A1736 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 36⏐⏐3. September 2009
K U LT U R
KULTURKALENDER
Wie Bilder unsere Welt lenken
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
BERLIN
18. September 2009 bis 21. Januar 2010:
Berlin 89/09
Mit dem Mauerfall wurde Berlin zur Pro- jektionsfläche gesellschaftlicher, kulturel- ler und architektonischer Neuentwürfe.
Der tief greifende Wandlungsprozess, der sich seither in der Hauptstadt ereignet, war von Beginn an auch Thema künstleri- scher Auseinandersetzung. Die Ausstel- lung präsentiert Arbeiten, die sich mit den teils dramatischen, teils unmerklichen Veränderungen in der architektonischen und urbanen Struktur Berlins befasst ha- ben. Die Künstlerliste reicht von John M.
Armleder über Sophie Calle und Tacita Dean bis hin zu Michael Wesely.
Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124–128, Mi.–Mo. 10–18 Uhr
BIELEFELD
Bis 1. November:Fang Lijun. Sea and Sky
Unter den jungen chinesischen Künstlern mit Weltruf sticht der 1963 geborene Fang Lijun durch seine philosophischen Selbst- bildnisse und monumentalen Darstellun-
gen hervor, in denen er Gesellschaft und politische Unterdrückung in China themati- siert. Mit fortschreitender künstlerischer Entwicklung lässt er seine Figuren schwe- ben, worauf sich der Titel der Retrospektive bezieht. Sie präsentiert mehr als 100 Ar- beiten Fangs aus allen Schaffensperioden – Historiengemälde, frühe Zeichnungen, Holzschnitte und Skulpturen. Der Künstler hatte sein Europadebüt 1994 in Basel.
Kunsthalle, Artur-Ladebeck-Straße 5, tgl. 11–18, Mi. 11–21, Sa. 10–18 Uhr, Mo. geschl.
DÜSSELDORF/DUISBURG
13. September 2009 bis 10. Januar 2010:Gerhard Hoehme. Die Unruhe wächst 20 Jahre nach seinem Tod ehren drei Mu- seen den Maler und Bildhauer Gerhard Hoehme (1920–1989), der immer wieder die Grenzen zwischen Bild und Raum aus- testete. Während das Düsseldorfer Muse- um Kunst Palast seine Arbeiten auf Papier, Aquarelle und Zeichnungen präsentiert, zeigt das Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg das bildplastische Werk. Im Mu- seum Küppersmühle in Duisburg erhalten die Besucher in einer groß angelegten Re- trospektive Einblick in die wesentlichen Schaffensprozesse des Künstlers.
Museum Kunst Palast, Ehrenhof 4–5, Di.–So. 11–18 Uhr; Wilhelm Lehmbruck Museum, Friedrich-Wilhelm-Str. 40, Di.–Sa. 11–17, So. 10–18 Uhr; Museum Küppersmühle, Innenhafen Duisburg, Sa./So. und Do. 11–18, Mi. 14-18 Uhr
HAGEN
Bis 22. November:
Christian Rohlfs. Musik der Farben Seine Wiedereröffnung in der vergange- nen Woche feiert das Osthaus Museum mit einer 300 Arbeiten umfassenden Re- trospektive von Christian Rohlfs (1849 – 1938), einem der wichtigsten deutschen Vertreter des Expressionismus, der seit 1901 in Hagen lebte. Gemälde, Holz- und Linolschnitte, Zeichnungen, Aquarell- und Temperablätter sowie die außergewöhnli- chen Stickbilder bieten einen ausge- zeichneten Überblick über das Œuvre von Rohlfs. Tolle neue Adresse: Gleich neben- an widmet sich das am 28. August eröff- nete Emil Schumacher Museum (Mu- seumsplatz 1) auf 1 100 Quadratmetern dem Lebenswerk des berühmten Malers und Vertreter des Informel.
Osthaus Museum, Museumsplatz 3, Di.–Fr. 10–17, Sa.–So. 11–18 Uhr
MANNHEIM/LUDWIGSHAFEN/
HEIDELBERG
5. September bis 25. Oktober:
3. Fotofestival. Images Recalled Die Menge der Bilder, die uns tagtäglich begegnen, ist riesig. Wie Fotografien un- sere Welt ordnen und unsere Wahrneh- mung lenken, thematisieren die Kuratoren der 3. Foto-Biennale an sieben Ausstel- lungsorten im Rhein-Neckar-Delta. Die Kunsthalle Mannheim zum Beispiel richtet den Fokus, anknüpfend an den Skulptu- renschwerpunkt der Sammlung, auf die Vorbilder des Körpers, die in Fotos auf uns einwirken und unsere Selbstentwürfe be- wusst oder unbewusst steuern. Die Schau
„Bilderkrieg” im Ludwigshafener Wilhelm- Hack-Museum setzt sich damit auseinan- der, was auf Kriegsfotos zu sehen ist oder nicht und wie das scheinbar Nichtsichtba- re uns über Verweise und Anspielungen eventuell doch erreicht. Mit verschiede- nen künstlerischen Zugängen und Ord- nungen zum Sammeln von Fotos befasst sich der Kunstverein Ludwigshafen.
Weitere Informationen zu den sieben Aus- stellungen: www.fotofestival.info/de.
Sabine Schuchart
DER BESONDERE TIPP
Foto:© Sammlung CP Foundation,Indonesien
Foto:© Universität Tübingen
„Eiszeit. Kunst und Kultur“:Kunst- gebäude, Schlossplatz 2, Stutt- gart, Di.–So. 10–18, Do. 10–21 Uhr (18. September 2009 bis 10.
Januar 2010) Kultureller Neubeginn in der Eiszeit
Sensationell: Im September 2008 wurde die älteste Men- schenfigur der Welt entdeckt. Die nur sechs Zentimeter große, mehr als 35 000 Jahre alte Venus aus Mammut-Elfenbein (Bild)gehört zu den weltberühmten Menschen- und Tierskulp- turen, die auf der Schwäbischen Alb gefunden wurden. Als älteste Kunstwerke der Menschheit bilden sie zusammen mit Tierdarstellungen auf Alltagsgegenständen und Höhlenmale- reien den Höhepunkt der Großen Landesausstellung Baden-
Württemberg. Sie veranschaulicht das Leben der Menschen in der Eiszeit und zeigt, wie mit Kunst und Musik neue Ausdrucksformen entstanden.