge einzusetzen.. – Humanität

suchen, ob dieser auch sicher genug ist, dass dort eine Schwangere arbeiten kann. Sollte sich der Arbeitgeber nicht an die Regeln und Pflichten, die aus dem Mutterschutzgesetz

Bei einer überhöhten oralen Dosis jedoch ist die Kapazität der Leber während dieser ersten Passage rasch erschöpft und ein entsprechender Teil des Nalo- xons gelangt unverändert in

Pro-Symbioflor®: 1 ml Suspension enthält: Steriles Autolysat von Escherichia coli und Enterococcus faecalis humaner Herkunft (Autolysat aus 10'

Über die Notwendigkeit der vie- len dort zu beantwortenden Fragen und über die Benutzerschnittstelle möchte ich hier auch nicht schreiben - hier gebt es um die Telematik

Pflegeeinrichtungen, die sich in den letzten Jahren auf die Versorgung von Schwerst-Schädel-Hirn-Geschädig- ten spezialisiert haben, klagten über Schwierigkeiten bei

Aus der Community waren Joachim Stein für die Weissenburg, Christoph Michl für den CSD-Verein, Katharina Binder für den LSVD und Marion Römmele für Fetz e.V.. Aktuell gibt

Ich weise noch daraufhin, dass die grüne Fraktion den Antrag Machado Rebmann zu Artikel 1 Absatz 2 nicht unterstützt.. Hier geht es wirklich darum, die natürlichen Ressourcen