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Archiv "Evaluation der Weiterbildung: Im Ergebnis eine gute Zwei minus" (16.12.2011)

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A 2694 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 50

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16. Dezember 2011

EVALUATION DER WEITERBILDUNG

Im Ergebnis eine gute Zwei minus

Etwa 30 000 Ärztinnen und Ärzte haben sich 2011 an der zweiten bundesweiten Umfrage zur Situation in der Weiterbildung beteiligt. Gegenüber der ersten Befragung im Jahr 2009 haben sich die Noten sogar geringfügig verbessert.

W

ir Assistenten verwenden un- sere Zeit fast ausschließlich für Stationsarbeit, Arztbriefe und Kodieren.“ „Eine Investition in mei- ne chirurgischen Fähigkeiten wurde als Zeitverschwendung betrachtet.

Folglich verbrachte ich meine Tage mit Blutentnahmen, Verbandswech- seln, Arztbriefen und Haken-und- Maul-Halten.“ So klangen die meis- ten Zuschriften, die Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung im Früh- jahr 2010 an das Deutsche Ärzteblatt schickten. Hintergrund war die erste systematische Umfrage zur Situation in der ärztlichen Weiterbildung, die die Bundesärztekammer (BÄK) zu- sammen mit den Landesärztekam- mern 2009 initiiert hatte.

Angesichts des schlechten Rufs der Weiterbildung überraschte das Ergebnis. In der Globalbeurteilung („Ich würde die Weiterbildungsstät- te weiterempfehlen“, „Ich bin zu- frieden mit der Arbeitssituation“) vergaben die Assistenten 2009 im Bundesdurchschnitt die Schulnote 2,54. Das Ergebnis hat sich bei der

zweiten Umfrage, die von Juni bis September 2011 in allen 17 Landes- ärztekammern stattfand, mit der Note 2,44 sogar leicht verbessert.

Die Befragung erfolgte modifiziert auf der Basis der Methodik „Eva- luation der Weiterbildungssituati- on“ von Prof. Dr. Michael Siegrist und Pascale Orlow, Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zü- rich, Professur für Consumer Be - havior, sowie Dr. med. Max Giger, Verbindung der Schweizer Ärztin- nen und Ärzte FMH.*

Der positive Trend spiegelt sich auch in den sieben weiteren Frage- komplexen mit insgesamt 106 Fra- gen wider, die Aufschluss über die grundsätzliche Zufriedenheit mit der Weiterbildung geben, darunter die Vermittlung von Fachkompetenz (2,29), Führungskultur (2,32) oder Betriebskultur (2,09). Am schlech- testen schneidet bei der Beurteilung, wie schon 2009, die wissenschaftlich begründete Medizin ab, wobei sich der Wert auffallend verbessert hat:

von 3,82 auf 3,25 (siehe Grafik). In

diesem Fragenkomplex haben die Experten allerdings im Vergleich zum ersten Fragebogen die Formu- lierung der Fragen präzisiert.

Besser in allen Bereichen Alles in allem unterscheiden sich die Bewertungen von Ärztekammer zu Ärztekammer beziehungsweise von Fachgebiet zu Fachgebiet nicht wesentlich. Auch das war 2009 nicht anders. Auffallend ist jedoch, dass die Assistenten, die mit nur wenigen anderen Weiterzubilden- den im ambulanten Bereich die Weiterbildung absolvieren, ihre Weiterbildungsstätten durchweg besser bewerten als Assistenten, die in größeren Abteilungen im statio- nären Bereich tätig sind.

„Wir verzeichnen gegenüber der ersten Befragungsrunde in allen Be- reichen positive Tendenzen“, sagt Dr. med. Annette Güntert, Leiterin des Dezernats Weiterbildung bei der Bundesärztekammer, die ge- meinsam mit Weiterbildungsrefe- rentin Dr. med. Kerstin Hoeft das Projekt federführend begleitet hat.

Der kritische Punkt sei jedoch, wie schon 2009, die mit 38,6 Prozent relativ niedrige Beteiligungsrate bei den Assistenten. Dass diese den- noch höher liegt als 2009, (32,8 Prozent) könnte zum Teil eine Fol- ge des veränderten Umfrageverfah- rens sein, vermutet man im Dezer- nat Weiterbildung. Während 2009 die Assistenten die Zugangskodes für die Online-Befragung von den Weiterbildern erhalten hatten – was damals auf viel Kritik stieß –, über- mittelten diesmal die Kammern den Kode direkt an die Assistenten.

