Brauchen wir eine Lipid-Liga?
Die Spatzen pfeifen es von, den Dächern: Das Plasma-Cholesterin allein ist ein schlechter Risiko- Indikator für die koronare Herzkrankheit. Eine Un- tersuchung des Nabel- schnurblutes, um familiä- re Hypercholesterinämien zu entdecken, müßte nach Auffassung der Li- pidforscher Augustin, Lu- ley und Klör heutzutage eine Selbstverständlich- keit sein. Jenseits des 30.
Lebensjahres sollte jeder Patient außerdem über die Höhe der Subfraktio- nen HDL, LDL und über seine Triglyceride infor- miert sein. Dies sind eini- ge der Forderungen der Wissenschaftler, die wäh- rend eines Workshops der Firma Merrell Dow Pharma im Oktober in Grainau diskutiert wur- den.
Schon seit Ende der 40er Jahre kennt man die linea- re Beziehung zwischen erhöhten Cholesterin- spiegeln und der KHK.
Heute weiß man: Selbst dann, wenn durch Rau- chen und Diabetes das Risiko verstärkt wird, muß zur Manifestation der Herzerkrankung eine Hy- percholesterinämie vor- liegen.
Um 30 000 würden sich bei uns die Todesfälle re- duzieren, wenn Choleste- rin so gesenkt werden könnte, wie das in den letzten Jahren in den USA geglückt ist. Ein wenig neidisch schauen des- halb die Lipidologen auf die Publicity der Hoch- druck-Liga, die es in den letzten Jahren verstanden hat, durch konsequente Warnhinweise die Öffent- lichkeit für die Proble- matik der Hypertonie zu interessieren. Ob eine Li- pid-Liga ähnliche Erfolge aufzuweisen hätte? Oder
die Einrichtung von Blut- fett-Gruppen neben den Koronar- und Diabetiker- Gruppen? Auch die Nach- ahmung von Aufklärungs- Modellen wie das Natio- nal Cholesterol Educa- tion Programm der USA wäre einen Versuch wert.
Inzwischen aber verfügen die Hausärzte mit der Hö- he des HDL-Cholesterins über einen wichtigen Pa- rameter für die Frühdia- gnose der KHK. Nach Meinung des Heidelber- ger Privatdozenten Jan Augustin gelten heute als normal: Werte von maxi- mal 200 plus Lebensalter für Cholesterin und von 120 plus Lebensalter für Triglyceride, ebenso zehn Prozent VLDL, siebzig Prozent LDL und zwanzig Prozent HDL. Die Trigly- ceride sind übrigens noch einfacher zu be- stimmen als das HDL: Sie sind erhöht, wenn das Plasma trübe ist.
Daß die Wissenschaftler dem HDL verstärkt ihre Aufmerksamkeit schen- ken sollten, nachdem das LDL in den letzten Jahren so hervorragend be- forscht wurde, betonte Dr. Claus Luley aus Mainz. Seine Arbeits- gruppe untersucht zur Zeit vorrangig die High Density Lipoproteins und fand heraus, daß es sich keinesfalls um eine kon- stante Größe, sondern um ein Gemisch aus ganz verschiedenen Lipopro- teinen handelt. Die be- deutsamsten unter ihnen sind die Untergruppen B und E, die sich dem Ab- transport der Blutfette in besonderem Umfang zu widmen scheinen.
Dies ist für Luley ein Grund, für die Bestim- mung der Lipide neue Kri- terien zu verlangen, weil
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Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 49 vom 3. Dezember 1986 (83) 3499
die Dichte allein nicht mehr ausreichend er- scheint. Größe, Affinität, Mobilität und Oberflä- chenladung, die es er- möglicht, durch isoelek- trische Fokussierung nach Apolipoprotein-Zu- sammensetzung aufzutei- len, könnten solche neu- en Bestimmungskriterien sein. Motto: Was die Fra- mingham-Studie für LDL gezeigt hat, muß für HDL noch nachgeholt werden.
