Pfalz den Hausarzt der Zukunft, den Facharzt für Innere und Allgemeinme- dizin, infrage gestellt. „Die Diskussion über den Internisten ohne Schwerpunkt wird weitergehen“, sagte Koch. „Man muss die Entwicklungen der nächsten zwei, drei Jahre beobachten.“ Es stelle sich beispielsweise die Frage, ob im Zu- ge der Einführung diagnosebezogener Fallpauschalen kleinere Krankenhäu- ser überhaupt eine Überlebenschance hätten. Der BDI hatte immer argumen- tiert, dass gerade diese von einer Ab- schaffung des Internisten ohne Schwer- punkt betroffen seien. Kleine Kranken- häuser könnten es sich nicht leisten, sämtliche Subspezialitäten vorzuhal- ten. Die Entscheidung des Deutschen Ärztetages, sich nicht mit der Haus- arzt/Internisten-Frage zu befassen, zeig- te nach Ansicht von Koch, dass die De- legierten die (Muster-)Weiterbildungs- ordnung erst einmal umgesetzt sehen wollen, bevor sie weiter über möglichen Änderungsbedarf diskutieren.
Die erneute Grundsatzdebatte blieb also aus. Stattdessen beschäftigten sich die Delegierten mit Detailregelungen.
So entschieden sie sich mehrheitlich für die Einführung der Zusatzweiterbil- dungen „Ärztliches Qualitätsmanage- ment“ und „Suchtmedizinische Grund- versorgung“. Da es die beiden Bezeich- nungen in einigen Ärztekammern bereits gebe, wolle man sie im Zuge der angestrebten Bundeseinheitlichkeit auch in die (Muster-)Weiterbildungs- ordnung aufnehmen, erläuterte Koch den Antrag des Vorstandes der Bundes- ärztekammer.
Betriebsmedizin bleibt
Eine Diskussion entspann sich über die vom Vorstand der Bundesärztekam- mer empfohlene Streichung der Zu- satzweiterbildung „Betriebsmedizin“.
Sie stelle eine unnötige Konkurrenz zur Facharztbezeichnung „Arbeitsmedi- zin“ dar, hieß es zur Begründung. Das Nebeneinander zweier Weiterbildungs- gänge, die zur Ausübung derselben ärztlichen Tätigkeit berechtigten, aber unterschiedliche Qualifikationen vor- aussetzten, solle vermieden werden.
Von dieser Argumentation ließ sich die Mehrzahl der Delegierten jedoch nicht
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2228. Mai 2004 AA1555
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überzeugen. Für viele sprach Dr. med.
Gisbert Voigt, Niedersachsen: „Wir ha- ben einen großen Bedarf an Betriebs- ärzten. Wenn wir die Weiterbildung verengen, führt dies zu einer Mangel- versorgung, die vor allem kleinere und
mittlere Betriebe trifft.“ Die definitive inhaltliche Ausgestaltung der Zusatz- Weiterbildung müssen nun die Weiter- bildungsgremien erarbeiten und der Vorstand der Bundesärztekammer be- schließen. Heike Korzilius Zur Geschäftsordnung,
beide Hände erhoben (hier noch dazu mit dem Deutschen Ärzteblatt in der Hand)
Ärztetag in Bremen
Klein, aber fein
Warum die Hansestadt die Ärztetagsbesucher nicht nur an Grün-Weiß erinnern wird
R
uhig verlief der 107. Deutsche Ärztetag, ruhig und besinnlich war auch die Stim- mung in den Straßen der diesjährigen Gastge- berstadt Bremen. Dennoch mussten die Ärzte- tagsbesucher nicht befürchten, in den Abend- stunden keine Abwechslung zu finden. Denn das Aushängeschild der „kleinsten Stadt mit dem größten Bürgermeister“ (zwei Meter ist Landesvater Henning Scherf groß) ist nicht nur der viermalige Fußball-Meister Werder Bre- men. Auch das historische Schnoorviertel der 1 200 Jahre alten Freien Hansestadt mit seinen nostalgischen Kneipen und Restaurants und die Böttcherstraße mit ihrer Backstein-Archi- tektur bleiben in Erinnerung. Nicht zu verges- sen die legendären Bremer Stadtmusikanten, die an der Westseite des Rathauses stehen und die der Besucher unmittelbar mit seinen Kindertagen verbindet. Nach den langen, an- strengenden Tagen im Bremer Kongress-Zen- trum konnten die Besucher des Ärztetages bei einem Spaziergang durch die Innenstadtaußerdem die Möglichkeit nutzen, den St.-Pe- tri-Dom und das Wahrzeichen Bremens – die 1404 errichtete Roland-Statue – auf dem Markt- platz anzuschauen. Oder sie lernten, wie am letzten Abend, die zehntgrößte Stadt Deutsch- lands bei einer Schiffstour auf der Weser ken- nen.All diese Möglichkeiten halfen dann auch, darüber hinwegzusehen, dass sich viele The- men des Ärztetages – wie die Präsidentin der Bremer Ärztekammer, Dr. med. Ursula Auers- wald, gleich zu Beginn amüsiert feststellte – nicht sonderlich von denen des letzten Bremer
Ärztetages vor 80 Jahren unterschieden. Die Gastfreundschaft Auerswalds und die herz- liche Begrüßung durch Bürgermeister Henning Scherf sorgten jedenfalls dafür, dass man gerne an Bremen zurückdenken wird. MM Bremer Marktplatz – Westseite mit Roland
Foto:BTZ/2003