Güntert betont, dass die Rücklauf- quote im Vergleich zu anderen Befragungen, bei denen eine Voll - erfassung angestrebt wird, gar nicht so schlecht ist. Immerhin hätten sich 20 524 Assistenzärzte GRAFIK

Bewertung durch die Weiterbildungsassistenten (nach Schulnoten)

5,00

4,00

3,00

2,00

1,00

0,00

Global- beurteilung

Vermittlung von Fach- kompetenz

Lernkultur Führungs- kultur

Kultur der Fehler- vermeidung

Entscheidungs- kultur

Betriebs- kultur

Wissenschaftlich begründete

Medizin

2009

2011

Quelle: ©Prof. Dr. Michael Siegrist & lic. phil. Pascale Orlow (Consumer Behavior ETH Zürich) & Dr. med. Max Giger (FMH) (2009)

2,54 2,44 2,52 2,29 2,39 2,29 2,45 2,32 2,81 2,67 2,21 2,13 2,12 2,09 3,82 3,25

* Aufbereitung und Bereitstellung der Daten der Befragung

„Evaluation der Weiterbildung“ durch lic. phil. Pascale Orlow (Consumer Behavior ETH Zürich).

P O L I T I K

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A 2696 Deutsches Ärzteblatt

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16. Dezember 2011 Bei der aktuellen Befragung

haben die Weiterzubildenden ihre Zugangskodes direkt von den Ärztekammern erhalten. Wie hat sich das auf die Teilnahmequote ausgewirkt?

Bartmann: Wir verzeichnen, wie erhofft, eine höhere Teilnahme.

Allerdings liegt die Rate nicht dramatisch über der von 2009, und 40 Prozent aller Teilneh- menden haben wir erst nach ei- ner Verlängerung der Teilnahme- frist um vier Wochen erreicht.

Bis dahin lag die Beteiligung deutlich unter der von vor zwei Jahren. Überrascht hat mich, dass die Projektleiter in den Ärz- tekammern das neue Verfahren favorisieren, obwohl es mit einem deutlich höheren Verwal-

tungsaufwand verbunden ist. Sie haben vor allem den direkten Kontakt mit den Weiterzubilden- den als positiv empfunden.

Welche Veränderungen haben die Ergebnisse der ersten Befragung bewirkt?

Bartmann: Etwa die Hälfte aller Befugten, die sich 2009 an der ersten Befragung beteiligt hat- ten, erhielt einen individuellen Befugtenbericht. Diese Weiter- bilder haben wir im Rahmen der aktuellen Evaluation um Rückkoppelung gebeten, ob sie aus den Befugtenberichten 2009 Erkenntnisse gewonnen haben. Dabei kam heraus, dass sich von denen, die 2011 ge- antwortet haben, 98 Prozent gerecht beurteilt fühlten. Der

überwiegende Teil hat außer- dem erklärt, dass er aus den Ergebnissen der Evaluation Konsequenzen für die eigene Abteilung abgeleitet hat.

Wie geht es jetzt weiter?

Bartmann: Mit den beiden Be- fragungsdurchläufen haben wir umfassende Analysen über die Situation der Weiterbildung in Deutschland gewonnen. Das Befragungsprojekt werden wir jetzt erst einmal bewerten.

2013 soll erneut eine Befra- gung stattfinden, allerdings mit weniger organisatorischem Aufwand. Unser mittelfristiges Ziel ist es, unmittelbar in die Weiterbildungsordnung Elemente einzubauen, die eine fortlaufen- de Evaluierung ermöglichen.

3 FRAGEN AN . . .

Dr. med. Franz Bartmann, Vorsitzender der Weiterbildungsgremien der Bundesärztekammer

an der Umfrage beteiligt: „Solche Zahlen sind bei keiner anderen Be- fragung zur Weiterbildung erreicht worden.“

Weil die diesjährige Umfrage nur schleppend in Gang kam, hatten Kammern und BÄK beschlossen, die Antwortfristen für Assistenzärzte und Weiterbilder um jeweils vier Wochen zu verlängern – mit Erfolg (siehe „3 Fragen an“). Allerdings schwankte die Beteiligungsrate der Assistenzärzte von Ärztekammer zu Ärztekammer erheblich. Während die Quote im Bundesdurchschnitt bei 39 Prozent lag (2009: 33), betei- ligten sich in Hessen nur elf Prozent (2009: 28) der Ärzte in Weiterbil- dung an der Umfrage. Spitzenreiter waren mit 59 Prozent die Sachsen, die an der ersten Befragungsrunde 2009 nicht teilgenommen hatten. In Hessen will man nun erst einmal die Ergebnisse genau analysieren, bevor man sich zu den Gründen für die ge- ringe Beteiligung äußert.