Im Gegensatz zur Diagno- se, für die HDL also der wichtigste Parameter ist, muß bei der Therapie dem LDL mehr Aufmerk- samkeit geschenkt wer- den. Professor Hans-Ul- rich Klör aus Gießen be- richtete über seine guten Erfahrungen mit dem Li- pidsenker Probucol, der von seiner chemischen Struktur her mit keinem anderen Präparat dieser Gruppe vergleichbar ist.
Er bewirkt eine erhöhte Abbaurate der LDL-Frak- tion, auch dann, wenn die Rezeptoren genetisch ge- schädigt sind. Daher er- zielt Probucol auch Erfol- ge bei den bisher nur schwer zu therapieren- den Fällen homozygoter familiärer Hypercholeste- rinämie, sichtbar an der Rückbildung von Xantho- men und Xanthelasmen an Haut und Achilles- sehne. ms
Schnell informiert
Auf die Abendgabe kommt es an — Depressi- ve Patienten, die nur ein- mal abends mit Trazodon (Thombran® von Tho- mae) behandelt wurden, schliefen besser und wa- ren tagsüber aktiver als diejenigen, die eine glei- che Dosis einnahmen, nämlich 100 oder 150 mg, die auf zwei Gaben täg- lich verteilt war. Dies ist ein Ergebnis einer engli- schen Studie (David Weathley, Twickenham), aus der hervorgeht, daß sich nach sechswöchiger Behandlung sowohl mit zweimaliger als auch mit einmaliger Trazodon-Ga- be, aber jeweils gleicher Tagesdosis, die Depres- sionszustände objektiv si- gnifikant bessern. Aber für das subjektive Wohl- befinden der Patienten ist die Einmalgabe am Abend günstiger. Ke Entzugstherapie von Benzodiazepinen — Eine ausführliche Therapiean- weisung zum Benzodia- zepinentzug erhalten in- teressierte Ärzte auf An- frage bei Galenus Mann- heim, Postfach, 6800 Mannheim, Stichwort:
Benzodiazepinentzug. In diesem Zusammenhang
weist Boehringer Mann- heim auf das Therapie- schema von E. Rüther, Psychiatrische Universi- tätsklinik München, hin, der die stufenweise Re- duktion mißbräuchlich eingenommener Benzo- diazepine über einen re- lativ langen Zeitraum empfiehlt. Ein Reduk- tionsschritt umfaßt vier Wochen, wonach die Do- sis jeweils halbiert wird.
Als Zusatzmedikation wird ein sedierendes Anti- depressivum, zum Bei- spiel Doxepin (Aponal®) empfohlen. Die Entzugs- therapie kann auch am- bulant durchgeführt wer- den, wenn nicht Poly- toxikomanie, zerebra- le Krampfanfälle oder schwere Psychosen in der Anamnese vorliegen. pe Zusätzlicher Grippeimpf- stoff verfügbar — Der von den Marburger Behring- werken angekündigte monovalent ergänzende Impfstoff Begrivac® m ist seit Mitte November für die diesjährige Grippe- schutzimpfung verfüg-
bar. pe
Aktuelle Informationen über Bayer — Die Ausga- be 1986/87 der Firmen- schrift „Namen, Zahlen, Fakten" kann bei der Bayer AG in Leverkusen angefordert werden. Lc
Kalt oder warm: Flexo- versal-Kompresse
—Rund einhundertmal ver- wendbar ist die Flexover-
sal-Kälte-Wärme-Kom- presse, die von der Block Drug Company, Ratingen, vertrieben wird. Soll sie zum Kühlen verwendet werden, so legt man die Kompresse ins Gefrier-
Die Flexoversal-Kompres- se: kalt oder warm rund ein- hundertmal verwendbar fach; nach zwei Stunden beträgt ihre Temperatur minus fünf Grad, nach acht Stunden minus elf Grad. Ist ein warmer Um- schlag angezeigt, so wird die Flexoversal-Kompres- se für fünf bis sieben Mi- nuten in siedendes Was- ser getaucht. vi
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3500 (84) Heft 49 vom 3. Dezember 1986 83. Jahrgang Ausgabe A
Le Deutscher Ärzte-Verlag
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