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Archiv "Qualitätsorientierte Vergütung: Zusätzliches Geld für mehr Qualität bewirkt keine Wunder" (19.06.2009)

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A1284 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 25⏐⏐19. Juni 2009

P O L I T I K

W

ir müssen uns in Deutsch- land die Frage stellen, ob neben der Weiterentwicklung der Qualitätssicherung nicht zusätzliche finanzielle Anreize für eine bessere Leistungsqualität sinnvoll und not- wendig sind.“ Das sagte Staatsse- kretär Dr. Klaus-Theo Schröder An- fang Mai bei der Eröffnung des Symposiums „Qualitätsorientierte Vergütung in der Gesundheitsver- sorgung“ im Bundesgesundheitsmi- nisterium. Das bedeute aber nicht, ergänzte Schröder, dass die bloße Einhaltung von Qualitätsstandards ein Zusatzentgelt begründen könne.

Für ein Mehr an Vergütung müsse auch ein Mehr an Qualität oder ein wesentlicher Qualitätsfortschritt be- legt werden.

Notwendig: sehr gute EDV

Zu denen, die Schröders Frage für sich bereits positiv beantwortet ha- ben, gehört Prof. Dr. med. Matthias Schrappe, Universität Frankfurt/

Main. „Wir finanzieren immer noch eher Menge als Qualität“, kritisierte Schrappe. Nach seiner Analyse legt eine Auswertung von 28 Studien ei- nen positiven Effekt qualitätsorien- tierter Vergütung, auch „pay for per- formance“ (P4P) genannt, nahe.

Wenn man diese Art der Bezahlung anwenden wolle, müsse man aller- dings Fehlanreize möglichst aus- schließen. Außerdem benötige man eine solide Datenbasis und damit eine entsprechende EDV-Ausstat- tung bei den Adressaten.

Ähnlich ausgewogen äußerte sich Priv-Doz. Dr. Markus Lüngen, Universität zu Köln. Er verwies darauf, dass es bereits P4P-Ansätze bei den stationären Fallpauschalen gebe. So würden beispielsweise be-

stimmte vermeidbare Komplikatio- nen nicht mehr bezahlt. Es bedürfe allerdings noch zahlreicher Studien, um zu ermitteln, wie qualitätsorien- tierte Vergütungsanreize überhaupt wirkten. Doch nicht nur das: Auf P4P könne man im Grunde erst set- zen, wenn man hierzulande Fort- schritte bei der sektorenübergreifen- den Versorgung und Qualitätssiche- rung gemacht habe, so Lüngen.

Kein Druckmittel, sondern ein Angebot soll mittelfristig der Pay-for- performance-Ansatz der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung (KBV) werden. KBV-Referentin Dr. med.

Susanne Kleudgen stellte das Pro- jekt AQUIK – Ambulante Qualitäts- indikatoren und Kennzahlen vor (siehe auch „KBV will Qualität bes- ser vergleichbar machen“ in diesem Heft). „Wir müssen die EDV-Archi- tektur verbessern“, räumte auch Kleudgen ein. Dabei gehe es nicht nur um die EDV-Ausstattung der Praxen, sondern auch darum, Daten im Idealfall so zu speichern, dass man sie möglichst „auf Knopf- druck“ zur Qualitätsmessung ab- rufen könne.

Der Blick ins Ausland hilft bei P4P nur begrenzt. Das verdeutlichte der Vortrag von Dr. Stephen Camp- bell, University of Manchester, der über Erfahrungen damit bei der Neu- ordnung der hausärztlichen Vergü- tung in Großbritannien referierte.

Während hierzulande die Erwartung vorherrscht, dass sich qualitätsorien- tierte Vergütungsanreize durch Ein- sparungen gegenfinanzieren, wurden in Großbritannien dafür drei Jahre lang zusätzlich 1,8 Milliarden Pfund zur Verfügung gestellt. Ziel war es vor allem, die Versorgung chronisch kranker Patienten zu verbessern. Bei

nachgewiesenem Erfolg sollte sich zugleich das Einkommen der Haus- ärzte durch die Erfolgsprämien er- höhen.

England: erfolgreiches Projekt

Nach Angaben von Campbell hat das Gros der Hausärzte die gefor- derten Qualitätsanforderungen rasch erfüllt. Allerdings ließen sich auch in den zurückliegenden Jahren bereits kontinuierliche Qualitätsverbesse- rungen feststellen, betonte er. Für die Zukunft müsse es darum gehen, die Ursachen von Qualitätsunter- schieden herauszufinden, meinte Campbell. Nur so erhalte man Hin- weise, wie man den begonnenen Weg fortsetzen solle.

Auch in den USA sind Prof. Dr.

Meredith B. Rosenthal, Harvard, zufolge P4P-Ansätze etabliert. Den Anstoß gab im Jahr 2001 eine Stu- die, die erhebliche Mängel und Un- terschiede in der Versorgungsqualität benannte. Mittlerweile arbeiten mehr als die Hälfte der Health Maintenance Organizations in den USA mit quali- tätsorientierten Vergütungsansätzen.

Für einzelne Ärzte lägen die Boni zwischen fünf und zehn Prozent, für Kliniken zwischen ein und zwei Prozent, berichtete Rosenthal. Nach ihrer Analyse hat P4P in einigen Fäl- len große Einsparungen, in anderen kaum etwas bewirkt. Wirklich be- lastbare Studien gebe nur wenige.

Doch P4P werde in Zukunft sicher eine noch größere Rolle spielen, legte Rosenthal nahe: Es sei die lo- gische Fortentwicklung der Qua-

litätsmessung. I

Sabine Rieser

QUALITÄTSORIENTIERTE VERGÜTUNG

Zusätzliches Geld für mehr Qualität bewirkt keine Wunder

„Pay for performance“, das legen Erfahrungen im Ausland nahe, kann ein Mosaikstein für eine bessere Patientenversorgung sein. Ein Wundermittel sei ein solcher Ansatz einer qualitätsorientierten Vergütung aber nicht, stellten Fachleute unlängst fest.

Weitere Informationen zum Thema:

www.aerzteblatt.de/091284

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