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Archiv "Biografie: Bereitschaft zu lernen" (27.08.2007)

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A2362 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 34–35⏐⏐27. August 2007

K U LT U R

BIOGRAFIE

Bereitschaft zu lernen

Der Arzt und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich war maß- geblich an der intellektuellen Grün- dung der Bundesrepublik Deutsch-

land beteiligt. Seine Bücher brach- ten Probleme und Stimmungen der westdeutschen Gesellschaft auf den Punkt und wurden in den 60er-Jah- ren zu Bestsellern. 20 Jahre nach Hans-Martin Lohmanns Monogra- fie legt der Historiker Martin Dehli eine neue Biografie vor. Seine The- se: Mitscherlich war weder „Anti- faschist der ersten Stunde“, als den Lohmann ihn bezeichnete, noch war sein Leben immer schon ein

„Leben für die Psychoanalyse“, wie er 1980 in seiner Autobiografie schrieb. So projiziere man vielmehr Mitscherlichs Verdienste für die Psychoanalyse und eine kritische Öffentlichkeit in der Bundesrepu- blik auf die Zeit vor 1945 zurück.

Indem er etwa nachweist, dass Mit- scherlichs Doktorvater bereits 1930 und nicht 1932 gestorben ist, stellt Dehli Mitscherlichs Erklärung in- frage, der Nationalsozialismus habe ihn gezwungen, sein Geschichtsstu- dium abzubrechen. Sein Fazit:

„Mitscherlich war in seiner politi- schen Meinung weniger eindeutig, in seinem Leben weniger verfolgt und in seinem Handeln weniger mutig, als er behauptete.“ Dem steht gegenüber, dass Mitscherlich seine Haltung am Ende der Weima- rer Republik in seinen Erinnerun- gen durchaus kritisch sieht. „Soweit ich hier mithielt und mich ganz of- fenbar auf falschem Gleise beweg- te, war ich naiv und ignorant“,

schreibt er etwa über den Kreis um Ernst Jünger.

In dem spannend zu lesenden Buch überwiegt der politische und wissenschaftshistorische Blick, Pri- vates wird nur am Rand behandelt.

Auch heute beeindruckt das unge- heure Arbeitspensum, das Mitscher- lich bewältigt hat – der Freund Gus- tav Bally nannte ihn einmal „Seine Turbulenz“. Für Dehli besteht Mit- scherlichs Lebensleistung vor allem in seiner anhaltenden Bereitschaft zu lernen. Überrascht nimmt man zur Kenntnis, dass er erst 1958 eine Lehranalyse absolvierte, die kein Jahr gedauert hat. Christof Goddemeier

Martin Dehli: Leben als Konflikt. Zur Biographie Alexander Mitscherlichs. Wallstein, Göttingen, 320 Seiten, gebunden, 29,90 Euro

Förstl hat für sein Buch zahlrei- che Autoren, darunter nicht nur hochrangige Psychologen und Me- diziner, sondern auch etwa einen Kriminalhauptkommissar und eine Professorin für Kunstgeschichte gewinnen können, die die ToM aus den unterschiedlichsten Blickwin- keln beleuchten. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert – einen Grund- lagenteil mit Kapiteln zu Einzel- aspekten der ToM, unter anderem aus Sicht der Zoologie, Ethnologie oder Entwicklungspsychologie und im Hinblick auf Selbstbewusstsein und Identifikation. Der Teil Störung behandelt Defizite der ToM im Zu- sammenhang mit dem Nationalso- zialismus, im forensischen Bereich und bei psychiatrischen und neuro- logischen Störungen.

Der Reiz des Buchs liegt ganz sicher in der Vielfalt der Standpunk- te, von denen aus das Konzept der ToM beleuchtet wird. Jedes der ver- hältnismäßig kurzen Kapitel ist klar gegliedert und gibt, meist einfach und gut verständlich, eine Ein- führung zum jeweiligen Aspekt der ToM. Das Buch ist kurzweilig, in- formativ und durch Tabellen, Grafi- ken und Abbildungen anschaulich zu lesen – auch wenn schon allein aufgrund der Konzeption kaum ein Teilbereich eingehend beleuchtet werden kann. Auch Gebieten, in de- nen das Verständnis der Bedeutung der ToM noch weitgehend in den Anfängen steckt, wie das der Krimi- nologie oder Depressionsforschung, wird Raum gegeben, sodass der Le- ser Einblick in aktuelle Erkenntnis- se und Forschungsbereiche erhält.

Nachteilig wirkt sich gelegent- lich aus, dass die Autoren entspre- chend der eher unscharfen Begriffs- definition der ToM häufig unter- schiedlichen und nicht immer genau erklärten Definitionen folgen. In manchen Kapiteln wird die Bedeu- tung der ToM für das Thema explizit dargestellt, in anderen bleibt dies dem Leser überlassen.

Alles in allem ein lesenswertes Buch für jeden, der einen ersten Ein- blick in verschiedene Aspekte der ToM und eine Übersicht zum der- zeitigen Stand der Überlegungen auf diesem Gebiet gewinnen möch-

te. Birgit Abler

THEORY OF MIND

Eine unerlässliche Fähigkeit

Theory of Mind oder kurz ToM ist ein weit gefasster Begriff, der eine für das menschliche Zusammenle- ben unerlässliche und allgegenwärti- ge Fähigkeit bezeichnet. ToM be- deutet die Fähigkeit, sich und ande- ren mentale Zustände – Wissen, Glauben, Wollen, Fühlen – zuzu- schreiben. Die ToM ist eine spezifisch menschliche Ei- genschaft, die sich bei Kin- dern um das dritte Lebens- jahr herum entwickelt – Pri- maten zeigen Ansätze, wei- sen jedoch keine voll ent- wickelte ToM auf. Das Wis- sen um die Absichten und Wünsche anderer und die Möglichkeit, eigenes Ver- halten daran anzupassen, bestimmen unterschiedlich- ste Lebensbereiche, ange- fangen bei gewöhnlicher sprachli- cher Kommunikation über Entschei- dungsfindung hin zur bildenden Kunst. Defizite bei dieser Fähigkeit, wie zum Beispiel bei Autismus oder Schizophrenie, führen zu Problemen im zwischenmenschlichen Leben.

Hans Förstl (Hrsg.):

Theory of Mind.

Neurobiologie und Psychologie sozialen Verhaltens. Springer, Heidelberg, 2007, 380 Seiten, gebunden, 49,95 Euro

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