Relativ zufrieden ist die Weiter- bildungsabteilung der BÄK mit der Teilnahmerate bei den Weiterbil- dungsbefugten, obwohl diese 2011

mit 53,3 Prozent niedriger lag als 2009 (60,8 Prozent). Immerhin be- antworteten 9 275 der etwa 17 000 aktiven Weiterbilder die Online- Umfrage. Doch ähnlich wie bei den Assistenten schwankte auch bei den Befugten die Beteiligung von Kam- mer zu Kammer enorm. Während in Westfalen-Lippe 85 Prozent der Weiterbilder teilnahmen (2009: 76), waren es in Hessen magere 17 Pro- zent (2009: 36).

Anstoß für Veränderungen Die Ärztekammern interessierte diesmal auch, ob sich die Ergebnisse der ersten Evaluation auf den Wei- terbildungsalltag ausgewirkt haben.

Eine Rückmeldung erwartete man von denjenigen Weiterbildern, die 2009 einen individuellen Befugten- bericht erhalten hatten. Das traf al- lerdings nur auf circa die Hälfte der Befugten zu: nämlich diejenigen, deren Abteilung groß genug war, um die Anonymität der Mitarbeiter zu wahren, und deren Assistenten einer Veröffentlichung ihrer aggregierten Bewertungen zugestimmt hatten.

Von den gut 2 000 Weiterbildern, die

sich 2011 zurückgemeldet haben, erklärten 78,5 Prozent, sie hätten ihren Bericht mit ihren Assistenten besprochen. 98 Prozent meinten, sie fühlten sich gerecht beurteilt, und 55 Prozent sagten, die Hinweise aus der Befragung hätten sie motiviert, Veränderungsprozesse einzuleiten.

In Thüringen nahm die Kammer die Evaluation der Weiterbildung zum Anlass, in besonderer Weise aktiv zu werden. Deren Vertreter suchten in den Krankenhäusern Chefärzte, Ärztliche Direktoren und Geschäftsführer persönlich auf, um die Ergebnisse zu diskutieren. „Wir haben bislang elf Krankenhäuser besucht. Und die Resonanz auf die- sen direkten Kontakt war durchweg positiv“, sagt die Sprecherin der Landesärztekammer Thüringen, Ul- rike Schramm-Häder. Mit diesem Vorgehen ist Thüringen noch allein.

Doch die Bundesärztekammer und die Landesärztekammern haben ei- ne Arbeitsgruppe eingerichtet, die

„die Evaluation evaluieren soll“, wie BÄK-Referentin Hoeft erklärt.

Man müsse jetzt analysieren, ob das Verfahren modifiziert werden müs- se und wie man die Ergebnisse für die Qualitätssicherung in der Wei- terbildung nutzen könne: „Eins können wir aber jetzt schon sagen:

Das Projekt hat sich gelohnt.“

War es nach der ersten Befragung noch so, dass die von der Eidgenös- sischen Technischen Hochschule Zürich aufbereiteten Daten nur in Form von Länderrapporten und ei- nem Bundesrapport auf den Internet- seiten der BÄK und der Landesärz- tekammern verfügbar waren, sollen diesmal von Januar an auch die Er- gebnisse der Weiterbildungsstätten in aggregierter Form über das On- line-Portal www.evaluation-weiter bildung.de abrufbar sein. Vorausset- zung: Der Weiterbilder widerspricht dieser Veröffentlichung nicht. Damit können sich angehende Ärzte in Weiterbildung erstmals im Internet über die Qualität der Weiterbildung in bestimmten Abteilungen infor-

mieren.

Heike Korzilius

@

Die Analyse der Befragung 2011 von lic.phil. Pascale Orlow, Dr. med.

Kerstin Hoeft und Dr. med. Annette Güntert: www.aerzteblatt.de/112694

P O L I T I K

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