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Archiv "Mammografie-Screening: Kleine Tumoren früher entdeckt" (16.10.2009)

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A 2054 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 42

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16. Oktober 2009

MAMMOGRAFIE-SCREENING

Kleine Tumoren früher entdeckt

Die erste Bilanz ergibt: Kleine Karzinome werden doppelt so oft ent- deckt wie vor Einführung des Programms, und die Tumoren haben seltener gestreut. Ob dies auch die Sterblichkeit senkt, ist noch unklar.

D

as deutsche Mammografie- Screening-Programm, das ab 2005 nach den europäischen Leitli- nien aufgebaut wurde, hatte von Anfang an Kritik hervorgerufen: Zu teuer, der mögliche Nutzen werde überschätzt. Der Gemeinsame Bun- desausschuss (G-BA), der den ersten Evaluationsbericht (2005 bis 2007) zu beraten hatte, sieht dies anders:

Die Zweifel am medizinischen Nut- zen dieses Screenings seien wider- legt. „Der Bericht unterstreicht den Mehrwert für alle Frauen, die teil- nehmen“, stellte G-BA-Vorsitzender Dr. Rainer Hess fest. Hess stellte die Ergebnisse der Evaluation gemein- sam mit der Kooperationsgemein- schaft Mammografie in Berlin vor.

Die Auswertung umfasst die Daten

von damals 77 Screening-Einhei- ten. Für die flächendeckende Um- setzung des Programms haben in- zwischen alle geplanten 94 Statio- nen ihre Arbeit aufgenommen.

Brustkrebs wird durch die Mam- mografie mehr als doppelt so oft wie früher im Anfangsstadium er- kannt. Dies betrifft vor allem kleine Tumoren. Der Anteil der invasiven Karzinome von einer maximalen Größe bis zehn Millimeter liegt im Screening bei gut 30 Prozent (Tabelle), vor Einführung des Pro- grammes bei circa 14 Prozent. Bei mehr als drei Vierteln (76,7 Pro- zent) der im Screening entdeckten invasiven Karzinome waren keine Lymphknoten befallen, vor dem Screening hatte dieser Anteil

49 Prozent betragen. „Für Frauen mit kleinen Karzinomen, die nicht metastasiert haben, ist die Prognose sehr gut“, unterstrich Dr. med. Ka- trin Bock, Leiterin des Referenz- zentrums Mammografie Südwest.

Der höheren Rate früh entdeck- ter Karzinome steht allerdings auch eine hohe Zahl an Verdachtsfällen gegenüber: Mehr als fünf Prozent der Teilnehmerinnen wurden zu ei- ner Nachuntersuchung bestellt. Da- bei wurde die Diagnose Brustkrebs jedoch im Durchschnitt nur bei je- der siebten Frau bestätigt. Die Wie- dereinbestellungsrate entspricht zwar den Vorgaben der europäischen Leit- linien. Das Ergebnis bedeutet aber, dass zwischen 2005 und 2007 mehr als 60 000 Frauen aufgrund eines falschen Befunds zu weiteren Unter- suchungen bestellt wurden. „Wie- dereinbestellung heißt, dass nach einer doppelten oder dreifachen Be- gutachtung ein noch zu klärender Befund da ist“, erläuterte Bock.

Zielgruppe für das Programm sind mehr als zehn Millionen Frau- en im Alter zwischen 50 und 69 Jahren, die alle zwei Jahre unter- sucht werden sollen. Im Berichts- zeitraum wurden davon knapp drei Millionen zum Screening eingela- den. „Gut 54 Prozent der Ange- schriebenen ließen sich untersu- chen – für die Startphase ein ziem- lich guter Wert“, meint Bock. Ange- strebt wird eine Teilnahmerate von mindestens 70 Prozent. Dies würde die gesetzliche Krankenversiche- rung mit circa 300 Millionen Euro pro Jahr belasten.

Die hohe Beteiligung wäre aber notwendig, wenn infolge der Be- funde des Screening-Programms die Brustkrebsmortalität messbar sinken soll. Erwartet wird eine niedrigere Sterblichkeit durch Mam- makarzinome in der Zielgruppe von bis zu 30 Prozent. Das heißt: Ohne Screening sterben von 1 000 Frauen vier an Brustkrebs, mit wären es drei. „Sichere Aussagen über die Mortalitätsraten erwarten wir aber frühestens nach zehn Jahren“, schränkt Bock ein. Aufgrund des langwierigen Krankheitsverlaufs seien valide Ergebnisse nicht vor

2015 möglich. ■

Dr. rer. nat. Marc Meißner TABELLE

Leistungsparameter des Mammografie-Screening-Programms in den Jahren 2005 bis 2007

IR: Hintergrundinzidenz

1 Sofern die dargestellten Referenzwerte der 4. Auflage in Hinblick auf die vorhergehende 3. Auflage geändert wurden, werden die abweichenden Referenzwerte aus der 3. Auflage in Klammern angegeben.

2 minimaler Referenzbereich (acceptable level) für Erst-Screening-Untersuchungen gemäß Empfehlung der EU-Leitlinien

3 empfohlener Referenzbereich (desirable level) für Erst-Screening-Untersuchungen gemäß Empfehlung der EU-Leitlinien Parameter

zur Beurteilung der Prozess- und Ergebnisqualität

Einladungsrate Teilnahmerate Wiedereinbestellungsrate Brustkrebsentdeckungsrate (Vielfaches der Region. IR) Brustkrebsentdeckungsrate Anteil In-situ-Karzinome (DCIS)

Anteil invasiver Karzinome ≤ 10 mm Anteil invasiver Karzinome < 15 mm Anteil invasiver Karzinome ohne Befall der Lymphknoten (N-) Anteil Karzinome im Stadium II+

Anteil präoperativ gesicherter Karzinome

Referenzberich EU-Leitlinine, 4. Auflage1 minimaler2

keine Angabe

> 70 %

< 7 %

≥ 3xIR

≥ 10 %

≥ 20 %

≥ 50 % 3. Auflage: ≥ 70 %

3. Auflage: ≤ 25 %

≥ 90 % 3. Auflage: > 70 %

empfohlener3

keine Angabe

> 75 %

< 5 %

> 3xIR

> 15 % (3. Auflage: 10–20 %)

≥ 25 %

> 50 %

> 70 %

< 30 % (3. Auflage: < 25 %)

> 90 %

Ergebnisse Screening (2005–2007)

52,6 % 54,3 % 5,3 % regional schwankend

(1,2–4,7) 7,78 19,8 %

30,8 % 54,7 % 76,7 %

27,7 %

92,0 %

M E D I Z I N R E P O R T

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