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Archiv "Die Sammlung Tretjakow: Russlands Seele" (06.08.2007)

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A2214 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 31–32⏐⏐6. August 2007

K U LT U R

I

m Jahr 1856 erwarb der wohl- habende Moskauer Kaufmann Pawel Tretjakow seine ersten zeit- genössischen russischen Gemälde und legte so den Grundstock für ein einzigartiges Spiegelbild russi- scher Kunst bis zur Zeitenwende des Ersten Weltkriegs. Die 150.

Wiederkehr der Gründung der Sammlung Tretjakow nutzte die nach ihm benannte Moskauer Galerie dazu, eine repräsentative Auswahl zur Präsentation im westlichen Ausland zusammenzu- stellen. Diese Auswahl von 150 russischen Kunstwerken gibt nun die Gelegenheit dazu, einen wich- tigen Aspekt europäischer Kunst kennenzulernen. Nach den voran- gegangenen Einzelausstellungen über russische Künstler, wie zum Beispiel über Michail Wrubel in

Düsseldorf, wird in Bonn die rus- sische Kunst in ihrer ganzen Viel- falt und Qualität gezeigt.

Eine geschickte Ausstellungs- regie führt durch die wichtigsten Epochen russischer Kunst. Sie setzt zeitlich mit den Ikonen als Inbegriff des heiligen Russlands ein. Die strenge, in sich ruhende Spiritualität der 25 ausgestellten Ikonen offenbart die Wurzeln alt- russischer Ästhetik. Die älteste Ikone stammt aus dem 13. Jahr- hundert und gehört zu den weni- gen Werken, die in Russland aus der Zeit vor dem Mongolensturm im Jahr 1237 erhalten sind. Die in- time Hängung dieser Inkunabeln früher christlicher Kunst in Russ- land beschwört deren Aura und Authentizität herauf.

Den zeitlich folgenden Ab- schnitt der russischen Kunst bil- den die Werke aus der Zeit des Zaren Peter des Großen, der Sankt Petersburg nicht nur grün- dete, sondern auch zum kulturel- len Mittelpunkt des russischen Reiches machte. Aus dieser Glanzzeit ragen die großartigen höfischen Porträts, unter ande- rem von Fjodor Rokotow, heraus.

Anschließend an die petrinische Zeit werden die russischen Ro- mantiker mit ihren kleinformati-

gen Genreszenen aus dem alltäg- lichen bürgerlichen und bäuerli- chen Milieu ausgestellt. Ebenso wie die beeindruckenden italieni- schen Landschaftsbilder leiten diese Abteilungen über zum Schwerpunkt der Sammlung Tret- jakow, der Malerei der „Wander- maler“. Hier sind alle wichtigen Vertreter dieser Kunstrichtung des späten 19. Jahrhunderts in ihren besten Werken präsent. Die Wanderer, wie sich diese realisti- schen Maler (Ilja Repin, Wassili Surikow, Valentin Serow, Wassili Perow und Isaak Levitan) selbst nannten, sahen sich als Verfechter sozialer und politischer Refor- men. Sie schufen neben Darstel- lungen des russischen Volkslebens auch eindrucksvolle Porträts der geistigen Elite Russlands. Dabei offenbart sich auch eine wichtige Quelle für die bis heute reichende Ausstrahlung dieser russischen Kunst: die selten erreichte Sym- biose literarischer, malerischer, musikalischer und theatralischer Kunst.

Beeindruckend ist auch die Landschaftsmalerei, die einen wesentlichen Aspekt russischer Identität in ihrer unspektaku- lären, jedoch stimmungsvollen Schönheit der weiten Ebenen, der endlosen Wege und der schattigen Wälder wiedergibt. Die russische Identität spiegeln auch die Histo- rienbilder von Ilja Repin und Wassili Surikow wider. Musikali- sche und literarische Tondoku- mente Tschaikowskys, Mussorgs- kys, Tolstois und Dostojewskis runden das Bild einer kulturellen Blütezeit des alten Europa ab. I Dr. Ernst Wanner

DIE SAMMLUNG TRETJAKOW

Russlands Seele

Eine Auswahl von 150 russischen Kunstwerken gibt zurzeit Gelegenheit, einen wichtigen Aspekt europäischer Kunst kennenzulernen.

Die Ausstellung „Russlands Seele“ist noch bis zum 26.

August in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundes- republik Deutschland zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr, donnerstag bis sonntags von 10 bis 19 Uhr; montags geschlossen. Eintritt: zwölf Eu- ro, Eintritt für Familien: 19 Euro; Katalog: 28 Euro. Telefon:

0 91 71/2 00; E-Mail: info@kah-bonn.de; Internet:

www. bundeskunsthalle.de Ilja Repin:Porträt

des Komponisten Modest Mussorgsky 1881, Öl auf Lein- wand 71,8⫻⫻58,5 cm

Deesis:Erlöser mit Gottesmutter und Johannes dem Täufer, Wladimir-Susdal, 13. Jahrhundert, Tempera auf Holz, 61⫻⫻146 cm

Fotos:Staatliche Tretjakow-Galerie

Referenzen

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