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Archiv "Fagus-Werk: Ein Palast für die Arbeit" (29.07.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 30

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29. Juli 2011 A 1639

M

an kann sich heute wohl kaum mehr vorstellen, wel- ches Befremden meine Glasfassade für das Hauptgebäude der Fagus auslöste und welche Überredungs- künste der Baupolizei gegenüber notwendig waren, diese ‚gewagte’

Konstruktion durchzusetzen.“ 1961, als sich Architekt Walter Gropius (1883–1969) an seinen ersten Auf- trag erinnerte, war das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld schon 50 Jahre alt. Mit diesem Gebäude wurde der Grundstein für die Archi- tektur-Moderne gelegt und der In- ternational Style praktisch vorweg- genommen. Der erste „Curtain Wall“, die verglaste Fassade eines Gebäudes, Leichtigkeit und Trans- parenz symbolisierend, stammt aus dem Jahr 1911. Radikaler konnte der Widerspruch zur traditionellen Architektur, die abgeschlossen und schwer oft menschliches Maß ver- missen ließ, kaum ausfallen.

Die exklusive Stellung des Fa- gus-Werkes, das Walter Gropius mit seinem Kompagnon Adolf Meyer realisierte, hat zum 100. Ge- burtstag jetzt auch die UNESCO gewürdigt. Als neuer Eintrag auf der Liste des Weltkulturerbes folgt

der Gebäudekomplex in Alfeld, südlich von Hildesheim, sozusagen seinen Nachfolgern, dem von Gro- pius errichteten Bauhaus und den Meisterhäusern in Dessau. Dass Gropius’ Vorstellung von einer Ar- chitektur, die befreit ist vom „Wust des Dekorativen“ und die einen

„Gleichklang von Form, Technik und Ökonomie“ erzeugt, Gestalt annehmen konnte, ist einem weit- sichtigen Bauherren zu verdanken.

Schuhleistenfabrikant Carl Ben- scheidt muss sich des Wagnisses bewusst gewesen sein, mit einem Architekten zu arbeiten, der bislang lediglich an der Berliner Turbinen- fabrik von Peter Behrens mitge- plant hatte. Der Unternehmer war aber auch davon überzeugt, dass sein singuläres Firmengebäude „ei- ne gute Reklame“ sein könne.

Wichtig war vor allem, dass der Firmengründer mit Gropius auch sozialreformerische Ideen teilte.

„Die Beziehung aller Teile des Ent- wurfs zum Menschen bleibt der wichtigste Prüfstein“, formulierte der Architekt. „Der Arbeit müssen Paläste errichtet werden“, forderte der spätere Bauhaus-Gründer voll- mundig. Die Schönheit der Form

hatte sich an der Funktion eines Ge- bäudes auszurichten und soziale Faktoren zu berücksichtigen.

Schwerelos wirkt das restaurierte Werk, in dem heute noch neben an- deren Produkten Schuhleisten her- gestellt werden, durch den Verzicht auf tragende Außenwände. „Über- zeugt, dass die neuen architektoni- schen Möglichkeiten, mit Stahl, Be- ton und Glas zu bauen, noch gar nicht voll erkannt waren, versuchte ich eine Radikallösung zu finden“, blickte Gropius auf ein Debüt zu- rück, das seinen Namen dem Latei- nischen entlieh. Fagus heißt Buche, und die lieferte das Material für die Schuhleisten.

Markenzeichen dieses Industrie- baus sind die stützenfreien, völlig verglasten Gebäudeecken. Die Glas - flächen des „Curtain Wall“, die sich über die gesamten drei Stockwerke spannen und die Gleichwertigkeit aller Bauteile betonen, sind in eine Rahmenkonstruktion aus Eisen ein- gehängt. Die Architektur kann auch

heute noch mit ihrer klaren For- mensprache und einer beeindru- ckend schönen Sachlichkeit über- zeugen.

Informationen: Fagus-GreCon in Alfeld, Hannoversche Straße 58, Tel: 05181 790, www.fagus-gropius.

com. Die umfangreiche Fagus-Gro- pius-Ausstellung im ehemaligen Lagerhaus ist täglich geöffnet. Füh- rungen durch das Werk können un- ter 05181 79288 gebucht werden. ■ Ulrich Traub

FAGUS-WERK

Ein Palast für die Arbeit

Der Gebäudekomplex im niedersächsischen Alfeld, den Walter Gropius gemeinsam mit seinem Kompagnon Adolf Meyer realisierte, ist jetzt von der UNESCO als Weltkulturerbe gewürdigt worden.

Mit dem Fagus- Werk wurde der Grundstein für die Architektur-Moderne gelegt. Marken - zeichen dieses In- dustriebaus sind die

stützenfreien, völlig verglasten Gebäude ecken.

Fotos: Ulrich Traub

K U L T U R

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