A K T U E L L
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A1974 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3025. Juli 2003
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ach dem Bericht „Ge- walt und Gesundheit“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlieren jährlich weltweit 1,6 Millionen Men- schen ihr Leben aufgrund von Gewalttaten. Der Report wur- de Ende Juni in Berlin vorge- stellt. Nach Angaben der WHO haben sich im Jahr 2000 etwa 815 000 Menschen das Leben genommen. Die höch- sten Suizid-Raten innerhalb der Europäischen WHO-Regi- on haben östliche Länder wie Litauen mit 51,6 Selbstmorden pro 100 000 Einwohner im Vergleich zu Deutschland mit 14,3 pro 100 000 Einwohner.Zweithäufigste Todesursa- che durch Gewalteinwirkung sind Tötungen durch andere Personen: 520 000 weltweit.
An dritter Stelle steht der ge- waltsame Tod durch Krieg: Et- wa 310 000 Menschen sollen dabei im Jahr 2000 umgekom- men sein. Mit dem Bericht will die WHO nach Angaben von Étienne Krug, Leiter der Ab- teilung Gewaltprävention, ei- ne bessere Datenerfassung und einen Paradigmenwechsel bewirken.
Über das Ausmaß der Misshandlung älterer Men- schen sind dem WHO-Be- richt zufolge die Angaben weltweit spärlich. In den USA gaben bei einer Erhebung 36 Prozent der Mitarbeiter von Pflegeheimen an, im Jahr
2000 mindestens einmal Zeu- ge der körperlichen Miss- handlung älterer Patienten gewesen zu sein. Zehn Pro- zent haben selbst mindestens einmal eine körperliche Miss- handlung begangen. Fast 40 Prozent haben Patienten psy- chisch misshandelt. Krug zu- folge sollten solche Daten re- gelmäßig erhoben werden.
Tod durch Gewalt
Suizid steht an erster Stelle
Bericht zu „Gewalt und Gesundheit“ der Weltgesundheitsorganisation
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eit Beginn des Sommerse- mesters können Medizin- studenten am Berliner Uni- versitätsklinikum Charité mithilfe ihres Notebooks live und interaktiv teilneh- men, wenn Patienten behan- delt werden. „Als entschei- dender Anstoß dienten uns die Klagen von Hochschul- lehrern, sie könnten Studie- renden die wirklich interes- santen Fälle nicht zeigen, weil diese Patienten meist plötzlich und ungeplant ein- geliefert werden“, erläuterte Prof. Dr. med. Ingrid Reisin- ger, Prodekanin für Lehre an der Charité, vor kurzem in Berlin.Nun kann ein Hochschul- lehrer nach Absprache mit dem betroffenen Patienten ein Kamerateam zum Kran- kenbett rufen und die Stu- denten per SMS oder E-Mail benachrichtigen. Der ärztli- che Nachwuchs schaltet dann
sein Notebook ein, setzt Kopfhörer auf und steckt eventuell eine Mini-Kamera auf den Rechner – und kann so der Untersuchung folgen, den Patienten befragen oder Ultraschallaufnahmen sich- ten. Die Online-Visite wird zunächst in acht Fächern an- geboten.
Das Konzept hat das Multi- Media-Zentrum der Charité im Rahmen eines Wettbe- werbs des Bundesforschungs- ministeriums entwickelt. Ge- sucht wurde nach Ideen, wie Notebooks in der Lehre ein- gesetzt werden können. Ins- gesamt gibt es derzeit 26 Pro- jekte zur „Notebook-Univer- sity“ an bundesdeutschen Hochschulen. Das Charité- Projekt ist nach Angaben von Reisinger das einzige inter- aktive.
Weitergehende Informa- tionen: www.charite.de, Fax:
0 30/45 05 64 905.
Online-Unterricht
Per Klick beim Patienten
Studenten testen neues „bedside-teaching“.
M
it Blick auf die Gesundheitsre- form hat die Deutsche Krankenhausgesell- schaft (DKG) einen Katalog von „speziali- sierten fachärztlichen ambulanten Leistun- gen“ für den Fall vor- gelegt, dass die Kran- kenhäuser dafür institutionell geöffnet werden. Nach Anga- ben der DKG soll der Katalog folgende Anforderungen er- füllen: Versorgungskonzepte aus einer Hand bei Krank- heitsverläufen, die ohnehin zu intermittierenden stationären Aufenthalten führen; Leistun- gen, bei denen Qualitätsvor-teile des Krankenhauses evi- dent sind, bei denen das Kran- kenhaus spezialisierte oder seltene Leistungen erbringt;
bei Leistungen, die interdiszi- plinäres Handeln erfordern;
um Doppeluntersuchungen zu
vermeiden, bei denen spezifi- sche medizinische Geräte vor- gehalten werden; Leistungen, bei denen fachliche Expertise durch Spezialistenteams ge- bündelt wird und die integrier- te Versorgung vorangebracht wird.
Der Katalog gliedert sich in spezialisierte Leistungen (Teil A) und Leistungen bei spezifi- schen Erkrankungen (Teil B).
Die Leistungen und Erkran- kungen sind in der Regel kom- plex und sollten fünf Eigen- schaften aufweisen: Chroni- zität mit abwechselnd ambu- lanter und stationärer Versor- gung; schwere Erkrankungen, bei denen die Behandlung sta- tionär begonnen wurde (etwa Tumoren, chronische Schmer- zen), aufwendige apparative Diagnostik oder Therapie, aufwendige medikamentöse Therapie und interdisziplinäre Behandlungsnotwendigkeit.
Krankenhäuser
Katalog für ambulante Leistungen
Erneuter Vorstoß der Deutschen Krankenhausgesellschaft
DKG: Aufwendige Diagnostik gehört ans Krankenhaus.
Spärlich sind die An- gaben über Miss- handlungen in Pfle- geheimen.
Foto:Caro/Kaiser
Foto:ddp